- Termin
- Einstiegsinformatoin
- Ablauf
- Das Zufallswichteln
- Das Gedichtwichteln
- Das Schrottwichteln
- Das Würfelwichteln
- Das Räuberwichteln
- Mehrere Wichteltage
- Aufgabenwichteln mit Wichteleltern
- Hintergrund-Infos
- Die Herkunft des Wichteln
- Der Name Wichteln
- Die Geschenke an Weihnachten
- Die Gabenbringer
- Das Weihnachtsgeschäft
- Das Wichteln im Internet
- Die Aktion Weltweit Wichteln
- Weitere Wichteltermine
- Eine kleine Wichtelumfrage
- Literatur
- Weblinks
Termin
Dieser Brauch findet alljährlich in der Vorweihnachtszeit statt.
Einstiegsinformatoin
Das Wichteln ist eine besondere Form des Schenkens an Weihnachten und wird weltweit praktiziert.
Ablauf
Beim Wichteln werden Geschenke in der Vorweihnachts- und Weihnachtszeit nicht in üblicher Weise überbracht. In einer festgelegten Gruppe, z . B. Schulklasse, Clique, Familie, wird vorab jedem Teilnehmer ein anderer zugelost, dem er ein Geschenk machen muss. Man ist dann der sogenannte Wichtel dieser bestimmten Person, die auch Wichtelopfer genannt wird. Außerdem beschließt die Gemeinschaft in welchem materiellen Rahmen sich das Geschenk befinden soll und wie die Übergabe vonstatten gehen wird. Hier sind natürlich der Fantasie der Gruppe keine Grenzen gesetzt und so haben sich schon einige Varianten fest etabliert. Das Wichteln hat gegenüber dem herkömmlichen Schenken schon einmal den praktischen Vorteil, nicht jedem Mitglied der Gemeinschaft ein Geschenk machen zu müssen. Außerdem wird niemand der Gruppe ausgeschlossen, da alle Mitglieder ein Geschenk in etwa gleichem Umfang erhalten. Zudem bietet es die Möglichkeit sich innerhalb der Gruppe besser kennen zulernen, denn als Wichtel hat man die Aufgabe ein besonders passendes Präsent auszuwählen.
Das Zufallswichteln
Beim Zufallswichteln weiß der Wichtel selbst nicht für wen er das Geschenk besorgen muss. So ist es natürlich besonders schwierig etwas passendes für jeden zu finden. Vor der Bescherung wird dann per Los jedem ein Geschenk zugeteilt.
Das Gedichtwichteln
Beim Gedichtwichteln gibt es zum eigentlichen Präsent noch ein Gedicht dazu, welches den Beschenkten beschreiben soll. Idealerweise ist das Gedicht selbst geschrieben und unterhaltsam. Es muss dann in der Gruppe erraten werden, für wen das Gedicht geschrieben wurde, wem also das Geschenk gehört.
Das Schrottwichteln
Beim Schrottwichteln muss das Geschenk ein Gegenstand sein, welchen der Wichtel nicht mehr benötigt. Ein Präsent muss ausgewählt werden, das gebraucht und idealerweise besonders unnütz, eventuell sorgar geschmacklos ist. Besonders originelle Geschenke sind hier gefragt, die am besten noch gut zur beschenkten Person passen.
Das Würfelwichteln
Beim Würfelwichteln gibt es mehrere Spielmöglichkeiten. Voraussetzung ist immer, dass die Geschenke wie beim Zufallswichteln nicht konkret für jemanden bestimmt wurden, sondern an beliebige Personen geschenkt werden können. Man legt zunächst alle Geschenke in die Mitte und würfelt dann reihum. Wer eine vorher ausgemachte Zahl würfelt, zum Beispiel die Sechs oder Eins, darf sich eines der Geschenke nehmen. Wenn alle ein Geschenk haben, wird meistens ausgepackt. Es gibt aber auch Varianten, bei denen erst eine bestimmte gewürfelte Zahl das Auspacken erlaubt. Nun wird weiter gewürfelt und je nachdem welche Zahl fällt müssen die Geschenke getauscht oder in der Runde links- bzw. rechtsrum weiter gegeben werden. Das Spiel ist dann nach einer vorgegebenen Zeit vorbei und jeder Spieler behält das Geschenk, welches er im Moment vor sich liegen hat.
Das Räuberwichteln
Eine spezielle Variante des Zufallswichtelns ist das Räuberwichteln. Alle besorgten Geschenke werden in ein Zimmer gelegt. Wenn alle Geschenke vollständig sind, beginnt der jüngste Teilnehmer damit, sich ein Geschenk zu nehmen. Der nächste in der Reinfolge hat nun die Möglichkeit, das Geschenk des Ersten zu stehlen oder ein Neues zu nehmen. Alle weiteren haben auch immer die Wahlmöglichkeit, sich ein Geschenk zu nehmen oder von einem anderen zu räubern. Am Ende der ersten Runde werden wahrscheinlich wieder einige mit leeren Händen dastehen, da ihr gewählter Gegenstand geklaut wurde. So beginnt das Spiel von vorn, bis jeder ein Geschenk hat. Theoretisch ist das Spiel endlos, aber irgendwann werden auch die unbeliebteren Geschenke vom Haufen genommen worden sein. Bei dieser Variante ist der Anreiz besonders groß ein schönes Geschenk zu machen. Schließlich möchte keiner, dass sein Gegenstand als letzter genommen wird.
Mehrere Wichteltage
Eine andere Variante ist es, mehrmals seinem Wichtelopfer ein Geschenk zu bringen. Das kann zum Beispiel einmal pro Woche in der Adventszeit sein. Dabei platziert der Wichtel das Geschenk immer heimlich für das Opfer. An Weihnachten kann dann geraten bzw. aufgelöst werden, wer wem gewichtelt hat.
Aufgabenwichteln mit Wichteleltern
Beim Aufgabenwichteln werden untereinander Zettel gezogen. Anstatt aber nun den Wichtel zu spielen und Geschenke zu machen, wird man der Wichtelpapa bzw. die Wichtelmama der gezogenen Person (Wichtelkind). Dem Wichtelkind werden dann Aufgaben gestellt. Wenn diese erledigt sind, erhält es eine kleine Überraschung. Bei einer Entwichtelungsfeier wird dann aufgelöst, wer wessen Wichtelmama oder -papa war. Diese Variante wird in einem Internat gespielt.
Hintergrund-Infos
Die Herkunft des Wichteln
Ursprünglich kommt der Brauch des Wichtelns aus Skandinavien. Dort wird das Wichteln Julklapp genannt. Dabei setzt sich das Wort Julklapp aus dem Begriff, „Jul“, dem Fest der Wintersonnenwende, und „klapp“, für klopfen, zusammen.
Julklapp bezeichnet nämlich auch den skandinavischen Brauch, gut verpackte Geschenke nach lautem Klopfen unerkannt ins Zimmer zu werfen. Am Geschenk können dann noch lustige Sprüche oder Gedichte hängen, die den Beschenkten umschreiben. Julklapp bedeutet übersetzt auch Weihnachtsgeschenk.
Der Name Wichteln
Der Name Wichteln kommt von dem kleinen Phantasiegeschöpf, dem Wichtel, der vor allem in vielen nordischen Sagen auftaucht. Speziell dem Weihnachtswichtel kommt die Aufgabe zu, den Weihnachtsmann beim Geschenkeverteilen zu unterstützen.
In anderen Ländern, wie beispielsweise in Großbritannien ist der Brauch unter dem Namen „Secret Santa“ bekannt, in Portugal unter „amigo secreto“ oder „amigo oculto“. Übersetzt heißt das immer der geheime Freund. In Spanien und Argentinien nennt man ihn „amigo invisible“ (der unsichtbare Freund). Alle drei Bezeichnungen beziehen sich also direkt auf die Tätigkeit des geheimen oder verdeckten Schenkens, was auch im ursprünglichen Brauch, dem Julklapps, die zentrale Rolle spielt.
Die Geschenke an Weihnachten
Der Sinn des Schenkens am Weihnachtsfest wird am häufigsten mit der Geburt Jesu Christi erklärt. Weihnachten kann in diesem Sinne als Geschenk Gottes an die Welt verstanden werden. Gott schenkt uns seine Liebe, indem er einer von uns wird. Die Geschenke stehen symbolisch für diese Tat Gottes.
Aus der Weihnachtsgeschichte heraus kann das Schenken auch anders gedeutet werden. Das Jesuskind wird von den Weisen aus dem Morgenland mit Gaben beschenkt. Auch in der heutigen Zeit wollen wir dem Jesuskind etwas schenken. Da dies aber nicht möglich ist, geben wir stattdessen etwas an Menschen in Not und Kinder.
Die Gabenbringer
In der christlichen Tradition war das Schenken zunächst mit dem 6. Dezember verbunden, dem Tag des St. Nikolaus. Laut der Legende des Hl. Nikolaus, rettete dieser drei Töchter eines verarmten Kaufmanns. Er schenkte ihnen jeweils heimlich ein Goldstück, um nicht vom Vater verkauft zu werden. Mit der Reformation wurde das Schenken mehr auf das Weihnachtsfest verlegt, um den Heiligenkult einzudämmen. Während es 1535 bei Martin Luthers Kinder zwar noch einen Nikolaus als Gabenbringer gegeben hatte, wurde in den folgenden Jahren die Rolle des Christkindes als Schenkender bestärkt. Auch der Weihnachtsbaum kann zur Verschiebung der Bescherung auf die Weihnachtsfeiertage beigetragen haben, denn früher hingen die Geschenke am Baum, oder wie auch heute noch üblich, lagen sie unter den Zweigen.
Im 18. Jahrhundert ist dann zum ersten mal die Rede vom Weihnachtsmann, dessen Herkunft sehr umstritten ist. Das Gedicht von Moritz von Schwind von 1847 und die dazu entstandene Gestalt von Ingeborg Weber-Kellermann haben zur Veranschaulichung und Identifiaktion des neuen Geschenkebringers beigetragen. Doch die Entstehung dieser Figur lässt sich nicht allein darauf zurückführen. Der Begriff des Weihnachtsmanns wird in dieser Zeit eher noch als Sammelbegriff für die verschiedenen Schenkfiguren gesehen, wie beispielsweise dem Knecht Ruprecht und dem Hl. Nikolaus.
Heute gibt es sogar einen jährlich stattfindenden Weltkongress der Weihnachtsmänner. 2007 wurde dieser bereits zum 50. mal abgehalten. Dort treffen sich die Weihnachtsmänner um über Themen wie eine standartisierte Bartlänge oder den eigentlichen Weihnachtstermin zu diskutieren.
Das Weihnachtsgeschäft
Beschäftigt man sich mit den Auswirkungen, die das Schenken an Weihnachten mit sich bringt so kann man wahrscheinlich gar nicht alles nennen. Gut bekannt durch die Medien, sind die Effekte auf den Einzelhandel. So machen beispielsweise die Spielwareneinzelhändler knapp ein Drittel ihres Jahresumsatzes von 2012 in den Monaten November und Dezember. Der Umsatzerlös an verkauften Schokoweihnachtsmännern lag im selben Jahr bei 94,3 Mio Euro, während es im Jahr 2001 noch 57,6 Mio Euro waren.
Laut einer Statistik der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Ernst & Young beabsichtigten die Deutschen im Oktober 2012 230 Euro für Weihnachtsgeschenke auszugeben. Das sind 17 Euro mehr als im Vorjahr. Zu den beliebtesten Geschenken zählten 2012, wie auch in den Jahren zuvor, Geld, Gutscheine und Bücher. Dabei wurde geplant, das meiste Geld in Fachmärkten und Fachgeschäften auszugegeben (52 Prozent der Ausgaben). Im Internet werden im Vergleich dazu 20 Prozent konsumiert.
Das Wichteln im Internet
Im Internet gibt es einige Seiten, auf denen Wichtelbegeisterte Geschenke weltweit austauschen können. Im Rahmen der Secret Santa Aktion der Online-Community Reddit wurden beispielsweise 55229 Geschenke in 127 Länder verschickt. Nachdem man im Dezember den zu Beschenkenden erfahren hatte, wurde der Wichtel nun dazu aufgefordert über Reddit selbst, Facebook oder weitere soziale Netzwerke Informationen über das Wichtelopfer in Erfahrung zu bringen, um ein passendes Geschenk auszuwählen. Wobei explizit wieder darauf hingewiesen wurde, nicht exzessiv zu schenken. Bis zum 14. Dezember mussten dann alle Geschenke verschickt sein. Auf der Plattform kann man nun viele Fotos von Geschenken begutachten, welche die Wichtelopfer stolz bei Reddit eingestellt haben. Insgesamt wurden bei der Aktion 2012 $ 1.552.158,02 für Geschenke ausgegeben.
Die Aktion Weltweit Wichteln
Eine ganz besondere Variante in Anlehnung an das Weihnachtswichteln, ist die Aktion Weltweit Wichteln. Gruppen von Kindern können hier selbst gestaltete Wichtelpuppen mit einer Partnergruppe aus der ganzen Welt austauschen. Die Wichtelpuppen kann man in Weltläden oder direkt im Internet erwerben. Es handelt sich hierbei um Handpuppen aus Stoff, die in Indien für einen gerechten Lohn produziert wurden. In der sogenannten Wichtelstunde werden die Kinder dann näher über das Partnerland informiert und gestalten ganz individuell ihre Puppen. Anschließend werden diese mit einem Informationsbrief und evtl. Fotos, oder selbstgebastelten Kleinigkeiten verschickt. Dabei ist es den Organisatoren wichtig, dass es sich nicht um einen Austausch von Konsumgütern handelt. Es sollen also keine Spielsachen, Elektrogeräte oder Lebensmittel mitgegeben werden.
Weitere Wichteltermine
Neben vielen Wichtelvarianten wie Horrowichteln, Kitschwichteln, Querwichteln entstand mit den Jahren auch der das Osterwichteln. Dieses wird neben dem Weihnachtswichteln auch in vielen Foren oder Blogs vollzogen. Das wichteln an Halloween ist in Deutschland nicht sehr verbreitet (Horrorwichteln) und wird in America als Halloween Exchange oder Halloween Secret Santa bezeichnet.
Eine kleine Wichtelumfrage
Um einen groben Überblick zu bekommen, wie beliebt das Wichteln ist und in welchem sozialen Umfeld dieser Brauch besonders häufig zelebriert wird, gibt es eine kleine, persönliche durchgeführte, statistische Erhebung vom Februar 2013. An dieser Umfrage haben sich 39 Personen beteiligt. Die Teilnahme erfolgte freiwillig über das Internet.
Von den 39 Befragten Personen haben 36 schon einmal gewichtelt. Das entspricht 92 Prozent. Die meisten taten dies in der Schule, nämlich 28 der Befragten. Beliebt war auch das Wichteln unter Freunden. Dagegen beschenkte man sich in den Familien anscheinend eher auf die klassische Art, denn nur sechs Teilnehmer gaben an, schon einmal im Rahmen der Familie gewichtelt zu haben.
In der Umfrage wurde des weiteren nach besonders lustigen Wichtelgeschenken gefragt. Daraus ergab sich folgende Liste der zehn lustigsten Wichtelgeschenke. Die Liste kann natürlich jederzeit ergänzt werden.
- Udo Jürgens CD
- Wäscheklammer in Dinoform
- Baum
- Zündkerze für einen Roller
- Bratpfanne
- Prinzessin Lilifee Plüscheinhorn
- Hundebuch
- neongelbe Trillerpfeife
- Gesichtsmaske für einen Jungen
- Hut eines Sufi-Sängers
Literatur
- Lechner, Odilo; Kohl, Franz Xaver: Mit Leib und Seele leben, Die heilende Kraft von Rieten, München 2008.
- Kirchhoff, Hermann: Christliches Brauchtum, Feste und Bräuche im Jahreskreis.
- Brückner, Gilla: Weihnachten wie früher, 2006.
- Ernst, Eugen: Weihnachten im Wandel der Zeit, Stuttgart 2007.
- Eberspächer, Martina: Der Weihnachtsman, Zur Entstehung einer Bildtradition in Aufklärung und Romantik, Stuttgart 2002.
- Dewald, Markus: Trend zum Event, Die neue Festkultur einer atemlos gelangweilten Gesellschaft, Ostfildern 2008.