3. September 2009

Altweibermühlen

Ihre Frage an Dr. Brauch:

Servus beinand, ich bin in Karlstein (jetzt Ortsteil von Bad Reichenhall) aufgewachsen. Ich glaube, es war am 1.Mai, da wurde die Altweibermühle (Oidweibamuhi) ausgestellt. Ober stiegen als alte Weiber verkleidete Burschen hinein - dann flogen Heu, Stroh und Lumpen heraus und schließlich kam über eine Rutsche unten ein sauberes junges Madl raus. Mich würde interessier ob`s diesen Brauch auch woanders gab oder vielleicht noch gibt und woher der Brauch stammt. Herzliche Grüße aus München!

Dr. Brauch antwortet:

Die Vorstellung von einer Mühle, in der alte Frauen verjüngt werden, ist ebenso wie das verwandte Motiv des Jungbrunnes in Bildern, Märchen, Schwänken und Volksschauspielen überliefert. Der früheste Beleg für eine Altweibermühle findet sich in einem westpreußischen Fasnachtsspiel aus dem Jahr 1440. Große Verbreitung fand das Thema etwa ab 1600 durch die populäre Druckgraphik. Mancherorts gibt es Altweibermühlen noch heute als (Fasnachts-)Brauch. Bekannt ist aber vor allem die Altweibermühle von Tripsdrill, mit der 1929 dieser älteste Freizeitpark Deutschlands eröffnet wurde.