Ihre Frage an Dr. Brauch:
Wein ausschenken zum Schluss der kirchenlichen Trauung. Weiß jemand, wo her der Brauch kommt, dass zum Schluss der kirchlichen Trauung an alle ein Wein ausgeschenkt wird. Wir möchten das bei unsere Hochzeit auch machen. Nur möchten wir gerne wissen, woher der Brauch kommt.
Dr. Brauch antwortet:
Der Hochzeitstrunk war in vielen katholischen Pfarreien bis ins 20. Jahrhundert hinein üblich. Man nennt ihn auch „Johannis-Minne“ oder „Johannis-Segen“. Verwendet wird dabei nicht der konsekrierte Messwein, sondern der am Tag Johannes des Evangelisten, dem 27. Dezember, geweihte Johanniswein. Bei der Weihe erbaten sich die Gläubigen den Beistand dieses Lieblingsjüngers Jesu, darum sahen sie den Wein als besonders hilfreich in Liebesdingen an. Ob nur das Brautpaar davon trank oder die ganze Hochzeitsgesellschaft, hing von den örtlichen Gepflogenheiten ab. Ein Pfarrer aus Hochaltingen im Donau-Ries berichtete 1909 z.B.: „Nach dem Trauungsgottesdienst gehen Brautleute u. Gäste um den Altar u. wird denselben vom dem Geistlichen der gesegnete ‚Johanniswein‘ zum Trinken dargereicht.“ Zur Weinspende gehören Worte wie: „Trinke die Liebe des heiligen Johannes!“