Waldsteinfestspiele

Termin

Dieser Brauch findet vom 22.07. bis zum 29.07.2023 statt.

Einstiegsinformation

Karl Dengler aus Münchberg und Prof. Dr. Reinhardt Schmalz haben die Traditon der Waldsteinfestspiele wieder aufleben lassen. Diese Festspiele werden zwar nicht jährlich aber doch immer wieder aufgeführt. Die Zuschauer werden dabei durch eine Inszenierung von ca. 100 Schauspielern der Laienspielgruppe Münchberg zurück ins Mittelalter mit seinem Glanz und Elend versetzt. Dabei werden sowohl prächtige Ritter als auch das einfache Volk repräsentiert. Der Handlungsraum umfasst die weiteren Regionen um den Waldstein, von Weißenstadt bis Müchberg und von der Burg Stein bei Bad Berneck bis zur Burg Neuburg in Böhmen. Im Mittelpunkt stehen meistens natürlich die Ritter von Sparneck. Umgesetzt wird das Schauspiel am Großen Waldstein, der Teil des Waldsteinzuges im Fichtelgebirge ist, auf einer von großen Buchen eingerahmten Holzbühne mit der Ruine des Roten Schlosses im Hintergrund. Der Inhalt der aufgeführten Stücke ändert sich. Zuletzt wurde im Jahr 2008 ,,das Vermächtnis mit großem Erfolg aufgeführt. Der Stoff für dieses Stück stammt beispielsweise aus dem Jahr 1360. Durch die Aufführungen erhalten die Zuschauer einen anschaulichen Einblick in die Historie ihrer Heimat.

Geschichte der Festspiele

Die Waldstein-Festspiele handeln von der bewegten Geschichte des Waldsteins im Mittelalter. Nicht weniger interessant ist jedoch die Historie der Festpiele selbst. Sie begann in der Zeit der Romantik, als der Waldsteingipfel mit seinen Felsentürmen, Ruinen und Denkmälern zum gesellschaftlichen Mittelpunkt der besseren Gesellschaft wurde. Auf dem Teufelstisch plazierte man einen Pavillion und das „Hospiz Waldstein wurde errichtet, ein Gebäude im Schweizer Stil und Vorläufer des heutigen Waldsteinhauses. Am 23. Juli 1854 wurde das romantische Schauspiel „Der Citherschläger und das Gaugericht im unteren Burghof erstmals aufgeführt. Seit dieser Zeit gibt es die Idee des Theaterspiels vor der imposanten natürlichen Kulisse des Waldsteinfelsens mit der alten Ritterburg. Wann und warum diese erste Ära der Festspiele endete, ist allerdings nicht bekannt. Die Spiele lebten erst im Jahre 1923 wieder auf, als die Ortsgruppe Münchberg des Fichtelgebirgsvereins der Zerstörung der Waldsteinburg am 11. Juli 1523 gedachte. Im Rahmen der damaligen Feierlichkeiten wurde das kurze Drama „Ihre Burgen sind zerfallen inszeniert. Christian Sümmerer, Heimatdichter und Redakteur der Münchberger Tageszeitung, hatte es verfasst. Die Resonanz war so gewaltig, dass man sich spontan entschloss, im folgenden Jahr ein reines Theaterfestpsiel durchzuführen. Sümmerer schrieb das Sagenspiel „Des Waldsteins Wunderblume. Ein Felsplateau wurde zur Naturbühne und mitten im Wald errichtete man eine Tribüne mit 1.500 Plätzen für die Zuschauer. 20.000 Besucher stürmten die zehn Vorstellungen. Der grandiose Erfolg konnte 1925 wiederholt werden. Doch warum wurden die Festspiele dann nicht fortgesetzt? In der Heimatzeitung konnte man noch am 28. Juli 1925 lesen: „...können wir mit froher Zuversicht den Aufführungen des nächten Jahres entgegensehen. Doch daraus wurde nichts. War es der verregnete Sommer des Jahres 1925, der die Verantwortlichen entmutigte? In Münchberg spöttelte man schon: „Immer wenn Festspiel ist, regnet es. Oder lag es vielmehr daran, dass Spielleiter Christian Sümmerer aus beruflichen Gründen nach München zog? Der Gewerbeleiter und Feilenhauer-Darsteller Georg Nothaft hatte zwar schon 1925 ersatzweise die Regie übernommen, doch nach ihm fand sich offenbar niemand mehr, der diese Aufgabe schultern wollte. Schließlich ergriff der Müncberger Lehrer Oskar Froschauer die Initiative und schrieb „Des Roten Schlosses Untergang, ein historisches Schauspiel um die Zerstörung der Waldsteinburg. Es hatte anlässlich des Landesfestes des Evangelischen Bundes am 24. August 1929 im Münchberger Schützenhaus Premiere. Erst auf öffentlichen Druck hin entschloss man sich kurzfristig, zwei weitere Vorstellungen am Originalschauplatz, dem Waldstein zu geben. Sie waren sehr erfolgreich, doch die Festspiele kamen dennoch erneut zum Erliegen. Woran lag es diesmal? War es eine Folge der Weltwirtschaftskrise vor 80 Jahren? Wahrscheinlicher ist, dass es ganz praktische Gründe gab: Die Tribünen waren mangelhaft und die Zuschauer mussten das Geschehen größtenteils im Stehen verfolgen. Größere Investitionen wären nötig gewesen und niemand wollte das finanzielle Risiko tragen. Zwei Jahre später fand man einen prominenten Unterstützer: Der Hofer Heidentenor und Wagner-Sänger Josef Schöffel war von den Waldstein-Festspielen begeistert und erklärte sich bereit, die Spielleitung zu übernehmen. Er entwarf ein Konzept, wie man die Verantstaltung professioneller durchführen könnte - wie es auf der Luisenburg schon seit 1914 üblich war. Anteilsscheine zu je 100 Reichsmark sollten ausgegeben werden, die Städte und Gemeinden rund um den Waldstein sollten sich beteiligen. Doch diese lehnten ab - die Finanzierung kam nicht zustande. Jahrezehnte später schrieb Kreisheimatpfleger Karl Dietel bedauernd in sein Waldsteinbuch: „Seitdem hat sich niemand mehr zu einer Wiederholung der Waldstein-Festspiele aufgerafft. Die änderte sich erst im Jahre 1995, als der Sparnecker Regisseur der Selber Heimatbühne, Dieter Sailer, am Waldstein auf den Sparnecker Heimatforscher Professor Dr. Reinhardt Schmalz traf. Die Idee fiel erneut auf fruchtbaren Boden und der Verien Felsenbühne Waldstein wurde aus der Taufe gehoben. 1998 war es dann soweit - genau 475 Jahre nach der Zerstörung der Waldsteinburg durch den Schwäbischen Bund. Nach dreijähriger Vorbereitung ging die Wunderblume erneut über die Bühne, die nun gegenüber dem Waldsteinhaus ihren Platz fand. Vier heimatgeschichtliche Schauspiele wurden seither mit überwältigendem Erfolg aufgeführt, ein fünftes ist in Vorbereitung. Das Konzept der Felsenbühne, historische Ereignisse am Originalschauplatz darzustellen, verpackt in eine kurzweilige und gleichzeitig realitätsnahe Handlung, ist einzigartig in ganz Oberfranken. In diesem Jahr fanden keine Festspiele statt. Stattdessen wird die Bühne erneuert. Die Premiere des neuen Stückes ist am 24. Juli 2010 geplant.

Interview

Gibt es einen Schauspielerwechsel oder sind es jedes Jahr die dieselben? Die Besetzung ändert sich nahezu jedes Jahr, jeder der Lust und Laune hat kann gerne mitspielen. Wie viele Personen sind beteiligt und sind es Profis oder Amateure? Dieses Jahr sind es etwa 60 Aktive Schauspieler, aber auch viele Helfer die Zuständig sind für die Masken, Kulissen, die Verpflegung der Gäste etc. sind mit dabei. Unsere Truppe besteht vor allem aus Laien, es gäbe kein Problem wenn ein Professioneller mitspielen möchte, aber es ist nicht zwingend notwendig. Wie oft und wann wird geprobt? Geprobt wird ganz allgemein so bis alles gekonnt wird. Meistens Samstag und immer das ganze Abschnitt für Abschnitt. Also müssen auch nicht immer alle anwesend sein. Wer finanziert das Ganze? Natürlich kostet es Eintritt, 12 Euro für Erwachsende und 6 Euro für Kinder, aber dem größten Teil der Kosten wird von folgenden Sponsoren erstattet. E.ON Bayern, Baur, Volksbanken Raiffeisenbanken, Kreis- und Stadtsparkasse Hof, Oberfranken Stiftung, Kulturfonds Bayern, Markt Sparneck, Markt Zell, Stadt Münchberg, Stadt Weißenstadt. Wie viele Vorstellungen pro Jahr? Dieses Jahr werden es 5 Vorstellungen werden. Was wird 2010 aufgeführt? Das Stück heißt der Ketzer. Inhalt: 100 Jahre vor Martin Luther tritt in Prag ein Reformator auf, der bereits ein ganz ähnliches Gedankengut predigt: Jan Hus. Das Konzil in Konstanz verbrennt ihn am 6. Juli 1415 als Ketzer auf dem Scheiterhaufen. Die Folge ist eine Revolution, die bald ganz Mitteleuropa in Atem hält. König und Papst unternehmen fünf Kreuzzüge nach Böhmen, die alle kläglich enden. Im Januar 1430 greifen die Hussiten Oberfranken an. Entlang einer breiten, blutigen Schneise verwüsten sie große Teile des Landes. Hof, Münchberg, Weißdorf, Sparneck und Weißenstadt sinken innerhalb weniger Tage in Schutt und Asche, der Waldstein wird angegriffen. Johannes Reichel aus Münchberg ist Anhänger des Hussiten. Er wird in den Kerker geworfen und ihm droht das gleiche Schicksal wie Jan Hus, der Scheiterhaufen.

Weblinks

Literatur

  • Professor Dr. Reinhardt Schmalz: Warum die Waldsteinfestpiele immer wieder erloschen.

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