Portugals Schutzheiliger St. Antonius

Termin

Dieser Brauch findet jedes Jahr am 13. Juni statt.

Einstiegsinformation

Darstellung des Hl. Antonius.

Der heilige Antonius war Mönch und Kirchenlehrer im 13. Jahrhundert. Nach dem bis heute kürzesten Kanonisierungsprozess der Kirchengeschichte wurde er bereits elf Monate nach seinem Tod von Gregor IX. heiliggesprochen. Er vollbrachte zu Lebzeiten zahlreiche dokumentierte Wunder und wurde 1946 von Papst Pius XII. zum Kirchenlehrer „doctor evangelicus“ernannt. Der heilige Antonius ist der Schutzheilige der Städte Padua, Lissabon, Paderborn und Hildesheim. Außerdem ist er der Patron der Liebenden und der Ehe, der Frauen und Kinder, der Bäcker, der Bergleute, der Schweinehirten und Reisenden, der Pferde und Esel. Er soll helfen gegen Unfruchtbarkeit, teuflische Mächte, Fieber, Pest und Viehkrankheiten, bei Schiffbruch und in Kriegsnöten, beim Wiederfinden verlorener Gegenstände, bei der Entbindung und bei einer ertragreichen Ernte. Die Attribute des heiligen Antonius sind das Jesuskind, Fische, ein Esel, eine Flamme in seiner Hand, eine Hostie und Monstranz. Antonius ist wohl einer der im katholischen Kirchenvolk bekanntesten und beliebtesten Heiligen, an seinem Grab ereigneten sich so viele Wunder, dass Bonaventura sagte: „Suchst du Wundertaten, geh zu Antonius!“ Es gibt auf der ganzen Welt kaum eine römisch-katholische Kirche, die nicht ein Bild, einen Altar oder ähnliches besitzt, das dem heiligen Antonius geweiht ist.

Das Leben des heiligen Antonius

Seine Zeit in Portugal

Der heilige Antonius wurde 1195 als Fernando Martim de Bulhoes e Taveira Azevedo, Sohn einer reichen Adelsfamilie in Lissabon geboren. Nachdem er die Klosterschule des Kreuzordens besucht hatte, verbrachte er seine ersten Lehrjahre bei den Kanonikern des Doms, der sich direkt neben seinem Elternhaus befand. Fernandos Entschluss Priester zu werden entstand sehr wahrscheinlich, weil auch viele seiner Kameraden dort Priester werden wollten. Allerdings brachten ihn wohl letztendlich die Mittelmäßigkeit, die Oberflächlichkeit und die Bestechlichkeit der Gesellschaft dazu, 1210 ins Kloster Sao Vincente de Fora vor den Stadtmauern Lissabons einzutreten, in dem er sein Ideal des Evangeliums ohne Einschränkungen ausleben wollte und in dem er mit 15 Jahren ein Augustiner-Chorherr wurde.

Fernando blieb etwa zwei Jahre in dem Konvent bevor er sich in ein anderes Kloster des Ordens versetzen ließ. Sein neuer Wirkungsort wurde das Kloster Santo Antonio Olivares in Coimbra, der damaligen Hauptstadt Portugals, die ca. 230 Kilometer von Lissabon entfernt liegt. Dort wurde er für acht Jahre Mitglied in einer großen Gemeinschaft von ungefähr 70 Brüdern. Diese Zeit war für den Apostel sehr prägend. Er fand in Coimbra bedeutende Lehrer und eine Bibliothek vor und studierte dort Humanwissenschaften und Theologie. Fernando entwickelte sich während dieser Jahre zu einem Menschen, der sich absonderte und in seine Arbeit vertiefte ohne sich auf irgendeine Art und Weise ablenken zu lassen. Für ihn zählten keinerlei Äußerlichkeiten, er verabscheute jede Oberflächlichkeit und jede Darbietung seiner Fähigkeiten. Er sah sich lediglich dazu gezwungen, das Evangelium bezeugen zu müssen. Nachdem seine theologischen Kenntnisse der Bibel und der Kirchenväter ein definitives Niveau erreicht hatten, wurde Antonius 1220 in Santa Cruz mit nur 25 Jahren unter Missachtung der Kirchennorm, nach der ein Kandidat mindestens 30 Jahre alt sein musste, zum Priester geweiht.

Antonius wird Franziskaner

Im Februar 1220 verbreitete sich in Coimbra die Nachricht, dass fünf Brüder in Marokko nach grausamen Foltern den Märtyrertod gefunden hatten. Bald darauf wurden ihre sterblichen Hüllen vom Bruder des portugiesischen Königs in die Kirche S. Cruz zu Coimbra überführt, die zur Abtei der Augustiner–Chorherren gehörte. Auch Fernando zeigte den neuen Märtyrern, unter ihnen der heilige Berard von Carbio, seine Verehrung. Er war ganz besonders bewegt, denn vor ihrer Abreise nach Marokko hatte er ihre Bekanntschaft gemacht. Die Brüder kamen damals von Umbrien, ärmlich gekleidet und übermüdet von den Strapazen der langen Reise. Ihre Einfachheit und Höflichkeit, ihre Freude und ihre Glaubensbegeisterung nötigten unwillkürlich Bewunderung ab. Im Vergleich zu ihnen schien Fernando sein damaliges Leben in der Abtei nicht mehr als eine mittelmäßige Nachfolge Christi, das ihn nicht mehr zu befriedigen vermochte.

Mitte 1220 bat Fernando darum um seine Entlassung aus dem Augustiner-Orden, er wollte fortan den strengeren Idealen der Franziskaner folgen. Er fühlte sich zum Missionar und Märtyrer berufen und so wurde er nach seiner Entlassung aus dem Augustiner-Orden im September 1220 ein Anhänger Franz von Assisi. Bei dieser Gelegenheit legte er schließlich auch seinen Taufnamen ab, um den Namen Antonius anzunehmen. Dies geschah zu Ehren eines ägyptischen Einsiedlers, dem auch das Franziskanerkloster Santo Antao dos Olivais geweiht war. Nachdem Antonius sich mit den Regeln der Franziskanern vertraut gemacht hatte, brach er nach Marokko auf, um dort das Evangelium zu verkünden. Allerdings konnte er sein Vorhaben, den Muslimen zu predigen, nicht in die Tat umsetzen, da ihn eine Tropenkrankheit befiel und er dadurch gezwungen war, in die Heimat zurückzukehren.

Doch das Schiff, mit dem Antonius nach Spanien zurück kehren wollte, wurde in einem Sturm bis nach Sizilien abgetrieben, wo Antonius schließlich in Milazzo an Land ging. Nachdem er 3 Monate später wieder genesen war, verließ Antonius auf Geheiß seiner Mitbrüder Sizilien, um Anfang Juni 1221 am Generalkapitel in Assisi teilzunehmen, wo ihn aber aufgrund seiner kurzen Zeit beim Orden noch niemand kannte. Als nach dem Kapitel schon fast alle Minister abgezogen waren, wurde Bruder Graziano, Provinzmeister in der Romagna, auf ihn aufmerksam und bat ihn, ihm zu folgen.

Antonius kam Ende Juni 1221 in Montepaolo an, wo er hauptsächlich betete, meditierte und seinen Mitbrüdern diente. Einer der Ordensbrüder hatte dort eine Höhle zu einer Zelle umfunktioniert und nachdem Antonius ihn lange intensiv gebeten hatte, ihm die Höhle abzutreten, kam der Bruder dem Wunsch des Portugiesen nach. Antonius verließ die Grotte nur zum Essen und um an den Gottesdiensten im Kloster teilzunehmen, er widmete sich in dieser Zeit intensiv dem Beten, dem Buße tun, der Selbstgeißelung und dem Lesen der Bibel.

Die Zeit als Prediger

Antonius Talent, Reden zu halten wurde eher zufällig und von ihm ungewollt entdeckt. 1222 fand in Forli die Priesterweihe einiger Franziskaner- und Dominikanerbrüder statt, allerdings hatte keiner der Priester der beiden Orden so wie es Brauch war, eine Predigt vorbereitet. Sämtliche Priester weigerten sich eine Predigt aus dem Stegreif zu halten, nur Antonius gab auf Beharren des Ministers schließlich nach. Er schaffte es, das Publikum mit seiner Rede, in der er ungewollt seine tiefe Bibelkenntnis und seine mitreißende Spiritualität offenbarte, zu begeistern. Zurück in Montepaolo verließ er seine Grotte und begann in der Romagna seine Berufung zum Prediger.

Zu dieser Zeit und auch noch Jahrhunderte später war diese Gegend eine Region örtlicher Ausschreitungen. Verschiedene Parteien bekriegten sich auf intrigante Weise und es gab Schwierigkeiten mit religiösen Sekten, allen voran mit den Katharern. Die Kirche reagierte darauf eher selten und nicht sehr diffizil, so dass die Häretiker kaum Probleme hatten, ihre eigenen Theorien und Zweifel an der katholischen Lehre zu verbreiten. Antonius wurde Ende des Jahres 1223 nach Bologna gesandt, um dort zwei Jahre lang Theologie zu unterrichten. So wurde Antonius der erste Theologe des Franziskanerordens. Obwohl Franz von Assisi seinen Brüdern verbot, sich der Theologie zuzuwenden (der Grund hierfür war sehr wahrscheinlich der Unterschied, den Franziskus bemerkte, zwischen dem, was die theologische Kultur auf der einen Seite lehrte und wie sie es auf der anderen Seite lebte), machte er für den heiligen Antonius aufgrund seiner moralischen Unversehrtheit und seinem starken Glauben eine Ausnahme. Ihm erlaubte Franz von Assisi in einem Brief, dessen Authentizität mittlerweile allgemein bewiesen wurde, seine Brüder in Theologie zu unterrichten. Antonius leitete also ein Theologiestudium in die Wege und begann zu unterrichten. Sein Stil beruhte dabei auf Klarheit der Ausführungen, auf das Wesentliche ohne unnütze Ausschweifungen, die Sorge hautnah und praktisch zu sein, die ganze Person mit einzubeziehen und die Anwendung der Texte auf das tägliche Leben.

Antonius in Frankreich

Über Antonius Aufenthalt in Frankreich gibt es nur wenige ungesicherte Daten. Allerdings ist bekannt, dass er 1226 das Franziskanerkloster von Limoges gründete. Er soll 1224 nach Frankreich gekommen sein. Der Süden Frankreichs war zu dieser Zeit ein Konfliktherd, die Ursache der Unruhen waren politische und soziale Kämpfe zwischen den Katholiken und der Sekte der Albigenser, die seit Jahrzehnten in der Region ansässig waren. Obwohl sich der Papst mit der weltlichen Macht verbündet hatte und mit allen Mitteln gegen die Häretiker kämpfte, halfen die Verfolgungen und auch der 20 jährige Krieg nichts. Die Leute wurden von den Zisterziensern, den Dominikanern und Franziskanern, unter ihnen vor allem dem heiligen Antonius, teils durch Inquisitionsverfahren überzeugt, zum alten Glauben zurückzukehren. Antonius wurde, sehr wahrscheinlich mit anderen Brüdern zusammen, vom zentralen Ordensministerium nach der Aufforderung des Papstes und in Frankreich lebenden Mitbrüdern in diese Region geschickt. Er predigte und unterrichtete unter anderem auch in Montpellier. Zu dieser Zeit ist Montpellier das Universitätszentrum und die Hochburg des katholischen Christentums, Dominikaner und Franziskaner werden hier ausgebildet, um dann den Häretikern in der Region zu predigen. Nachdem Antonius eine Zeit lang sowohl in Toulouse als auch in Limoges gepredigt hatte, gründet er 1226 als Guardian in Brive ein neues Kloster. Hier fand der Apostel in der Askese und Meditation die Ruhe, die er benötigte um sich von seinen anstrengenden Predigtreihen zu erholen. Er besuchte auch häufig die Grotten außerhalb der Stadtmauern, wo er sich der Buße und Anbetung hingab. Die Grotten wurden nach seinem Tod zu Pilgerstätten und Brive das Zentrum der antonianischen Verehrung in Frankreich. Antonius Predigten und die Kraft seines Wortes wirkten in den Jahren 1224 bis 1227 im Kampf gegen die Albigenser und die Waldenser, einer weiteren Ketzerbewegung, so überzeugend, dass er der „Hammer der Ketzer“ genannt wurde.

Antonius in Norditalien

Das Datum von Antonius Rückkehr aus Frankreich nach Italien kann nicht genau belegt werden, auch die Gründe dafür sind nicht überliefert. Den Hagiographen zufolge aber soll Antonius zum Generalkapitel in Assisi am 30. Mai 1227 wieder nach Italien gekommen sein, nachdem er die Provence zu Fuß durchwandert hatte. Der heilige Franziskus war am 3. Oktober 1226 verstorben, nun sollte in Assisi ein neuer Generalminister ernannt werden. Antonius wurde Provinzialminister von Norditalien, die Romagna mit eingeschlossen, mit Sitz in Padua. Wer ihn dazu berufen hatte, ist nicht bekannt, allerdings weiß man, dass er dieses Amt von 1227 bis 1230 ausübte, wobei er sich durch seine Dienstbereitschaft und Menschlichkeit auszeichnete. Er mied Konflikte mit der Obrigkeit und strebte nach Einigkeit, Zeugnis dafür ist, dass seine Heiligsprechung schnell und ohne Probleme von statten ging. Antonius wurde zum Lektor der Theologie für die minderen Brüder des Ordens an der Universität von Bologna ernannt, er führte die Theologie von Augustinus bei den Franziskanern ein. Seine Fastenpredigten in Padua 1231 hatten einen immensen Erfolg, es gab keine Kirche, die für die Menschen, die ihn hören wollten, ausreichte und so musste Antonius ins Freie ausweichen. Die Überlieferung berichtet hier von 30.000 Zuhörern. Auch die Freundschaft zu seinem ehemaligen Orden, den Augustiner war Antonius wichtig. So war sein bester Freund in den Jahren in Italien der Augustiner-Abt von St. Andrä in Vercelli Thomas von San Vittore aus Paris. Die Quellen sprechen hierbei sowohl von einem Lehrer-Schüler Verhältnis der beiden als auch von einem Lehrer-Lehrer Verhältnis, bei dem sie Erfahrungen austauschten. Während des Generalkapitels 1230, bei dem auch der heilige Franziskus in der ihm geweihten Basilika bestattet wurde, legte Antonius sein Amt als Provizialminister ab. Er erhielt die Order, als Generalprediger überall dort zu den Menschen zu sprechen, wo er es für nötig empfand und darüber hinaus gemeinsam mit sechs anderen Brüdern den Orden bei Papst Gregor IX. zu repräsentieren. Während dieser Zeit, die er teils in Rom, teils in Anagni verbrachte, fiel Antonius durch seine außerordentlichen Bibelkenntnis und Intelligenz sowohl bei Privatgesprächen mit Würdenträgern als auch bei Versammlungen, geistigen Konferenzen und Predigten auf. Im Auftrag von Papst Gregor soll Antonius in Rom vor einer Unmenge Menschen aus der ganzen Welt gepredigt haben, der Aufforderung des Papstes, bei ihm zu bleiben, kam er allerdings nicht nach. Nach Erhalt des apostolischen Segens zog er sich bescheiden auf den Berg La Verna zurück, wo er kurze Zeit blieb, predigte und Buße tat. Von dort aus kehrte er nach Padua zurück.

Antonius in Padua

Zwei Mal und für insgesamt etwa 12 Monate hielt sich Antonius in Padua auf, das erste Mal zwischen 1229 und 1230, das zweite Mal von 1230 bis 1231. Dort verfasste er seine biblisch-liturgischen Texte, was vor allem auch damit zu tun hat, dass er hier nicht nur sehr gut ausgestattete Bibliotheken vorfand sondern auch einige hochrangige und fähige Mitarbeiter hatte, die ihn als Schreiber und Helfer bei der Abfassung von Texten unterstützen. Vor allem aber predigte er auch hier, und auch hier war der Ansturm der Menschen, die ihm zuhören wollten gewaltig, so dass er wieder, wie zuvor schon in Frankreich, auf Felder und Wiesen außerhalb der Stadt ausweichen musste. Eine unendliche Zahl Gläubiger erwartete ihn auch vor seinem Beichtstuhl, auch mit Hilfe einiger Brüder konnte er diese Mengen nicht mehr bewältigen und musste so den Abend abwarten, bis sich die Menschenmassen zurückzogen. Einige der Beichtenden berichteten, dass sie eine Erscheinung dazu gebracht hatte, umzukehren und die Beichte abzulegen. Der Legende assidua nach schaffte es Antonius „den Frieden bei Unstimmigkeiten wieder herzustellen, den Gefangenen ihre Freiheit wieder zu geben und zurückzuerstatten, was mit Gewalt und Wucher entwendet worden war“. (vgl. Legenda assidua 13, 11-13) Auch an der Gemeindelegislation Paduas war Antonius beteiligt. Er führte einen Paragraphen ein, bei dem ein Schuldner, der zahlungsunfähig geworden war, lediglich mit seinem Besitz haftbar gemacht werden konnte, nicht mehr aber mit seiner Person oder Freiheit.

Die letzten Monate und Antonius` Tod

Antonius verließ Padua am 19. Mai 1231 und zog sich aus mehreren Gründen nach Camposampiero zurück. Ein Grund war sicherlich, dass er nach den Fastenpredigten und der intensiven Osterzeit am Ende seiner Kräfte angelangt war. Der zweite Grund war, dass die Getreideernte bevorstand und er sich deshalb den Büßern und Ratsuchenden entziehen musste, da diese sonst ihrer Feldarbeit nicht nachgekommen wären. Drittens wollte Antonius seine Sermones zur Sonntagsliturgie fortsetzen und fertigstellen. Ein weiterer Grund war auch, dass seine Mitbrüder in Padua mitbekommen hätten, dass es ihm gesundheitlich immer schlechter ging, das einfachste war deshalb, sich deren Obhut zu entziehen. Der wichtigste Grund für Antonius war allerdings der, dass er sich nach der sehr intensiven und aktiven Zeit in Padua wieder ganz dem Gebet widmen wollte. Insgesamt verbrachte Antonius etwa 25 Tage in Camposampiero, bis er am 13. Juni darum bat, man solle ihn zurück nach Padua bringen, da es ihm gesundheitlich immer schlechter ging. Antonius verstarb noch auf der Reise mit 36 Jahren in Arcella, einem kleinen Vorort Paduas, in einer Zelle eines Klarissenklosters. Antonius letze Worte sollen gewesen sein „Ich schaue meinen Herrn“. Antonius wurde daraufhin in der Kirche Santa Maria Mater Domini in Padua beerdigt, wo er sich auch während seiner intensiven apostolischen Arbeit aufgehalten hatte.  Nicht einmal ein Jahr später, am 30. Mai 1232 wurde er von Papst Gregor IX. auf stürmisches Verlangen des Volkes hin, aufgrund der zahlreichen Wunder, die vollbracht hatte, in Spoleto heiliggesprochen.

1263 wurden seine Gebeine in Anwesenheit von Johannes Bonaventura erhoben und in die zu seinen Ehren neu erbaute und ihm geweihte Basilika in Padua übertragen.

Die Wunder des heiligen Antonius

Der heilige Antonius soll bereits zu Lebzeiten 47 Wunder bewirkt haben, die alle dokumentiert sind. Einige Beispiele dafür sollen im Folgenden aufgezeigt werden: Die Legende berichtet von Antonius ans Wunderbare grenzender Begabung, sich fremden Völkern bei einem Konzil in Rom nur durch den Schwung seiner Rede verständlich zu machen.

Eines seiner bekanntesten Wunder ist die sogenannte Fisch-Predigt am Ufer von Rimini: Nachdem ihm die Menschen nicht zuhören wollten, versammelten sich die Fische bei ihm und streckten ihre Köpfe aus dem Wasser. Dieses Wunder habe fast die ganze Stadt bekehrt.

In einem Palast nahe dem „Platz der Märtyrer“ in Rimini wohnte ein Katharer namens Bonvillo, der die Gegenwart Christi im Sakrament der Eucharistie bezweifelte. Als Antonius in Rimini Missionspredigten abhielt, forderte er Bonvillo auf, wie alle anderen Bürger auch, an die reale Gegenwart Christi im heiligsten Sakrament zu glauben. Bonvillo aber erklärte, dass ihn dazu nur ein Wunder bringen könne. Daraufhin habe Antonius ihm entgegnet, er solle seinem Esel drei Tage lang nichts zu fressen geben und ihn dann zu ihm bringen. Als der Tag gekommen war, feierte Antonius die heilige Messe auf dem „Platz der Märtyrer“. Antonius streckte dem vorgeführten Esel eine konsekrierte Hostie hin, während der Ketzer Bonvillo ihm eine Handvoll Hafer hinhielt. Der Esel schritt auf den heiligen Antonius mit der Hostie zu und sank vor ihm in die Knie, ohne den Hafer des Ketzers auch nur zu beachten.

In der zweiten Jahreshälfte 1224 oder zu Beginn des Jahres 1225, der genaue Zeitpunkt ist nicht bekannt, berief Johannes von Florenz ein Kapitel in Arles ein, bei dem Antonius einen Sermo über die Passion Christi hielt. In dieser Predigt ging es um das Geheimnis der Kreuzigung Jesu, im Besonderen über die Inschrift „Jesus von Nazareth, König der Juden“. Während Antonius predigte, will ein anderer Bruder gesehen haben, wie der selige Franziskus mit ausgebreiteten Armen in der Form eines Kreuzes in der Luft schwebte und die Brüder segnete.

Bei einer seiner Fastenpredigten in Padua soll sich ein junger Mann, der seiner Mutter einen Fußtritt verpasst hatte und von Antonius Predigt extrem ergriffen war, zur Buße selbst ein Bein mit einem Beil abgehackt haben. Antonius fügte dieses Bein auf wundersame Weise wieder an.

Nachdem Antonius an einem Dienstag bestattet wurde und dabei die ersten Wunder nach seinem Tod geschahen, sind seit dem 17. Jahrhundert die „Antonius-Dienstage“ beliebt, an denen Andachten abgehalten werden. So sollen Bitten, die an neun Dienstagen in Folge vorgetragen werden, größere Erfolgsaussichten haben. Der Brauch geht auf eine Legende zurück, nach der sich eine kinderlos gebliebene Adelige in Bologna an Antonius wandte, indem sie vor seinem Bild betete. Er erschien ihr nachts im Traum und trug ihr auf, an neun Dienstagen sein Bild in der Franziskanerkirche zu besuchen, dann würde sie erhört werden. Die Frau wurde tatsächlich schwanger, gebar aber ein völlig missgebildetes Kind. Nachdem sie es voller Enttäuschung auf den Antonius-Altar gelegt hatte und den Heiligen anflehte, verwandelte sich das missgestaltete Baby in ein gesundes Kind.

Die Lehre des heiligen Antonius

Antonius schrieb seine Sermones, das umfangreichste religiöse Werk, das im Mittelalter in dieser Gegend verfasst worden ist, während seines Aufenthaltes in Padua, allerdings ist nicht bekannt wann. Während dieser Zeit widmete er sich auch seinem Apostulat, kümmerte sich unaufhörlich um die Menschen und fastete häufig. Er predigte, unterrichtete und nahm die Beichte ab. In seinem letzten Lebensabschnitt schrieb Antonius zwei Zyklen von Predigten nieder, die die Titel Sonntagspredigten bzw. Predigten über die Heiligen tragen und die für die Prediger und Lehrer der theologischen Studien des Franziskanerordens bestimmt sind. Diese Predigten des heiligen Antonius sind theologisch-homiletische Texte, die die lebendige Predigt anklingen lassen, in der Antonius einen regelrechten Weg christlichen Lebens vorschlägt. In ihnen spricht der heilige Antonius vom Gebet als einer Liebesbeziehung, die den Menschen dazu bringt, vertraut mit dem Herrn zu reden, und die auf diese Weise eine unaussprechliche Freude hervorbringt, welche die im Gebet verharrende Seele voller Milde umfängt. Antonius ruft uns in Erinnerung, dass das Gebet einer Atmosphäre der Stille bedarf, mit der nicht nur der Abstand vom äußerlichen Lärm gemeint ist, sondern eine innere Erfahrung, die darauf abzielt, die von den Sorgen der Seele hervorgerufenen Zerstreuungen zu überwinden, indem sie in der Seele Stille schafft.

Die Patronate und Attribute des heiligen Antonius

Verlorene Gegenstände und die Armen

Antonius Patronat für verlorene Gegenstände geht auf die Überlieferung zurück, dass ein junger Mönch, der keine Lust mehr auf das Ordensleben hatte, den Psalter des Antonius, den dieser für Vorlesungen und Predigten benutze, gestohlen und das Kloster heimlich verlassen hatte. Als der Heilige den Verlust des Buches bemerkte, fing er sofort zu beten an – zum einen für den fehlgeleiteten jungen Menschen, zum anderen für die Wiedererlangung seines Psalters. In Folge dessen wurde der Dieb von Erscheinungen heimgesucht, so dass er wenige Stunden später die Kammer des Antonius betrat, sich ihm zu Füßen warf und seine Schuld bekannte. Er berichtete, dass ihn ein schrecklich aussehender Mann bedroht hatte und ihm befohlen habe, das Buch zurückzugeben. Antonius vergab dem jungen Mönch und nahm ihn wieder im Kloster auf, woraufhin dieser ein vorbildlicher Franziskanermönch wurde. Auch heute noch stößt man hin und wieder auf den Begriff „Schlampertoni“, als Bezeichnung für jemanden, der seine Sachen nicht zusammenhalten halten kann, ständig etwas verlegt oder vergisst.Besonders bekannt ist auch sein Patronat für die Armen, unter dem Namen Antoniusbrot werden noch heute Spenden für Notleidende gesammelt.

Zunächst wurde Antonius als Franziskaner mit einem Buch dargestellt, was auf seine Bibelbelesenheit und sein Predigtamt hinweisen sollte. Ab Mitte des 14. Jahrhunderts kam die Flamme dazu, als Zeichen seiner flammenden Gottesliebe. Ab Mitte des 15. Jahrhunderts kam ein flammendes Herz dazu, das die Lilie, das Symbol der Reinheit ersetzte.

Jesuskind

Der Überlieferung zufolge wollte sich der Graf Tiso von Composampiero nachts nach Augustinus Befinden erkundigen, als dieser sich bei ihm aufhielt. Aus dem Zimmer von Antonius schien ein so heller Lichtstrahl, dass der Graf dachte, es würde brennen. Doch als er die Zimmertür öffnete, fand er einen lächelnden Antonius mit dem Jesuskind im Arm vor. So wird Antonius seit dem 16. Jahrhundert mit dem Jesuskind dargestellt, das seitdem sein charakteristisches Attribut ist. Manchmal steht das Jesuskind auch auf einer Bibel, die von Antonius gehalten wird, als Symbol für das geschriebene und fleischgewordene Wort Gottes.

Das Fest des heiligen Antonius in Lissabon

Urlauber können zu dieser Zeit ein traditionsreiches Lissabon erleben: Eng verbunden mit den Feierlichkeiten des Heiligen Antonius ist eine große Hochzeitszeremonie, die sich als eine wichtige Tradition etabliert hat und als „Noivas de Santo António“ (Bräute von St. Antonius) bekannt ist. Seit rund 50 Jahren richtet die Stadt Lissabon jedes Jahr am 12. Juni 16 heiratswilligen Paaren die öffentliche Hochzeit in der Kathedrale Se´ aus, in der Antonius 1195 getauft worden sein soll. Für die Trauungen übernimmt die Stadtverwaltung sämtliche Kosten. Früher richtete sich diese Zeremonie an Paare, die sich eine Hochzeit nicht leisten konnten.

Nach den Trauungen wird in allen Stadtviertel gefeiert, auf der Avenida da Liberdade ertönt ab 20 Uhr ein Trommelwirbel, der einen prachtvollen Straßenumzug einläutet. Fußgruppen, Sänger, Tänzer, Fahnenschwenker, Trommler und Bläser ziehen an den extra für diesen Anlass errichteten Zuschauertribünen vorbei. Sie veranstalten eine Parade, die so genannte „Marchas Populares“, die auch ein Wettstreit der verschiedenen Stadtteile ist und für die jedes Viertel eine eigene Formation mit eigenen Tänzen, Liedern und Kostümen stellt. Überall auf den Straßen vereint sich der traditionelle Geruch von gegrillten Sardinen und frischem Basilikum. Liebespaare nutzen das Fest für eine Liebeserklärung und verschenken den „manjerico“, den traditionellen Basilikum, mit einem Liebesvers.

Das erste Mal fand die Parade 1932 in Lissabon statt, als Juden, imigrierte Marokkaner und Schwarzafrikaner noch in eigenen Stadtteilen wohnten und auf diese Weise ihre kulturelle Vielfalt demonstrieren wollten. Mittlerweile gibt es die „Marchas Populares“ aber auch in vielen anderen Städten Portugals.

Weblinks

Literatur

  • Alkofer, Andreas-Pazifikus: Antonius von Padua – Franziskaner auf Umwegen, Würzburg.
  • de Cherance, Leopold: Leben des heiligen Antonius von Padua.
  • Grau, Engelbert: Der heilige Antonius von Padua, München 1979.
  • Hauser, Gerald: Heiliger Antonius von Padua, 1. Auflage 2009.
  • Helmle, Erwin: „Antonius wie er war und wirkte, Fruedberg bei Augsburg 1954.
  • Holböck, Ferdinand: Das Allerheiligste und die Heiligen, Stein am Rhein 1986.
  • Lang, Justin: Antonius von Padua begegnen.
  • Scandaletti, Paolo: Antonius von Padua, 1983.