Termin
Dieser Brauch findet am 02. Juni 2025 statt. Er wird immer am Montag nach Christi Himmelfahrt begangen.
Einstiegsinformation
Der Wuarafeirta (hochdeutsch Würmerfeiertag) ist eine sogenannte Wieswallfahrt. Am Montag nach Christi Himmelfahrt wird jedes Jahr von den Bewohnern des Steingadener Ortsteils Schlögelmühle eine Wallfahrt zum gegeißelten Heiland auf der Wieskirche Wies durchgeführt.
Ablauf
Jedes Jahr am Montag nach Christi Himmelfahrt treffen sich bei jedem Wetter bis zu 20 Frauen aus der Schlögelmühle, einem Ortsteil von Steingaden, und Frauen, die in diesem Ortsteil geboren wurden, um halb zwei am westlichen Ende der 13.30 Uhr am westlichen Ende der Schlögelmühlstraße, um gemeinsam in die Wies zum gegeißelten Heiland zu pilgern. Der Weg führt die Frauen über die Schlögelmühle nach Hiebler und dort auf den Brettlesweg, vom Ende des Brettlesweges sind es dann nur noch ein paar Meter bis zur Wieskirche. Der gesamte Weg ist etwa fünf Kilometer lang, die Wallfahrt dauert etwa eineinhalb Stunden. Auf der Strecke in die Wies wird der Rosenkranz gebetet und es werden Lieder gesungen. Falls der Rosenkranz auf dem Hinweg nicht ganz geschafft wird, wird der Rest in der Wallfahrtskirche im Stillen zu Ende gebetet. Früher wurde in der Kirche laut gebetet und jeder zufällige Besucher konnte mit einsteigen, doch seitdem die Wies ein derartiger Besuchermagnet wurde und sich Scharen von Menschen in der Kirche aufhalten, wird im Stillen zu Ende gebetet um die Besucher nicht zu stören. Nach dem Beten des Rosenkranzes wird vor der Mutter Gottes in der Wies noch ein Lied gesungen und anschließend wird bei einem der beiden Wirte in der Wies gemütlich eingekehrt. Nach der Einkehr machen sich die Frauen wieder auf dem gleichen Weg auf in Richtung Heimat.
Hintergrund-Infos
Seit etwa 100 Jahren wird von den Bewohnern der Schlögelmühle und von Menschen, die in der Schlögelmühle geboren. wurden, eine Wallfahrt in die Wies organisiert. Entstanden ist dieser Brauch, der Würmerwallfahrt, am so genannten Würmerfeiertag, dadurch, dass die Bauern dieses Ortsteils und benachbarter Ortsteile um 1900 von einer Würmer- und Käferplage heimgesucht wurden, die Teile der wichtigen Ernte vernichteten.
Eine gute Ernte war zu dieser Zeit lebensnotwendig, sie sicherte den Unterhalt einer ganzen Großfamilie mit Großeltern und Gesinde. Da die Gebiete im Alpenvorland eher karg sind und im Gegensatz zu anderen Landstrichen weniger Ertrag abwerfen, mussten die armen Bauern dieser Gegend alles aus ihren Feldern und Wiesen heraus holen, um im Winter nicht Hunger leiden zu müssen. Deshalb traf es die Bevölkerung vor etwa 100 Jahren so hart, als diese Ungezieferplage einsetzte. Die streng gläubigen Menschen suchten Beistand und Hilfe bei Gott, denn nur er, so dachten sie, konnte ihnen in ihrer Not helfen. Dazu pilgerten sie zur nahe gelegenen Wallfahrtskirche auf der Wies. Die Plage wurde schließlich ausgestanden und aus Dankbarkeit für Gottes Hilfe wurde die Wallfahrt bis in die heutige Zeit Jahr für Jahr wiederholt.
Früher waren deutlich mehr Menschen bei dieser Wallfahrt dabei, ganze Familien schlossen sich dem Zug an, auch viele Männer. Doch ein Rückgang der Wallfahrer ist deutlich zu sehen. Mittlerweile machen sich nur noch Frauen auf den Weg, Männer sind schon lange keine mehr dabei und in ein paar Jahren wird dieser Brauch ganz eingeschlafen sein und in Vergessenheit geraten. Und das, obwohl der Wurafeirta in der Schlögelmühle ein regionaler Feiertag war und man die Arbeit an diesem Tag liegen lies, um in die Wies zu pilgern.