Sankt Georg Tag

Termin

Umzug am St. Georg Tag.

Dieser Brauch findet alljährlich am 24. April statt.

Einstiegsinformation

In Ungarn gibt es viele Bräuche, die mit verschiedenen Legenden oder berühmten Personen in Zusammenhang stehen. Einer davon ist der Sankt-Georgs-Tag. An diesem Tag werden viele Traditionen ins Leben gerufen. Unten werden ein paar davon näher unter die Lupe genommen. Der Sankt-Georgs-Tag ist ein wichtiger Brauch in Ungarn, ungefähr so, wie der 1. Mai in West-Europa. Er wird am 24. April ausgeübt, dieser stand früher für den Frühlingsanfang. Was noch interessant ist, ist dass dieser Tag gleichzeitig auch als Tag des innewohnenden Bösen verstanden wurde, das heißt, dass die Hexen, Dämonen und anderen bösen Monster frei herumlaufen und ihr Unwesen treiben konnten.

Ablauf

Das Räuchern

An diesem Tag befestigen die Menschen Birkenäste und andere dornige Äste an den Zäunen, um die bösen Geister und die bösartige Magie fern zu halten. Außerdem werden die Ställe von den Schäfern sauber gemacht, dann werden die Tiere und die Schäfer selbst mit Wasser, in dem sich Lorbeeräste befinden, bespritzt. Abschließend werden sie mit dem Rauch des Strohs eingedeckt. Dieses Verfahren diente auch dem oben genannten Zweck. Die Schäfer haben sogar verschiedene Opfer präsentiert, danach, um das Ritual zu beenden haben sie ihre Hände im Tau gewaschen.

Die Tau-Sammlung

Aufsammeln von Tau.

Wenn man von Tau redet, muss hier unbedingt die Tau-Sammlung erwähnt werden. Es geht hier hauptsächlich darum, dass die Hexen den Tau von dem Getreide aufgesammelt haben, um dessen Fruchtbarkeit zu stehlen. Das Werkzeug, das sie dabei immer benutzten, war ein Bettlaken. Allerdings haben sie nur die Hälfte gestohlen, so war ihr Streich nicht so auffällig und sie wurden nicht ertappt. Während sie den Tau stahlen, haben sie einen Satz ständig wiederholt: „ Ich nehme, ich nehme, nur die Hälfte nehme ich!” Dieser Spruch sorgte dafür, dass die Hexen tatsächlich nur die Hälfte der Fruchtbarkeit wegnehmen konnten. Es gibt ein Märchen aus 1957 aus der Jászság.

Das Märchen

„Es war einmal ein junges Paar, das bei einer alten Tante einen Kammer bekam. Die alte Frau hat an manchen Tagen Brot gebacken, das machte das Paar neugierig, und so haben sie sich geeinigt, dass sie nächstes Mal zusammen Backen werden. So geschah es auch. Beim nächsten Brotbacken hat die junge Frau und die Tante das Mehl getrennt in zwei Töpfe geknetet. Sie hatten die gleiche Menge an Mehl und an Wasser genommen, trotzdem wurde das Brot der Tante größer, als das der jungen Frau. Das Paar war sehr neugierig, so fragte der Ehemann die alte Frau, was ihr Geheimnis ist. „Liebe Tante, was haben Sie denn gemacht?“-„Was ich gemacht habe? Du hast es doch gesehen: es ist nur Mehl, Mehl, Mehl!“-„Das kann nicht sein.Von ein Simperl Mehl wird nur ein Brot“. Dann sagte die Tante:“Wenn du es unbedingt wissen willst, triff dich mit mir um Mitternacht an der Hintertür des Hofes. Dort werde ich einen Kreis ziehen, du wirst dich da hineinstellen, aber du darfst dich da nicht herausbewegen, egal was kommen soll.“ So geschah es. Der junge Mann traf sich mit der Tante genau um Mitternacht,stellte sich in den Kreis und bewegte sich nicht von der Stelle. Wenig später kamen Dämonen, Ungeheuer und gefährliche Monster, um den Mann zu erschrecken und aus dem Kreis zu bringen, aber dieser rührte sich keinen Schritt. Die Tante sprach:“Du hast die Prüfung bestanden, ich sehe schon, dass wir etwas gemeinsam haben. Komm jetzt, ich werde dir mein Geheimnis verraten. Alles, was wir dafür brauchen, ist ein Bettlaken.“ So woben sie noch schnell eines. Sie gingen zur Grenze des Dorfes, nahmen ihr Bettlaken und gingen ins Weizenfeld. Sie zogen das Bettlaken so breit, wie sie konnten, rieben sie es an dem Weizen und riefen den Spruch: „Ich nehme, ich nehme, nur die Hälfte nehme ich.“ Wenn sie gesagt hätten, dass sie alles nehmen, hätte das dem ganzen Getreide geschadet und die Fruchtbarkeit wäre verloren gegangen. Als das Laken voll von Tau war, gingen sie nach Hause, wo sie das eingesammelte Wasser aus dem Betttuch pressten und es in einem Topf sammelten. Als sie später erneut Brot backten, gaben sie einen Löffel Tauwasser zum Mehl, der Erfolg ließ sich nicht lange auf sich warten und das Brot wurde ganz groß. Als die junge Frau das nächste Mal alleine backte, wurde ihr Brot auch sehr groß, es ist ihr auch alleine gelungen, denn sie war auch „zauberhaft”.

Die Austreibung

In Ungarn fällt auch die erste Austreibung auf den 24. April (andere Termine waren auch bekannt, wie der Gründonnerstag und Karfreitag). Der Aberglaube besagt, wenn man mit einem grünen Ast sanft auf das Hinterteil eines Tieres schlägt, werden sie gesünder und kräftiger und können einen gesunden Nachwuchs zur Welt bringen . Dem Birkenast und dem Rosenstengel wird eine Schutzfunktion gegen böse Magie nachgesagt. Zum selben Zweck diente das Verfahren, das Vieh durch ein kleines Feuer zu führen (das nennt man Räuchern). Das Durchtreiben durch Eier, die Schürze der Wirtin und Ketten, die auf die Zäune gelegt worden sind, war landesweit ein sehr verbreitetes Phänomen. Die größte Bedeutung haben hier die Ketten, denn man glaubte, dass die Tiere so starke Beine haben werden, wie aus Ketten. Dieser Glaube ist im ganzen Land in Vép (Komitat Vas) am bekanntesten. In Körös ist eine andere Variante des oben erwähnten Brauchs präsent. Dort werden nämlich zwischen die Ketten Dornen gestreut, dann angezündet, darauf wird ein bisschen Asche vom letzten Weihnachten gestreut und schließlich wird das ganze mit Weihrauch durchraucht um die bösen Dämonen zu verjagen. Nicht nur die Tiere, auch der Stall wurde mit ähnlichen Ritualen geschützt. Solche sind: Räuchern und Bestreuung des Stalls mit Weihrauch und Asche (Einkesselung), das Aufsetzen grüner Äste, Besen, Hosenschnüre und das Streuen von Salz auf die Türen und Tore, Knoblauch auf die Hörner der Rinder usw.

Am Sankt-Georgs-Tag beziehen sich der Aberglaube und die Legenden in erster Linie auf die Tätigkeiten der Hexen und anderen mystischen Wesen, die über bösartige Magie verfügen (davon war die Tau-Sammlung europaweit bekannt und deshalb auch der wichtigste Brauch von allen). Als Vorbeugung gegen die Magie der Monster hat man die Milchkrüge geräuchert und mit verschiedenen Heilkräutern eingerieben, z.B. mit Thymian. Viele richten sogar Bäume auf. Dieser Tag ähnelt Pfingsten in Rumänien, dem Mittsommer bei den Slawen und der Walpurgisnacht in Deutschland. Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass der Sankt-Georg-Tag über eine sehr große Bedeutung in der ungarischen Welt der Bräuche verfügt. Es ist eine alte Tradition, die mit ihrer Vielfalt jährlich viele Touristen anzieht. Es ist auf jeden Fall einen Besuch zu dieser Zeit wert, um an den Bräuchen teilzunehmen.

Literatur

  • Gyula, Ortutay: Magyar Néprajzi Lexikon, Budapest, 1979, Akadémiai Kiadó
  • Tekla, Dömötör: Magyar népszokások, Budapest, 1972, Corvina Kiadó