Neujahrskuchen (Vasilopita) in Griechenland

Termin

Eine Vasilopita.

Dieser Brauch findet alljährlich am 01. Januar statt.

Einstiegsinformation

In jedem Land wird Neujahr anders gefeiert. Während wir in Deutschland Bleigießen, Raclette oder Fondue essen, läuft das Neujahresfest in Griechenland etwas anders ab. Zum einen erhalten die Kinder die Geschenke vom Hl. Vassilius. Zum anderen gehört auch der traditionelle Familienbrauch des Neujahreskuchens, der auch Vasilopita gennannt wird, dazu. Hierbei wird eine Goldmünze in ein Hefeteig- oder Mürbteiggebäck eingebacken. Anschließend wird der Kuchen gesegnet und das Mitglied der Familie, welche das Goldstück bei der Aufteilung erhält, erfährt im neuen Jahr viel Glück.

Vasilopita – Ablauf des Brauches

Der Brauch des Neujahrskuchens wird in ganz Griechenland zelebriert. Jede christlich-orthodoxe Familie schneidet traditionell am 01.01 um 00.00 Uhr den selbst gebackenen oder in der Bäckerei gekauften Kuchen an. Auch im Ausland, z.B. auf dem Augsburger Stadtmarkt kann dieser Kuchen erworben werden, erzählt die Griechin Stefanía. Früher haben die Frauen den Teig schon eine Weile vorher gemacht und ihn dann liegen lassen, damit der Hefeteig schön aufgeht. Heute wird jedoch der Kauf in der Bäckerei immer beliebter, da viele Griechen keine Zeit mehr zum Backen haben. Früher waren es richtige Goldmünzen, die in das Brot gebacken wurden, heute handelt es sich meist um vergoldete Plastikmünzen oder billiges Metall. Erwirbt man den Kuchen in einer Bäckerei, hat die Goldmünze neben einem Frohen Neujahreswunsch auch den Namen der Konditorei eingeprägt., so Stefanía. Wichtig ist jedoch, dass die Münze auch wirklich als ´Goldmünze´ tituliert wird, da das Gold als Symbol für Reichtum und Glück steht. Demjenigen, dessen Kuchenstück die Münze enthält, wird Glück, Gesundheit und Reichtum für das neue Jahr zugesagt. In Griechenland gibt es mehrere Bräuche, in denen die Goldmünze als Glücks- und Wohlstandsbringer gilt.

Eine im Vasilopita enthaltene Münze.

Doch nicht nur in Familien spielt der Brauch des Glückskuchens eine große Rolle, sondern auch in Vereinen, Gruppierungen, im Parlament und in der Arbeit wird das Vasilopita angeschnitten. Gewöhnlich geschieht dies jedoch erst beim ersten Treffen nach dem Neujahresfeiertag und das Glück des Familienkuchens wird am höchsten gewichtet.

Formen und Varianten des Neujahrskuchens

Der Brauch des Neujahreskuchens wird lediglich beim Jahreswechsel durchgeführt. Abwandlungen gibt es eigentlich nur in der Gesellschaft, also mit wem der Kuchen angeschnitten wird und bei der Rezeptauswahl. Diese ist von der jeweiligen Region abhängig. Stefanía erzählt, dass die klassische Variante des Vasilopitas aus Hefeteig, in Form eines Zopfkreises, gebacken wird. Diese Form sei in ganz Griechenland bekannt und beliebt. An der Küste Kleinasiens wird allerdings bevorzugt ein Mürbteigrezept verwendet, das im Vergleich zum konventionellen Glückskuchen ein ´crosses´ Ergebnis gibt. In unserer Familie wechselt die Rezeptauswahl von Jahr zu Jahr, ich mag vor allem einen Marmorkuchen mit Orangengeschmack. Das Rezept stammt ursprünglich aus der Schwarzen-Meer-Region und wurde schon häufig in meiner Kindheit gebacken.

Besondere Gewürze im Neujahrskuchen

Das benötigte Gewürz Mastix.

Vor allem die Gewürze seien ausschlaggebend für den besonderen Geschmack des Bassiliusbrotes, so Stefanía. Besonders beliebt sind Zimt, Nelken, Orangenzeste und Vanilleschoten. Aber vor allem Mastix, ein Harz, das dem Mastix-Baum entnommen wird spielt eine wichtige geschmackliche Rolle. Der Pistazienbaum wächst nur auf der griechischen Insel Chios, daher ist das Wachs so selten, begehrt und teuer. Es hat einen ganz eigene, würzige und frische Note.

In Deutschland sei es eher schwer, dieses rare Produkt erwerben zu können, außer man bestellt es im Internet. Um die Zwei-Cent großen Kügelchen jedoch im Brot verarbeiten zu können, müssen sie erst als feines Pulver gemahlen werden.

Vasilopita – Klassisches Griechisches Hefeteiggebäck

Zutaten:

  • 4-5 Tassen Mehl
  • 30 g Hefe (frische) oder 1 Pkch. Trockenhefe
  • 1/2 Tasse lauwarme Milch
  • 1/2 Tasse Zucker
  • 1/2 Tasse Butter
  • 1 Ei und 3 Eigelb
  • 3/4 Tl Salz
  • 1 Tl Zitronenschale
  • 1 Tl Orangenschale
  • 1 Eigelb
  • Gewürze: Vanille und Mastix

Zubereitung: (Zeitaufwand > 3 Stunden)

Der Hefezopf vor dem Backen.

Die Hefe in die lauwarme Milch einrühren. Dazu werden 2 Esslöffel Mehl und 1/4 Teelöffel Zucker gerührt, bis die Masse recht zähflüssig ist. Den restlichen Zucker, Salz, Butter und Eier zu einer lockeren Schaummasse schlagen. Jetzt wird das Hefegemisch und die Hälfte vom Mehl in die Eier-Butter-Zucker-Masse untergerührt. Anschließend die Zitronen- und Orangenzeste mit dem restlichen Mehl vermischen und in den Hefeteig einkneten. Das Ganze wird in eine gebutterte Schale gelegt und mit flüssiger, lauwarmer Butter bestrichen. Die komplette Schale soll nun in einer Platiktüte verpackt, gut verschlossen und an einen warmen Ort (Heizung, Ofen) gestellt werden, damit der Teig aufgehen kann. Wenn der Teig sich verdoppelt hat, soll er noch einmal 5 Minuten lang geknetet werden und dann in die klassische Form eines Ringzopfes auf ein eingefettetes Backblech gelegt werden. Jetzt wird die Goldmünze an einer beliebigen Stelle (nicht in der Mitte) in das Vasilopita gedrückt. (Aufpassen, Nickelmünzen sollten in Alufolie eingepackt werden.) Der Ring auf dem Blech wird nun noch einmal zugedeckt und so lange liegen gelassen, bis sich das Volumen des Kuchens verdoppelt hat. Jetzt wird er mit dem Eigelb bestrichen und bei 180 °C 20-30 Minuten auf mittlerer Schiene bei Ober-Unterhitze gebacken.

Vasilopita – Kleinasiatische Mürbteigvariante

Zutaten:

  • 1 Tasse Butter
  • 1 Tasse Zucker
  • 2 Eigelb
  • 2 Löffel Orangensaft
  • 2 Löffel Cognac
  • 250 g Mehl
  • 1/2 Tl Zimt
  • 1/4 Tl Nelke
  • 1 Löffel Orangenzeste
  • 1/2 Tl Salz
  • 1/2 Tl Natron
  • 1 Ei zum Überpinseln
  • ganze Nelken zum hineinstecken

Zubereitung:

Butter mit Zucker schaumig schlagen, Eier nacheinander zugeben. Anschließend Orangensaft und Cognac hinzugeben. Das Mehl mit Salz, Natron, Zimt und Nelken mischen. Anschließend das Butter-Zucker-Eigemisch mit dem Mehlgemisch vermengen und Orangenzeste dazugeben. Darauf zu einer homogenen Masse kneten. Ein kleines Stück vom Teig trennen und kühl stellen. Der große, restliche Teil wird dann zu einem Kreis von 25 cm Durchmesser geformt, die Münze wird von unten in den Kuchen gedrückt und anschließend in eine gefetteten Backform gelegt. Danach wird der kleine Teil des Teiges mit einem Wargelholz dünn ausgerollt und kleine Formen (Plätzchenformen) werden ausgestochen. Diese anschließend auf den Kuchen legen. Die Oberfläche wird mit einer Wasser-Ei-Mischung eingestrichen. Zum Schluss sollen noch die ganzen Nelken in den Kuchen hinein gesteckt werden, denn diese dienen der Verzierung als auch dem Geschmack. Jetzt wird der Kuchen bei 200°C 30-35 Minuten auf Ober-Unterhitze im Backofen gebacken, bis er eine gold-gelbe Farbe erhält.

Das Ritual des Anschneidens des Vasilopita

Das Anschneiden der Vasilopita.

Das Anschneiden des Kuchens erfolgt in einer wichtigen zeremoniellen Abfolge. Traditionell zerteilt der Hausherr oder der Familienälteste den Kuchen. Zuerst wird mit dem Messer dreimal ein Kreuz über dem Kuchen, in der Luft, angesetzt. Hierdurch wird das Vasilopita gesegnet.

Anschließend folgt der erste Schnitt. Das Gebäck wird hierbei zuerst geviertelt, dass heißt in ein Kreuz geteilt. Daraufhin werden ab dem oberen Teil des Kuchens die Stücke benannt und dann im Uhrzeigersinn geschnitten.

Das erste Stück ist für Maria und Jesus, findet sich das Goldstück in diesem Teil der Vasilopita haben alle Menschen der Erde im folgenden Jahr Glück. Das zweite Stück ist für das Haus und alle die darin wohnen bestimmt. Befindet sich das Goldstück dort, haben logischerweise alle Hausbewohner Glück. Glück für das dritte Stück des Neujahrskuchens ist dem Geschäft oder Beruf zugesagt, falls sich die Münze darin findet. Das vierte Stück wird dem Hausherren zugesagt. Anschließend werden die geschnittenen Teile des Kuchens hierarisch den Familienmitgliedern, dann Familienmitgliedern die nicht anwesend sind und danach für Gäste angeschnitten, beschreibt Stefanía. Dies variire jedoch von Familie zu Familie und von Region zu Region, denn Verwandte die nicht da sind oder Gäste müssen nicht zwingend in das Ritual mit aufgenommen werden. Liegt die Goldmünze allerdings zwischen zwei verschiedenen Kuchenstücken, bedeutet das Glück für beide Personen im folgenden Jahr. Bei Partys mit Gästen werde der Münzenzieher zusätzlich noch vom Gastgeber mit einer kleinen Gabe beschenkt, dies sei vor allem in Clubs und Vereinen beliebt, so Stefanía.

Im Nachhinein wird der Kuchen natürlich auch verspeist. Sie erzählt mit einem Lächeln: Meine Mutter hat beim Familienfest oft noch eine zweite Münze in der Hand versteckt. Diese zauberte sie dann den jüngsten Familienmitgliedern auf den Teller, damit keiner enttäuscht zu Bett gehen musste.

Hintergrund-Infos

Das Kuchenstück mit Münze.

In Griechenland gibt es viele Bräuche, die vor allem durch den griechisch-orthodoxen Glauben geprägt sind. Der 1. Januar spielt hierbei eine ganz zentrale Rolle. Die Griechen beschenken sich gegenseitig im Gedenken an den Hl. Basilius und neben dem oben erklärten Brauch des Vasilopita finden eine Menge anderer Bräuche unter den Dächern der Familien statt. Hierzu gehören Feiertagsgebäck, Tänze, Glückwunschküsse und vieles mehr. Natürlich zelebriert jede Familie Silvester anders. Ich hatte das große Glück, bei meinem Wiki-Artikel meine Nachbarin Stefanía K. befragen zu dürfen. Sie stammt ursprünglich aus Thessaloniki und hat mir ausführlich die Durchführung des Brauchs des Neujahrskuchens in ihrer Familie geschildert. Meine Ausführung über den Hl. Basilius habe ich versucht aus der entsprechenden Fachliteratur zu ziehen, dies gestaltete sich jedoch eher schwierig, da dieser Heilige in wenig Fachliteratur ausführlich, wissenschaftlich dokumentiert wird.

Vasilopita- Herkunft

Darstellung des Hl. Basilius.

Nicht das Christkind oder der Weihnachtsmann bringen in Griechenland traditionell die Geschenke am 24.12., sondern der Hl.Vassilios in der Silvesternacht. Doch nicht nur für die Kinder ist der Hl.Vassilios, der übrigens in Deutschland Hl. Basilius genannt wird, wichtig, sondern er ist auch der Namensgeber für das Gebäck, welches in der Neujahresnacht für die Griechen eine wichtige Rolle spielt. Vasilopita heißt übersetzt Vasiliosbrot.

Der Hl.Vassilios/Hl.Basilius

Der Brauch ist während der Bischofsamtszeit des Hl. Vassilios (* 329 in Cäsarea) in Cäsarea entstanden. Die Legende sagt, dass eine Steuererhöhung, die durch einen römischen Präfekten der Stadt Kappadokiens erhoben wurde, Basilius dazu veranlasste, die reichen Bürger der Stadt zu bitten, den Anteil der Armen zu übernehmen. Die Wohlhabenden gingen dieser Bitte nach und beeindruckten damit den römischen Verwalter so sehr, dass er den Steuerteil der ärmeren Bevölkerung erlies. Daraufhin lies der Hl. Vassilios die übriggebliebenen Goldmünzen in viele Kuchen backen, welche anschließend unter der bedürftigen Bevölkerung aufgeteilt wurden. Seit diesem Zeitpunkt, so Stefanía, eine Griechin,wird jedes Jahr am Todestag und Gedenktag des Hl. Vassilios, eine Goldmünze in einem Gebäck versteckt. Diese Münze bringt demjenigen Glück, der sie anschließend beim Aufschneiden des Kuchens in seinem Stück findet.

Weblinks

Literatur

  • Bautz, Friedrich-Wilhelm: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon [1.], Stuttgart, 1975.
  • Döpmann, Hans-Dieter: Die Orthodoxen Kirchen in Geschichte und Gegenwart, Frankfurt am Main, 2010.
  • Dr. Gröne, Valentin: Ausgewählte Schriften des hl. Basilius des Großen, Kempten, 1875.
  • Kasper, Walter: Lexikon für Theologie und Kirche, Freiburg im Breisgau, 2006.