31. Mai 2009

Hungerbäume

Ihre Frage an Dr. Brauch:

Unsere Tochter feiert am Freitag das Hungerbaumfest, weil sie mit ihrem Freund 7 Jahre beisammen ist und noch nicht geheiratet hat, wo kommt es her? weil sie 25 J. ist war auch heuer schon Schachtelfest wo ist dieses bekannt? Wir finden diese Feste gemeinschaftsfördernd aber wo kommen sie her in unserer Gegend - nördl. Obb. war dies in unserer Jugend nicht bekannt.

Dr. Brauch antwortet:

Der Hungerbaum ist der Forschung bisher noch gar nicht aufgefallen! Wollen Sie über das Fest bei Ihnen nicht etwas ins „brauchwiki“ schreiben? Auf den Hungerbaum kommt vermutlich nur, wer auch die Hochzeits- und Kinderbäume kennt, die ja gerade im nördlichen Oberbayern häufig zu sehen sind. – Das Schachtelfest ist ein junger Brauch. Ideen und Anregungen dazu werden aber längst auch im Internet ausgetauscht. Seine Verbreitung ist also räumlich schwer einzugrenzen, zeitlich hingegen schon. In Norddeutschland war das Fest früher bekannt, als im Süden. Niedersächsische Volkskundler berichten, dass es in den 1990er Jahren z.B. in Braunschweig, Hildesheim, Cloppenburg, Bohmte und Recklingshausen gefeiert wurde. In Lingen an der Ems werden Schachtelfest und Alte-Socken-Fest (das Gegenstück für Männer) inzwischen sogar durch Anzeigen in der Tageszeitung angekündigt. Dort erzählt man, diese Bräuche seien in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg aus einer Partylaune heraus entstanden.