Soldatenwallfahrt Maria Steinbach

Termin

Dieser Brauch findet alljährlich am 29. September statt.

Einstiegsinformation

Bei der Soldatenwallfahrt Maria Steinbach treffen jährlich Vertreter von etwa 80 Krieger- und Soldatenvereinen aus Bayern und Baden-Württemberg in dem Unterallgäuer Wallfahrtsort zusammen. Die Bayerisch-Württembergische Kriegervereinigung in Maria Steinbach organisiert die Wallfahrt, die stets am Samstag vor dem Feiertag des heiligen Erzengels Michael (29. September) stattfindet. Der kriegerische Erzengel gilt als Patron der Krieger und Soldaten. Im Vordergrund dieser Veranstaltung stehen Gemeinschaftspflege und Gedenken an verstorbene Mitglieder der teilnehmenden Vereine. Die Soldatenwallfahrt wird auch als Veteranenwallfahrt, als Veteranen-Jahrtag und als „Michaeli-Wallfahrt“ bezeichnet.

Ablauf

Die teilnehmenden Vereine reisen morgens nach Maria Steinbach (Gemeinde Legau, Landkreis Unterallgäu) an, nehmen in verschiedenen Straßen Aufstellung und werden vom Bürgermeister begrüßt, bevor sie in einer etwa 20-minütigen Prozession nacheinander zur Wallfahrtskirche ziehen. Die Teilnehmer, die zu etwa zwei Dritteln aus Baden-Württemberg und zu einem Drittel aus Bayern anreisen, tragen dabei dunkle Anzüge, oft auch Schärpen in den jeweiligen Vereinsfarben und jeder Verein führt seine Fahne mit sich. Jedes Jahr verfolgen an den Straßenrändern zahlreiche Zuschauer die Prozession und einige Anwohner ziehen Fahnen auf. Begleitet werden die Krieger- und Soldatenvereine von fünf Musikkapellen, die auf die Züge aufgeteilt werden. Anschließend findet in der Kirche eine Messe statt. Aufgrund der hohen Teilnehmerzahl mussten früher zwei Messen nacheinander gehalten werden, da nicht alle gleichzeitig in der Kirche Platz fanden. Gestaltet wird der Gottesdienst durch einen Geistlichen, den man jedes Jahr speziell zu diesem Anlass einlädt. In der Vergangenheit haben beispielsweise Weihbischöfe und Äbte diese Aufgabe übernommen, die auch die Predigt für die Wallfahrer einschließt. Mehrmals während des Gottesdienstes – zur Wandlung und zum Abschluss – wird eine Kanone abgefeuert. Traditionell spielt die Musikkapelle, welche den Gottesdienst mitgestaltet, die Schubert-Messe. Zudem werden bei einer Totenehrung die Namen der seit der vergangenen Wallfahrt verstorbenen Mitglieder der Vereine verlesen. Nach der Messe versammeln sich die Wallfahrer um ein Kriegerdenkmal, an dem erneut die Musikkapellen spielen und der Vorsitzende des Soldaten- und Kriegervereins Maria Steinbach eine Rede hält. Eine Gedenkansprache hält ein ebenfalls jedes Jahr eigens eingeladener Gast, dabei handelt es sich um Vertreter aus der Kommunal-, aber auch aus der Bundespolitik. So zählten zu den Rednern der vergangenen Jahre zum Beispiel Bürgermeister, Land- und Bundestagsabgeordnete sowie Staatssekretäre. Im Jahr 2001 etwa sprach Bundestagsabgeordneter und Ex-Finanzminister Dr. Theo Waigel zu den Soldaten- und Kriegervereinen. Zum Gedenken an verstorbene Mitglieder wird anschließend ein Kranz niedergelegt. Auch das „Lied vom guten Kameraden“ ist fester Bestandteil dieses Teils der Wallfahrt. Den Abschluss bildet das Beisammensein in Gaststätten – fand dies früher vor allem in Legau statt, so kehren in jüngerer Vergangenheit zahlreiche Vereine erst im Heimatort ein. Veränderungen sind auch bei den Teilnehmerzahlen zu verzeichnen. Beteiligten sich in früheren Jahren bis zu 2000 Personen an der Soldatenwallfahrt, so waren es im Jahr 2009 noch 1000. Zahlreiche Vereine reisen nur noch mit einer Fahnenabordnung und drei bis vier Mitgliedern an. Dieser Rückgang erklärt sich zum einen durch die Sterbefälle unter den Mitgliedern der Soldaten- und Kriegervereine, zum anderen durch den fehlenden Nachwuchs.

Hintergrund-Infos

Geschichte

Erstmals fand die Veteranenwallfahrt am 29. September, dem Tag des heiligen Erzengels Michael, im Jahr 1849 statt. Der ehemalige königstreue französische General-Leutnant Graf Karl Daniel von Firmas-Peries, der sich 1803 im Schloss Lautrach niedergelassen hatte, und der Bayerische Stabsoffizier der Landwehr, Freiherr Ignaz von Westernach auf Kronburg, luden in diesem Jahr die Veteranen der engeren und weiteren Umgebung zu einem Veteranenjahrtag ein. Die beiden Veranstalter trugen die Kosten für den feierlichen Jahrtag, der auf große Zustimmung stieß und seit diesem Zeitpunkt jährlich begangen wurde. Da aber bereits 3 Wochen nach dem ersten Jahrtag Freiherr von Westernach starb, erschien es notwendig, die Veranstaltung durch die Einrichtung einer eigenen Stiftung abzusichern. Als solche wurde der Tag erstmals am 29. September 1851 begangen. Die Stifter, die sich im Namensbuch des Veteranenvereins Maria Steinbach finden, leisteten einmalig einen Beitrag von 30 Kreuzern. Diese Vereinigung hatte einem Auszug ihrer Statuten aus Jahr 1878 zufolge zum Ziel, die Liebe zum Vaterland zu fördern und der verstorbenen Mitglieder zu gedenken und sie zu ehren. In diesen Statuten ist auch festgehalten, dass jährlich am Michaeli-Tag der gestiftete Jahrtag mit einem Requiem für gefallene und verstorbene Mitglieder sowie zwei heiligen Nebenmessen begangen werden sollte. Diese „Seelmessenvereinigung“ von 1849 bestand also bereits, als sich 1872 der Veteranenverein Maria Steinbach gründete. Dessen Mitglieder bezahlten außer der Eintrittsgebühr eine jährliche Abgabe, mit der die anfallenden zusätzlichen Kosten (Feier etc.) finanziert wurden. Diese jährliche Gebühr wurde nach Einführung der Mark-Währung auf eine Mark festgelegt. Einige Jahre bestanden Seelmessenvereinigung und Veteranenverein ohne Formalien nebeneinander. Als die Seelmessenvereinigung dann ihre Satzung 1912 dem Präsidium des Königlich Bayerischen Kriegerbundes vorlegte, kam es zur Verschmelzung der Seelmessenvereinigung mit dem örtlichen Veteranenverein. Nach dem ersten Weltkrieg und der folgenden Inflation stand die Veteranen-Seelmessen-Stiftung im November 1923 vor dem Aus. Der Redner des Jahrtags von 1924 brachte das Problem zur Sprache und die Vorstände der erschienenen Vereine beschlossen, eine Erneuerung der Stiftung zu bewirken, indem nochmals von jedem Mitglied – mit Ausnahme der Altveteranen – einmalig ein Beitrag von einem Euro erhoben werden sollte. Mit der weiteren Ausarbeitung der Angelegenheit befasste sich ein eigens gebildeter Ausschuss, der am 29.12.1924 in Aichstetten zusammentrat und einen Vorschlag erarbeitete, der es ermöglichen sollte, eine Wiederstiftung des Jahrtages ins Auge zu fassen, sobald sich die wirtschaftlichen und politischen Verhältnisse im Land wieder stabilisiert hätten und zudem bis zu diesem Zeitpunkt weiterhin zu pflegen. Dieser Vorschlag sollte beim Jahrestag im darauffolgenden Jahr vorgestellt werden. Der Beschluss des Gremiums sah also vor, dass alle Mitglieder, denen es möglich war, erneut einen Beitrag von einer Mark leisten sollten. Dieses Geld wurde bei der Bank angelegt. Davon sollten die Kosten für die Feier des Jahrestages bestritten werden, bis eine Neustiftung des Jahrestages als sinnvoll erscheine. Weiter sah der Beschluss vor, dass auch einzelne Veteranen und Krieger ohne Verein oder Verband sich der Vereinigung anschließen konnten. Zudem mussten auch die bisherigen Mitglieder, vereinsweise oder einzeln, erneut angemeldet werden, da das Mitgliederbuch neu angelegt wurde. Übereingekommen war der Ausschuss auch darüber, dass sie Vereinigung künftig den Namen Bayerisch-Württembergische Veteranen- und Krieger-Vereinigung in Maria Steinbach tragen sollte. Die Vorstandschaft des Ortsvereins wurde beauftragt, sich auch der übrigen Geschäfte der Vereinigung wie Einladungen zu den Jahrtagen, Einberufungen von Ausschuss-Versammlungen und Rechnungsberichte am Jahrestag anzunehmen. Erste umfassendere schriftliche Aufzeichnungen zur Veteranenwallfahrt und in der Presse veröffentlichte Artikel ab 1920 stammten von einem Oberlehrer namens Ludwig Mayr. Es folgten kurze Zeitungsberichte im „Legauer Anzeiger“. So vermeldet dieser im Jahr 1921, dass die Wallfahrt mit der Weihe des neuen Kriegerdenkmals verbunden sei. So fanden am Vormittag das Requiem und die Feier am Denkmal mit Feldmesse statt, nachmittags bewegte sich um zwei Uhr noch einmal ein Festzug zum Denkmal, bevor die „weltliche Feier“ in den Gaststätten begann. Eine weitere Änderung trat 1985 ein: Damals wurde aus praktischen Gründen beschlossen, den Jahrtag vom Feiertag des Erzengels Michael auf den Samstag zuvor zu verlegen.

Die Wallfahrtskirche Maria Steinbach

Der Ort Maria Steinbach gehörte vom 12. Jahrhundert an bis zur Säkularisation und Auflösung der Klöster im Jahr 1803 zum benachbarten Prämonstratenser-Kloster Rot an der Rot. Im Jahr 1723 führte Abt Hermann Vogler einen raschen Bedeutungsaufschwung der Kirche herbei, indem er ihr einen Kreuzpartikel zum Geschenk machte. Der Besitz dieser kostbaren Reliquie setzte einen Zustrom der Gläubigen aus der näheren Umgebung in Gang. Einen enormen Anstieg des Bekanntheits- und Bedeutungsgrades als Wallfahrtsort erfuhr die Kirche dann Mitte des 18. Jahrhunderts im Zusammenhang mit einer ursprünglich aus Rot stammenden Muttergottesstatue. Drei Holzfiguren, die in einer Feldkapelle in Rot standen, wurden nämlich 1728 von dort in die Steinbacher Kirche gebracht. Es handelte sich um ein Kruzifix, eine Johannes- und eine Madonnenfigur. Letztere ist eine „Schmerzensmutter“, deren Brust von einem Schwert durchbohrt ist. Ab dem Jahr 1730 berichteten immer mehr Kirchengänger von sonderbaren Vorgängen an der Statue: So hieß es, das Gesicht der Muttergottes verfärbe sich, es liefen Tränen darüber und die Statue bewegte Augen und Augenlieder. Nachdem in Untersuchungen mechanische Ursachen oder Kunstgriffe ausgeschlossen wurden, sollte das Marienbild als wundertätig anerkannt werden. Seither kamen zu Fuß regelmäßig Wallfahrer als Einzelpersonen und in Gruppen aus dem Taubertal, aus Innsbruck, Regensburg, Wien, sowie aus Graubünden, Vorarlberg, der Schweiz und aus dem Schwarzwald. Die Anerkennung als Wallfahrtsstätte wurde an Pfingsten 1734 mit einem großen Fest begangen, zu dem damals zwischen 20 000 und 30 000 Besucher gekommen sein sollen. Zahlreiche Pilger strömten in den folgenden Jahren in den Wallfahrtsort, der im süddeutschen Raum große Bedeutung erlangte. Angesichts dieser Tendenzen erwies sich die Kirche bald als zu klein. Unter der Ägide des Wallfahrtspfarrers und späteren Abts des Roter Klosters, Benedikt Stadelhofer, entstand somit ein größeres Gotteshaus, dessen Weihe 1755 stattfand. Seit 1952 liegt die Wallfahrtsseelsorge wieder in Händen von Ordensleuten, den Salvatorianern (Gesellschaft des göttlichen Heilands).

Gewährspersonen

Gespräch mit Josef Briechle, seit 60 Jahren Teilnehmer an der Soldatenwallfahrt in Maria Steinbach und 25 Jahre lang (bis 2002, seither: Wilhelm Maucher) Vereinsvorsitzender des Krieger- und Soldatenvereins Maria Steinbach, welcher die Wallfahrt organisiert.

Weblinks

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