Osternacht in Lagerlechfeld

Termin

Dieser Brauch findet vom 09. auf den 10. April 2023 statt.

Einstiegsinformation

Jedes Jahr am Sonntag nach dem ersten Frühjahrsvollmond wird weltweit in der christlichen Gemeinschaft das Osterfest gefeiert. Hierbei ist die Osternacht also die Nacht vor dem Ostersonntag, einer der ursprünglichsten Bestandteile des Osterfestes. In der evangelisch-lutherischen Kirche in Lagerlechfeld, im Landkreis Ausgburg - der Versöhnungskirche -, wird die Osternacht alljährlich auf besonders schöne Art und Weise gefeiert. Von der evangelischen Kirche ist die Liturgie der Osternacht vorgegeben. Die Versöhnungskirche hat jedoch ihre eigene Osternachts-Tradition etabliert.

Ablauf

Der Ablauf zur Osternacht.
Die folgende Beschreibung des Brauches bezieht sich auf die Osternacht des Jahres 2013. Es handelte sich um den 30 März. Um 06.00 Uhr morgens begann der Gottesdienst. Der Ablauf der Osternacht ist stets der Gleiche. Auch Lesungstexte und Gebettexte ändern sich nicht. Was sich ändern kann, ist die Liedauswahl. Hier ist exemplarisch die Liedauswahl aus dem Jahr 2013 dargestellt. Zunächst wird mit Hilfe einer Übersicht der Ablauf des Osternacht-Gottesdienstes veranschaulicht. Hier sind alle aufeinander folgenden Teilbereiche des Festgottesdienstes dargestellt.

Das Osterfeuer

Das entzündete Osterfeuer.
Im Hof vor dem Kirchengebäude wird vor Beginn des Gottesdienstes ein großes Feuer errichtet. Es spendet viel Licht und Wärme in der noch dunklen und kalten Frühlingsnacht. Das Osterfeuer ist gleichzusetzen mit der Feuerwache in der Nacht. Die Menschen warten auf Erlösung durch ihren Herrn Jesus Christus. Zu Beginn des Festgottesdienstes werden folgende Worte gesprochen: Wir beginnen im Namen des Vaters, der das Licht geschaffen hat, und des Sohnes, der das Licht ist und des Heiligen Geistes, der wie das Feuer der Begeisterung über die Jünger gekommen ist. Es handelt sich hierbei um eine gängige Einleitung in den Gottesdienst, wobei der Verweis auf die Trinität um die Lichtsymbolik Gottes erweitert wurde. Anschließend wird das Lied "Wachet und betet aus Taizé" gesungen. Es steht im Evangelischen Gesangbuch auf der Seite 1194, Lied Nummer 700. Anschließend zieht die Gemeinde hinter der Osterkerze, die zuvor am Osterfeuer angezündet und nun voraus getragen wird, in die dunkle Kirche ein. Die Osterkerze wird in den mit Wasser gefüllten Taufstein gestellt. Nach dem Gottesdienst nimmt sie ihren Platz auf einem großen Kerzenhalter neben dem Altar ein, wo sie nun das ganze Jahr für jeden Gottesdienst angezündet werden wird.

Schöpfung, Sündenfall und Neuschöpfung

Der nächste Teilbereich des Osternachtgottesdienstes thematisiert die Schöpfung des Menschen durch Gott. Hier wird zunächst der Beginn des Zusammenwirkens von Gott und Menschen dargestellt. Es wird die Schöpfungsgeschichte aus dem 1. Buch Mose, Genesis, das erste Kapitel laut vorgelesen: Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde. Die Erde war wüst und leer, und es war finster auf der Tiefe und der Geist Gottes schwebte über dem Wasser: Gott sprach: Es werde Licht! Und es wurde Licht, und Gott sah, dass das Licht gut war. Da schied Gott das Licht von der Finsternis und nannte das Licht Tag und die Finsternis Nacht. Da wurde aus Abend und Morgen der erste Tag.Und Gott sprach: Es werde eine Feste zwischen den Wassern, die da scheide zwischen den Wassern. Da wurde aus Abend und Morgen der zweite Tag. Gott sprach: Es sammle sich das Wasser unter dem Himmel an einem besonderern Ort, dass man das Trockene sehe. Gott sah, dass es gut war. Gott sprach: Es lasse die Erde aufgehen, Gras und Kraut, das Samen bringen und fruchtbare Bäume auf Erden, die ein jeder nach seiner Art Früchte tragen, in denen ihr Same ist. Gott sah, dass es gut war. Da wurde aus Abend und Morgen der dritte Tag. Gott sprach: Es werden Lichter am Himmel, die Tag und Nacht trennen und geben Zeichen, Zeiten, Tage und Jahre und seien Lichter am Himmel, die auf der Erde scheinen. Gott sah, dass es gut war. Da wurde aus Abend und Morgen der vierte Tag. Gott sprach: Es wimmle das Wasser von lebendigem Getier und Vögel sollen fliegen unter dem Himmel. Gott sah, dass es gut war. Gott segnete sie und sprach: Seid fruchtbar und mehret euch, erfüllt das Wasser im Meer und die Vögel sollen sich mehren auf Erden. Da wurde aus Abend und Morgen der fünfte Tag. Gott sprach: Die Erde bringe hervor lebendiges Getier, ein jedes nach seiner Art: Vieh, Gewürm und Tiere des Feldes. Gott sah, dass es gut war. Gott sprach: Lasset uns Menschen machen, ein Bild, das uns gleich sei, die da herrschen über die Fische im Meer und über die Vögel unter dem Himmel und über das Vieh und über alle Tiere des Feldes und über alles Gewürm, das auf Erden kriecht. Gott schuf den Menschen zu seinem Bilde, zum Bilde Gottes schuf er ihn und schuf sie als Mann und Frau. Und Gott segnete sie und sprach zu ihnen: Seid fruchtbar und mehret euch und füllet die Erde und machet sie euch untertan und herrschet über die Fische im Meer und über die Vögel unter dem Himmel und über das Vieh und über alles Getier, das auf Erden kriecht. Und Gott sah an alles, was er gemacht hatte, und siehe, es war sehr gut. Da ward aus Abend und Morgen der sechste Tag. Gleich im Anschluss wird gebetet. 2013 waren es Ausschnitte aus dem Psalm 104. Die Gemeinde betet zusammen. Es handelt sich um einen Lobpsalm, zu Ehren Gottes. Lobe den HERRN, meine Seele! HERR, mein Gott, du bist sehr herrlich; du bist schön und prächtig geschmückt. Licht ist dein Kleid, das du anhast. Du breitest den Himmel aus wie einen Teppich; du baust deine Gemächer über den Wassern. Du fährst auf den Wolken wie auf einem Wagen und kommst daher auf den Fittichen des Windes, der du machst Winde zu deinen Boten und Feuerflammen zu deinen Dienern; der du das Erdreich gegründet hast auf festen Boden, dass es bleibt immer und ewiglich. Du lassest Wasser in den Tälern quellen, dass sie zwischen den Bergen dahinfließen, dass alle Tiere des Feldes trinken und das Wild seinen Durst lösche. Du feuchtest die Erde von oben her, du machst das Land voll Früchte, die du schaffest. Du hast den Mond gemacht, das Jahr danach zu teilen; die Sonne weiß ihren Niedergang. HERR, wie sind deine Werke so groß und viel! Du hast sie weise geordnet, und die Erde ist voll deiner Güter. Die Herrlichkeit des Herrn bleibe ewiglich, der HERR freue sich seiner Werke! Ich will dem HERRN singen mein Lang und meinen Gott loben, solange ich bin. In diesem Psalm wird Gottes gute Schöpfung dargestellt. Das Wunder der Natur wird beschrieben und die Herrlichkeit Gottes, mit der er dieses Wunder vollbracht hat. Die Schöpfung des Menschen durch Gott mündet in den Sündenfall. Der Mensch fällt von Gott ab, möchte größer und mächtiger sein als er. Der Pfarrer der Gemeinde thematisiert dies folgendermaßen: Siehe, es war sehr gut Gott war zufrieden mit seinem Werk. Die Schöpfung war ein Kunstwerk. Doch der Mensch war mit seinem Platz nicht zufrieden und konnte die Grenzen nicht akzeptieren, die Gott ihm gesetzt hatte. Er lehnte sich auf und wollte alles in die eigene Hand nehmen. Gott schuf aus der Finsternis eine harmonische Welt. Der Mensch wollte es besser machen und warf die Welt zurück in die Finsternis. Die anschließende Stille soll den Gottesdienstbesuchern die Möglichkeit geben, über das Gehörte nachzudenken. Durch den Sündenfall ist die Sünde in das Leben der Menschen gekommen. Wo sind meine persönlichen Sünden zu entdecken? Wo lehne ich mich auf, lasse mich nicht von Gott leiten, möchte stark und selbstständig sein? Gott, der Herr des Kosmos und Schöpfer der Welt kann nicht mit ansehen, wie die Menschheit die Welt und sich selbst in den Abgrund stürzt. Gott kann es nicht ertragen, wie sich die Menschen in Schuld und Sünde verstricken und darin elend zugrunde gehen. Gott vergibt den Menschen alle ihre Sünden. Er schickt seinen Sohn Jesus Christus auf die Erde, damit er für die Sünden der Menschen den verdienten Tod stirbt und sie so befreit sind. In einer Lesung aus Hesekiel 36 wird genau dies deutlich: Gott spricht:
Ich will euch ein anderes Herz und einen neuen Geist geben. Ich nehme das versteinerte Herz aus eurer Brust weg und gebe euch ein lebendiges Herz. Mit meinem Geist erfülle ich euch, damit ihr nach meinen Weisungen lebt, meine Gebote achtet und sie befolgt.
Gott schickt seinen Sohn Jesus Christus, der mit seinem eigenen Leben die Trennung der Menschen von Gott überwindet. Jesus stirbt und wird von Gott auferweckt. Gott ergreift die Initiative, die den Tod überwindet. Der Tod hat nicht mehr das letzte Wort.

Auferstehung

Der Altar der Versöhnungskirche.
Die Kirche wird nun immer heller. Die Sonne geht langsam auf, es werden die Altarkerzen angezündet. Außerdem hat jeder Gottesdienstbesucher ein kleines Teelicht vor sich stehen, die nun alle gemeinschaftlich angezündet werden. Nun wird aus dem Markusevangelium im Kapitel 16 die Auferstehungsgeschichte vorgelesen: Als der Sabbat vorüber war, kauften Maria Magdalena, Maria, die Frau des Johannes und Salome Salben, um den Leib Jesu zu balsamieren. In der Morgenfrühe des ersten Tages der Woche kamen sie zum Grab, als die Sonne aufging, und fragten sich bange: Wer wird uns den Stein vom Eingang des Grabes wegwälzen? Da blickten sie auf und sahen, dass der riesige runde Stein weggewälzt war. Sie gingen in das Grab und sahen dort die Gestalt eines jungen Mannes an der rechten Seite sitzen, gehüllt in ein weißes Gewand, und erschraken bis ins Herz. Sie hörten ihn sagen: Habt keine Angst! Ihr sucht Jesus von Nazareth, den Gekreuzigten? Er ist auferstanden, er ist nicht hier! Seht her, das ist der Platz, an den man ihn gelegt hatte. Geht zurück und sagt seinen Jüngern und Petrus, dass er euch voraus nach Galiläa gehen wird. Dort werdet ihr ihn sehen, wie er es euch gesagt hat. Die Seitenbeleuchtung des Kirchenraumes wird angeschaltet. Der Raum wird nun immer heller. Nun beginnt der österliche Lobpreis mit dem Lied Er ist erstanden, Halleluja. (Evangelisches Gesangbuch Nr. 116) Anschließend wird vom Pfarrer der Gemeinde ein Gebet gesprochen, in der Gott gepriesen wird, der die Menschheit errettet hat:
Wir preisen dich, lebendiger Gott. Du schaffst Licht aus der Dunkelheit. Schaffe Licht in unseren Herzen, dass wir leben in dir. Wir preisen dich, Christus. Du hast dem Tode die Macht genommen und Leben und unvergängliche Freude ans Licht gebracht. Wir preisen dich, Heiliger Geist, und freuen uns an deiner Kraft, und danken dir, du Licht dieser Welt und der die kommen wird.
Dass das Licht an diesem Morgen mit der Zeit immer mehr wird und bald die ganze Kirche und alle Menschen erfüllt, wird durch dieses Lied verdeutlicht: Die Sonne geht auf: Christ ist erstanden (Evangelisches Gesangbuch Lied Nr. 556)

Tauferinnerung

Jeder Christ wird entweder bereits als kleines Kind, oder als Erwachsener getauft. Durch die Taufe bekommt jeder Mensch Anteil an der Erlösung Gottes durch seinen Sohn Jesus Christus. In der Osternacht wird deshalb durch eine Tauferinnerung an die eigene Taufe zurückgedacht. Das neue Leben der Osternacht ist das neue Leben für uns. Jeder, der sich Jesus anvertraut und beschließt, sein Leben mit ihm zu teilen, darf ganz neu leben. Jeder von uns darf es sich bewusst machen, dass er durch seine Taufe und persönliche Glaubensentscheidung zu Jesus Christus gehört. Die Taufe geht schnell vorbei. Und doch ist sie für das ganze Leben wichtig. Sie gilt für ein ganzes Leben. Das Lied Der Herr, mein Hirte, führet mich, ist angelehnt an den sehr bekannten Psalm 23 und soll an den Schutz und die Begleitung Jesu für das Leben eines jeden Menschen erinnern. Es steht im evangelischen Gesangbuch unter der Liednummer 594. Gemeinsam wird anschließend das Glaubensbekenntnis gesprochen. Dies wird auch bei einer Taufe gesprochen und soll jeden daran erinnern, welches Versprechen Gott ihm gegeben hat. Es handelt sich hierbei um das apostolische Glaubensbekenntnis. Anschließend an das gemeinsame Gebet, darf sich jeder, der möchte segnen lassen. Wer den Wunsch hat, gesegnet zu werden, bekommt mit dem Taufwasser ein Kreuz auf die Stirn gemalt, oder kann es auch gerne selber tun. Der Segensspruch, der jedem gesegneten Menschen zugesprochen wird, lautet:
So spricht der Herr, der dich geschaffen hat: Fürchte dich nicht, ich habe dich erlöst, ich habe dich bei deinem Namen gerufen. Du bist mein. Wenn du durchs Wasser gehst, will ich bei dir sein, dass dich die Ströme nicht ersäufen. Wenn du durchs Feuer gehst, sollst du nicht brennen und die Flamme soll dich nicht versengen. Denn ich bin der Herr, dein Gott.
Dieser Bibelvers ist nachzulesen im Buch Jesaja im 43. Kapitel. Nachdem die Osterkerze angezündet auf ihren Ständer gestellt wurde, wird gemeinsam das Lied Wir wollen alle fröhlich sein gesungen.

Das Heilige Abendmahl

Abendmahlsbesteck.
Zu Beginn der Liturgie zum Heiligen Abendmahl wird eine Lesung gehalten. Diese steht im Lukas-Evangelium im 24. Kapitel. Zwei der Jünger gingen am Ostertag nach Emmaus. Und als sie miteinander redeten, näherte sich Jesus selbst und ging mit ihnen. Aber ihre Augen waren wie blind, so dass sie ihn nicht erkannten. Und als sie am Ziel waren, tat er so, als wollte er weitergehen. Sie baten ihn: Herr, bleibe bei uns, denn es will Abend werden, und der Tag hat sich geneigt. Und er ging hinein, um bei ihnen zu bleiben. Als er mit ihnen zu Tisch saß, nahm er das Brot, danke, brach´s und gab´s ihnen. Da wurden ihnen die Augen geöffnet, so dass sie ihn erkannten. Da verschwand er vor ihnen. Sie sagten zu sich: Brannte nicht unser Herz in uns, als er mit uns unterwegs redete und uns die Schrift erklärte? Sofort machten sie sich auf den Weg nach Jerusalem und fanden die Elf versammelt und die, die bei ihnen waren. Diese sagten: Der Herr ist wahrhaftig auferstanden. In einem anschließenden Gebet, wird für das große Geschenk gedankt, dass Gott der Menschheit gemacht hat. Seinen Sohn, Jesus Christus.
Wir preisen dich, Vater im Himmel, dass du deinen Sohn Jesus Christus zu uns Menschen gesandt hast. Er ist gestorben und hat das Elend der Menschheit auf sich genommen. Er ist auferstanden und hat das neue und ewige Leben als Licht gebracht. Wir preisen deinen heiligen Namen.
Im evangelischen Gesangbuch unter der Liednummer 185.3 wird im Anschluss an das Gebet das liturgische Lied Heilig, heilig, heilig gesungen. Nach einem kurzen Gebet zur Vorbereitung des Abendmahls werden die Einsetzungsworte zur Feier des Heiligen Abendmahls vom Pfarrer gesprochen: Unser Herr Jesus Christus, in der Nacht, da er verraten wurde, nahm er das Brot, dankte und brach es und gab es seinen Jüngern und sprach: Nehmt und esst, das ist mein Leib, der für euch gegeben wird, solches tut zu meinem Gedächtnis. Ebenso nahm er auch den Kelch nach dem Abendmahl, dankte und gab ihnen den und sprach: Nehmt und trinkt alle daraus, das ist mein Blut des neuen und ewigen Bundes, das für euch vergossen wird, zur Vergebung der Sünden. Solches tut, sooft ihrs trinkt zu meinem Gedächtnis. Die ganze Gemeinde spricht im Anschluss zusammen mit dem Pfarrer das Geheimnis des Glaubens:
Deinen Tod, oh Herr, verkünden wir und deine Auferstehung preisen wir, bis du kommst in Herrlichkeit. Ich bin nicht wert, dass du eingehst unter mein Dach, aber sprich nur ein Wort, so wird meine Seele gesund.
im Anschluss folgt das Vater Unser Gebet. Als Friedensgruß geben sich anschließend die Menschen die Hand und sprechen: Friede sei mit dir! Nun erfolgt die Austeilung des Abendmahls Die Gottesdienstbesucher stellen sich in einen großen Kreis. Nachdem alle eine Hostie bekommen haben, die vom Pfarrer jedem angeboten wird, wird ebenso der Kelch geteilt. Nun wird gemeinsam gebetet: Danket dem Herren, denn er ist sehr freundlihc und seine Güte hat kein Ende. Wir danken dir, Herr, dass du Teil unseres Lebens geworden bist, wie Brot und Wein Teil unseres Körpers geworden sind. Lass die Kraft der Auferstehung, die den Tod besiegt hat, auch in unserem Leben kraftvoll spürbar werden. Zum Abschluss des Gottesdienstes wird das Lied Vom Aufgang der Sonne gesungen, das im evangelischen Gesangbuch unter der Liednummer 456 steht. Alle Gottesdienstbesucher ziehen nun aus der Kirche hinaus in den Hof. Sie stellen sich in einen großen Kreis um den Brunnen herum und der Pfarrer spricht den Segen:
Gott sei vor dir heute und morgen, um dir einen neuen Tag zu öffnen. Gott sei neben dir immer und ewig, um wie ein guter Freund dich zu lieben. Gott sei hinter dir, um dich zu stützen. Deshalb brauchst du keine Angst zu haben. Gott sei unter dir, um dich zu tragen wie eine gute starke Erde. Gott sei in dir in deinem Herzen, um dich zu trösten, wenn du alleine bist. Gott sei bei dir, dich zu beschützen, um dich herum, dass dir nichts geschehe. Gott sei mit dir auf allen deinen Wegen, dass du nicht stolperst und dir nicht weh tust. Gott sei über dir, um dich zu segnen, weil er dich lieb hat und immer da ist.

Veranstaltungsort

Die Versöhnungskirche.
Der Festgottesdienst zur Osternacht beginnt zunächst auf dem Hof, der sich direkt vor dem Eingang zur Kirche befindet. Hier steht ein großer kreisförmiger Brunnen, um den sich die Gottesdienstbesucher in einem großen Kreis aufstellen. Noch ist es dunkel, die einzige Lichtquelle stellt das große Osterfeuer dar, das vor dem Brunnen entzündet wurde. Der Pfarrer benötig eine Taschenlampe, um aus seinem Skript die Texte abzulesen. Die Lieder, die zu diesem Zeitpunkt des Gottesdienstes gesungen werden, werden vom Organisten a cappella angestimmt, die Menschen singen die bekannten Lieder auswendig mit. Der Kirchenraum, in den sich die Menschen nun begeben, ist noch völlig dunkel. Erst im Laufe des Gottesdienstes, in dem sich die Lichtsymbolik immer mehr entfaltet, werden nach und nach die Altarkerzen, die Osterkerze und die kleinen Teelichter angezündet, die vor jedem Gottesdienstbesucher an der Sitzbank befestigt ist. Folgende Requisiten werden in diesem Gottesdienst benötigt: Gesangbücher, Sitzkissen, Abendmahlsbesteck, Bibel. Der Pfarrer benötigt zudem sein Skript, in dem die Texte und Gebete stehen, die er sprechen wird. Er ist gekleidet in dem sogenannte Talar, der Gottesdienstkleidung der evangelischen Pfarrer. Dies ist ein langer schwarzer Mantel, mit Samtfassung, der vorne zugeknöpft wird. Hinzu kommt das Beffchen, das aus zwei zusammengenähten rechteckigen Leinenstücken besteht und in den Kragen des Talars gesteckt wird.

Gewährspersonen

Der Pfarrer der Gemeinde

Für den Gottesdienst maßgeblich verantwortlich, ist der Pfarrer der Gemeinde. Er ist verantwortlich für den reibungslosen Ablauf des Festgottesdienstes, verfasst Gebete und Texte, die gesprochen werden. Seine Aufgabe ist es, die Menschen durch die Osternacht zu geleiten und ihnen die Heilsbotschaft von Jesu Auferstehung nahe zu bringen. Pfarrer der evangelisch-lutherischen Versöhnungskirche in Lagerlechfeld ist Pfarrer Heinrich Eber. In einem Interview, das am 23. Januar 2014 durchgeführt wurde, wurde er zu seiner Stellung als Pfarrer in der Versöhnungskirche und zu seiner persönlichen Einstellung zur Osternacht befragt: Lieber Herr Eber, bitte erzählen Sie doch ein wenig von sich und Ihrer Stelle als Pfarrer der Versöhnungskirche in Lagerlechfeld. Ich bin evangelischer Pfarrer und habe mit meiner Frau drei erwachsene Kinder. Seit den 90er Jahren arbeite ich als Gemeindepfarrer auf dem Lechfeld südlich von Augsburg. Neben der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen in Schule und Kirchengemeinde und den Senioren liegt mir der Gottesdienst in unterschiedlichen Formen und in vielfältigen Gelegenheiten sehr am Herzen. Ostern ist eines der zentralen Feste im Kirchenjahr der christlichen Religion. Wie stehen Sie persönlich zu diesem Fest? Was bedeutet es für Sie? An Ostern feiern wir nach meiner Überzeugung den Neuanfang, den Gott mit seiner Schöpfung gemacht hat. Mit dem Tod Jesu am Kreuz (Karfreitag) ist die alte Welt mit ihren Schuldverstrickungen untergegangen. Obwohl unsere Welt nun noch Sprünge und Risse hat, gilt doch Versöhnung statt Vergeltung, Liebe statt Hass, Gerechtigkeit statt Unfrieden. Eine neue Perspektive befügelt mich: Tod und Verderben haben nicht mehr das letzte Wort. Was gefällt ihnen besonders an der Feier der Osternacht? Inwiefern wird in Ihrer Kirchengemeinden die Osternacht auf besondere Art und Weise gefeiert? Ich liebe den frühen Morgen, der sich ungestört von Lärm und Stress langsam entfaltet. Das Dämmern des neuen Tages verbinde ich mit Hoffnung und Vorfreude. Deshalb begeistert mich das heller werden des Tages, das im Gottesdienst durch das Wachsen des Lichtes aufgegriffen wird. Viele Menschen spricht der Gottesdienst in der Morgendämmerung an. Sie nehmen einiges auf sich, um dabei sein zu können. Welches Element der Feier der Osternacht gefällt Ihnen besonders und warum? Im Gottesdienst sprechen vor allem Symbole und biblische Texte: Feuer und Licht, das Wasser der Taufe, Brot und Wein beim Heiligen Abendmahl. Ganz besonders wichtig ist für mich das immer heller werdende Licht des neuen Tages. Warum ist die Osternacht jedes Jahr neu etwas Besonderes für Sie? Natürlich haben wir eine Liturgie (Gottesdienstordnung mit Lesungen und Liedern), die jedes Jahr auf besondere Aspekte angepasst wird: eventuell eine Taufe, oder aktuelle Ereignisse. Ich finde es für mich persönlich etwas ganz Besonderes, wenn mich ein altbekannter Text plötzlich ganz neu anspricht und immer neue Gedanken hinzukommen. Auch bin ich jedes Jahr gespannt, wer zum Gottesdienst kommt. Ich freue mich, den Gottesdienstbesuchern zu begegnen. Herr Eber, vielen Dank für dieses interessante Interview.

Der Organist

Eine weitere wichtige Person für den Osternachtgottesdienst, ist der Organist. Er ist für die musikalische Gestaltung des Gottesdienstes verantwortlich. Er begleitet die Gemeindelieder auf der Orgel und auch einige liturgische Texte haben eine vorgegebene Orgelbegleitung.

Die Gottesdienstbesucher

Würden keine Gemeindemitglieder zum Osternachtgottesdienst kommen, wäre dieser Gottesdienst überflüssig. In vielen Familie ist es Tradition, am Ostersonntag den Festgottesdienst zur Osternacht zu besuchen. Hier ist im Durschnitt mit ca. 70 Menschen zu rechnen, die um 06.00 Uhr in der Früh am Ostersonntag erscheinen, um mit dem Osterfeuer das Osterfest zu beginnen. Alle Gottesdienstbesucher werden ermuntert, am Gottesdienst mitzuwirken. Durch lautes Mitsingen der Lieder, durch das gemeinsame Beten und das Besuchen des Heiligen Abendmahls entsteht so eine Gemeinschaft, die von jedem Einzelnen als sehr angenehm empfunden wird.

Hintergrund-Infos

Die theologische Bedeutung der Osternacht

Diese Nacht, der Übergang vom Karsamstag - der Zeit des Trauerns um den Tod von Jesus Christus, zum Freudenfest des Ostersonntags, ist anders als jede weitere Nacht im Jahreskreis. Der neue Tag, der anbricht, wird den Menschen von Gott geschenkt. Hier endet alle Trauer, die Gewissheit, dass das Leben stärker ist als der Tod erfüllt die Christenheit. Alle Trauer verwandelt sich in Hoffnung, alle Not in Befreiung, denn die Nachricht, dass Jesus lebt, verbreitet sich schnell durch das ganze Land. Durch das Anzünden des Osterfeuers am frühen Morgen des Ostersonntags wird die Dunkelheit der Nacht vertrieben. Das Licht breitet sich aus und kündigt die Freude des Tages an. Der Tod - die Nacht - ist besiegt, vor ihm muss keiner mehr Angst haben. Gott schenkt uns das ewige Leben

Die biblischen Wurzeln der Osterfeier

Da das Christentum aus dem Judentum entstanden ist, lassen sich die Wurzeln der Osterfeier in vorchristlicher Zeit im Judentum entdecken. Ein wichtiger Punkt ist die nächtliche Paschafeier. Diese ist eine Gedächtnisfeier, an der man den grundlegenden Heilstaten Gottes gedenkt. Die Menschen denken an die Flucht aus der Sklaverei in Ägypten, den Auszug aus Ägypten, an Jahwe, der ihnen den Weg in das gelobte Land zeigte. Auch das Osterfest kann demnach als eine Vergegenwärtigung der in Christus geschehenen grundlegenden Heilstat Gottes verstanden werden. Das österliche Wachen in der Nacht zum Ostersonntag entspricht in diesem Zusammenhang dem Wachen Jahwes und der Israeliten beim ersten Pascha-Fest unmittelbar vor dem Auszug des Volkes aus Ägypten. Das alttestamentliche-jüdische Pascha ist zugleich ein Opfermahl. Das Lamm, das als Festessen zubereitet werden soll, wird zuvor im Tempel geopfert. Nach jüdischer Auffassung wird denen, für die das Lamm geopfert wird, eine Sündentilgung zuteil. Hier verbindet sich die neutestamentliche Vorstellung von Jesus als Opferlamm mit der alttestamentlichen Tradition des Opferlamms.

Gehalt und Gestalt der Osternacht

Zentraler Inhalt der Feier der Auferstehung des Herrn Jesus Christus, ist die Eucharistie - die Abendmahlsfeier. Dies entspricht schon der Erfahrung der Apostel, die bezeugen, dass ihnen der Herr nach der Auferstehung erschienen ist und mit ihnen gegessen und getrunken hat. (siehe Emmaus-Jünger) Die Gestalt der Osterfeier ist schon in der Mitte des zweiten Jahrhunderts bezeugt. Im Hebräerevangelium, das von Hieronymus in Bruchstücken überliefert ist, heißt es, der Menschensohn sei von den Entschlafenen auferstanden und bräche mit seinen Jüngern das Brot. In der Tradition des Fastens vor dem Osterfest, gilt das Abendmahl in der Osternacht am Ostermorgen als das Brechen des Fastens. Im Wortgottesdienst entfaltet sich die Nachtwache am Feuer. Sorgfältig ausgewählte Lesungen, die der Gemeinde Besinnung auf die Osterbotschaft ermöglichen, sind Inhalt dieser Wortgottesdienste und zentraler Bestandteil des Osternachtgottesdienstes. Weiterer wichtiger Bestandteil der Osternacht ist das Anzünden des Feuers und das Weiterreichend es Lichtes. Hier entfaltet sich eine beeindruckende Kraft, die Vorstellung des Feuer, das Gott den Menschen schenkt, damit im Dunkeln der Nacht nicht auf Licht und Wärme verzichtet werden muss. Durch das Weiterreichen des Lichtes von Nachbar zu Nachbar wird eine Kette des Lichtes geknüpft, die alle in Liebe zusammenhält.

Bedeutung und Einbindung tradierter volkstümlicher Elemente in die Osternacht

Beim Brauch des Osterfeuers ist eine klare Verbindung zur kirchlichen Osterliturgie durch die Feuerweihe gegeben. Hier wurde früher das Feuer aus dem Stein geschlagen, was in traditioneller Weise auch beim Osterfeuer üblich ist. Das älteste Zeugnis für den weltlichen Brauch eines Abbrennens des Osterfeuers stammt aus dem Jahre 1559. Neben dem Mittsommertermin wird in Österreich an Ostern meist ein Feuer abgebrannt. Allerdings handelt es sich bei den Osterfeuern um kleinere Einzelfeuer, die die einzelnen Familien anzünden. Auch der Brauch, ein Fläschchen mit geweihtem Taufwasser aus der Osternacht mit nach Hause zu nehmen, ist weit verbreitet. Die besondere Kraft des Quelwassers in der Osternacht ist in manchen Sagen und abergläubischen Handlungen überliefert. Das Böllerschießen ist in manchen Gegenden ein zentraler Bestandteil des Osterfeuers. Im Brauchtum galt der Lärm als Abwehrzauber böser Geister. Im fastnächtlichen Winteraustreiben ist dies noch deutlich zu beobachten. Das Glockenläuten der Kirche, beziehungsweise das Schweigen der Glocken von Gründonnerstag bis zum Ostermorgen, unterbrochen von den Karfreitagsratschen gehört in dieselbe Kategorie.

Weblinks

Literatur

  • Berger, Rupert / Hollerweger, Hans: Dies ist die Nacht. Hilfen zur Feier der Osternacht. konkrete Liturgie, Regensburg, 1979.
  • Kalb, Friedrich: Grundriss der Liturgik. Eine Einführung in die Geschichte, Grundsätze und Ordnungen des lutherischen Gottesdienstes, 2. überarbeitete Auflage, München, 1982.
  • Würdinger, Hans: Die Heilige Woche. Gottesdienstmodelle für Palmsonntag bis Ostern. konkrete Liturgie, Regensburg, 1979. Regensburg, 2010.

Karte