Schwäbischwerder Kindertag

Termin

Teilnehmer beim Schwäbischwerder Kindertag.
Dieser Brauch findet vom 25. bis zum 28. Juli 2024 statt.

Einstiegsinformation

Der Schwäbischwerder Kindertag findet im zweijährigen Rhythmus an einem Julisonntag in Donauwörth statt. Dabei spielen Grund- und Hauptschüler die Stadtgeschichte Donauwörths von ihrer Entstehung bis zum Biedermeier in einem bunten Historienspiel auf der Heilig-Kreuz-Wiese nach. Es schließt sich ein Festumzug durch die Stadt an. Der Schwäbischwerder Kindertag wird von einem Festwochenende umrahmt, das schon am Samstag mit einem Spieletag beginnt.

Ablauf

Festwochenende

Der schwäbischwerder Kindertag, der an einem Julisonntag stattfindet (zuletzt 25. Juli 2010), wird begleitet von einem ganzen Festwochenende. Dieses beginnt schon am Samstag mit einem Spieletag auf der Heilig-Kreuz-Wiese. Verschiedene Vereine und Gruppen aus Donauwörth bieten hierzu Spielstationen zu historischen Themen an, wie z.B. Lanzenstich, Armbrustschießen, Ritterlager, Ringewerfen, Ritterparcours, Ritterturnier, u.v.m. Zusätzlich gibt es einen Kunst- und Töpfermarkt. So können sich Familien und Kinder schon hier auf den Schwäbischwerder Kindertag einstimmen.

Schwäbischwerder Kindertag

Verkleidete Kinder als Teilnehmer.
Der Schwäbischwerder Kindertag selbst findet dann am folgenden Sonntag statt. Am Morgen wird ein Festgottesdienst abgehalten, an den sich Standkonzerte anschließen. Danach werden der Donauwörther Bürgermeister, Ehrengäste sowie der jeweilige Schirmherr des Schwäbischwerder Kindertages begrüßt. Ein wichtiges Element des Festes stellt dabei das bunte Historienspiel auf der Heilig-Kreuz-Wiese dar, welches darauf folgt. In diesem Spiel erzählen die Donauwörther Grund- und Hauptschüler aus dem Bilderbuch der Stadtgeschichte. In historischen Kostümen stellen verschiedene Schülergruppen die Stadtgeschichte Donauwörths von ihren Anfängen bis zum Biedermeier dar. Für Zuschauer sind Tribünen auf der Heilig-Kreuz-Wiese aufgebaut. Das Spiel beginnt mit dem Prolog eines Herolds: Wenn froh die Sonne am Himmel steht und das Schuljahr zu Ende geht, rüsten in Donauwörth aufs Beste sich Buben und Mädchen zum Kinderfest...., worauf der Dank der Kinder und Segensworte folgen. Als Grundlage für das Spiel dient ein Textbuch, welches der ehemalige Bürgermeister Dr. Alfred Böswald entwickelte und welches später durch Felix Späth, Organisator des Schwäbischwerder Kindertages, mit Regieanweisungen ergänzt wurde. Das Spiel setzt ein, indem ein Sprecher die Entstehung Donauwörths um 500 n. Chr. schildert (erste Fischeransiedlungen auf der Riedinsel), wobei immer wieder einzelne Schülergruppen (z.B. als Fischer verkleidet) Tänze, Reigen, Lieder, Reden, usw. aufführen. Dieser Ablauf zieht sich durch das ganze Historienspiel: Der Sprecher schildert Wachstum und Entwicklung der Stadt und verschiedene historische Gruppen, welche von den Schülern dargestellt werden, treten an der jeweiligen Stelle auf und illustrieren die Erzählung durch szenisches Spiel. Dabei werden v.a. historisch bedeutsame Szenen der Stadtgeschichte nachgespielt, wie z.B. die Ungarneinfälle, die Schlacht am Lechfeld, die Entwicklung zur Brückenstadt, die Gründung des Klosters Heilig-Kreuz, Staufer- und Wittelsbacherzeit, Hofleben, Reformationszeit und Reichsacht, Erorberung durch die Schweden, usw. Untermalt wird das Ganze musikalisch durch die Donauwörther Stadtkapelle. Die Musikkapellen sind ebenfalls in traditioneller Tracht zu sehen. Jede Klasse ist für eine bestimmte historische Gruppe/Szene verantwortlich, daher kommt eine Vielfalt an Gruppen zusammen; genannt sei hier beispielsweise die Gruppe der Fischer, Biedermeiergruppe, Kaiser Karl VI. mit den Damen und Kavalieren der barocken Epoche, die Staufergruppe, die sieben Schwaben, die Blumenkinder, die Schweden, Maria Theresia und Franz von Lothringen mit Hofstaat, die Ära Napoleon und seine kaiserlichen Dragoner, die Gruppe Aus der Geschichte unserer Stadt, Namenspatrone, Friedrich der II. und Höflinge, Bogenschützen, Falkner, Ritter, Rölsbuben, etc. Es wurden auch einige Requisiten für das Spiel sowie für den Umzug angefertigt: beispielsweise wurde das Prunkschiff der Kaiserin Maria Theresia nachgebaut. Es gibt auch Nachbildungen der Stadttore, wie z.B. des Färbertörls.

Festumzug

An das Historienspiel, welches etwa eine Stunde dauert, schließt sich der Festumzug durch die Stadt an. Die verschiedenen historischen Gruppen, die auch schon das Spiel auf der Heilig-Kreuz-Wiese aufgeführt haben, können nun von den ca. 30000 Zuschauern bei ihrem Gang durch die Pflegstraße, Reichsstraße, durch das Ried, die Bahnhofsstraße bis hin zur Härpferstraße betrachtet werden. Fanfarenzüge, Pferdegespanne, Musikkapellen und die bunten Gewänder der Kinder verleihen dem Umzug einen besonderen Glanz. Dieser Festumzug findet - im Gegensatz zum Schwäbischwerder Kindertag (mit Historienspiel)- jährlich statt. In einem Jahr, in dem der Kindertag nicht stattfindet, wird dieser Umzug dann in die Feierlichkeiten des Donauwörther Reichsstraßenfestes integriert. Der Schwäbischwerder Kindertag klingt nach dem Festumzug im Heilig-Kreuz-Garten aus. Dort werden bis zum Abend noch Tanzvorführungen, Spiele, o.Ä. veranstaltet.

Beteiligte

Am Schwäbischwerder Kindertag sind vorrangig die Grundschulen Mangoldschule, Gebrüder-Röls-Grundschule, Sebastian-Frank-Grundschule sowie die fünften und sechsten Klassen der Ludwig-Auer-Schule (Hauptschule) beteiligt. Mit Unterstützung der Lehrkräfte, die beim Einüben des Textbuchs und dessen Umsetzung tatkräftig mithelfen, stellen die ca. 1000 Schüler die historischen Gruppen der Stadtgeschichte im Historienspiel und beim Festumzug dar. Organisiert wird das ganze Kinderfest von Felix Späth, welcher seit 1977 die Verantwortung dafür inne hat. Zudem wurde ein Projektteam ins Leben gerufen, das aus ca. 30 Mitgliedern besteht. Weiter beteiligt sind die Nähfrauen, welche sich um die historischen Kostüme kümmern. Außerdem sind zahlreiche Institutionen und Vereine mit eingebunden, sowieunzählige freiwillige Helfer und andere Leute, die hier nicht alle genannt werden können. Finanziert wird das Fest u.a. durch Spenden von Donauwörther Betrieben und Zuschüssen. Ein wichtiges Element des Kindertages seit 1981 ist der jeweilige Schirmherr. Bekannte Schirmherrn in der Geschichte des Schwäbischwerder Kindertags waren z.B. der bayerische Ministerpräsident Franz Josef Strauß oder der Buchautor Ottfried Preußler. Geplant wird das Fest schon gegen Ende des vorangehenden Jahres, da allein der Aufbau zwei Wochen Zeit beansprucht.

Kostüme

Die Kostüme für die historischen Gruppen der Stadtgeschichte machten im Laufe der Zeit einige Veränderungen durch. Sie wurden jedoch alle auf historischer Grundlage durch Rosemarie Fritz entworfen, um einen authentischen Eindruck der Stadtgeschichte zu vermitteln. Dazu wurden auch Quellen aus dem Stadtarchiv Donauwörth hinzu gezogen. Die Nähgruppe um rosemarie Fritz stellte die zahlreichen Kostüme für die Schüler her (z.B. Fahnenschwinger, Trommler, Schwedengruppe, usw.). Dafür wurde extra eine eigene Nähstube bereitgestellt.

Hintergrund-Infos

Der Schwäbischwerder Kindertag hat seine Wurzeln im 17. Jahrhundert. Er entwickelte sich aus dem Ruethenfest, welches damals in Donauwörth aber auch in anderen Städten gefeiert wurde. Einen ersten Eintrag über dieses Ruethenfest in Donauwörth gibt es aus dem Jahre 1680. Hier heißt es, dass der Teutsche Schuelmaister Veith Schirmer mit den Schuelkhindern uf den Schellenberg in die Rueten ging. Damals fand das Fest zum Abschluss des Schuljahres statt (jedoch noch auf dem Schellenberg). Es gab für Schüler eine Kleinigkeit zu essen (Breze o.Ä.) und reichlich Bier - auch für die Erwachsenen. Das Fest wurde von da an im jährlichen Rhythmus gefeiert. 1784 kann man den vorerst letzten Eintrag über das Ruethenfest lesen. Die Kriegswirren um Napoleon sowie die Einführung der Schulpflicht unterbrachen die Feierlichkeiten. Erst 1855 wurde im Donauwörther Amtsblatt freudig die erneute Einführung eines Kinderfests bekannt gemacht. Seitdem fanden wieder jährlich Festzüge, Lieder, Reigen, Deklamationen, Theaterspiele und Wettkämpfe zum Schuljahresende statt. Um die Jahrhundertwende war das Donauwörther Kinderfest schon als herausragendes Fest weit bekannt und trug ebenfalls schon einige Züge des heutigen Schwäbischwerder Kindertags (z.B. Festumzug durch die Stadt). Man traf sich jedoch noch im Spindeltal, auf dem Schulhof oder vor dem Rathaus. Wie so oft kam es aber auch 1915 im Zuge des ersten Weltkrieges zu einer Unterbrechung des jährlichen Turnus, welche bis 1924 andauerte. Auch 1940-1945 fiel das Kinderfest wegen des zweiten Weltkrieges aus, von dem die Stadt ja schwere Schäden davon getragen hatte. 1946 führte man das Fest wieder im bescheidenen Rahmen ein. 1961 wurde Michael Veh Schulrektor der Mangoldschule, welcher auch als Pionier des Schwäbischwerder Kindertages gilt; er wollte, dass dem Kinderfest als ein Fest zur Freude der Kinder mehr Bedeutung zukommt. Er maß dem Fest einen hohen pädagogischen Wert bei und so kam es wieder zu prächtigen Umzügen mit Fahnen, Girlanden und Blumen. Das Kinderfest fand 1964 aber noch unter verschiedenen Mottos statt, da sich die drei Donauwörther Grundschulen auf keine einheitliche Themenwahl einigen konnten. Erst als Rektor Michael Veh die Koordination des Kindertages zur Aufgabe bekommt, ergibt sich die Möglichkeit für ein einheitliches Motto. Bis dato hatte die Themenwahl des Schwäbischwerder Kindertages noch nichts mit der Geschichte Donauwörths zu tun: So ist das Thema des Kindertages 1962 beispielsweise Der gestiefelte Kater. 1970 wurde Dr. Alfred Böswald Bürgermeister von Donauwörth und beschäftigte sich eingehend mit der Förderung und Neugestaltung des Kindertages: Und so kam es, dass 1977 eine deutliche Zäsur in der Geschichte des Schwäbischwerder Kindertages zu vermerken ist. Ab diesem Jahr bekommt das Kinderfest eine spezielle Form, die bis heute andauert. Die Geschichte Donauwörths soll von nun an als Bilderbuch aufgeführt werden und das Motto aller folgenden Kindertage werden. Man nähte also die Kostüme und stellte alle nötigen Requisiten her. 1978 wurde ein erster Kindertag zum Thema Aus der Geschichte unserer Stadt veranstaltet. Die Promenade, in welcher der Kindertag seit 1964 veranstaltet wurde, war nun endgültig zu klein und das Fest fand von da an auf der Heilig-Kreuz-Wiese statt. Seit 2004 findet der Schwäbischwerder Kindertag nur alle zwei Jahre statt, u.a. aus finanziellen Gründen (Verschleiß der Kostüme,...). Der Festumzug wird jedoch -wie beschrieben- jedes Jahr vollzogen. Im Rückblick lässt sich erkennen, welche lange Tradition der Schwäbischwerder Kindertag hat. Unter der Koordination Michael Vehs und Unter Mitwirkung des Rektors Hans Baur wurde dem Fest wieder der Glanz vergangener Zeiten verliehen. Seine aktuelle Form als historisches Fest verdankt der Kindertag der Förderung und Neugestaltung durch den ehemaligen Oberbürgermeister Dr. Alfred Böswald.

Mottos

Im Folgenden sind die verschiedenen Mottos des Kindertages bis 1977 aufgelistet, als er sich schließlich zum heutigen Schwäbischwerder Kindertag als historisches Fest entwickelte.
  • 1962: Der gestiefelte Kater
  • 1963: Zirkus Spindeltal, Dornröschen, Fahnen (kein einheitliches Motto)
  • 1965: Im Kinderland
  • 1966: Ferienfreuden
  • 1967: Hinaus ins Grüne
  • 1968: Reisen: früher-heute-morgen
  • 1969: kein einheitliches Motto (lediglich Fahnen und Trachten aus Deutschland und anderen Ländern)
  • 1970: Laßt uns fröhlich singen
  • 1971: Blumen blühen im Garten
  • 1972: Olympische Spiele 1972
  • 1973: Fleißige Leute: früher und heute
  • 1974: Kleider machen Leute
  • 1975: Wunderwelt der Natur
  • 1976: Lesen macht Spaß
  • 1977: 1000 Jahre Brückenstadt (in diesem Jahr wählt man passend zur 1000-Jahrfeier der Stadt ein historisches Motto, das sich durchsetzt und dem heutigen Schwäbischwerder Kindertag seine historische Form gibt)

Bedeutung

Der Schwäbischwerder Kindertag hat auch heute noch die gleiche Bedeutung wie zu der Zeit, als er noch ein Ruethenfest war: Er soll ein Fest für Schüler zum Schuljahresende sein. Er ist aber auch noch viel mehr als das: Den Schülern soll gleichzeitig die Geschichte ihrer Stadt spielerisch vermittelt werden. Zudem wird die Geschichte Donauwörths in reichsgeschichtliche Zusammenhänge sowie in Zusammenhänge der europäischen Geschichte eingebettet. Dadurch wird gezeigt, welche bedeutende Rolle Donauwörth in bestimmten Zeiten und Epochen zukommt. Somit wird neben einem schönen Schuljahresabschluss auch Heimatkunde an Schüler und Zuschauer vermittelt. Daneben betreibt man durch die Durchführung des Schwäbischwerder Kindertages Brauchtumspflege. Das Kinderfest, dessen Anfänge so weit zurück reichen, wurde zwar durch Kriege und Unruhen unterbrochen, dennoch hat es bis heute am Leben gehalten und als ein Fest erwiesen, das man würdigen sollte. Eine weitere Funktion des Schwäbischwerder Kindertages wird deutlich, wenn man sich Hans-Peter Mattauschs (Vorsitzender der AG süddeutscher Kinder- und Heimatfeste) Zitat in einem Artikel der Augsburger Allgemeinen anschaut: Gerade Kinder- und Heimatfeste schaffen Identität und Integration in unseren Gemeinden, in den Dörfern und Städten. So trägt der Schwäbischwerder Kindertag auch zu einem sozialen und kulturellen Miteinander bei.

Name

1981 wurde ein Ideenwettbewerb abgehalten, um dem Donauwörther Fest einen eigenen Namen zu geben, der Geschichtskraft dokumentieren und sich als gesamtbayerisches Werbeetikett eignen sollte. Und so entschied man sich für Klaus Pichlers Vorschlag: Schwäbischwerder Kindertag. Der Name leitet sich vom ehemaligen Namen Donauwörths ab, das bis zu seiner Reichsacht 1607 noch Werd bzw. Schwäbischwerd hieß und bringt das historische Motto des Kindertages sehr gut zum Vorschein.

Entwicklungen

Der nächste Schwäbischwerder Kindertag wird am 22. Juli 2012 stattfinden (das Festwochenende beginnt am 20. Juli 2012). Aktuell macht man sich zu weiteren möglichen historischen Gruppen Gedanken, da beim nächsten Kindertag eine Schulklasse mehr beteiligt sein wird. Diese Klasse soll ebenfalls eine eigene historische Gruppe/Szene darstellen dürfen.

Gewährspersonen

Auskünfte des Stadtarchivs Donauwörth sowie des Donauwörther Rathauses.

Weblinks

Literatur

  • Grohsmann, Lore: Donauwörth. Band 48. Donauwörth 1990.
  • Grohsmann, Lore: Geschichte der Stadt Donauwörth. Von 1618 bis zur Gegenwart. Band 2. Donauwörth 1978.
  • Zelzer, Maria: Geschichte der Stadt Donauwörth. Von den Anfängen bis 1618. Band 1. Donauwörth 1979.
  • Prospekte zum Schwäbischwerder Kindertag 2010

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