Termin
Dieser Brauch findet am 20. April 2025 statt. Er wird immer am Ostersonntag ausgeübt.
Einstiegsinformation
Der Osterhase bringt die Ostereier und versteckt die Nester – so in der Art erzählen das die Erwachsenen den Kindern, die um Ostern herum ihre Nester suchen.
Ablauf
Der Osterhase ist ein von Erwachsenen erdachter Geschenkbringer für Kinder an Ostern, so wie es in vielen Familien das Christkind an Weihnachten ist. Er legt die Geschenke (Eier, Süßigkeiten, Spielzeug), vorzugsweise in ein Nest, dass die Kinder im Haus, im Garten oder bei einem Spaziergang suchen dürfen.
Die Geschichten, was der Osterhase genau tut, ob er nur Nester versteckt, auch die Eier bunt anmalt oder sie sogar selbst legt, zeugen vom großen Einfallsreichtum derjenigen, die sie erzählen. Dazu gehören auch Autoren von Kinderbüchern wie Die Häschenschule und vielen anderen mehr.
Der Osterhase ist eine Fantasiefigur, die sich mit dem Brauch des Osternester-Suchens in Familien entwickelt hat. Er spielt keine Rolle bei den christlichen Bräuchen rund um das Osterfest. Heute weiß jedoch jedes Kind von ihm. Es gibt Waffel-, Gelee-, Zucker-, Schokoladenosterhasen in allen möglichen Variationen zu kaufen. Hasenbilder und -Figuren sind um Ostern herum beliebte Dekoobjekte für Vorgärten, Fenster, festlich gedeckte Tische und schmücken auch die Osterpost, egal ob die per Mail oder per Karte auf den Weg geht.
Hintergrund-Infos
Andere Tiere als Gabenbringer
Eine deutschlandweite volkskundliche Umfrage in den 1930er Jahren brachte zutage, dass der Osterhase hier zu dieser Zeit der bekannteste österliche Geschenkbringer war. Daneben gab es aber auch andere, von denen die Kinder erzählt bekamen: den Storch in Thüringen, den Hahn in Schleswig-Holstein, den Fuchs in Westfalen.
In den Niederlanden hieß es wohl auch, die Geschenke kämen zusammen mit den aus Rom zurückkehrenden Glocken. In der Grenzregion zwischen Deutschland und den Niederlanden kannte man den Ostervogel oder Kranich. In Tirol spricht man von der Osterhenne, die die Ostereier legt. In manchen Gegenden der Schweiz vom Kuckuck, der die Ostereier bringe.
Internationale Bekanntheit
In anderen Ländern war oder ist der Osterhase nicht unbedingt so bekannt. In Irland ist er bis heute offensichtlich nicht bekannt – er war es zumindest Ostern 2006 nicht: Die Frage Wer bringt bei Euch die Ostereier hat mir ein Landwirt vom Südwesten der Insel mit einem fragenden Blick und dem Satz beantwortet: Das Huhn, denke ich. Kurz darauf begegnete uns in einer irischen Stadt ein Mensch im lila-weißen Osterhasen-Plüsch-Kostüm, der Schokoladenostereier der zu den Farben des Kostüms passenden bekannten Firma verschenkte. Die wenigen Iren aus der Stadt, die unterwegs waren, machten allerdings irritiert einen Bogen um diesen Werbe-Osterhasen. In den Schaufenstern der Läden war auch nichts mit Osterhasen dekoriert.
Herkunft
Erste Überlieferungen über den Osterhasen gehen nachweisbar ins 17. Jahrhundert zurück. Der Osterhase wird zum ersten Mal vom Medizinprofessor Georg Franck von Frankenau im Jahr 1682 in seiner Abhandlung De ovis paschalibus – von Oster-Eyern erwähnt. Er stellte die Lebensverhältnisse im Elsass und den angrenzenden Regionen vor und schrieb zu Ostereiern: Man macht dabei einfältigen Leuten und kleinen Kinder weis, dass der Osterhase diese Eier ausübte und sie im Garten verstecke.
Eine Theorie ist, dass evangelische Kreise im 17. Jahrhundert den Osterhasen erfanden. Sie akzeptierten Eier als österliches Symbol, aber nicht die besondere Rolle geweihter Ostereier. Aus diesem Unterschied zur Auffassung der Katholiken heraus hätten sie nicht geweihte Eier und auch den Hasen zum Teil einer familiären und zugleich säkularen österlichen Festinszenierung gemacht. Typische für diese säkularen Ostereier sei, dass sie – von den Eltern versteckt – von den Kindern gesucht werden mussten.
Im Laufe des 19. Jahrhunderts steigerte sich die Bekanntheit des Osterhasen in bürgerlich-städtischen Kreisen. Franz Graf Pocci (1807-1876) zum Beispiel, ein hoher Beamter am bayerischen Königshof, der vor allem als Schriftsteller und Illustrator für seine Kasperl-Geschichten bekannt ist, machte mit seinen Werken auch den aufrecht stehenden Hasen mit einem Buckelkorb voller Eier populär. Wie anderen Zeitgenossen dichtete er dem Osterhasen menschliche Kleider und auch ein idyllisches Familien- und Arbeitsleben an. Schon um 1900 verkauften sich entsprechende Postkarten und Bilderbücher sehr gut.
Hasentypisches
Feldhasen und Kaninchen lassen sich im Frühling leicht in der Natur aufschrecken und laufen Haken schlagend davon. Sie sind auch zu mehreren zu beobachten. Die Männchen kämpfen auf den Hinterläufen stehend mit Konkurrenten. Und das auch am hellen Tag. Das Beobachten echter Hasen beflügelt die Osterhasen-Geschichten: Sie bewegen sich aufrecht und könnten ja wirklich etwas herumtragen? Wer sich so schnell aus dem Staub macht hat vielleicht etwas zu verbergen?
Der Hase als Symbol
Seit der Antike gilt der Hase als Symbol der Fruchtbarkeit. In der byzantinischen Ikonographie ist der Hase ein Symbol für Christus, der im Tod das Leben gebracht hat. Das Bild des Hasen wurde dem Osterbrot aufgeprägt, in das ein Ei eingebacken war.
In der christlichen Ikonographie steht eine Formation aus drei Hasen als Symbol für die Unauflöslichkeit der göttlichen Dreiheit in der Einheit (nach Döring). Die Leiber der Hasen sind bei dieser Darstellung so um nur drei Ohren angeordnet, dass doch jeder Hase zwei Ohren am Kopf hat. Die drei Ohren bilden dabei ein Dreieck. Ein bekanntes Beispiel hierzu zeigt ein Glasbild im Kreuzgang des Paderborner Doms. Hasenbilder dieser Art sind auch als Dekor von Keramikgeschirr bekannt. Die Töpfer aus dem Marburger Land (Hessen) malten sie z.B. mit Engobe und Malhorn auf den Boden von Tellern.
Literatur
- Becker, Albert: Osterei und Osterhase; Diederichs. Jena 1937.
- Biehl, Peter: Festsymbole: zum Beispiel: Ostern, kreative Wahrnehmung als Ort der Symboldidaktik. Neukirchen-Vluyn 1999.
- Döring, Alois: Rheinische Bräuche durch das Jahr. Köln 2007.
- Kirchhoff, Hermann: Christliches Brauchtum: von Advent bis Ostern. München 1984.
- Weber-Kellermann, Ingeborg: Saure Wochen, frohe Feste. München/Luzern, 1985.