25. Juli 2016

Wasserholen im Erzgebirge

Ihre Frage an Dr. Brauch:

Was hat es mit dem Brauch des Wasserholens in der Mitternacht des sogenannten "vierten Heiligabends" im Erzgebirge auf sich?

Dr. Brauch antwortet:

Der Begriff „vierter Heiligabend“ ist Dr. Brauch nicht bekannt. Vermutlich meint der Fragende damit die sogenannten „Heiligen Nächte“ bzw. „Rau(h)nächte“ zwischen Heiligabend und Heiligdreikönig. Diese zwölf Tage bzw. Nächte waren früher jedenfalls mit zahlreichen abergläubischen Vorstellungen verbunden. Unter anderem glaubte man einen Blick in das kommende Jahr werfen oder den zukünftigen Ehepartner erkennen zu können, wenn man im Mondlicht auf die Wasseroberfläche eines Brunnens sah oder in einen Eimer blickte, mit dem man zuvor an einem Bach oder Fluss Wasser geschöpft hatte. Diese Form der Präkognition (Vorhersage zukünftiger Ereignisse) lässt sich in unterschiedlichen regionalen, terminlichen und inhaltlichen Varianten nachweisen. Hierzu scheint auch das in der Frage genannte Beispiel des Wasserholens im Erzgebirge zu gehören. Um einen Brauch handelt es sich diesfalls jedoch nicht.