Termin
Dieser Brauch findet alljährlich am 06. Dezember statt.
Einstiegsinformation
Der Gedenktag des Heiligen Nikolaus, kurz Nikolaus, ist in der westlichen Christenheit jedes Jahr der 6. Dezember. Insbesondere Kinder erhalten am Vorabend dieses Tages oder am Nikolaustag selbst kleine Geschenke (Süßigkeiten) und werden vom Nikolaus besucht.
Ablauf
Nikolausgaben
Angelehnt an die Legende Ausstattung der drei Jungfrauen hat sich der Brauch des schenkenden Nikolauses erhalten. Hierbei stellen die Kinder am Abend des 5. Dezember einen Schuh, Stiefel oder Teller vor die Haustür, in der Erwartung, dass Nikolaus diesen mit Geschenken füllt. Üblicherweise sind das heute Mandarinen, Äpfel, Nüsse und andere Süßigkeiten.
Diesen Brauch beschreibt das Volkslied Lasst uns froh und munter sein. Der Anfang der drei Strophen des Liedes lautet:
- Lasst und froh und munter sein und uns recht von Herzen freun, …
- Dann stell ich den Teller auf, Niklaus legt gewiss was drauf, …
- Niklaus ist ein guter Mann, dem man nicht genug danken kann, …
Die Eltern sind es meist, die abends, nachdem die Kinder zu Bett gegangen sind, Teller, Stiefel, Strümpfe füllen.
Nikolaus auf Hausbesuch
Auch der persönliche Besuch des Nikolaus ist heute nichts Unübliches mehr. Ein Familienmitglied oder ein Mitglied der Pfarrgemeinde im Nikolauskostüm beehrt die Kleinen mit seinen Gaben. Im Zuge der zunehmenden Kommerzialisierung aller Feste gibt es mittlerweile auch Personen, die gegen Bezahlung als Nikolaus auftreten. Nicht immer spielen sie den Nikolaus auf traditionelle Art. Es gibt jedoch Organisationen, die Darsteller vermitteln und dabei besonders auf Tradition wert legen. Nikolaus-Darsteller, die z.B. durch das Münchner-Job-Cafe vermittelt werden, müssen bestimmte Kriterien erfüllen: würdig wirken, Verse vortragen und singen können. Wie eine Bewerbung dort von statten geht, hielt Christiana Bischl in einem Videoclip fest, der am 24.11.2009 im BR-Fernsehen gesendet wurde.
Auch die Pfarrei St. Franziskus in Augsburg schickt am Nikolausabend ihre professionellen Darsteller im tradionellen gold-weißen Bischofsgewand, Mytra, Bischofsstab und dem goldenen Buch zu den Familien.
Matthias Matuschka engagiert sich ehrenamtlich bei dieser Pfarrei und erzählt folgendes über den Ablauf des Nikolausbesuches: Der Student begrüßt die Familien zusammen mit zwei kleinen Engeln und singt zur Einstimmung gemeinsam ein Lied mit ihnen. Daraufhin liest er aus seinem goldenen Buch vor, in dem die guten und schlechten Taten der Kinder vermerkt sind. Die Kinder erhalten danach ihre kleinen Geschenke. Um die traditionellen Wurzeln des Brauchs nicht außen vor zu lassen, liest Matthias dann eine weihnachtliche Geschichte vor oder erzählt eine der vielen Legenden, die sich um den heiligen Nikolaus ranken. Er setzt sich dabei zu den Kindern, um ihnen nahe zu sein. Am Ende werden die Kinder gefragt, ob denn auch die Eltern brav gewesen sind, um ihnen die Möglichkeit zu geben, sich mitzuteilen. Das lockert meist die Stimmung auf und teilweise kommen auch Dinge zum Vorschein, die die Eltern lieber für sich behalten hätten.
Weihnachtsmannfreie Zone
Besonders kritisch werden von einigen Gruppierungen die rotweiß angezogenen Weihnachtsmänner betrachtet, die als Nikolaus Leckereien in den Fußgängerzonen austeilen, als Deko-Objekte an Balkonen hängen etc. Eine Aktion gegen diese Art Nikolaus ist die Aktion Weihnachtsmannfreie Zone.
Auch die Gemeinde Bibertal beteiligte sich im Jahr 2011 an der Aktion „Weihnachtsmannfreie Zone“. Sogar im Mitteilungsblatt der Gemeinde wurde darauf aufmerksam gemacht, um die Bürger anzuregen, die traditionellen Hintergründe des Brauchs nicht zu vergessen.
Hintergund-Infos
Nikolaus brachte Kindern die Religion näher
Die Jahrhunderte hindurch gab es eine Vielzahl von Bräuchen, die mit dem Tag des Heiligen Nikolaus verknüpft waren. Mit Schülern hatten z.B. Wahl und Umgang der Kinderbischöfe im 17. Jahrhundert zu tun. Ein Junge war als Bischof verkleidet und zwei als Diakone. So zogen sie am Nikolausabend herum und sammelten Geld für die studierende Jugend ein.
Seit Anfang des gleichen Jahrhunderts verbreiteten sich auch die Spiele, bei denen ein Bischof Nikolaus mit Begleitern auftrat und Kindern Fragen stellte, die überprüfen sollten, ob sie in Glaubensdingen Bescheid wussten und hierzu genug gelernt hatten.
Heute stellt der Nikolaus bei seinem Besuch Fragen wie Warst du auch schön brav? – Kannst du mir ein Gedicht aufsagen oder ein Lied singen?. Er liest eventuell auch vor, was ihm die Eltern oder Kindergärtnerinnen über das Kind verraten haben: nämlich was es für gute Sachen und was es für Schlechte gemacht hat. Der Nikolaus lobt, tadelt und mahnt, lässt sich aber leicht milde stimmen und gibt dem Kind dann etwas aus seinem Sack oder dem seines Begleiters (Knecht Ruprecht, Krampus, Engel). Das steigert die Vorfreude auf Weihnachten und bringt schon einmal einen Vorgeschmack auf die große Bescherung am Ende der Adventszeit. Um Glaubensinhalte geht es dabei nicht mehr so sehr, eher um Brav-Sein, Erziehungshilfe und glänzende Kinderaugen.
Dass die religiösen Wurzeln des Brauchs immer mehr in den Hintergrund geraten, liegt nicht zu letzt daran, dass die Kinder meist eine ganz andere Figur vor Augen haben, wenn es um den 6. Dezember geht. Der Weihnachtsmann, mit seinem roten Mantel, seinem langen, weißen Bart und seinen schweren, schwarzen Stiefeln, ist mittlerweile eine etablierte Werbefigur in unserer Gesellschaft. Der bärtige alte Mann, mit dem riesigen Sack voller Geschenke, wird von vielen mit dem heiligen Nikolaus verwechselt oder gleichgesetzt .
Diese, in der Weihnachtszeit, allgegenwärtigen Gestalt, geht ursprünglich auf die Zeichnungen von Haddon Sundblom zurück, welcher im Jahr 1931 von Coca Cola engagiert wurde, eine charismatische Type für ihre Werbespots zu entwerfen. Zunächst nutzte Sundblom seinen Freund, Lou Prentiss, als Inspiration für seine Bilder, später wurde sein eigenes Gesicht zur Vorlage. Die Kinder, die auf einigen dieser Gemälden zu sehen sind, waren seine beiden Nachbarskinder.
Die Zeichnungen von Haddon Sundblom verhalfen Coca Cola zu großem Erfolg. Da das Bild von „Santa Claus“ heute aus den Medien kaum wegzudenken ist, gerät das traditionelle Antlitz des heiligen Nikolaus von Myra im Bischofsgewand, immer mehr in Vergessenheit.
Spekulatius und anderes Gebäck
Weit verbreitet ist das Backen von Plätzchen in der Vorweihnachtszeit. Erster Advent und Nikolaustag sind ein erster Anlass, Süßgebäck zu produzieren. Ein besonderes Gebäck ist hierbei der Spekulatius. Eine kleine Darreichungsform Nikolaus zu Ehren, da man den heiligen Nikolaus früher Spekulator (den in geistliche Betrachtung Versunkenen) genannt hat.
Ein heutzutage zu Nikolaus verschenktes Gebäck sind Lebkuchen mit einer Nikolausoblate, d.h. einem Papierbild mit aufgedrucktem Nikolaus.
Klausenbaum
Der Klausenbaum oder das Paradeisl ist ein Nikolaus-Brauch, der schon aus dem 15. Jahrhundert stammt. Hierbei werden vier Äpfel mit Stöcken zu einem pyramidenförmiges Gestell kombiniert und mit Kerzen geschmückt. Der Klausenbaum wird oft als Vorläufer des Adventskranz bezeichnet.
Legenden
Der heilige Nikolaus ist von Legenden umwoben. Kritischen Textanalysen zufolge gab es zwei historische Personen mit dem Namen Nikolaus. Zum einen Bischof Nikolaus von Myra, der im vierten Jahrhundert n. Chr. in Myra/Kleinasien (heute: Demre/Türkei) gewirkt hat. Zum anderen Nikolaus von Sion bei Myra, der in Pinora Abt war. Zum Wirken beider Geistlicher entstanden im Laufe der Zeit Legenden. Gläubig verehrt wird heute Bischof Nikolaus von Myra.
Die erste festgehaltene Geschichte ist die so genannte Stratelatenlegende (griech. stratelateles = Feldherr). Demnach beten drei unschuldig zum Tode verurteilte Feldherren zum Bischof Nikolaus, der daraufhin dem Kaiser erscheint und im Falle der Vollstreckung des Urteils mit erheblichen Konsequenzen droht. Aufgrund dieser Erscheinung setzt der Kaiser die drei Feldherren auf freien Fuß.
Mit einer anderen Legende soll der Brauch des Nikolausstiefels zu tun haben. Es ist die Legende von der Ausstattung der drei Jungfrauen. Sie besagt, dass der Vater dreier Jungfrauen zu arm war, um ihnen eine Mitgift für die Hochzeit zu ermöglichen. So schickte er seine Töchter auf die Straße, damit sie selbst Geld verdienen sollten. Nikolaus hatte einige Zeit vorher Gold geerbt und warf davon in drei Nächten jeweils einen Goldklumpen in das Haus der Familie. In der letzten Nacht stellte der Vater Nikolaus von Myra und dankt ihm dafür, seinen Töchtern nun eine Mitgift geben zu können. Aus dieser Legende entstand die Darstellungsweise, die Nikolaus mit drei goldenen Äpfeln oder Kugeln zeigt. Außerdem wird die Legende als Begründung dafür herangezogen, am Vorabend des Nikolaustages Nikolausstiefel, – strümpfe oder -teller aufzustellen in der Hoffnung, dass sie am nächsten Morgen gefüllt sind.
Diese und weitere Legenden bieten letzendlich den Stoff zur Verehrung des heiligen Nikolaus von Myra. In der russisch-orthodoxen Kirche ist er nach Christus und Maria einer der bekanntesten und weithin verehrten Heiligen. In der orthodoxen Kirche, die sich am Julianischen Kalender orientiert, wird sein Gedenktag allerdings erst am 19. Dezember gefeiert.
Weblinks
Literatur
- Becker-Huberti, Manfred: Feiern – Feste – Jahreszeiten. Lebendige Bräuche im ganzen Jahr. Geschichte und Geschichten, Lieder und Legenden. Freiburg 1998, S. 44-46.
- Moser, Dietz-Rüdiger: Bräuche und Feste durch das ganze Jahr. Freiburg 2002, S. 38-44.
Sie schreiben: „…in der Erwartung, dass Nikolaus diesen mit Geschenken füllt. Üblicherweise sind das heute Mandarinen, Äpfel, Nüsse und andere Süßigkeiten.“
Das mag vor hundert Jahren so gewesen sein. Aber schon in meiner Kindheit in den 70er Jahren in Niedersachsen waren Nüsse und Mandarinen bestenfalls Beigaben zu den „eigentlichen“ Nikolausgeschenken. Das waren dann meist ein Schokoladennikolaus, andere Süßigkeiten und – bei manchen im Freundeskreis – auch Sachgeschenke wie Taschenlampe, Taschenmesser o.ä. Und der Trend weg von Obst und Nüssen hin zu Industriesüßigkeiten und Spielzeug ist seitdem noch weitergegangen, jedenfalls nach dem zu urteilen, was ich von meinen Kindern höre.
Außerdem bezweiflich ich stark, dass Äpfel, Mandarinen, Nüsse usw. überhaupt als Süßigkeiten wahrgenommen werden. Dafür sind wir viel zu übersättigt…