Opferfest

Termin

Dieser Brauch findet vom 28. Juli bis zum 02. Juli 2023 statt.
Teilnehmer beim Opferfest.

Einstiegsinformation

Arabisch „Idul Adha“, Türkisch „Kurban Bayrami“, das Opferfest ist neben dem Fastenbrechenfest das wichtigste religiöse Fest des Islams. Es leitete sich vom arabischen Wort Opfern (dhahha) ab und wird auch als das Große Fest (id-ul-kabir) bezeichnet.Ein anderes Wort für Opfer ist qurban, was auch im heiligen Koran vorkommt. Mit qurban wird etwas bezeichnet, das man hingibt, also opfert, um Allahs Wohlgefallen zu erlangen bzw. um seine Nähe zu erreichen. Daraus leitet sich eine weitere Bezeichnung des Festes ab: das Qurban-Fest (Kurban-Fest), welches in vielen muslimischen Ländern so genannt wird.

Ablauf des Opferfestes

1. Feiertag:

Am frühen Morgen des ersten Festtages gehen die Männer nach ihrer Waschung (Das rituelle Waschen ist notwendig, da sie in die Moschee gehen.) in neuer und festlicher Kleidung zum Beten in die Moschee. So heißt es im Koran Sure 108: „So bete zu deinem Herrn und opfere!“ In der Moschee findet ein gemeinsames Festgebet statt. Frauen dürfen an diesem Festgebet auch teilnehmen, sie richten jedoch oft daheim das Frühstückstisch her, für die Männer ist dieses Festgebet eine religiöse Verpflichtung. Das Fasten ist an diesem Tag verboten. Nachdem die Männer von der Moschee gekommen sind und die ganze Familie und die enge Verwandtschaft sich versammelt hat, wird nun gemeinsam und gemütlich gefrühstückt. Im Anschluss zum Frühstück küssen die Jüngeren die Hand der Älteren und wünschen sich dabei ein frohes Opferfest: Die Grußformel lautet auf türkisch „Kurban Bayramin kutlu olsun!“ und auf arabisch „Id Mubarak!“ („Alles Gute zum Opferfest“!). Eine weitere Tradition ist, dass den Kindern Süßigkeiten, Geld oder auch kleine Geschenke überreicht werden. Auch Erwachsene geben sich untereinander kleine Geschenke. Im Laufe des Tages ist es üblich, dass die Kinder von Haus zu Haus gehen und zum Opferfest gratulieren. Auch hier bekommen sie dafür Geld, Süßigkeiten oder auch kleine Geschenke. Es finden gegenseitige Hausbesuche statt, wo meist Jüngere die Älteren besuchen und zum Fest gratulieren. Diese Besuche sind meist relativ spontan, sodass man einfach vorbeikommt. Den Besuchern werden Tee, Kaffee und Süßes wie z.B. Baklava, Schokolade und Bonbons angeboten. Außerdem werden auch Fleisch des geschlachteten Opfertieres angeboten. Für den Schächtungsvorgang ist keine bestimmte Zeit vorgegeben, derjenige der ein Tier schächten möchte, kann das am 1. Festtag nach dem Frühstück oder auch an den nächsten Feiertagen machen. Ein Drittel des Opferfleisches verbleibt im Haus, ein weiteres Drittel wird an Nachbarn und das letzte an die bedürftigen Verwandten, Bekannten und an Arme verteilt.

2. - 4. Feiertage:

Das typische Gebäck Baklava.
Das Opferfest dauert insgesamt vier Tage. An diesen Tagen finden weiterhin die gegenseitigen Besuche, die wieder relativ spontan sind, statt. Das süße Gebäck Baklava, das sehr typisch für diese Festtage ist.

Festtage

Die Festlegung des Opferfestes unterliegt den Besonderheiten des muslimischen Kalenders, der sich nach dem Mond richtet und sich jedes Jahr gegenüber dem Sonnenjahr um ca. 10 Tage verschiebt. Somit ist das islamische Jahr um 10 Tage kürzer als das Sonnenjahr und damit wandern auch alle islamischen Festtermine jedes Jahr in unserem Kalender um 10 Tage nach vorne. Das Opferfest bildet den Höhepunkt des Hadsch (die Wallfahrt nach Mekka), der nur im Monat Dhu-l-Hidscha durchgeführt werden darf. Das Opferfest fällt auf den letzten Tag des Hadsch, den 10. Dhu-l-Hidscha und dauert vier Tage.

Opfervoraussetzungen

Das Schächten eines Opfertieres während des Opferfestes wurde im zweiten Jahr der Hidschra zur Pflicht. So heißt es im Koran: „Und für jede Gemeinschaft haben wir einen Ritus vorgesehen, um (beim Opfern) den Namen Allahs auf das zu erwähnen, das wer ihnen an Gaben von Vieh gewährt hat... Die Opferung von Vieh haben wir für euch zu einer von den gottesdienstlichen Handlungen gemacht... “ (Sure 22) Derjenige, der ein Tier schächten möchte muss Folgendes beachten:
  • Er muss Muslime sein.
  • Er sollte nicht auf Reisen sein.
  • Er muss genug Vermögen über das Notwendigste hinaus besitzen.
  • Er muss im Vollbesitz seiner geistigen Kräfte sein.
Jeder, der diese oben aufgeführten Voraussetzungen besitzt, sollte einmal im Jahr zum Opferfest ein Opfertier schlachten.

Opfertier

Es gibt einige Bedingungen für das Opfern, die erfüllt werden müssen: Das Opfertier muss ein Kamel, eine Kuh, eine Ziege oder ein Schaf sein. Dabei muss es ein reifes Weidetier sein, welches das Mindestalter (Kamel muss mindestens fünf Jahre alt, Kuh mind. zwei Jahre alt, Schaf mind. ein Jahr alt und Ziege mind halbes Jahr alt sein) schon erreicht hat. Das Tier darf nicht krank oder schwanger sein. Zum Schlachten eines Kamels oder einer Kuh können sich ca. 7 sieben Personen zusammenschließen bei den anderen Opfertieren jeweils eine Person. Es gibt sehr viele regionsspezifische Traditionen in der Türkei was das Opfertier betrifft. In einigen Gebieten der Türkei und auch anderen islamischen Ländern werden beispielsweise die Opfertiere zuvor gewaschen, mit Henna und Farben bestrichen und mit Bändern und Perlen verziert. Das Bemalen der Opfertiere mit Henna ist ein alter, traditioneller Brauch.

Der Schächtungsvorgang

Das Wort „Schächten“ bedeutet das vollkommene Ausbluten eines Tiers vor seinem Tod ohne Betäubung. Für den Vorgang der Schlachtung eines Opfertieres stehen bestimmte Vorgaben fest. Für die Schächtung nimmt man ein scharfes Messer, damit das Opfertier nicht unnötig leiden muss. Außerdem sollte es nicht vor anderen Opfertieren geschlachtet werden, damit dem Opfertier dadurch keine Angst gemacht wird. Das Tier wird mit dem Kopf in Richtung Mekka ausgerichtet und man lässt es an der Hauptschlagader ausbluten. Folgendes sagt der Schächter während dem Schächtungsvorgang: „Bismillahirrahmanirahim, Allahu ekber, Allahume inne hadha minka va laka.“ („Im Namen Allahs, Allah ist der Größte, Oh Allah, dies ist gewiss von dir und für dich.“

Die Bedeutung des Opferfestes

Die Opferbereitschaft Ibrahims und Ismails zeigt den Muslimen, was Opfern im Islam bedeutet, nämlich das Verzichten auf etwas, was man auf dieser Welt sehr liebt, um Allahs willen. Ibrahim wurde von Allah aufgefordert, sich von seiner Liebe zu seinem Sohn zu lösen, denn es gibt nichts, was mehr geliebt werden darf als Gott. Das erinnert die Muslime daran, dass sie nichts, was sie in diesem Leben besitzen, ins Jenseits mitnehmen können, denn alle werden diese Erde früher oder später verlassen müssen. Somit gedenken die Muslime während des Opferfests der Geschichte des Propheten Ibrahims, als Beweis absoluter Gottergebenheit.

Vergleich Türkei und Deutschland

Schülerinnen und Schüler islamischen Glaubens in Deutschland können sich am ersten Tag des Opferfestes, sehr oft auch an allen vier Tagen, von der Schule befreien lassen. Dies geschieht entweder durch eine schriftliche Erklärung der Eltern bzw. im Fall der Volljährigkeit durch Eigenmeldung. Auch Arbeitnehmer können am Tag des Opferfestes ebenso einen Tag Urlaub nehmen oder unbezahlten Urlaub beantragen. Wohingegen das Opferfest in der Türkei zu den wichtigsten gesetzlichen Feiertagen gehört, die jedes Jahr nach dem muslimischen Mondkalender neu berechnet werden müssen. Die Schüler haben an diesen Tagen schulfrei und an den ersten zwei Festtagen sind alle Geschäfte und Betriebe in der Türkei geschlossen. Außerdem ist es in der Türkei üblich, nach dem Frühstück am ersten Festtag die Gräber zu besuchen und sich an die Verstorbenen zu erinnern. Dabei werden Suren aus dem Koran gelesen und die Gräber mit schönen Blumen verziert. Da sich die meisten Gräber der Verstorbenen der in Deutschland lebenden türkischen Muslimen in der Türkei befindet, kann das nicht verwirklicht werden. Weiterhin ist zu erwähnen, dass am Opferfest die Straßen und Geschäfte in der Türkei mit beispielsweise Luftballons bunt geschmückt werden.

Persönliche Eindrücke

Aus meiner Sicht möchte ich ein paar Eindrücke und Erfahrungen wiedergeben. Das Fest ist etwas ganz Besonderes für mich. Es ist ein schöner Grund, dass sich die ganze Familie, Verwandtschaft und auch Freunde versammeln. An dem ersten Feiertag gehen mein Vater, Bruder und Onkel in die Moschee währenddessen bereiten meine Mutter, meine Schwestern und Tanten das große Frühstück vor. Jeder macht sich frisch und ist hübsch angezogen, die Männer meist in Anzug. Oft ist es auch der Fall, dass ein gemeinsames Frühstück in der Fatih Moschee in Nördlingen stattfindet, das die Frauen miteinander vorbereiten. Auf den folgenden Bildern sind Kinder und Erwachsene beim gemeinsamen Frühstück in der Fatih Moschee in Nördlingen zu sehen. Nachdem die Männer wieder von der Moschee gekommen sind, frühstücken wir gemeinsam. Anschließend küsse ich und auch die anderen Jüngeren die Hand der Älteren als Zeichen des Respekts. Wir bekommen Geldgeschenke und Süßigkeiten und auch andere kleine Geschenke. Kurze Zeit später fahren mein Vater und Onkel nach Hoppingen, wo sie dann ein Opfertier schächten können. Natürlich kann auch meine Mutter hin, jedoch geht meistens mein Papa zum Schächten. Ein Drittel vom Fleisch verzehren wir selber und die restlichen zwei Drittel vom Fleisch verteilen wir an unsere Nachbarn und Bekannten, z.B. Alleinerziehenden. Mittags fangen dann die relativ spontanen und meist kurzen (30 Minuten) Hausbesuche an. Bekannte und Freunde kommen und gratulieren zum Opferfest. Es wird vom geschlachteten Opferfleisch, Baklava, Schokolade und Bonbons oder oft auch gefüllte Weinblättern angeboten und miteinander gegessen. Als Kind bin ich mit meinen Geschwistern und Freunden früher auch immer von Haus zu Haus gegangen und habe Geschenke, Geld und Süßigkeiten bekommen. Heutzutage mache ich diese spontanen Hausbesuche mit meiner Familie. An den nächsten Feiertagen geht es weiter mit den spontanen Hausbesuchen. Die Ausübung dieses Opferfestes ist in Deutschland nicht immer einfach, vor allem, wenn es unter der Woche stattfindet. Neben der Arbeit ist es dann nicht einfach, Zeit zum Feiern zu finden.

Hintergrund-Infos

Geschichtlicher Hintergrund

Das Opferfest geht auf die Geschichte des Propheten Ibrahims (Abraham) auf seinem Weg nach Mekka zurück. Ibrahim oder Abraham im alten Testament ist der Vater der drei monotheistischen Religionen: Judentum, Islam und Christentum. Er hatte zwei Söhne, Isaak (ihm entspringt das Volk der Juden) und Ismael (diesem entspringt das Volk der Araber). Im Koran (Sure 37, Verse 99 ff.) heißt es, dass der Prophet Ibrahim sich sehnlichst ein Kind wünschte. Er flehte Gott an, ihm seinen Wunsch zu erfüllen und daraufhin schenkte Gott ihm einen Sohn. Als der Sohn dann ein reifes Alter erreichte, erhielt Ibrahim in seinem Traum einen Befehl, dass er seinen eigenen Sohn opfern soll. Somit sagte Ismail seinem Sohn: „Mein lieber Sohn, ich sehe im Schlaf, dass ich dich schlachte. Schau jetzt, was du meinst.“ Sein Sohn sprach: „O mein Vater, tu, was dir befohlen wird!“ und beide, Vater und Sohn, bereiteten die Opferung vor. Im allerletzten Moment greift Allah ein. Seine Stimme verkündet, dass dies eine Prüfung gewesen sei, um Ibrahims Gottesglauben zu testen und schickt ihm einen Widder. Zum Dank opferte Ibrahim anstelle seines Sohnes diesen Widder, dessen Fleisch sie mit Freunden und Bedürftigen teilten. Ob Ibrahim nun Ismail oder Isaak opfern sollte, wird in dem Vers nicht klar. Da jedoch Isaak erst im darauf folgendem Vers erwähnt wird, vermutet man, Ismail sei gemeint. In der Bibel verläuft die Geschichte ähnlich, nur dass ausdrücklich von Isaak gesprochen wird. Es ist jedoch nicht von großer Bedeutung, wer geopfert wird, sondern dass Ibrahim bereit ist, für Gott das wertvollste was er hat, seinen eigenen Sohn, zu opfern. Dies ist, wie der Koran sagt offenkundig eine schwere Prüfung, die Ibrahim besteht. Ebenso bemerkenswert ist aber auch, dass nicht nur Ibrahim bereit ist, seinen Sohn zu opfern, sondern auch der Sohn sich einverstanden erklärt, geopfert zu werden. Zur Erinnerung an diese Opferbereitschaft der beiden schlachten Muslime jährlich am Opferfest ein Tier (z.B. Schaf, Widder, Ziege,...).

Tierschutz und das Opferfest

Aus Tierschutz-Gründen in Deutschland ist das Schlachten eines Opfertieres ohne Betäubung umstritten, da das deutsche Tierschutzgesetz das Schlachten von Wirbeltieren ohne vorherige Betäubung untersagt. Angehörige bestimmter Religionsgemeinschaften, denen zwingende Vorschriften ihrer Religion das Schächten vorschreiben, können jedoch eine Ausnahmegenehmigung von diesem Verbot beantragen. Dies wurde nach Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichtes 2002 als Rechtmäßigkeit der rituellen Schlachtung als Ausnahme grundsätzlich anerkannt, entschieden und stützte sich dabei auf die Religions- und Glaubensfreiheit. Die Schächtung muss aber von einer sachkundigen Person in einem zugelassenen und registrierten Schlachtbetrieb erfolgen z.B. in Hoppingen und ist vom zuständigen Veterinäramt zu überwachen. Jedoch kämpfen Tierschützer gegen jede Ausnahmeregelung und verweisen darauf, dass der Tierschutz als Staatsziel seit 2002 ebenfalls Verfassungsrang besitzt. Exkurs: Hoppingen Hoppingen ist ein Dorf, das etwa 20 km entfernt von Nördlingen im Landkreis Donau Ries liegt. Jedes Jahr zum Opferfest fahren sehr viele Muslime aus dem Landkreis Donau Ries nach Hoppingen um dort ihre Verpflichtung, ein Opfertier zu schächten, erfüllen können. Hoppingen ist das einzigste registrierte Schlachtbetrieb in diesem Landkreis, wo auch die Schächtung von einer sachkundigen Person zugelassen ist.

Gewährperson

Merve Öztürk: Ich bin 21 Jahre alt und bin Studentin an der Universität Augsburg. Ich habe den islamischen Glauben feiere das Opferfest jedes Jahr.

Weblinks

Literatur

  • Was jeder vom Islam wissen muss. Gütersloher Verlagshaus.
  • Weiss, Walter M.: ISLAM. Schnellkurs.
  • Suren aus dem Koran mit türkischer Übersetzung

Video