Wallfahrten

Einstiegsinformation

Wallfahrer nach Neukirchen Hl. Blut.

Als Wallfahrten bezeichnet man religiös motivierte Wanderungen und Fahrten zu heiligen Orten, Gnadenbildern, Wirkungsstätten, Gräbern und Reliquien von Heiligen. Sie existieren in verschiedenen Religionen, unter anderem im Christentum, Islam, Judentum, Hinduismus und Buddhismus. Wallfahrten finden zu unterschiedlichen Zeiten im Jahr statt; viele christliche Wallfahrten bewegen sich im Zeitraum um Ostern und Christi Himmelfahrt.

Ablauf

Wallfahrten können unterschiedlich motiviert und organisiert sein. Zentraler Bestandteil einer Wallfahrt ist einerseits die Reise zu einem heiligen Ort bzw. Heiligtum, andererseits der Aufenthalt am Gnadenort selbst. Allgemeines Ziel ist es also, eine räumliche Distanz zu überwinden, um dabei oder im Anschluss eine Heilserfahrung zu machen. Für die traditionellen Fußgänger kommt der eigentlichen Reise meist die höhere Bedeutung zu. Den Unterschied hierzu bilden diejenigen Wallfahrer, die den Weg mit Bahn, Bus oder Auto zurücklegen. Hier liegt der Schwerpunkt meist auf dem Aufenthalt am Gnadenort. Der Weg zu einem Wallfahrtsort kann sich also ganz unterschiedlich gestalten. Früher waren Wechselgesänge in den Wallfahrergruppen weit verbreitet. Diese Lieder haben auch wesentlich zum heutigen Kirchenliedgut beigetragen. Kommen die Wallfahrer in die Nähe des Gnadenorts, fallen sie oft auf die Knie, um die Bedeutung des Ortes hervorzuheben. Am Wallfahrtsort selbst stehen dann Gebete, Besichtigungen, Segnungen und Berührungen der Gnadenbilder im Vordergrund. Eine besondere Rolle spielen die Weihe- und Opfergaben, sogenannte Votivgaben. Diese werden oft in Form von Kerzen am Wallfahrtsort niedergelegt. (siehe Bild: Wachsgewölbe in der Andechser Wallfahrtskirche Foto Thomas Schmid)Für viele Wallfahrer ist es auch wichtig, eine Art Souvenir vom Wallfahrtsort mitzubringen. Das kann zum Beispiel die Kopie eines Gnadenbildes oder etwas Erde vom Wallfahrtsort sein.

Hintergrund-Infos

Geschichte

Nachdem der allgemeine Wortgebrauch den Begriff „Wallfahrt“ oft synonym verwendet mit Pilgerschaft, Kreuzgang, Bittgang und Prozession, gilt es inzwischen als sinnvoll, zwischen Wallfahrt und Pilgerschaft (eine auf längere Dauer ausgelegte Reise) zu unterscheiden. Berühmte Wallfahrtsorte für das Christentum sind beispielsweise Rom, Lourdes, Kevelaer, Fátima, Santiago de Compostela („Jakobsweg“) sowie im süddeutschen Raum Altötting und Andechs. Einen konkreten Entstehungszeitraum für christliche Wallfahrten zu bestimmen erweist sich bei der Vielzahl der einzelnen Bräuche nicht als sinnvoll, dennoch kann man nach der ersten Jahrtausendwende einen Wandel im Wallfahrtswesen beobachten. Da nach den Kreuzzügen Massen von heiligen Gegenständen ins Abendland gelangten, entwickelten sich deren Aufbewahrungsstätten vielfach zu Wallfahrtsorten. Ab dem 13. Jahrhundert wurde die Verehrung der Heiligtümer oft mit einem Ablass verbunden. Der Schwerpunkt der Wallfahrten verlagerte sich danach in den heimatlichen Bereich, wobei Wallfahrten an entferntere Orte, wie das Heilige Land, dennoch bestehen blieben. Stellte man sich früher noch alleine den Strapazen der Reise, konnte man sich nun oft einfach organisierten Prozessionen des eigenen Heimatortes oder der zuständigen Pfarrei anschließen. Anfang des 18. Jahrhunderts begann die Amtskirche, ihre Förderung und Duldung von Wallfahrten einzuschränken, da die theoretische Unterweisung stärker betont werden sollte. So schränkte man Wallfahrten ein, hob sie auf oder wandelte sie in Andachten in der eigenen Pfarrkirche um. Ende des 18. Jahrhunderts übernahm auch die staatliche Seite diese Ablehnungshaltung, was u.a. so weit ging, dass Wallfahrten und geistliche Schauspiele verboten wurden. Dennoch wurde das Wallfahrtswesen dadurch nicht vollständig beseitigt. Während des 19. Jahrhunderts entfaltete es sich von neuem, allerdings mit einer teilweisen Veränderung der alten Strukturen. Der Pfarrer bzw. Kaplan, der oft hinter den Wallfahrten gestanden hat, wurde zum Beispiel vom sogenannten Pilgerführer ersetzt, was bis heute so geblieben ist.

Weblinks

Literatur

  • Hartinger, Walter: Religion und Brauch.Darmstadt 1992.
  • Der Brockhaus in Text und Bild. Bertelsmann A-Z Lexikon 2007 auf DVD. United Soft Media Verlag GmbH. Mannheim 1999.