Termin
Dieser Brauch findet alljährlich vom 24. bis zum 26. Dezember statt.
Einstiegsinformation
Weihnachten ist das Fest der Geburt von Jesus Christus, es wird am 24. Dezember gefeiert und wird auch Fest des Friedens oder Weihnacht genannt. Den frühesten Beleg für den Ausdruck Weihnachten findet man um 1170:
von gnâde diu anegengete sih an dirre naht: von diu heizet sie diu wîche naht.
Die Gnade (Gottes) kam zu uns in dieser Nacht: deshalbt heißt diese nunmehr Weihnacht.
Das erste Wortglied weih wird vom germanischen wîha abgeleitet, das übersetzt heilig bedeutet. Das Wort naht wird mit Nacht übersetzt und so erhält man heilige Nacht. Darüber hinaus ist die germanische Grundform weih mit dem lateinischen victima, Opfertier, verwandt. Viele Forscher nehmen jedoch an, dass das Wort christlichen Ursprungs ist und es sich vermutlich um eine Lehnübersetzung des lateinischen nox sancta handelt. Theodor Storm bildete dann zum ersten Mal in seinem Gedicht von Knecht Ruprecht das Verb weihnachten.
Von drauß´ vom Walde komm ich her; ich muss euch sagen, es weihnachtet sehr.
Ablauf
Der eigentliche Festtag Weihnachten ist am 25. Dezember, der in der Liturgie auch Hochfest der Geburt des Herrn genannt wird. Am Abend des 24. Dezember, dem Heiligen Abend (auch Heilige Nacht, Weihnachtsabend genannt) beginnen jedoch schon die Festlichkeiten. Diese sind vor allem durch das familiäre Zusammenkommen, dem Christbaum in der Wohnung und dem Verteilen von Geschenken geprägt.
In vielen Staaten ist das Fest ein gesetzlich geschützter Feiertag. Je nach Land ist die Festlegung der Anzahl der Feiertage verschieden. In vielen Ländern, wie in Deutschland, Österreich oder Schweiz, kommt der 26. Dezember als zweiter Weihnachtsfeiertag gesetzlich hinzu.
Überblick
Weihnachten wird mit der Vorbereitungszeit von vier Wochen, dem so genannten Advent, begonnen. Danach beginnt die eigentliche Festzeit mit der ersten Vesper, der Vorabendmesse, von Weihnachten am Heiligen Abend (Jes 62, 1-5; Apg 13, 16-26). Diese Messe wird von vielen Kirchen als Kindermette angeboten, die meist vor 18 Uhr stattfindet. Danach feiert man die Christmette, die meist an Mitternacht stattfindet und die Freude über die Geburt des Herrn Ausdruck verleiht (Jes 9, 1-6; Tit 2, 11-14; Lk 2, 1-14). Am Morgen begeht man dann die Hirtenmesse, die von der Hoffnung auf die Erlösung handelt (Jes 62, 11 f.; Tit 3, 4-7; Lk 2, 15-20). Die Messen werden mit besonderen Liedern zur Weihnacht gefeiert, die man nicht nur im Gottesdienst singt. Zu den bekanntesten Liedern gehören zum Beispiel „Stille Nacht“, „Ihr Kinderlein kommet“, „O du fröhliche“.
Neben Ostern ist Weihnachten das Hauptfest des Kirchenjahres der römisch-katholischen Kirche. Dieser Festkreis umfasst die Feiern ab der ersten Vesper an Heiligabend bis zum Fest Taufe des Herrn, die am Sonntag nach Erscheinung des Herrn gefeiert wird.
Sowohl Christen als auch Nichtchristen und sogar Konfessionslose feiern Weihnachten heute meist als Familienfest mit dem Brauch sich gegenseitig zu beschenken, die so genannte Bescherung. Dieser Brauch vor allem Kinder etwas zu schenken wird seit 1535 durch Martin Luther propagiert, der eine Alternative zur bisherigen Sitte am Nikolaustag darstellen sollte, der bisher Geschenke am 06.Dezember brachte. Man wollte das Interesse der Kinder auf Christus und nicht auf einen Heiligen lenken.
Im Laufe der Jahrhunderte kamen weitere Bräuche, wie das Krippenspiel, das Frauentragen oder die Krippe hinzu und sind heute nicht mehr wegzudenken. Zudem verbinden viele andere Länder eigene Bräuche mit Weihnachten.
In vielen Familien gehört der Besuch eines Gottesdienstes am Heiligen Abend, der Christbaum und die Bescherung zum Ritual an Weihnachten dazu, auch wenn sie ansonsten Nicht-Christen oder keine Kirchengänger sind.
Neben diesen Festlichkeiten spielt das Festessen zu Weihnachten eine große Rolle. Dies gilt umso mehr, da der Advent bis 1917 als Fastenzeit galt. Je nach Ort und Land variieren dabei die Bräuche hierfür. So ist nicht nur Karpfen und Gans, sondern auch Fondue, Raclette oder auch Bratwürste auf der Beliebtheitsskala zu finden.
Biblische Grundlage
In den vier Evangelien der Bibel erzählen nur zwei von den vier Evangelisten von Jesu Geburt in Betlehem. Man geht davon aus, dass sie durch diese Art der Erzählung deutlich machen wollten, dass Jesus Christus bereits als Neugeborener von Gott als sein Sohn erwählt wurde.
Die heute geläufigere Darstellung von der Geburt Christi stammt aus dem Lukasevangelium (Lk 2, 1-7):
Zu jener Zeit ordnete Kaiser Augustus an, dass alle Bewohner des römischen Reiches in Steuerlisten erfasst werden sollten. Es war das erste Mal, dass so etwas geschah. Damals war Quirinius Statthalter der Provinz Syrien. So zog jeder in die Heimat seiner Vorfahren, um sich dort eintragen zu lassen. Auch Josef machte sich auf den Weg. Von Nazaret in Galiläa ging er nach Betlehem, das in Judäa liegt. Das ist der Ort, aus dem König David stammte. Er musste dorthin, weil er ein Nachkomme Davids war. Maria seine Verlobte, ging mit ihm. Sie erwartete ein Kind. Während des Aufenthalts in Betlehem kam für sie die Zeit der Entbindung. Sie brachte einen Sohn zur Welt, ihren Erstgeborenen, wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Futterkrippe im Stall. Eine andere Unterkunft hatten sie nicht gefunden.
Danach folgt im Lukasevangelium noch die Verkündigung an die Hirten (Lk 2, 8-20). Zu seiner Kindheitsgeschichte kommt noch die Darstellung Jesus im Tempel entsprechend den jüdischen Vorschriften (Lk 2, 21-40) und der zwölfjährige Jesus im Tempel (Lk 2, 41-52). Danach erfährt man erst wieder etwas vom dreißigjährigen Jesus (Lk 3, 23) als er dem Ruf seines Vaters im Himmel folgt uns ich von Johannes dem Täufer taufen lässt (Lk 3, 21-22).
Matthäus, der zweite Evangelist, der über die Geburt Jesu berichtet, gibt sie eher beiläufig bekannt, während er den Stammbaum Jesu erklärt. Von ihm erfährt man von den Zweifeln Josefs an seiner Vaterschaft (Mt 1, 18-24), der Huldigung des Kindes durch die Sterndeuter (Mt 2, 1-12), die anschließende Flucht nach Ägypten (Mt 2, 13-15), dem Kindermord in Betlehem durch König Herodes (Mt 2, 16-18) und die Rückkehr von Maria und Josef mit ihrem Kind nach Nazaret (Mt 2, 19-23).
Die Geburt von Jesus von Nazaret und sein Leben als Mensch in dieser Zeit wird von der Forschung nicht ernsthaft bestritten. Jedoch ist man sich uneins über den Zeitpunkt seiner Geburt. Aufgrund der christlichen Zeitrechnung, die auf den Mönch Dionysius Exiguus zurückgeht, der dabei aber einen Fehler von mehreren Jahren beging, geht man davon aus, dass die Geburt Jesus Christus am wahrscheinlichsten im Jahr 7 stattgefunden hat. Wann und warum Weihnachten am 25. Dezember gefeiert wird, ist unklar und sehr umstritten. Anfang des 3. Jahrhunderts werden in Ägypten verschiedene Daten für dessen Geburttermin im Frühjahr genannt, doch bereits im Jahr 336 in Rom war die Weihnachtsfeier am 25. Dezember in Übung. Einige gehen davon aus, dass damit eine starke Christus-Sonne-Symbolik verankert wird, besonders im Hinblick auf den jährlichen Sonnenlauf (Sonnenwende). Andere gehen davon aus, dass die Christen aus Protest gegen die Heiden das Geburtsfest Jesus Christus, der wahren Sonne, auf das Fest Natalis Solis Invicti (Geburtstag der Unbesiegbaren Sonne) zu Ehren des Sonnengotes von Emesa (Syrien) im Jahre 274 auf dieses Datum verlegten.
Hintergrund-Infos
Bräuche gegen Kommerzialisierung
Viele Familien wie auch die Schule stellen sich heute einer ganz eigenen Aufgabe an Weihnachten. Gegen die Kommerzialisierung versuchen sie wieder den ursprünglichen Sinn des Brauchtums mit den Kindern zu entdecken und die Weihnachtsbotschaft des Friedens wieder neu zu entfachen.
Anti-Weihnachtsbaum
Seit Bekanntwerden des Waldsterbens gibt es viele Menschen, die den Brauch des Christbaums verweigern oder verändern. Statt diesen nach dem Fest zu Entsorgen besorgen sie sich lebende Christbäume, die nach Weihnachten im Garten oder auf dem Balkon weiterwachsen können.
Achtung, weihnachtsmannfreie Zone!
Seit dem Jahr 2002 gibt es die Initiative Achtung, weihnachtsmannfreie Zone! vom Bonifatiuswerk der deutschen Katholiken e.V.. Diese will den Heiligen Nikolaus in den Vordergrund stellen und gegen eine Verwechslung mit der populären Kunstfigur des Weihnachtsmannes wirken.
Literatur
- Biser Eugen, Hahn Ferdinand, Langer Michael (Hrsg): Lexikon des christlichen Glaubens. München 2003.
- Buck, Elisabeth: Und wer hat Gott gemacht? Wenn mein Kind mich nach dem Glauben fragt. Göttingen 2008.
- Pattloch-Verlag (Hrsg): Feste und Bräuche im Jahreskreis; Erzählungen, Gedichte und Legenden zum Kirchenjahr. Aschaffenburg 1985.
- Rauchenecker, Herbert: Lebendiges Brauchtum; Kirchliche Bräuche in der Gemeinde. München 1985.
- Ritter, Michael: Braucht’s des? #2 Weihnachten. Aus MUH 43, 2021.
- Weber-Kellermann, Ingeborg: Das Weihnachtsfest; Eine Kultur- und Sozialgeschichte der Weihnachtszeit. Luzern und Frankfurt/M. 1978.
- Wimmer Otto, Melzer Hartmann (Hrsg.): Lexikon der Namen und Heiligen. Innsbruck, Wien 1988.
- Wolf, Helga-Maria: Das Brauchbuch; alte Bräuche, neue Bräuche, Antibräuche. Freiburg, Basel, Wien 1992.
- Wolf, Helga-Maria: Das neue Brauchbuch; alte und junge Rituale für Lebensfreude und Lebenshilfe. Wien 2000.