Bad Kötztinger Pfingstritt

Termin

Dieser Brauch findet jedes Jahr am Pfingstmontag statt. Dieses Jahr ist der Termin am 29.05.2023.

Einstiegsinformation

Der Pfingstritt in Kötzting bezeichnet die Reiterprozession als Krone des Pfingstbrauchtums im Bayerischen Wald.

Teilnehmer beim Pfingstritt.

Ablauf

Am Pfingstmontag ziehen über 900 Reiter auf ihren geschmückten Pferden durch das Zellertal nach Steinbühl. Im Anschluss findet eine Pfingsthochzeit statt.

Der Ritt

Alle Jahre am Pfingstmontag ziehen rund 700 Reiter betend auf geschmückten Pferden und in alten Trachten hinaus durchs Zellertal nach Steinbühl.

Unter dem feierlichen Geläut der Kirchenglocken verlassen um 08.00 Uhr die Reiter betend die Stadt, das uralte Gelöbnis erneuernd. Der Pfingstritt wird angeführt vom Kreuzträger. Ihm folgen Laternenträger, Fanfarenbläser, der Geistliche Offiziator, weitere Priester und Ministranten. Hinter ihnen reitet der Pfingstbräutigam mit den beiden Brautführern.

Teilnehmer beim Pfingstritt. 
Die Messe der Pfingstreiter.

In der Pfingstreiter-Wallfahrtskirche St. Nikolaus in Steinbühl ist um 10.15 Uhr Reitergottesdienst. Nach einer Pause für Ross und Reiter bewegt sich die Reiterprozession um 12.00 Uhr wieder zurück nach Bad Kötzting. Mit dem Festakt und dem eucharistischen Segen, der Überreichung des Tugendkränzchens, der Auszeichnung langjähriger Ritt-Teilnehmer und dem „Te Deum“ endet der kirchliche Teil des Rittes. Die offizielle Spitze wird abgeschlossen vom Pfingstbräutigam des Vorjahres, der die Marktfahne mitführt, seinen Brautführern und der Abordnung der Burschenschaft. Die übrigen Reiter schließen sich ihnen an. Viele führen Erinnerungsfahnen mit, die sie für ihre langjährige Ritt-Teilnahme erhielten. An vier Stationen verkündet der Offiziator das Evangelium und segnet mit der Monstranz die Fluren.

Im Jahre 2004 nahm mit Dr. Gerhard Ludwig Müller, Bischof von Regensburg (jetzt Kardinal), erstmals ein Bischof am Pfingstritt teil. Er erließ ein Dekret, mit dem der Pfingstritt wieder zu einer eucharistischen Prozession erhoben wurde und damit das Allerheiligste mitgeführt werden darf. Dies war seit einem Pastoralerlass des Bischofs Ignatius von Senestry aus dem Jahr 1869 verboten.

Der Kötztinger Pfingstritt wurde im Jahr 2015 in das Bayerische Landesverzeichnis des immateriellen Kulturerbes aufgenommen.

Das Tugendkränzchen

Das Tugendkränzchen, auch Pfingstkranzl genannt.

Das Tugendkränzchen, im Volksmund „Pfingstkranzl“ genannt, ist eine Filigranarbeit aus Gold- und Silberdraht wird von der Cistercienserinnen-Abtei Seligenthal gefertigt. Der Geistliche Offiziator trägt es während des Rittes an der Monstranz, mit der er bei den vier Evangelien den Segen erteilt. Das Pfingstkranzl ist der größte Stolz eines Kötztinger Bürgerhauses. Zum Abschluss des Pfingstrittes wird das Tugendkränzchen feierlich auf dem Marktplatz an den Pfingstbräutigam überreicht. Der Pfingstbräutigam, der ledig, katholisch und in der Stadt Bad Kötzting wohnhaft sein muss, wird auf Vorschlag des Stadtrates vom Stadtpfarrer ernannt.

Die Pfingsthochzeit

Burschen und Brautzug bei der Pfingsthochzeit.

Der Pfingstbräutigam erwählt sich nach seiner Ernennung eine Pfingstbraut und zwei Brautführer. Nach dem Ende des Pfingstrittes bewirtet der Pfingstbräutigam die Burschenschaft in seinem Elternhaus. Gegen 16.00 Uhr wird die Pfingstbraut zum Burschen- und Brautzug abgeholt (in der Innenstadt ca. 17.00 bis 17.30 Uhr).

Gemeinsam mit den Burschen zieht dann das Pfingstbrautpaar grüßend durch die festlich geschmückte Stadt zum Hotel „Zur Post“, wo die Pfingsthochzeit mit einem Festball gefeiert wird. Die Pfingsthochzeit hat nur symbolischen Charakter, es gibt kein spezielles „Hochzeits-Ritual“. Der Burschen- und Brautzug und die Pfingsthochzeit werden am Pfingstdienstag nochmals wiederholt und ausgiebig gefeiert.

Die Pfingstbraut und die Brautführer müssen wie der Pfingstbräutigam ledig, katholisch und in der Stadt Bad Kötzting wohnhaft sein.

Gemeinsam mit den Burschen zieht dann das Pfingstbrautpaar grüßend durch die festlich geschmückte Stadt zum Haus des Gastes, wo die Pfingsthochzeit gefeiert wird. Die Pfingsthochzeit ist nur ein Spiel, keine wirkliche Hochzeit. Die Pfingstbraut und die Brautführer müssen wie der Pfingstbräutigam ledig, katholisch und in der Gemarkung Kötzting wohnhaft sein.

Die Pfingstfestwoche

Ein Pferdemarkt am Pfingstsamstag, die Zugleistungsprüfung für Haflinger- und Kaltblutpferde am Pfingstsonntag und ein vielseitiges Kultur- und Volksfestprogramm umrahmen alljährlich die Festtage. In diesem Jahr wird die Pfingstwoche vom 27. Mai bis zum 05. Juni begangen.

Hintergrund-Infos

Der Offiziator des Pfingstritts.

Der Pfingstritt zu Bad Kötzting zählt zu den größten berittenen Bittprozessionen Europas und geht auf ein Gelöbnis aus dem Jahr 1412 zurück. Der Legende nach lag im Dorfe Steinbühl, sieben Kilometer von Bad Kötzting entfernt, ein Mann im Sterben und bat um die Sterbesakramente. Der Pfarrer sah sich aber außerstande, ohne Schutz dorthin zu gelangen. Deshalb gaben ihm Kötztinger Burschen, auf seine Bitte hin, das Geleit. Nach glücklicher Rückkehr wurde gelobt den Ritt jedes Jahr zu wiederholen. So ist es geblieben.

Aus dem Jahr 1670 stammen die ältesten schriftlichen Zeugnisse (Rechnungen), die belegen, dass es in Kötzting ein Pfingstritt gegeben hat. Die verbreitete schöne Pfingstrittlegende von 1412 wird erst viel später fassbar, nämlich in einem Schriftstück von 1821, das aus Kötzting stammt. Die Ursache des Pfingstrittes ist nach dieser Legende ein Gelöbnis. Es heißt, dass im Dorfe Steinbühl, etwa sieben Kilometer von Kötzting entfernt, ein Mann im Sterben lag und um den Pfarrer zum Versehen bat. Der Pfarrherr sah sich jedoch außerstande, ohne Geleit nach Steinbühl zu gelangen. Der Weg führte durch unwegsames Gelände und damals gab es in der Gegend um Kötzting viele Bären, von denen berichtet wurde, dass sie auch Menschen angreifen würden. Ein weiteres Gefahrenpotential waren umherziehende Wegelagerer, die sich darauf spezialisiert hatten, einsame Wanderer zu überfallen und auszurauben.In seiner Not wandte sich der Pfarrherr an Kötztinger Burschen, die ihm und dem Allerheiligsten auf dem Weg zu dem Sterbenden Geleit bieten sollten. Der Priester und seine Begleiter gelobten, bei einer glücklichen Rückkehr den Ritt jedes Jahr zu wiederholen. Der nächtliche Gang gelang ihnen ohne Zwischenfälle.

Weitere Geschichten zum Umritt enthält das Kötztinger Heimatbuch, das anlässlich der 900-Jahr-Feier Kötzting 1985 herausgegeben wurde. Im Jahr 2013 wurde zur 600-Jahr-Feier ein neues Buch von Gerald Richter und Maria Baumann zum Pfingstritt veröffentlicht.

Weblinks

Literatur

  • Moser, Dietz-Rüdiger: Bräuche und Feste durch das ganze Jahr. Freiburg 2002.
  • Bichler, Albert: Wies in Bayern der Brauch ist. München 1995.
  • Krämer, Karl-Heinrich: Der Kötztinger Pfingstritt. In: Kötzting. 1085- 1985. Kötzting 1985.
  • Baumann, Maria; Richter, Gerald: Nichts konnte den Brauch zerschlagen…600 Jahre Kötztinger Pfingstritt. Regensburg 2013.

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