7. Mai 2012

Mistelzweig

Ihre Frage an Dr. Brauch:

Küssen unter Mistelzweigen?

Dr. Brauch antwortet:

Die frühesten schriftlichen Belege für Küsse unterm Mistelzweig findet man in England in der Zeit um 1810/20. Der deutsche Reiseschriftsteller Johann Georg Kohl beispielsweise beschrieb 1845 die Ausübung dieses Brauch in der Grafschaft Wiltshire. Anhand von Bildbelegen lässt sich bereits im Laufe des 19. Jahrhunderts die Ausbreitung des Kussmotivs nach Nordamerika, Frankreich, Deutschland und in andere Staaten nachvollziehen. Eine Untersuchung zur Mistel auf Glückwunschkarten zu Weihnachten und Neujahr (Gertraud Schorer, 2002) dokumentiert eine häufige Darstellung der Pflanze als Symbol für Leben (Misteln sind immergrün), Frieden (biblischer Bezug zur Sintflut und zum Kreuzholz Christi), Glück und Liebe (Assoziationen zur nordischen Mythologie und zum keltischen Druidenritus). Es bedarf jedoch noch der volkskundlicher Untersuchung, inwieweit solche zeitgenössischen Herleitungen zutreffen oder abzulehnen sind.