Osterbräuche in der Slowakei

Termin

Dieser Brauch findet vom 06. bis zum 10. April 2023 statt.

Einstiegsinformation

An Ostern (lateinisch pascha, von hebräisch pessach) wird im Christentum die Auferstehung Jesu Christi gefeiert. Jesu Christi ist der Sohn Gottes und hat den menschlichen Tod überstanden. Laut der Bibel fand die Erlösung Jesu Christi in einer „Pessachwoche“ statt. Ostern wird deshalb immer am Sonntag nach dem ersten Frühjahrsvollmond gefeiert. Im Gregorianischen Kalender ist dies zwischen dem 22. März und spätestens am 25. April eines Jahres.

Der größte Teil der slowakischen Bevölkerung ist römisch-katholisch. Das Osterfest ist in der Slowakei das wichtigste Fest der christlichen Glaubensgemeinschaft und wird ausgiebig gefeiert. Die tschechische bzw. polnische Übersetzung von Ostern lautet „velikononce“. Dies kommt von „Velike noci“ und bedeutet “großartige Nacht“. Ostern in der Slowakei ist eine sehr religiöse und fröhliche Zeit. Viele Bräuche werden immer noch gelebt, wobei unterschiedliche Regionen durchaus eigene Bräuche haben. Viele Bräuche zu Ostern sind verknüpft mit dem Frühling und dem beginnenden neuen Leben.

Die hier beschriebenen Bräuche sind hauptsächlich in der Region Zemplin, im Osten der Slowakei verbreitet.

Ablauf

Ostersonntag

Der Ostersonntag beginnt mit einem Gottesdienst in der Kirche. Es wird die Auferstehung Jesu Christi gefeiert. In der Region Zemplin läuten am Ostersonntag keine Glocken, um die Menschen zum Kirchengang zu rufen. Hier werden kleine „Hölzer“ gedreht, die sehr laute Geräusche machen. Worauf dieser Brauch zurückgeführt werden kann, konnte leider nicht in Erfahrung gebracht werden. Viele Gläubige bringen in den Gottesdienst einen Korb mit Essen mit und lassen diesen in der Kirche weihen. Die Körbe sind mit Lebensmitteln für das Frühstück gefüllt. Es werden vor allem das Osterlamm, die Eier, Brot, einer Kerze und Schinken geweiht, die auch hier die traditionellen Ostersymbole darstellen. Zu früheren Zeiten gingen die Gläubigen nach dem Gottesdienst zum nahegelegen Bach und wuschen sich dort, um sich von den Sünden zu befreien. Dieser Brauch wird heutzutage kaum noch gelebt. Heute werden nach dem Gottesdienst die Körbe mit dem Essen so schnell wie möglich auf dem kürzesten Weg nach Hause gebracht. Die Eile den Korb schnell nach Hause zu bringen symbolisiert, dass auch die anfallende Arbeit im nächsten Jahr schnell erledigt werden kann. Bevor der Korb jedoch ins Haus gebracht wird, laufen die Menschen in der Slowakei noch dreimal damit um ihr Haus. Laut der Überlieferung soll dies kleine Tiere im Haus vertreiben.

Wasserbrauch und Rute schlagen

Wasserbrauch.

Der Brauch des „Begießens“ und des „Schlagens“ gehen von ähnlichen heidnischen Vorstellungen aus und sind bis heute hauptsächlich auf dem Lande in der Slowakei erhalten geblieben. Am Ostermontag versammeln sich Männer früh am Morgen, um gemeinsam los zu ziehen und Frauen mit Wasser zu übergießen. In den Großstädten oder bei „älteren“ Damen wird die Tradition des „Badens“ und „Schlagens“ jedoch in einer abgeschwächten Form vollzogen. Anstatt eimerweise mit Wasser überschüttet zu werden, oder in eine Wanne voll mit Wasser hineingeworfen zu werden, werden die Frauen fein mit Wasser oder Parfüm bespritzt. Das Übergießen mit Wasser soll die Gesundheit und die Schönheit der betroffenen Frauen im kommenden Jahr erhalten. Frauen die ausgelassen werden, sind unter Umständen sogar beleidigt. Das Wasser soll eine reinigende und fertile Wirkung haben. Deshalb ist der Brauch, mit Wasser übergossen zu werden, für viele junge Frauen und künftige Mütter von besonderer Bedeutung. Beim Übergießen der Mädchen mit dem Wasser wiederholen die Männer dreimal den gleichen Spruch „Christos woskres“, was so viel bedeutet wie „Christus ist auferstanden“.

Eine Weiderute, die zum Schlagen verwendet wird.

Ferner ist es Tradition, dass die Frauen von den Männern mit einer handgemachten Rute (korbac) „symbolisch“ geschlagen werden. Es handelt sich um leichte Schläge, die nicht wehtun, zumal die Rute zuvor mit bunten Bändern hübsch geschmückt wurde. Durch die „Schläge“ sollen etwaige Krankheiten oder böse Kräfte aus dem Körper hinausgeschlagen werden. Die aus frischer Weide geflochtenen Ruten sollen auf die Frauen und Mädchen lebensspendende Energie und Frische übertragen. Zum Ausgleich und als Dank für das Wasser und die Rute schenken die Frauen dem Mann oft ein bunt bemaltes Ei, ein Gebäck, ein kleines Gläschen Schnaps oder einen kleinen Geldbetrag. Auch hat sich in manchen Gegenden durchgesetzt, dass die Frau am Nachmittag des nächsten Tages die Männer mit einem Eimer kalten Wasser übergießt. Dies ist jedoch nicht flächendeckend verbreitet und wird nur in ein paar kleinen Dörfern in der Region Zemplin so gelebt.

Ostereier

In der Slowakei herrscht eine kunstvolle Eierbemal-Tradition – die sogenannten „velikonocni kraslice“ (Bemalungen auf den Eiern). Die Eier werden gemeinsam mit „roter Beete“ gekocht, damit sie die rote Farbe annehmen. Um gelbe Eier zu erhalten, werden sie gemeinsam mit Zwiebeln gekocht. Oft werden die Eier auch mit Eierfarbe bemalt und verziert. Die bemalten Eier werden anschließend in ei-nem mit Gras oder ähnlichem Material ausgelegten Korb gelegt, gegessen oder verschenkt.

Gebäck

Ein gebackenes Hrudka.

Für das Osterfest werden viele verschiedene Köstlichkeiten zubereitet. In der Slowakei gehört der im Salz eingelegte Schinken, die Ostereier und der Rote Beete Salat genauso zum Osterfest, wie das „Hrudka“. Hrudka ist eine Art selbst gebackenes Brot, das aus Eiern und Milch besteht. Das Brot steht für die Fruchtbarkeit und einen neuen Anfang.

Rezept für „Hrudka“:

  • 10 Eier
  • 1 Liter Milch
  • ½ TL Salz
  • 2 TL Zucker

Zubereitung: In einen Topf etwas Öl geben. Die Eier in eine Schüssel geben und verrühren. Anschließend den Zucker, das Salz und die Milch dazu geben und alles mischen. Alles in den Topf geben und so lange kochen, bis „Klumpen“ entstehen. Dabei ständig umrühren. Nun ein trockenes Geschirrtuch ausbreiten. Die Masse auf das Tuch geben und dieses dann schließen (wie ein Sieb). So lange drücken, bis das gesamte Wasser weg ist. Anschließend das Tuch zusammenbinden und noch ca. ½ Tag abtropfen lassen. Dazu einfach in eine Schüssel legen und an einem kühlen Ort aufbewahren. Am nächsten Tag wird die Masse im Backofen 5 Minuten auf kleiner Stufe (ohne Tuch) gebacken. Das Brot kann wie Weißbrot geschnitten und mit etwas Butter gegessen werden.

Natürlich gibt es auch jede Menge Fleisch an den Osterfeiertagen, da ja 40 Tage lang auf Fleisch verzichtet wurde. Am Ostermontag wird in der Slowakei gefeiert und ausgiebig gegessen.

Wohin mit Essensresten und den Schalen der Eier? Diese werden in der Slowakei nicht einfach in den Abfall geschmissen. Nach den Osterfeiertagen werden die Schalen der verwendeten Eier und die übrigen Essensreste weit hinten im Garten oder am Rand von Kartoffelfeldern vergraben bzw. verteilt. Den Überlieferungen nach soll dies zu einer guten Ernte beitragen.