Waldfest in Au-Thalhofen (Oberallgäu)

Termin

Teilnehmer beim Waldfest.
Dieser Brauch findet erst wieder im Jahr 2024 statt. Angesetzt werden zwei Termine zwischen Juli und August, wobei das Fest nur bei guter Witterung durchgeführt wird.

Einstiegsinformation

„Treu dem guten alten Brauch“ – Ganz nach dem Leitspruch des Trachtenvereins Au – Talhofen findet jedes Jahr im Sommer, im kleinen Ortsteil von Fischen (Oberallgäu) das Waldfest statt. Ein Fest am Waldesrand und ganz unter freiem Himmel, das die Pflege der historischen Trachtentänze und das Beisammenseins in den Vordergrund rückt. Das Waldfest findet jedoch nicht nur in Au – Talhofen statt, sondern wird auch in vielen weiteren Trachtenvereinen der Region durchgeführt. Auch hier werden die historischen Trachtentänze gepflegt. Im Großen und Ganzen gleichen sich die einzelnen Feste, dennoch sind Kleinigkeiten an der Tracht oder im Verlauf von Ort zu Ort verschieden.

Ablauf

Besucher in Tracht.
Musiker bei dem Fest.
Das Waldfest findet auf einem größeren Platz statt, umgeben von schatten-spendenden Bäumen. Um das Ganze verrichten zu können, mussten früher jedes Jahr von neuem eine Bühne und Holzbuden aufgebaut werden. Seit einigen Jahren wurde jedoch dort aus Eigeninitiative der drei ortsansässigen Vereine, des Trachtenvereins, des Schützenvereins und der Feuerwehr, eine Halle errichtet, zum Schutz vor plötzlich auftretenden Gewittern. Diese soll jedoch nicht ausschließlich als Austragungsort des Waldfestes dienen, da sonst der Sinn des Festes unter freiem Himmel verloren ginge. Auch feststehende Buden und eine bewegliche Bühne, die von der Halle aus ins Freie geschoben werden kann, zieren den Platz und erleichtern den Aufbau. Das Waldfest beginnt am Vormittag mit dem Einmarsch der Schuhplattlergruppe zum Festplatz, die von der Fahnensektion des Trachtenvereins und einer Musikkapelle begleitet wird. Ganz frei von Eintrittspreisen dürfen Interessenten das darauf folgende Programm genießen. Im Vordergrund der Vorführung stehen die historischen Tänze der Schuhplattler, wie zum Beispiel des Heidauers oder dem Doppelsteirer. Wobei beim letzteren der „Platterbua“ (Plattlerjunge) mit zwei statt nur mit einer Fehl (Mädchen) tanzt. Umrahmt wird das ganze musikalisch, mit vereinsinternen Musikern aber auch mit auswertigen Gruppen, wie zum Beispiel den Alphornbläsern oder den Gaiselschnellern.
Feldkegeln bei dem Waldfest.
Doppelsteirer.
Die einfacheren Plattlertänze werden meist von der Jugenplattlergruppe vorgeführt, welche sich aus Kindern und Jugendlichen zwischen 5 und 14 Jahren zusammenstellt. Zudem gibt es auch noch die Älteren der Plattlergruppe, die aus ledigen „Fehla“ und „Buabe“ bestehen. Diese führen die zum Teil schwereren Schuhplattler vor und bringen diese den Jüngeren Schritt für Schritt bei. Als weitere Attraktion des Waldfestes darf das Feldkegeln nicht fehlen. Hier kann jeder für eine minimale Einlage von 1,50€ sein Können auf zwei verschiedenen Bahnen zeigen. Das Ziel ist es auf 10 Schub (=Kugeln die vorgeschoben werden) möglichst viel Holz (= gefallene Kegel) zu erzielen. Bei einem Schub können maximal drei hintereinander aufgestellte Kegel fallen. Die Schwierigkeit liegt jedoch in den Unebenheiten der Bahnen, da das Ganze auf dem Waldboden ausgerichtet wird. Geldpreise bekommen am Abend die, die am meisten Holz an einer der Bahnen oder in der Summe der beiden Bahnen erzielt haben. Auch die Zweit- und Drittplatzierten gehen nicht leer aus und erhalten einen kleineren Geldbetrag oder einen Verzehrgutschein. Auch zur Kutschfahrt wird eingeladen, bei der Kinder und Erwachsene mit dem Gespann eine Runde durch den Wald fahren können. Damit es garantiert nicht langweilig wird und die Eltern das Programm genießen können, ist auch eine Hüpfburg vorhanden, an der sich die Kinder austoben können. Für die Verpflegung dienen die schon zuvor erwähnten Buden, an denen durch Vereinsmitglieder Getränke, warme Speisen aber auch Kaffee und Kuchen angeboten werden. Nach dem Programm ist das Waldfest jedoch nicht zu Ende, denn am Abend spielt eine Musikgruppe zum Tanz auf. Nun kann gefeiert werden bis in die Nacht hinein.

Hintergrund-Infos

Historische Aufnahme des Fests.

Herkunft

Die ersten Waldfeste in Au – Thalhofen kamen schon um 1955 – 1960 zustande, bei denen die Schuhplattler ihre neu erlernten Plattlertänze vorführen wollten. Doch nach kurzer Zeit löste sich die Plattlergruppe wieder auf, da zu wenig Plattlerfehla und – buebe sich zusammenfanden. So kam es erst 1976 zu einer Neugründung der Plattlergruppe mit einem darauf folgenden Waldfest 1977. Dieses sollte auch als kleine Einnahmequelle für den Trachtenverein dienen, da bisher nur wenig Geld von den minimalen Mitgliederbeiträgen zur Verfügung stand.

Ablauf früher

Das Waldfest wurde damals ganz einfach mit kleinen Attraktionen abgehalten. Die Buden, die zur Verpflegung während des Festes dienten, mussten vor jedem Waldfest aus gesammeltem Abbruchholz mühsam aufgestellt werden. Dann begann das Fest bis 1987 mit einem Feldgottesdienst und anschließendem Frühschoppen. Nach 1987 wurde der Gottesdienst durch einen Einmarsch zum Festplatz, wie er heute noch vollzogen wird, ersetzt. Das Programm gleicht stark dem heutigem, das aus Vorführungen der vereinsinternen Gruppen sowie aus Gastgruppen besteht. Dazu kamen weitere Attraktionen, wie zum Beispiel „Hau den Lukas“, Armbrustschießen, Feldkegeln oder auch das Bockstechen. Hier musste man mit verbundenen Augen und einem Stock in der Hand auf eine Scheibe zulaufen, mit dem Ziel die Mitte zu treffen. Am Abend konnte man auch hier bei einer Maß Bier gemütlich beisammen sitzen.
Historische Aufnahme des Fests.

Tracht

Tracht zum Waldfest.
Die Gebirgstracht, so wie sie auf dem Waldfest getragen wird, besteht schon seit den Anfängen des Trachtenvereins Au – Thalhofen. Diese Kleiderordnung ist auch in der Satzung festgehalten und wird auch bis heute noch so gepflegt. Die Männer sind schon am Plüschhut zu erkennen, der von einem nach hinten gerichtetem Gamsbart geschmückt wird. Auch die Edelweißhosenträger sind typisch für die Tracht in der Region, unter diesen sich ein weißes Hemd befindet. Die Ärmel werden jedoch nicht lang getragen sondern bis zu den Oberarmen hinaufgekrempelt. Auch beim Kragen wird darauf geachtet, dass er umgelegt wird und nicht nach oben steht. Dazu wird eine kurze Lederhose getragen, die mit einer grünen Stickerei geziert ist. Die Waden werden mit grauen Strümpfen bedeckt, die bis zu den Knien reichen. Meist sind diese noch von der Oma selbst gestrickt. Am oberen Rand werden sie einmal umgeschlagen, wobei der Umschlag mit drei grünen Streifen gekennzeichnet ist. Um das ganze Bild komplett zu machen, dürfen die aus schwarzem Leder gefertigten Jägerschuhe nicht fehlen. Schmuck dürfen die Männer jedoch nur am Hut tragen. Ketten, Ohrringe oder Armbanduhren sind nicht erwünscht. Die Frauentracht stellt sich aus einem schwarzem Samtmieder, einer weißen Bluse und einem grauem Rock
Tracht zum Waldfest.
zusammen. Das Mieder wird mit silbernen Miederhaken geschmückt und mit einer Silberkette zusammengehalten, an dieser Taler befestigt sind. Die weiße Bluse ist kurzärmlig und mit Puffarmen versehrt. Wichtig dabei ist der viereckige Halsausschnitt der mit einer Spitze versehen ist, genauso wie die Ärmel. Unter dem Mieder schließt ein grauer Rock an, der eine Handbreit unter dem Knie enden soll. Auf Kniehöhe ist in dieser Tracht der knapp 2 cm breite Samtbändel wichtig, der nicht an jeder Tracht vorhanden ist. Auf dem Rock liegt ein grüner Baumwollschurz, der etwas kürzer ist als der Rock und hinten mit einer Schleife gebunden wird. Dazu vervollständigt die weiße Strumpfhose und die Jägerschuhe das Gesamtgebilde. Auch hier dürfen keine weiteren Schmuckstücke, außer einer Edelweißkette getragen werden. In anderen Trachtenvereinen kann es zu Abweichungen der Au – Thalhofer Tracht kommen, da die Gebirgstracht von Ort zu Ort verschieden gepflegt wird.

Weblinks

Literatur

  • Chronik des Trachtenvereins Au - Thalhofen, Au - Thalhofen, 1948 - 1999
  • Interview mit Georg Larsch, ehemaliger Chronist des Trachtenvereins Au - Thalhofen und privat aktiv

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