Wallfahrt St. Salvator Bettbrunn

Einstiegsinformation

Die Wallfahrtskirche St. Salvator.
Die Kirche St. Salvator in Bettbrunn, die dem Salvator Mundi (lat. = Erlöser der Welt) geweiht ist, lädt mit ihrer über 800 Jahre alten Wallfahrt zur Anbetung Christi ein. Vor allem an jedem Pfingstmontag, dem Hauptwallfahrerfest, pilgern alljährlich hunderte von Gläubigen nach Bettbrunn (Landkreis Eichstätt, Bistum Regensburg).

Ablauf

Hauptsächlich in der Zeit zwischen Ostern und Mitte Oktober organisieren viele Pfarreien, vor allem aber Pfarreien aus dem Umland von Bettbrunn, Gelöbniswallfahrten zur Kirche St. Salvator. Die Zahl der Pilger bei organisierten Gruppenwallfahrten liegt zumeist zwischen 20 und 400 Teilnehmern. Zu jeder Jahreszeit kommen aber auch Einzelpilger an diesen besonderen Ort, um ihre vielfältigen Anliegen vor den Erlöser der Welt (= Heiliger Salvator) zu bringen. Das Wallfahrerbüchlein der Gemeinde zählt jährlich rund 13000 Pilger. Hilfesuchend beten diese dabei beispielsweise um die Erlösung aus Nöten, um Heilung von Krankheiten und um Errettung aus Bedrohungen. Die Wallfahrtskirche von Bettbrunn gehört zur Gemeinde Kösching im Landkreis Eichstätt. Das Hauptwallfahrerfest findet regelmäßig jährlich am Pfingstmontag statt. Nach dem Reisesegen, gespendet in der jeweiligen Heimatgemeinde, starten die Pilgergruppen ihren Weg zur Wallfahrtskirche. Dabei sind es zumeist Fußgruppen, die gemeinsam zu St. Salvator laufen. Auf dem Pilgerweg werden während des Unterwegsseins in der Regel Rosenkränze gebetet, zum Teil Lieder gesungen, oder auch phasenweise Minuten des stillen Gebets zelebriert. Normalerweise wird die Pilgergruppe angeführt von Ministranten, die das Christuskreuz der jeweiligen Heimatgemeinde der pilgernden Gruppe voraustragen. So entsteht, Christus im Blick, bei den mitgehenden Gemeindemitgliedern ein kollektives Gefühl des Miteinander-unterwegs-Seins und ein starkes Gemeinschaftsgefühl. Alternativ dazu kann man als (Einzel-)Pilger aber auch nur eine Teilstrecke des Pilgerweges gehen. Dazu bietet es sich beispielsweise an, bis zum Köschinger Waldhaus zu fahren und erst ab hier an der Prozession zur Wallfahrtskirche teilzunehmen. Nach Bedarf werden von den umliegenden Gemeinden aber zum Teil auch Busfahrten organisiert. Nach der Ankunft der Pilgergruppen wird in der Wallfahrtskirche dann gemeinsam mit der Kirchengemeinde vor Ort ein großer Festgottesdienst gefeiert. Im Mittelpunkt steht hierbei die Anbetung und Verehrung der hölzernen Christusstatue St. Salvator, der vielfältige Wundertätigkeit zugeschrieben wird.

Varianten

Straßenschild zur Wallfahrtskirche.
Traditionell am zweiten Sonntag im Juli machen sich Gläubige der sechs Pfarreien des Pfarrverbandes Altmannstein-Hagenhill-Mendorf-Steinsdorf-Sollern-Tettenwang aus allen genannten Einzelgemeinden auf den Weg zu einer Sternwallfahrt nach Bettbrunn. Je nach Streckenlänge gibt es dazu einen entsprechenden Zeitplan, um ein annähernd gleichzeitiges Eintreffen der verschiedenen Pilgergruppen zu gewährleisten. Im Jahr 2013 waren es insgesamt 220 Teilnehmer dieser Sternwallfahrt. Die Pfarrei Altmannstein führte im Jahre 2014 bereits zum 537. Mal diese Gelöbniswallfahrt durch. Eine besondere Bedeutung kommt bei den Wallfahrten zum Heiligen Salvator in Bettbrunn auch den Votivkerzen zu, die von einigen pilgernden Gemeinden, in bestimmten Zeitabständen als Pilgergabe mitgebracht werden. Im Chorraum der Kirche bezeugen mehrere Dutzend prächtig gestaltete, zum Teil über eineinhalb Meter große Kerzen, die jahrhundertelange Verehrung des Heiligen Salvators. Die älteste in Bettbrunn vorhandene Votivkerze von 1378 aus Ingolstadt ist zudem die älteste bekannte Votivkerze Europas. Die nur drei Kilometer entfernt liegende Nachbargemeinde Mendorf opfert alle einhundert Jahre eine neue Votivkerze. Zuletzt wurde im Jahre 1976 eine wunderschön gestaltete Votivkerze nach Bettbrunn getragen. Diese Kerze kann nun neben den vielen anderen im Chorraum von St. Salvator bewundert werden. Begangen wurde diese besondere 100-Jahr-Gelöbniswallfahrt unter der Beteiligung der örtlichen Vereine mit einem großen Pilgerfest. Bis vor einigen Jahren waren Pilgergruppen aus dem Dorf Mendorf auch alleine nach Bettbrunn gegangen. Im Zuge der Zusammenlegung zu größeren Pfarrgemeinden im Lauf der vergangenen Jahre, ist Mendorf nun seit einigen Jahren regelmäßig an der o.g. Sternwallfahrt beteiligt.

Hintergrund-Infos

Sammlung historischer Votivkerzen.
Den Grundstein für die über 800 Jahre alte Hostienwallfahrt legte ein Vorfall, der in einer spätmittelalterlichen Reimhistorie beschrieben wird. Demzufolge nahm ein gottesfürchtiger Kuhhirte im Jahre 1125 die von ihm bei der Osterkommunion empfangene Hostie wieder aus dem Mund und verwahrte diese anschließend in einem zur Aufbewahrung eigens ausgehöhlten Hirtenstab. Als er aus Versehen mit eben diesem Stab einmal nach dem Vieh warf, fiel die geweihte Hostie zu Boden und blieb auf einem Felsenstück liegen. Weder ihm selbst noch dem dazu gerufenen Pfarrer war es in der Folge möglich, die Hostie aufzunehmen. Nachdem die eigentliche frevelhafte Tat sowie das Unvermögen des Hebens der Hostie dem zuständigen Bischof von Regensburg gemeldet worden war, konnte auch dieser den „Leib Christi“ erst aufnehmen, nachdem von ihm ein Gelübde zur Erbauung einer Kapelle als Sühne für den Frevel geleistet worden war. Der jetzige Hochaltar soll der Legende nach über dem entsprechenden Felsen stehen. Außerdem stiftete dieser Regensburger Bischof, Hartwich I. (1105 – 1126), eine holzgeschnitzte Christusfigur für die Kapelle – diese wird heute als das „Gnadenbild des Heiligen Salvators“ verehrt. Gebet und Opfer der Gläubigen, die auf Einladung des Bischofs kamen, sollten Sühne für den Frevel des Hirten leisten. Daraus entstand eine der ältesten Hostienwallfahrten Bayerns. Als es im Jahre 1330 zum Brand der hölzernen Kapelle kam, bei dem die Hostie des Hirten verlorenging, wurde die ebenfalls hölzerne Christusfigur mit nur wenigen Brandstellen auf der Rückseite gerettet. So entstand die heutige Gnadenbildwallfahrt aus einer Hostienwallfahrt. Heute wird der von einem Mantel geschmückte Salvator in einem Glasschränckchen über dem Tabernakel des Altars aufbewahrt und den Gläubigen zur Anbetung gezeigt. Außer diesem „Brandmirakel“ - die hölzerne Statue hätte aufgrund ihres Materials eigentlich auch verbrennen müssen – kennt die Bettbrunner Geschichte auch zwei Gnadenbildfrevel, die als Beleg für die überirdische Bedeutung der Christusfigur gesehen werden. Demnach ist das Gnadenbild zweimal, einmal von einem Soldaten und ein zweites Mal von einem Studenten, von seinem Platz in Bettbrunn entfernt worden, kehrte jedoch „von allein wieder an den angestammten Platz zurück“ (Quelle: Artikel Donaukurier „Der Hostienfrevel des Hirten“). Genauere Umstände des Entfernens und Wiederzurückkommens sind jedoch nicht belegt. „Durch die vielen Opfergaben der zahlreichen Wallfahrer war es möglich, bald ein neues, großes Gotteshaus im gotischen Baustil auszuführen.“ (Quelle: Informationsheft der Pfarr- und Wallfahrtskirche St. Salvator Bettbrunn, 2007). Im Laufe der Zeit kam es zu mehreren Um- und Erweiterungsbauten der Kirche St. Salvator. Die heute sichtbare prächtige Ausschmückung der Wallfahrtskirche geht auch zurück auf die Übernahme der Pfarrei und Wallfahrt durch den Orden der Augustiner-Eremiten aus Ingolstadt im Jahre 1690. Der weitere regionale und überregionale Bedeutungszuwachs der Bettbrunner Wallfahrt im 16./17. Jahrhundert wurde wesentlich beeinflusst von den politischen und konfessionellen Entwicklungen dieser Epoche. Bettbrunn, angrenzend gelegen an die zu diesem Zeitpunkt reformierte Oberpfalz, profitierte von Wallfahrern, die die Reformation ablehnten und St. Salvator weiterhin als Gnadenstätte besuchten. 1657 gab es 60 Prozessionen, 1766 gar 163, 1710 verteilte man 20000 Kommunionen, 1790 sogar 30.000. In der heutigen Zeit lebt die Wallfahrt nach Bettbrunn hauptsächlich von der lokalen, regionalen Bedeutung, ist aber im Bistum Regensburg eine durchaus bekannte Wallfahrtsstätte. Eine kleine Besonderheit stellt dar, dass der Ortsname „Bettbrunn“ in den umliegenden Gemeinden von den Ortsansässigen und alten Einheimischen kaum verwendet wird. An dessen Stelle wird Bettbrunn im örtlichen Dialekt fast ausschließlich als „Soivoda“ bezeichnet, was sich natürlich vom „Heiligen Salvator“ ableitet.

Weblinks

Literatur

  • Grimminger, Christina: Der Hostienfrevel des Hirten. Ursprung der Wallfahrt zur jetzt generalsanierten St.-Salvator-Kirche. Donaukurier, 2007.
  • Kauschinger, Johann: Pfarr- und Wallfahrtskirche St. Salvator Bettbrunn. Regensburg 2007.
  • Recum, Karl / Reiß, Gustav: Wallfahrtskirche St. Salvator zu Bettbrunn. Wangen 2001.

Karte