Türkische Beerdigung

Einstiegsinformation

Im Folgenden werden die Abläufe einer türkischen Beerdigungszeremonie beschrieben. Insbesondere werden die Vorgänge im Hause des Verstorbenen sowie in der Moschee erläutert.

Ablauf

Tritt in einer türkischen Familie ein Todesfall ein, so wird der Tote zunächst in einen gesonderten Raum gebracht. Dort wird er auf dem Boden oder einer Matratze aufgebahrt. Die engste Familie des Verstorbenen besucht das Haus und die Familie des Gestorbenen um sich von dem Toten zu verabschieden und ihn ein letztes Mal zu sehen. Zugleich wird der Familie des Verschiedenen das Beileid ausgesprochen. Die Versorgung der Trauergäste mit Tee, Gebäck und gekochten Speisen übernehmen die engsten Familienangehörigen des Verstorbenen. So wird sichergestellt, dass die direkten Angehörigen sich in dieser schweren Lebensphase einzig um die Trauerarbeit kümmern müssen und die Kraft aufbringen können die Gäste zu empfangen. Einige Besucher bringen zudem Verpflegung zu den Trauernden mit. Der Leichnam sollte wenn möglich spätestens am Tag nach eintreten des Todes beerdigt werden. Grund hierfür ist, das nach Aussage des Informanten die Menschen aus der Erde stammen und in diese zurückkehren müssen. Die entsprechende Textzeile des Koran findet sich in Sure 20 Vers 50. Eine längere Aufbahrung im Haus würde somit zu Unwohlsein des Toten führen. Zu diesem Zweck wird er von Mitarbeitern der verantwortlichen Moschee abgeholt.

In der Moschee

In der Moschee wird der Leichnam erneut für Besucher aufgebahrt. Je nach Bekanntheitsgrad können dies 200 oder mehr Gäste sein. In einem speziellen Raum der Moschee wird der Tote gewaschen. Während der Tote gereinigt wird beten die Anwesenden gemeinsam mit dem Hoca der die Waschung durchführt. Anschließend wird der Tote in ein weißes Tuch gewickelt. In diesem Tuch, ohne weitere Bekleidung wird er dann in einen Sarg gebettet. In dem Sarg wird der Tote zu seiner letzten Ruhestätte auf dem Friedhof getragen bzw. gefahren. Die Trauergäste begleiten den Verstorbenen auf seinem letzten Weg in einem Trauerzug. Begraben werden die Toten nur in dem weißen Tuch in das sie gewickelt wurden. Der Sarg wird nicht mit eingegraben. Dies ist in Deutschland nicht ohne weiteres möglich. Einige Bundesländer beharren auf die Sargpflicht während andere eine Beerdigung ohne Sarg aus religiösen Gründen zulassen. Nachdem der Tote begraben wurde beten die anwesenden Trauergäste. Im Anschluss daran verteilt sich die Trauergemeinde. Weiter angereiste Verwandte des Toten machen unter Umständen noch ihren Kondolenzbesuch im Hause der Familie. Am 7. Tag nach eintreten des Todes wird im Hause des Verstorbenen gebacken und gekocht. Enge Verwandte des Toten kommen abermals zur Unterstützung der Familie zusammen. Die gleiche Prozedur erfolgt am 40. Tag nach eintreten des Todes. Dies ist in der religiösen Vorstellung der Zeitpunkt an dem die Seele sich vom Körper trennt da dieser nun bereits vom Zerfall betroffen ist. Beim Zusammentreffen der Familie wird immer wieder für den Verstorbenen sowie für die Hinterbliebenen gebetet. Die Kleidung des Toten sowie alle seine Besitztümer werden an Familienangehörige und Freunde verschenkt. Dies soll verhindern dass die Dinge unnütz herumstehen.

Gewährsperson

Die folgenden Informationen stammen von einem 28 jährigen türkisch stämmigen Studenten der in Deutschland geboren wurde.

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