Willibaldsritt in Jesenwang

Termin

Der 301. Willibaldsritt findet am 09. Juli 2023 im oberbayerischen Jesenwang statt.

Einstiegsinformationen

Teilnehmer beim Willibaldsritt.

Der seit dem frühen 18. Jahrhundert belegte „Willibaldsritt“ im oberbayerischen Jesenwang verbindet eine seit dem 16. Jahrhundert nachweisbare Wallfahrt mit einer Pferdesegnung. Von ähnlichen Wallfahrten hebt sich der Ritt dadurch ab, dass die zwei- bis dreihundert Reiterinnen und Reiter direkt durch die spätmittelalterliche Wallfahrtskirche St. Willibald reiten; die Wagengespanne umfahren die Kirche. Ergänzt wird der Ritt durch ein Festgeschehen mit großer Beteiligung der lokalen Bevölkerung.

Ablauf

Der Flyer zum 300jährigen Ritt im Jahr 2022.

Der Willibaldsritt beginnt mit einer Messe in der Pfarrkirche von Jesenwang, die von einem Priester zelebriert wird. Nach der Messe versammeln sich die Teilnehmer des Ritts auf dem Kirchplatz, um sich für den Umzug vorzubereiten. Die mehr als 300 Pferde werden geschmückt und die Reiter tragen traditionelle bayerische Trachten. Die Statue des heiligen Willibald wird auf einem Wagen platziert, der von zwei Pferden gezogen wird.

Der Umzug führt durch die Straßen von Jesenwang und endet auf einem Feld außerhalb des Dorfes bei der Willibaldkirche. Dort findet ein Gottesdienst statt, der von einem Priester zelebriert wird. Die Teilnehmer des Ritts beten und singen während des Gottesdienstes und huldigen dem heiligen Willibald. Bemerkenswert ist hierbei, dass die Teilnehmer mit ihren Pferden durch die Kirche hindurch reiten und die Gespanne um die Kirche fahren.

Hintergrund-Infos

Beim Durchreiten der Kirche.

Die Tradition des Willibaldsritts geht auf das Jahr 1712 zurück, als die Jesenwanger wegen einer grassierenden, vor allem für Pferde gefährlichen Seuche den Heiligen Willibald um Hilfe baten. 250 Jahre später schien das Ende der alljährlichen Pferdesegnung gekommen: Die Willibalds-Kirche war so baufällig geworden, dass der Ritt von 1964 an nicht mehr abgehalten wurde. Die Rettung kam ein Jahrzehnt später mit der Gründung des Fördervereins Sank Willibald, der sich den Erhalt der Kirche zum Ziel gesetzt hatte. Von 1979 an fand auch der alljährliche Ritt wieder statt.

 Teilnehmer beim Willibaldsritt.

Bereits vorher lassen sich schriftliche Quellen finden in Form von Rechnungsbüchern finden, die nachweisen, dass eine Pferde-Wallfahrt nach St. Willibald erstmalig 1555 stattfand. Gesichert geht aus dieser Quelle auch hervor, dass der Fürstenfelder Abt an Pfingsten in Jesenwang eine Pferdesegnung vornahm.

Die Klosterliteralien verzeichnen für das Jahr 1574 viele eiserner Votivgaben in Form von Hufeisen aus den Stockgefällen der Jesenwanger Willibaldskirche – ein weiteres Indiz für eine frühe Pferdewallfahrt. Bereits seit Ende des 17. Jahrhunderts finden sich Belege für die Durchreite-Praxis.

Als bisher quellenmäßig gesicherter Beginn des Willibaldrittes gilt das Gelübde der Jesenwanger Bürger und Bauern, das auf einer gestifteten Votivbild „anlässlich einer starken Vieh- und besonders Pferdeseuche“ aus dem Jahr 1712 überliefert ist. Man erbat sich die Hilfe des Heiligen Willibald, von dem 1766 eine Reliquie in die Kirche eingebracht wurde.