Neuburger Schloßfest

Termin

Ankunft der Festgäste mit Hofnarr.
Das nächste Schloßfest findet 2023 statt: 1. Wochenende: Fr. 30.06. -So. 02.07.2023. 2. Wochenende: Fr. 07.07. - So. 09.07.2023.

Einstiegsinformation

Das Neuburger Schloßfest ist ein historisches Fest, das alle zwei Jahre jeweils am letzten Juni- und am ersten Juliwochenende veranstaltet wird und an die Zeit der Renaissance und die damals herrschende Fürstenherrlichkeit unter Pfalzgraf Ottheinrich (1502 – 1556) und dessen rauschende Feste erinnern soll. Die Neuburger Bürger und auch viele Besucher von außerhalb kommen in stilechten, historischen Kostümen und lassen nicht nur im Neuburger Schloss, sondern auch in der Neuburger Altstadt das 15. und 16. Jahrhundert wiederaufleben.  Jedes Mal lockt das Fest mit seinem Rahmenprogramm und den zahlreichen Attraktionen mehrere tausend Besucher an. Das Schloßfest dauert an allen Festtagen bis 23.00 Uhr. Doch so manche, besonders aktive Teilnehmer übernachten sogar in historischen Zelten auf dem Gelände. Zuletzt fand das Renaissancespektakel vom 23. Juni bis 26. Juni sowie vom 01. bis 03. Juli 2011 mit über 120000 Besuchern statt. Mittlerweile ist das Neuburger Schloßfest das zweitgrößte Renaissancefest in Deutschland.

Ablauf

Veranstaltungsort

Schloss Neuburg.
Veranstaltet wird das Neuburger Schloßfest zum einen im Schloss Neuburg selbst, welches sich am Ostende des Stadtberges als gewaltiger vierteiliger Bautrakt erhebt. Die Gestalt des Schlosses, wie man sie heute zu Gesicht bekommt, verdankt es hauptsächlich dem Kurfürsten Ottheinrich, welcher das ursprüngliche Schloss ausbauen ließ und dabei unter anderem einen Garten und einen Innenhof in Auftrag gab. Auch der prachtvolle Rittersaal entstand nach seinen Plänen. Neben dem Schloss ist auch die historische Altstadt Neuburgs Kulisse für den historischen Jahrmarkt. Dabei bilden Veranstaltungsorte wie Hofkirche, Karlsplatz, Donaukai, der fürstliche Marstall und viele restaurierte Bürgerhäuser und Paläste einen authentischen Rahmen.

Veranstalter

Veranstaltet wird das Neuburger Schloßfest vom Verkehrsverein Freunde der Stadt Neuburg e.V.. Dieser Verein, dessen Vorsitz aktuell in Händen vom Friedhelm Lahn liegt, organisiert mit einem Schloßfestkomitee und vielen weiteren Helfern das Fest ehrenamtlich und allein verantwortlich.

Geschichte

Übersicht über das Neuburger Schlossfest.
Das Neuburger Schloßfest ist noch ein recht junger Brauch. Zum ersten Mal fand es im Jahr 1976 statt und wurde von Dr. Fritz von Philipp, Fritz Seebauer, Norbert Hohenester, Matthias Schieber, Anton Sprenzel und dem damaligen Oberbürgermeister Neuburgs, Theo Lauber, ins Leben gerufen. Im Vorjahr gab es zwar schon einmalig eine Art Bierfest, das sich „Schloßfest“ nannte, und von den Wirtschaftssenioren organisiert wurde. [Gewährsperson Lahn] Das historische Thema gab es hier jedoch noch nicht. Bis 1983 fand das Neuburger Schloßfest jährlich am letzten Wochenende im Juni statt.  Anschließend wurde zu einem zweijährigen Turnus mit zwei aufeinanderfolgenden Veranstaltungswochenenden übergegangen.

Rahmenprogramm

Das Rahmenprogramm des Neuburger Schloßfestes läuft unter dem Titel „Vivat Hoch“. Mit etwa 150 Ständen verwandelt sich die Neuburger Altstadt in einen historischen Jahrmarkt. Überall werden die unterschiedlichsten Speisen und Getränke angeboten und Zünfte präsentieren und verkaufen ihre Handwerkskunst. Zahlreiche Gaukler- und Musikgruppen sowie Spielleute treten an den verschiedensten Orten auf und Hofnarren erheitern die Besucher. Daneben sind etliche Zauberer, Bettler und Fahnenschwinger unterwegs.  Für die Einhaltung der Marktordnung sorgen traditionelle Stadtwachen.

Mitwirkende

Die Anzahl der beteiligten Gruppen steigt von Schloßfest zu Schloßfest. Unter ihnen Musik-, Tanz- und Schauspielgruppen, aber auch Falkner, Kegler, Schützen und Schulen. Auflistung beteiligter Gruppen: (Stand 2011)
Marktvogt beim Schloßfest.
• Amici Della Danza • Arrabiata • Aura Dulcis • Bauerntänzer • Businenbläser • Cornamuto Torto • Hofstaat, das höfische Preisgericht und die Turnierdamen • Fadenspieler • Die fürstlichen Jagdhornbläser • Die herzoglichen Falkner • Die Kurpfälzer Armbrustschützen • Die Moriskentänzer • Die Zechpreller • Evangelische Lateinschule • Fahnenschwinger Pescia • Fanfarenzug Gerlinden • Fanfarenzug Heidelberg • Fanfarenzug Ottheinrich Neuburg an der Donau
Besucher am Pranger.
• Fanfarenzug Teningen • Fanfarenzug Wittenberg • Feinklang München • Gaukelei Linkszwo3 • Grünauer Jäger • Gruppe Kinderhaus Maria Montessori • Katja, die Bardin • Kegler • Klosterstift St. Petri • Königliche Feuerschützen • Landsknechte • Liederkranz • Lumenor • Lutzelot • Marstallwache mit Bihänder • Musica Aliter • Neuburger Fahnentänzer • Neuburger Gassenspieler • Neuburger Hofmusik • Neuburger Hoftänzer • Neuburger Kammeroper • Neuburger Madrigalchor • Neuburger Spielleut – Sänger und Schwegler • Ottheinrichs fröhliches Gesinde • Perla Orientica • Pfalzritter zu Neuburg • Plâterspil • Ratswache
Die Badestube.
• Reigenkinder • Reiter • Schlosswache „Pfalzgraf Philipp“ • Schultheater • Spectaculum de diabolico • Städtische Schule für Tanztheater • Stadtkapelle Neuburg • Stadtknechte und Stadtwache mit Marketenderinnen • Tauchfreunde-Neuburg e.V. • Theatergruppe Ostenschule • Truchsess • Turnierknappen • Windrose • Wirtsleut • Wüstentöchter Stamm Nilufar und Trommelgruppe • Zackenflanke

Attraktionen

Auftakt

Zum Auftakt eines jeden Neuburger Schloßfestes gehört die Ankunft des „Hochadels“, dargestellt von Kindern der städtischen Schule für Tanztheater, am Steg beim Donaukai. Die beiden Prinzen Ottheinrich und Philipp sowie die Prinzessin Susanna landen um 17.00 Uhr mit Zillen und begeben sich anschließend die Posttreppe hinauf. Diese Tradition ist eine Erinnerung an die Ankunft der Prinzessin Anna, der Braut Philipp Ludwigs, einen Tag vor deren Hochzeit. Die Prinzessin war ebenfalls mit einem Schiff nach Neuburg gekommen. Nachdem die Prinzessin den ersten Schluck aus dem Kelch genommen hat, tun Prinzen, Oberbürgermeister und Vorstand des Festkomitees es ihr gleich. Anschließend beginnt ein bunter Festzug durch die Stadt. Dieser Umzug führt vom Donaukai über die Luitpoldstraße und den Stadtberg bis zum Schlosshof. Angeführt wird der Zug vom Hauptmann und seinen Stadtwachen.  Zusätzlich begleitet ein Fanfarenzug. Im Schlosshof angekommen, eröffnet der amtierende Oberürgermeister traditionell vom Schlossbalkon aus das Schloßfest, worauf die Besucher mit einem dreifachen „Jungpfalz Vivat hoch“ antworten. Den Ausklang der Eröffnung bildet der Steckenreitertanz.

 Steckenreitertanz

Steckenreitertanz
Steckenreitertanz.
Eine Hauptattraktion ist der sogenannte „Steckenreitertanz“, der auf das „Balleto a Cavallo di Naiburgo“ zurückgeht, das anlässlich des Besuchs der Königin Christina von Schweden erstmals aufgeführt wurde.  Die beiden steckenreitenden Prinzen des Neuburger Stadtwappens gaben den Anstoß für das prächtige Kindertanzspiel. Die Regisseurin Senta Maria entwickelte zur Musik von Paul Winter schon 1955 eine Choreographie für ein Kindertanzspiel, das seit dem ersten Schloßfestjahr ein fester Bestandteil des Schloßfest-Programms ist. Neben den Prinzen, Ottheinrich und Philipp, und der Prinzessin Susanna sind mehrere Reiter, Edeldamen und Pagen beteiligt.  Wie bei einem Ritterturnier buhlen die Prinzen Ottheinrich und Philipp bei dieser Aufführung um die Gunst der Prinzessin Susanna. Beschwingte Rhythmen und farbenfrohe Gewänder spiegeln die ganze Prachtentfaltung zur Blütezeit des Pfalz-Neuburger Hofes wieder. Beteiligt sind jedes Jahr etwa 50 Kinder im Alter von sechs bis 13 Jahren der städtischen Schule für Tanztheater, die fast ein Jahr für ihren Auftritt proben. Der Steckenreitertanz findet immer während der Eröffnung im Schlosshof statt.

Reiterspiele

Reiterspiele.
Auch die Reiterspiele im Marstall haben historische Wurzeln. Ottheinrich war bekannt für seine ritterlichen Turniere. Das traditionelle Ringelstechen erinnert an die Hochzeit seines Nachfolgers Philipp Ludwig mit Prinzessin Anna von Kleve von 1547. Damals wurde ein solches Stechen am zweiten Hochzeitfeiertag durchgeführt. Heute wetteifern Reiterinnen und Reiter aus Neuburg um die Siegestrophäe und einen Kuss der Turnierprinzessin. 1824 wurde die Beschreibung dieser Hochzeitsfestlichkeiten von Josef Benedikt Grassegger wiederentdeckt. Seit dem zweiten Schloßfestjahr sind die Reiterspiele Teil der Festlichkeiten. In der Regel dauern die Reiterspiele etwa eine Stunde und werden von einem stimmgewaltigen Herold kommentiert.

Feuertheater

Unbestreitbarer Höhepunkt eines jeden Schloßfestes ist das Feuertheater. Das Feuertheater ist ein Feuerwerk, welches am Abend des vorletzten Veranstaltungstages stattfindet.  30 Minuten lang lässt sich ab 22.45 Uhr zur Musik des Steckenreitertanzes von Paul Winter über der Donau ein Spektakel aus Licht und Feuer bestaunen. Traditionell treibt zusätzlich ein Schloss aus Pappe die Donau entlang, welches kurz vor Ende des Hochfeuerwerks ebenfalls entzündet wird. Zum Schloss erscheinen die die Buchstaben OHS am Himmel.

Herzog-Georg-Spende

Die Herzog-Georg-Spende ist eine Verteilung von Spendenbroten an Kinder und von Röcken an Almosenempfänger, die am letzten Sonntag auf dem Vorplatz der Peterskirche stattfindet.

Festumzug

Teilnehmer beim Festumzug.
Der traditionelle Festumzug findet seit 1981 am zweiten Sonntag statt.  Um 11.00 Uhr startet der farbenprächtige Umzug an der Grünauer Straße.  Im Gegenzug zum Auftakt sind hier alle Mitwirkenden beteiligt. Das Programm kündigt ihn folgendermaßen an: „Festumzug durch die Stadt mit den Steckenreitern, Rittern, Edelleuten, Landsknechten, Stadtwachen, Armbrustschützen, Trommlern, Pfeifern, Musikanten, Fahnenschwingern, Zünften und viel Volk – Ein Bild der Renaissance“ (Programmheft 2011) Anschließend geht es über die Luitpoldstraße hinauf in die Altstadt. Beteiligt sind dabei über 2300 Personen: Ratsherren mit ihren Damen, Ritter und Edeldamen zu Pferd sowie einige Hofnarren.

Sonstige Attraktionen

Festzeichen 2011.
Neben den ausführlich beschriebenen größeren Attraktionen gibt es auf dem Neuburger Schloßfest auch viele kleinere Highlights. Erwähnenswert wäre etwa noch der Pranger der Stadtwache, an welchen regelmäßig Diebe und andere Verbrecher gestellt werden. Auch die Badestube, in welcher die Besucher auch einmal selbst in den Zuber steigen und sich von Bauchtänzerinnen und Badefrauen verwöhnen lassen können, soll hier genannt sein. Ein Erlebnis zu späterer Stunde bietet das Spectaculum de diabolico, eine Feuershow, und auch die historisch angehauchte Kegelbahn sollte man nicht verpassen.

Festzeichen

Um die bei der Organisation und Durchführung entstandenen Ausgaben zu decken, werden die Besucher gebeten, ein Festzeichen zu erwerben. Verkauft wird es von den Stadtwachen an den Toren und kostet 3,- Euro für einen Tag. Für 6,- Euro gibt es die Möglichkeit, ein Zeichen für ein gesamtes Wochenende zu erwerben.  Kinder unter 1,50 m sind frei. Bestimmte Veranstaltungen sind zudem kostenpflichtig. Die Preise können dem Programm entnommen werden.

Hintergrund-Infos

Sprung durch den Feuerreifen.

Das Fürstentum der Jungen Pfalz

Das Neuburger Schloßfest geht auf die Zeit Neuburgs als Hauptstadt des Fürstentums der Jungen Pfalz zurück. Genauer gesagt auf den Herrschaftszeitraum von Pfalzgraf Ottheinrich. Ottheinrich und sein Bruder Philipp waren die Söhne des Pfalzgrafen Rupprecht, welcher aufgrund eines eigentlich rechtswidrigen Testaments die Pfalz vom damaligen Herzog Georg dem Reichen von Landshut vermacht bekam. Rupprecht war mit dessen Tochter Elisabeth vermählt. Erst nach Rupprechts Tod 1503 endete der sogenannte „Landshuter Erbfolgekrieg“ mit einem Schiedsspruch des Königs Maximilian I. zu Gunsten seiner Söhne. Nach diesem Schiedsspruch sollte ein neues Fürstentum, die Pfalz Neuburg , genannt „Junge Pfalz“, begründet werden. Zur endgültigen Abgrenzung der jungen Pfalz kam es jedoch erst durch den Ingolstädter Vertrag im Jahre 1509. Das Fürstentum erstreckte sich von Gundelfingen über Hilpoltstein, Burglengenfeld bis Prakstein und Weiden.

Pfalzgraf Ottheinrich

Ottheinrich wurde im Jahr 1502 geboren und war verheiratet mit Susanna von Bayern.  Bis 1522 wurden er und sein Bruder Philipp durch ihren Vormund, Herzog Friedrich von der Pfalz, bei der Regierungsarbeit unterstützt. Anschließend übernahmen die Brüder diese Aufgabe offiziell gemeinsam. Tatsache ist jedoch, dass Ottheinrich die junge Pfalz allein führte. Ottheinrich prägte das Erscheinungsbild Neuburgs enorm, indem er Süd-, Nord- und Westflügel des Schlosses errichten ließ. Zudem erbaute er das Jagdschloss bzw. Lustschloss Grünau.  Er war sehr belesen und reiste viel. Außerdem liebte er Pracht und Prunk, wodurch auch das Kunstgewerbe in Neuburg seinen Höhepunkt erlebte. Er begründete eine Hofkapelle und war ein Förderer der Künste.  Mit dem Bau des Hofsaals schuf er einen Raum für große Feste. In seinen Tagebüchern hielt Ottheinrich viele dieser Feiern fest.  Ein bekannter Satz daraus:
Hab bürst, im ziehl geschossen und sunst gut gesellschaft gelaist und frölich gewest.
1542 führte er die Reformation im Herzogtum ein. Doch für all diese Ambitionen und den aufwändigen Lebensstil standen dem Pfalzgrafen im Grunde nicht die entsprechenden finanziellen Mittel zur Verfügung, so dass er bald finanziell ruiniert war. So erklärte er im Jahr 1544 gezwungenermaßen seinen Rücktritt und übersiedelte nach Heidelberg. Pfalzgraf „Ottheinrich war wohl der für Neuburg wichtigste Herrscher", meint der Verkehrsverein auf seiner Homepage. Neuburg wird auch bis heute noch „Ottheinrichstadt“ genannt und keiner der sieben weiteren Fürsten, die bis zur Auflösung des Fürstentums auf Ottheinrich folgten, erreichte dessen Popularität.

Gewährspersonen

Lahn, Friedhelm: Vorsitzender des Verkehrsvereins Freunde der Stadt Neuburg e.V.

Literatur

  • Dr. Heider, Josef: Neuburg an der Donau und Umgebung in Geschichte und Gegenwart. Neuburg o.J.7
  • Verkehrsverein „Freunde der Stadt Neuburg e.V.“: Neuburger Schloßfest. ein Fest der Renaissance. 20 Jahre Schloßfest. Neuburg 1996
  • Programmheft 2011: Neuburger Schloßfest. Ein Fest der Renaissance.

Weblinks

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