Schiffstaufe

Einstiegsinformation

Ehrengäste bei einer Schiffstaufe.

Die Schiffstaufe (auch „Schiffsweihe“ oder „Schiffsegnung“) ist eine feierliche Zeremonie, bei der ein neues Schiff vor seinem ersten Seegang einen Namen verliehen bekommt und gesegnet wird. Sie findet unmittelbar vor dem Stapellauf des Schiffes statt, d.h. bevor das neue Schiff zum ersten Mal zu Wasser gelassen wird.

Begriff Taufe

Der Begriff Taufe stammt aus dem Griechischen „baptizein“ = Eintauchen, Untertauchen. Die Schiffstaufe bezieht sich dabei auf die menschliche, christliche Taufe. Diese kennzeichnet in der kirchlichen Tradition den Eintritt in das Christentum. In der heidnischen Variante der Schiffstaufe wird hingegen das Eintauchen des Schiffes in das Meer symbolisiert. Im Unterschied zur christlichen Taufe wird bei der Schiffstaufe nicht auf den Namen des dreieinigen Gottes getauft. Bei ihr steht vor allem die Namensgebung im Vordergrund.

Ablauf

Wenn man nun mit dem Bau zur Richtigkeit gekommen, Schafft man, was nöthig auch sonsten noch herbey, Dann wird gleich ohn Verzug die Tauffe vorgenommen, Damit dies schnelle Schiff im Meere glücklich sey.“(Gerds, P. (1984): S. 48)

Nach dem Fertigstellen des Baus eines Schiffes folgt, wie schon 1486 von Bernhard von Breydenbach beschrieben, nicht das Zuwassergehen, sondern zunächst die Taufe des Schiffes. Vor seinem Stapellauf, d.h. bevor das Schiff zum ersten Mal in die See sticht, versammelt sich die Mannschaft mit dem Kapitän auf dem Deck des Schiffes, um es zu taufen. Diese Taufzeremonie folgt dabei festgelegten Ritualen. Außer der Schiffscrew und geladenen Gästen ist noch eine weitere Person anwesend: die Taufpatin. Diese hält zunächst eine Ansprache und tauft daraufhin das Schiff auf seinen Namen. In einem zweiten Schritt wird eine Flasche Champagner gegen die Planken des Schiffes geschlagen, sodass die Flasche zerschellt und sich der Champagner über das Schiff ergießt. Danach ist das Schiff bereit für seine Jungfernfahrt.

Die Taufrede

Bei jeder Schiffsweihe hält die Taufpatin eine Taufrede. Diese Ansprache kann weitgehend frei gestaltet werden. Sie handelt meist über die Entstehungsgeschichte des Schiffes, die Werft und den Auftraggeber. Drei wichtige Schlüsselformulierungen dürfen allerdings in keiner Taufrede fehlen:

  • „Ich taufe dich auf den Namen …“,
  • „Ich wünsche der Besatzung allzeit gute Fahrt und dir immer eine Handbreit Wasser unter dem Kiel“ und
  • „Ich grüße dich mit einem dreimaligen Hipp-Hipp-Hipp-Hurra!“.

Nach der Taufrede zerschellt die Taufpatin traditionsgemäß die Champagnerflasche am Bug des Schiffes.

Namensgebung

Schon im Mittelalter war es in Europa üblich, Schiffen Namen zu verleihen. In Deutschland gehen die Aufzeichnungen über diese Tradition bis ins 13. Jahrhundert zurück. Damals wurden den Schiffen vor allem religiöse Namen verliehen. Häufig wurden Namen in Verbindung mit Maria gewählt, wie beispielsweise Marienschiff, Marienkogge oder auch die Santa Maria von Kolumbus. Um die oft gleichlautenden Namen zu unterscheiden, wurden häufig Beinamen wie Grote-Marie beigefügt. Auch geographische Bezeichnungen wurden verwendet. In der griechischen Schifffahrt lassen sich Namensgebungen bis ins 4. Jahrhundert vor Christus zurückverfolgen. Hier sind keine männlichen Schiffsnamen bekannt, mit Ausnahme von Namen mit femininen Ableitungen. Diese Tradition der weiblichen Schiffsnamen lässt sich auch heute noch in Deutschland finden. Besonders häufig war die Benennung von Schiffen nach Figuren aus der Mythologie. Durch eine solche Namenswahl sollte das Schiff damals unter den Schutz der Gottheit gestellt werden. Die Vorstellung von einem Schiff als liebliches Mädchen ist ebenfalls in vielen Namen zu finden. So wurden Schiffe symbolisch nach Göttinnen, die für Schönheit, Jugend und Schnelligkeit (wie z.B. Thetis) standen, benannt. Eine weitere wichtige Position nahm die Benennung nach abstrakten Begriffen, wie Die Fliegende oder Die Herrliche, ein. Auch Namen, die mit bestimmten Aufgaben des Schiffes verbunden waren, wurden häufig in Griechenland verwendet. Dazu zählen beispielsweise Hippagogos (Pferdetransportschiff) oder Strategos (Admiralsschiff). Weniger häufig wurden Schiffe auch auf Namen von Inseln, Städten oder Landschaften (z.B. Krete, nach Kreta) getauft. Auch Tiernamen, wie Löwin oder Bezeichnungen für Waffen, wie Lanze lassen sich in den Aufzeichnungen finden. In Deutschland wurden Schiffe in der Vergangenheit auch auf Dichternamen (z.B. die Goethe) getauft. Diese Boote waren jedoch meist vom Unglück verfolgt; so sank beispielsweise die Goethe, die Herder hatte einen Massenmörder an Board und bei der Wieland brach die Propellerwelle.

Akteure

Die Taufpatin

Die Taufpatin nimmt eine wichtige Rolle in der Taufzeremonie ein und wird deshalb sorgfältig ausgewählt. Hierbei sind einige Aspekte zu beachten. Vor allem ist es wichtig, wie die feminine Endung des Wortes schon verrät, dass die Taufpatin eine Frau ist. Männer sollten keine Schiffe taufen; sie bringen gemäß dem Aberglaube Unglück. Nur wenige Männer wurden in der Vergangenheit als Taufpaten eingesetzt und dabei gab es meist Probleme. Deshalb wird ihnen vorgeworfen, dass sie ein böses Omen darstellen. Darüber hinaus darf die Taufpatin in England während der Zeremonie kein grünes Kleid tragen. Auf keinen Fall sollte das Schiff außerdem eine Rothaarige taufen, das gilt ebenfalls als unglücksbringendes Omen. In Frankreich hingegen sollte die Taufpatin nicht schwanger sein, um einen reibungslosen Ablauf zu garantieren. Bekannte Schiffe werden oft auch von bekannten Taufpatinnen getauft; hierzu zählen beispielsweise prominente Persönlichkeiten, wie Schlagersängerin Helene Fischer bei der Taufe von Mein Schiff 3 in Hamburg oder Queen Elizabeth, die die Queen Mary 2 taufte.

In Deutschland gibt es bezüglich der Taufpatin keine besonderen Vorschriften.

Gäste

Neben der Taufpatin sind noch eine Reihe von Zuschauern Zeugen der Taufe. Unter anderem sind die Werfbauer, Geschäftsführer, der neue Eigner, Freunde, Familie und Bekannte bei der feierlichen Zeremonie anwesend. Auch sind nicht selten Ehrengäste, wie beispielsweise der stellvertretende Premierminister John Prescott bei der Taufe der Queen Mary 2, eingeladen. Die Anzahl der Gäste kann je nach Taufzeremonie variieren. Meist werden jedoch bei bekannten Schiffen deutlich mehr Zuschauer verzeichnet, als bei kleineren Schiffen, die nicht in der Öffentlichkeit stehen.

Veranstaltungsort

Die Schiffstaufe wird direkt auf dem Deck des Schiffes durchgeführt. Hierbei liegt das Schiff, auf feste Sockel gestützt, in der Werft, bevor es danach zum ersten Mal mit dem Wasser in Berührung kommt.

Die Champagnerflasche ist wohl das wichtigste Requisit bei der Taufe. Sie wird während der Zeremonie von der Taufpatin gegen die Planken des Schiffes geschlagen, um sie zu zerbrechen. Dabei ist sie meist an einem Seil festgebunden, welches von der Taufpatin zum Wurf genutzt werden kann. Dies ist sicherer und das Verletzungsrisiko für die Taufpatin geringer. Allerdings gelingt es nicht immer, dass die Champagnerflasche auf Anhieb zerschellt. In diesem Fall muss die Taufpatin mehrere Anläufe nehmen, bis die Flasche zerbricht. Indessen ist es vielerorts auch üblich anstelle des Champagner Sekt zu verwenden. Dieser wird als gleichwertig betrachtet und zugelassen.

Brauch- und Rollenverständnis

Gründe für die Schiffstaufe

Schon der Schriftsteller Joseph Conrad schrieb, dass Schiffe als lebende Geschöpfe mit Persönlichkeit und eigenem Charakter anzusehen seien, da sie durch ihr knarrendes Holz, das ächzende Stahl und ihre flatternden Segel in gewisser Weise zu den Seeleuten sprächen. Deshalb wurden schon damals die Taufe, die Namensgebung und auch der Stapellauf des Schiffes als besonders wichtige Rituale erachtet. Auch heute noch geht es bei der Taufe in erster Linie um Glück und Wohlwollen für das Schiff und natürlich auch für seine Besatzung. Dies wird allerdings unterschiedlich ausgelegt. So erachten manche die Schiffstaufe als notwendige und ernste Angelegenheit und gleichzeitig als eine schöne Tradition, während andere darin einen Aberglauben sehen, um den unberechenbaren Ereignissen auf hoher See zu trotzen. Hierbei wurden Ereignisse wie Sturm, Flaute, Hoch- und Niedrigwasser mit der Götterwelt in Verbindung gebracht. Durch die Taufe versuchte man, die Götter zu besänftigen, damit die Mannschaft und das Schiff immer wieder heil im Hafen ankommen. Dabei galt es vor allem durch einen Vertrag mit den Göttern den Meeresgott Neptun günstig zu stimmen. Dadurch erhoffte man sich in Not Beistand und Hilfe der Götter.

Eine problembehaftete Taufe oder gar der Verzicht auf die Schiffsweihe werden daher oft als Böses Omen ausgelegt.

Böses Omen

Das wohl populärste Beispiel für ein böses Vorzeichen stellt die Titanic dar. Das größte Passagierschiff seiner Zeit galt als unsinkbar. Da es nach den neuesten wissenschaftlichen und technologischen Standards des Schiffbaus konstruriert war, entschloss man sich, auf ein derartig albernes Ritual des Aberglaubens zu verzichten. Doch diese Entscheidung hatte schlimme Konsequenzen, denn die Titanic sank noch auf ihrer Jungfernfahrt. Für abergläubische Seeleute war dies aber keine Überraschung – im Gegenteil: für sie war es vorhersehbar, denn ohne eine Schiffstaufe kann auch das beste Schiff auf dem Meer nicht überleben.

Aber nicht nur das Übergehen einer Taufe, sondern auch kleine Unstimmigkeiten im Ablauf der Taufzeremonie werden oft als böses Omen ausgelegt. Zerbricht die Flasche beispielsweise nicht beim ersten Wurf oder gar bei mehrmaligen Anläufen nicht (wie es z.B. Camilla Parker Bowles bei der Taufe der Queen Victoria erging, bei der sogar eine Ersatzflasche verwendet werden musste), ist dies ein schlechtes Zeichen für die Zukunft des Schiffes. Um dem entgegenzuwirken, wird deshalb oft die Champagner- oder Sektflasche manipuliert, indem vorher der Hals der Flasche angesägt wird. Dem Aberglaube zufolge sind Schiffstaufen außerdem Freitags nicht empfehlenswert, Sonntags hingegen günstig. In Frankreich sollte zudem keiner das Wort lapin (frz. Kaninchen) während der Taufe in den Mund nehmen. Die Angst vor Kaninchen rührt aus Zeiten, in denen die Schiffe noch aus Holz gebaut waren. Es wurde befürchtet, dass die Nagetiere das Hanf anknabbern könnten, mit dem die Planken abgedichtet wurden. Deshalb gilt dieses Wort auch auf französischen Schiffen als tabu.

Organisation der Brauchveranstaltung

Andere Länder, andere Sitten – Schiffstaufe international

Die Zeremonie der Schiffstaufe gestaltet sich in vielen Ländern unterschiedlich. In Indien und anderen asiatischen Ländern wird beispielsweise kein Alkohol bei der Taufe verwendet. Hier vollzieht ein Hindu die Zeremonie. Dabei wird unter einem Blütenkranz, bestehend aus Nelken und Rosen, ein indisches Schriftzeichen auf den Bug gezeichnet, das jegliche Gefahren vom Schiff abhalten soll. Der Hindu bittet den Gott Ganesh im Gebet, seine schützende Hand über Besatzung, Schiff und Fracht zu halten. Den eigentlichen Taufakt vollzieht daraufhin eine Frau. Sie wirft keine Sektflasche sondern eine Kokosnuss gegen den Bug des Schiffes. Die Frucht entspricht nach indischer Auffassung dem Menschen; der Faserbüschel stellt den Kopf mit dem Haarschopf dar und die runde Form der Nuss den Leib des Menschen. Der Saft der Kokosnuss steht schließlich für das Blut. Hierbei wird auch an die früher gebrachten Menschenopfer erinnert. Die bereits angesägte Kokosnuss soll dann am Schiffskörper zerplatzen und der Saft soll sich über die Planken des Schiffes ergießen. Nach dem Ende der Zeremonie und der Einleitung des Stapellaufes, werden dem Kapitän einige Teile der Kokosnuss, auf einem Brett befestigt, überreicht. Diese sollen ihm als Talisman dienen.

In China und Japan hingegen sind die Schifftstaufe und der Stapellauf zugleich die Geburt des Schiffes. Dies wird durch eine gespannte Leine zwischen Schiff und Land dargestellt, die beim Stapellauf zerrissen wird. Symbolisch soll dies die Nabelschnur und damit die Geburt des Schiffes darstellen. Wenn diese Verbindung gekappt wird, platzt eine Papierkugel, aus der Girlanden und Luftballons aufsteigen.

Auch in anderen Ländern wird auf den Sekt oder Champagner verzichtet und stattdessen andere Elemente eingesetzt. So verwenden die Schotten beispielsweise Whiskey, um ein Schiff zu taufen. In Afrika wird hingegen fünfmal mit Palmwein gegen die Bordwand des Schiffes gespuckt und Polarschiffe werden mit Eisblöcken getauft und beworfen. Andernorts soll auch Orangensaft verwendet werden. In Brasilien und anderen südamerikanischen Ländern kommt die Konfettikanone zum Einsatz, die Konfetti über das Schiff verteilt, während Luftballons aufsteigen, Feuerwerkskörper knallen und Blasmusik spielt. In arabischen Ländern wird ebenfalls auf Alkohol verzichtet und Wasser aus der heiligen Quelle bei Mekka für die Schiffstaufe verwendet.

Taufe der Queen Mary 2

Hintergrundinformationen zum Schiff

Die Queen Mary 2 ist mit 345 Meter Länge nicht nur das größte Passagierschiff der Welt, sondern mit über 800 Millionen Dollar Kosten zugleich auch das teuerste. Sie gilt als Flaggschiff in der Kreuzfahrtflotte der Cunard Line und trägt den prestigeträchtigen Zusatz R.M.S., was Royal Mail Ship bedeutet. Das Schiff misst eine Breite von 41 Metern und eine rekordverdächtige Höhe von 72 Metern vom Kiel bis zum Schornstein. Sie bereist überwiegend die transatlantische Route zwischen Hamburg oder Southampton und New York. Zu ihrer Tradition zählen unter anderem Atlantiküberquerungen sowie ihre mehrmals im Jahr stattfindenden zahlreichen Rundreisen auf allen Weltmeeren. Ihre maximale Geschwindigkeit sind 30 Knoten und der Tiefgang beträgt zehn Meter. Das Kreuzfahrtschiff fasst eine Passagierkapazität von 2620 Passagieren, die in 1310 Kabinen untergebracht sind. Die Crew zählt außerdem 1253 Mitglieder. Die Queen Mary 2 trägt die Flagge Bermuda.

Queen Mary 2 – Auf einen Blick

  • Taufe: 8. Januar 2004
  • Jungfernfahrt: 12. Januar 2004
  • Flagge: Bermuda
  • Tonnage: 151.400 BRZ
  • Länge: 345 Meter
  • Breite: 41 Meter
  • Tiefgang: 10 Meter
  • Geschwindigkeit: max. 30 Knoten
  • Passagierkapazität: 2.620
  • Anzahl Kabinen: 1.310

Besonderheiten:
– größte schwimmende Bibliothek der Welt,
– der größte Ballsaal, der größte Weinkeller und das größte Planetarium auf See,
– 111 Quadratmeter große Luxussuiten mit Glasaufzug und Whirlpool.

Taufe

Mit den Worten I name the ship Queen Mary 2. May God bless her and all who sail in her! taufte die britische Königin Elizabeth II. am 8. Januar 2004 die Queen Mary 2 in ihrem Heimathafen Southampton.  Kurz zuvor wurden die Feierlichkeiten jedoch durch einen tragischen Unfall überschattet. Am 15. November 2003 stürzten 15 Menschen in den Tod, als bei der Besichtigung des größten Passagierschiffes eine überlastete Landungsbrücke im Trockendock der Alstom-Werft in Saint-Nazaire zusammenbrach. Die meisten Opfer waren Familienangehörige oder Freunde der Arbeiter, die das Kreuzfahrtschiff besichtigen wollten. Unter den Opfern waren auch viele Kinder.

Am 26. Dezember traf der Ozeanriese aus dem westfranzösischen Saint-Nazaire in England ein, wo er in weniger als zwei Jahren gebaut worden war. Der Hafen von Southampton stand zuvor unter strengen Sicherheitsvorkehrungen. Um einen reibungslosen Ablauf der Feierlichkeiten zu garantieren, suchten Taucher nach möglichen Sprengsätzen. Außerdem bewachte die Polizei vor und während der feierlichen Zeremonie umliegende Parkplätze sowie nahestehende Gebäude. Während der Zeremonie übergab die Baufirma Alstom der Cunard-Line feierlich die Flagge der Queen Mary 2, begleitet von den Nationalhymnen Marseillaise und God Save the Queen. Nach ihrer Rede zerschlug die Taufpatin Queen Elizabeth traditionsgemäß eine Champagnerflasche am Rumpf des Schiffes. Anschließend feierten die rund 2000 geladenen Gäste – darunter der stellvertretende Premierminister John Prescott und Verkehrsminister Alistair Darling – die Taufe der Queen Mary 2 mit einem dreimaligen Hipp-Hipp-Hurra und einem anschließenden Festbankett an Board des Schiffes. Präsident Chaques Chirac sorgte für einen feierlichen Abschied der Queen Mary 2: Er ließ eigens für die Festlichkeiten französische Jagdflugzeuge eine Ehrenrunde am Himmel drehen, um die Queen Mary 2 mit blau-weiß-roten Rauchstreifen bei ihrem Auslaufen aus ihrem Heimathafen zu verabschieden. Insgesamt lief die Taufzeremonie – bis auf die Gedanken an das Unglück im November – ohne weitere Zwischenfälle ab und es konnte von einer gelungenen Feier gesprochen werden. Vier Tage später trat das Kreuzfahrtschiff, mit 2620 Passagieren an Board ihre Jungfernfahrt nach Fort Lauderdale, Florida, an. Diese dauerte 14 Tage und verlief reibungslos. Am 16. April 2004 lief die Queen Mary 2 zum ersten Mal aus ihrem Heimathafen Southampton Richtung New York aus. Mit ihren Atlantiküberquerungen nimmt der Ozeanriese nahezu exakt die gleiche Route wie die Titanic ein, die 1912 auf ihrer Jungfernfahrt zwischen Southampton und New York bei Neufundland (Kanada) sank. Allerdings versicherten Experten, dass der Queen Mary 2 nicht das gleiche Schicksal wie der Titanic widerfahren könne, da sie mit einem besonders dicken Stahlrumpf gepanzert und mit 150.000 Tonnen fast drei Mal so schwer wie das einst gesunkene Schiff ist; und zudem – im Gegensatz zur Titanic – natürlich getauft ist.

Hintergrund-Infos

Entwicklungsgeschichte der Schiffstaufe

Schiffsweihen lassen sich bis ins 4. Jahrhundert vor Christus zurückverfolgen. Schon damals war der Brauch in Griechenland, bei den Römern und in Mesopotamien üblich.

Allerdings unterschied sich der Ablauf von Schiffstaufen in früherer Zeit deutlich zu den heutigen Ritualen. Früher war es üblich Opfer zu bringen; im Altertum waren dies Menschenopfer. Aufzeichnungen aus Island zur Zeit der Wikinger beschreiben, wie damals Menschen auf grausame Weise beim Stapellauf des Schiffes unter den Stapellaufbalken zerquetscht wurden, als das Schiff zu Wasser ging. Später wurde auf die Menschenopfer verzichtet und stattdessen Tiere geopfert. Besonders lange blieb diese Tradition in der Türkei und in Teilen Griechenlands aufrechterhalten. Auf der griechischen Kykladeninsel Thera (heute Santorin) wurde sogar bis in die Neuzeit ein Tieropfer gebracht und mit dessen Blut ein Kreuz auf das Deck des Schiffes gemalt. Danach sprang der Kapitän mit seiner Kleidung vom Schiff ins Wasser, um ein symbolisches Opfer für sein Leben und das der Crew zu bringen. Dieses stellvertretende Opfer (symbolisches Ertränken) sollte den Meeresgott günstig stimmen, um dessen Hilfe in Not erwarten zu können. Auch in der Türkei wurde lange Zeit ein Schaf geschlachtet und mit dessen Blut der Vorsteven (= vorderer Abschluss des Bugs) bestrichen wurde. Neben dem Ertränken des Kapitäns gab es weitere symbolische Opfergaben. Beispielsweise warf der Kapitän seine Mütze ins Wasser. Diese entsprach dem Kopf eines Mannes als Opfer. Auch der Koch warf oft seinen Besen in das Meer, der als Ersatz für eine geopferte Sklavin stehen sollte. Alle diese Handlungen mussten dem Aberglaube zufolge auf der Windseite des Schiffes (Luv) geschehen, um Wirkung zu erzielen. Der Wunsch war dabei stets eine gute Fahrt, guter Wind und vor allem eine sichere Heimkehr.

Später wurde auf Blut ganz verzichtet und das Schiff nur noch mit rotem Wein begossen. Heute wird auf jegliche Opfergaben verzichtet; lediglich die Champagnerflasche wird noch „geopfert“.

Allgemeine Verbreitung

In der Literatur lassen sich Aufzeichnungen über Schiffstaufen in zahlreichen Ländern finden. Vor allem werden die verschiedenen – mit der Schiffstaufe verbundenen – Rituale in Deutschland, England, Schottland, Frankreich, bei den Griechen und Römern, in Mesopotamien, in der Türkei, Indien, China, Japan, Südostasien, Afrika und in den arabischen Ländern genannt. Daraus lässt sich schließen, dass der Brauch der Schiffstaufe weltweit verbreitet ist und in sehr vielen Ländern – wenn auch unterschiedlich – praktiziert wird. (

Literatur

  • Gerds, Peter (1984): Schiffstaufen und Äquatortaufen. Hamburg: Hoffmann und Campe.
  • Wieprecht, Volker & Skuppin, Robert (2010): Das Lexikon der Rituale. Berlin: Rowohlt.

Weblinks