Naturbestattung am Beispiel des Friedwaldes

Einstiegsinformation

Der Menschheit ist es stets wichtig, ihre Verstorbenen zu bestatten. Dafür gab es schon immer verschiedene Formen der Bestattung, die je nach Volk und Zeit variierten. In Deutschland ist bei den Christen die Erd- oder Feuerbestattung üblich. Dabei wird in der Regel der Sarg oder die Urne auf einem Friedhof in einer ausgewiesenen Grabstelle beigesetzt. Es kam jedoch auch der Wunsch auf, Menschen in der Natur bestatten zu lassen. In diesem Artikel behandele ich daher die Naturbestattung am Beispiel des FriedWaldes. Der FriedWald ist ein als Friedhof ausgewiesener Wald, in welchem am Fuße eines Baumes die Urne eines Verstorbenen beigesetzt wird.

Ablauf

Vor einer potentiellen Bestattung erfolgt eine Führung durch den FriedWald. Diese wird durch den Förster durchgeführt. Dabei geht es nicht nur darum, Menschen den Wald als Beisetzungsstätte näher zu bringen, sondern vielmehr den Wald als Lebensraum. Der Förster geht dabei auf die Eigenschaften des jeweiligen Waldes ein, sowie die darin lebenden Tiere. Ebenso wird ein Mustergrab besichtigt. Die Auswahl eines Baumes für eine Bestattung gestaltet sich stets individuell. Die Angehörigen eines Verstorbenen oder auch Personen zu Lebzeiten suchen direkt vor Ort ihren Baum aus. Unterstützt werden sie durch den Förster. Dabei wird nicht nur zwischen verschiedenen Baumarten unterschieden, sondern auch auf die Eigenschaften und Merkmale jedes einzelnen Baumes eingegangen.

Auswahl der Bäume

Im FriedWald kann zwischen den folgenden Bäumen gewählt werden:

Die Buche

Bei der Buche kann zwischen zwei Arten, der Rotbuche und der Orientbuche, unterschieden werden. Während der Eiszeit verschwand sie in unseren Breitengraden. Sie überlebte in den südlicheren Gebieten und säte sich nach der Eiszeit in den nördlicheren Lagen wieder an. Die Buche ist ein sehr mächtiger Baum, der für Stärke steht. Sie besitzt einen massiven Stamm und dichte Belaubung. Der Durchmesser der Krone kann bis zu 15 m groß werden. Die Buche steht aber nicht nur für Stärke. Ihre Äste enden in kleinen zarte Ästchen mit unzählig vielen Blättern. Von der Buche stammt unser Wort Buch-Stabe ab. Zur Zeit der Germanen wurde die glatte Rinde der Buche genutzt, um Schriftzeichen hineinzuritzen. Im Mittelalter wurde die Buche für die Landwirtschaft genutzt. Im Frühling bekamen die Tiere die frischen Buchentriebe als Futter. Aus den Bucheckern wurde Speiseöl hergestellt. Die Überreste wurden den Schweinen zum Fraß gegeben. Das Buchenholz besitzt einen hohen Brennwert. Die Asche kann in Verbindung mit Wasser als Seifenlauge zur Reinigung genutzt werden. Ebenso kann sie als Dünger für die Felder verwendet werden.

Die Hainbuche

Sie gehört zur Familie der Birkengewächse. Sie kann als Teamplayer unter den Bäumen bezeichnet werden. Sie ist anpassungsfähig, überlebt an einem isolierten Standort und ist hart im Nehmen. Vor allem im 18. Jahrhundert wurde sie oft auf verschiedenste Formen zugeschnitten. Die Hainbuche ist auch unter dem Namen Eisenbaum bekannt. Die Bezeichnung stammt aus der Zeit als Eisen sehr teuer und nicht ausreichend vorhanden war und zielt auf die harte Beschaffenheit des Holzes ab. Das Wort hanebüchen bildet in der Hainbuche seinen Ursprung. Hanebüchene Gesellen werden als hart und klotzig wie das Holz der Hainbuche angesehen.

Die Eiche

Die Eiche ist ein besonderer Baum, die allen Völkern heilig ist. Mit ihrem mächtigen Wuchs symbolisiert sie Kraft, aber ebenso durch ihr Rauschen mit dem Wind. Oft wurden Eichen verehrt, wie die Donareiche. Sie stand bei der Stadt Geismar und wurde von den Germanen verehrt. Der Missionar Bonifatius ließ sie jedoch im Jahr 723 fällen, um zu zeigen, dass er gegen die Germanischen Götter gesonnen war. Im 18. Jahrhundert war die Eiche oft als Wappenbaum zu finden. Durch ihr uriges Wachstum, ihr hartes Holz und ihre Erdenschwere steht sie für die Eigenschaften wie Freiheitsliebe, unbeugsamer Stolz und Härte. Durch die sich ausbreitende Landwirtschaft und die Beweidung der Wälder wurden Buchenwälder immer seltener. Das Eichhörnchen und der Eichelhäher dagegen, wie die Namen verraten, sorgen durch ihr Vergraben der Eicheln für ein weiteres Wachstum der Buchen. Die Buche war aber auch ein weit verbreiteter Nutzbaum. So wurden Fälle mit der Rinde der Eiche gegerbt. Bei den Indianern wurde die Eiche gegessen.

Der Ilex

Der Ilex ist ein sehr variantenreiches Gewächs. Er ist weder eindeutig Strauch noch Baum und kommt in über 200 verschiedenen Arten vor. Das Gewächs kann zwischen 2 und 25 Metern hoch werden. Durch seine immergrünen Blätter und seine roten Beeren hebt er sich vor allem im Winter von anderen Bäumen ab. Eine Legende besagt, dass ein Hirtenjunge, der gerade auf dem Weg zum neugeborenen Jesuskind war, einem schwachen Lämmchen geholfen habe. Maria sagte daraufhin, dass auch ihr Sohn später den Armen und Kranken helfen werde und die roten Beeren des Ilex an den Hirtenjungen und das Lämmchen erinnern sollen.

Die Kastanie

Die Kastanie ist ebenfalls ein sehr mächtiger Baum. Ludwig der XIV. ließ bei der Bepflanzung von Alleen und Plätzen oft die Kastanie verwenden, da er sie als repräsentativ und ansprechend  empfand. Die Kastanie steht symbolisch für die Hoffnung. Bereits im Winter, wenn der Frühling noch nicht in Sicht ist, bringt sie Knospen hervor und gibt an, dass der Winter bald überstanden ist.

Der Ginkgo

Der letzte im FriedWald zur Wahl stehende Baum ist der Ginkgo. Er besitzt die Eigenschaften der Sanftheit und Weichheit, sowie der Kraft. Somit repräsentiert er mit seiner Kraft das chinesische Yang, die Sanft- und Weichheit das chinesische Yin. Ginkgobäume sind nahezu Allrounder. Sie können fast in jedem Klima überleben und werden von Schädlingen nur selten befallen. Sie können bis zu 4000 Jahre alt werden. Eine Besonderheit des Baumes ist, dass er, anders wie seine Blätter vermuten lassen, zu den Nadelbäumen zählt. Seine Nadeln sind über Jahrtausende zu herzförmigen Blättern zusammengewachsen. Ebenso besitzt der Ginkgo eine starke Heilkraft, weshalb er gegen viele Krankheiten eingesetzt wird.

Nach der Auswahl des geeigneten Baumes wird der Baum vom Förster markiert. Sucht eine Person sich als Vorsorge einen Baum aus, so kann sie ihn zu Lebzeiten stets besuchen und eine Verbindung zu ihm aufbauen. Bei einem Sterbefall wird der Leichnam einem Bestatter übergeben, welcher diesen einäschert und die Asche in eine sich im Erdreich zersetzende Urne füllt. Nach diesem Vorgang wird die Urne vom Bestatter zum FriedWald verbracht – oft auch per Postweg – oder von den Angehörigen selbst abgeholt. Die Urne besteht aus Holzfaserstoffen, die sich nach wenigen Wochen in der Erde zersetzen. Die Urne ist cremefarben und mit einem Ginkgoblatt als Symbol versehen. Das Ginkgoblatt steht für Leben. Nachdem die Urne am FriedWald angelangt ist, wird mit den Angehörigen ein Beisetzungstermin vereinbart. Die Beisetzung wird meist vom zuständigen Förster durchgeführt. Die Bestatter sind nur selten anwesend. Die Bestattung umfasst meistens einen Zeitraum von ein bis zwei Stunden. Dies kann aber, je nach Wunsch der Angehörigen, variieren. Die Grabstelle wird zeitnah zur Beisetzung ausgehoben. Dabei wird ein Loch von etwa 80 cm Tiefe ausgehoben, sodass die Urne nach dem Beisetzen von etwa 50 cm Erde bedeckt wird. Die ausgehobene Grabstelle wird mit einer Baumscheibe bedeckt und mit Zweigen oder Laub verziert. Der Aushub zusammen mit einer Schaufel befindet sich direkt neben der Grabstelle, um Erde auf die Urne zu streuen. Der Förster nimmt die Trauergäste in Empfang und geht mit ihnen den von den Angehörigen gewünschten Weg bis zur Grabstelle. Zuvor informiert er die Trauernden über den Ablauf der Beisetzung. An der Grabstelle angekommen übernimmt in der Regel ein Pfarrer, ein Trauerredner oder auch die Angehörigen selbst die Durchführung der Trauerfeier. Die Urne wird durch den Förster oder einen Angehörigen in das Grab hinabgelassen. Es ist den Angehörigen erlaubt, Grabbeigaben in das Grab hineinzulegen. Diese sollten jedoch biologisch abbaubar sein. Oft legen Angehörige Blütenblätter, einen Stein oder auch mitgebrachte Erde aus der Heimat in das Grab. Dabei haben sie die Möglichkeit, sich noch einmal ganz persönlich von der verstorbenen Person am offenen Grab zu verabschieden. Jeder Angehörige darf sich so viel Zeit am Grab nehmen, wie er es braucht. Nachdem das Grab geschlossen wurde, was in selteneren Fällen auch die Angehörigen selbst tun, erinnert der Baum, an welchen die Person beerdigt wurde, sowie ein auf Wunsch an den Baum angebrachtes Namenschild an den Verstorbenen und dient nun als Gedenk- und Trauerstätte. Oft macht die Trauergemeinde nach der Beerdigung einen Spaziergang im FriedWald oder ein Picknick, um danach nocheinmal den Verstorbenen am geschlossenen Grab zu besuchen. Die Angehörigen finden dann die Grabstelle mit Blättern bedeckt vor, so, als ob der Waldboden nie angerührt wurde.

Trauerfeier

Ein Punkt, der beim FriedWald großgeschrieben wird, ist die Gestaltung der Trauerfeier. Die Urnenbeisetzung soll nicht, wie eine übliche Beisetzung ablaufen. Sie soll bewusst anders sein, sie soll die Trauernden mit einbinden. Dies hilft, dass sie sich aktiv vom Verstorbenen verabschieden und besser loslassen können. Neben Texten und Gebeten, die oftmals von den Angehörigen am Grab vorgelesen oder Lieder, die gespielt werden, kommt es vor, dass die Angehörigen selbst die Urne selbst zum Grab tragen. Dadurch wird ihnen das Gefühl vermittelt, den Verstorbenen selbst zu Grabe zu tragen und selbst zu entscheiden, wann sie die Urne auf die das Grab abdeckende Holzscheibe setzen. Ebenso lassen die Angehörigen immer wieder auch selbst die Urne in das Grab hinab, um es anschließend gemeinsam zu schließen. Dies soll verhindern, dass die Trauernden in einer Passivität erstarren und die Beisetzung über sich ergehen lassen. Sie nehmen aktiv teil und erweisen dem Verstorbenen in diesem Zug die letzte Ehre. Es ist das Loslassen einerseits und das Bewusstsein anderseits, alles getan zu haben, was man jetzt noch für den Verstorbenen tun kann. Der individuellen Trauerfeiergestaltung sind nahezu keine Grenzen gesetzt. Es steht stets der Wunsch der Angehörigen im Mittelpunkt. Die Tochter eines Verstorbenen brachte beispielsweise die Urne auf dem Pferd zu Grab, da ihr Vater gerne geritten ist. Ein anderer Verstorbener trank gerne Wein und aß Schokolade. Bei der Trauerfeier gab es deshalb am Grab Wein zu trinken und es wurde eine Schachtel mit Pralinen herumgegeben. Eine gute Idee sind auch im Rahmen der Trauergemeinde vorbereitete Grabbeigaben. So kann man die Trauernden darum bitten, jeweils einen Stein mitzubringen, den man, bevor man ihn in das Grab legt, mit einem Spruch, einem Gedanken, oder Ähnliches beschriftet. Eine andere Idee ist eine Grabbeigabe in Form von kleinen Briefchen. Während der Trauerfeier werden beispielsweise kleine Papierblätter und Stifte verteilt, worauf die Trauernden einen kurzen Brief an den Verstorbenen schreiben, den sie anschließend mit in das Grab geben. Eine andere Möglichkeit ist den Trauergästen etwas mitzugeben, was sie stets an den Verstorbenen erinnert. Hierzu können die Angehörigen vor der Beisetzung Dinge, wie ein Stück Holz oder Rinde, aber auch Laub oder Ästchen vom Baum des Verstorbenen, auf dem FriedWald sammeln, um diese den Trauernden als Erinnerung mitzugeben. Bei der Gestaltung der Beisetzung sollte auch auf Kinder speziell eingegangen werden. Kinder trauern anders als Erwachsene. Was Erwachsenen zur Trauerbewältigung hilfreich erscheint, bewirkt bei Kindern häufig Gegenteiliges. Zunächst ist es wichtig, mit den Kindern offen über den Tod zu sprechen und ihnen verstehen zu geben, dass der Tod zum Leben dazugehört. Durch Gespräche sollte den Kindern die Möglichkeit gegeben werden, alle Fragen über den Tod zu klären und die Angst vor ihm zu verlieren. Vor und während der Beisetzung sollte mit den Kindern aktive Trauerarbeit durchgeführt werden. Kinder mögen es gerne bunt und vielfältig. So könnte man mit den Kindern aus buntem Papier Tiere falten, welche sie dem Verstorbenen mitgeben.

Hintergrund-Infos

Soweit das Wissen über die Bestattung in der Geschichte zurückgeht, ist es den Menschen stets ein Bedürfnis gewesen, ihre Toten zu bestatten. Selbst Feinden oder Verbrechern wurde eine Bestattung gewährt. Bereits vor Christi Geburt wurden verschiedene Arten von Bestattungen durchgeführt, welche ich im Folgenden kurz erläutere:

Die Erdbestattung

Sie geht bis ins 6. Jahrhundert v. Chr. zurück. Zu dieser Zeit wurden die Verstorbenen in Hockerstellung beigesetzt. Warum bei der Beisetzung die Hockerstellung gewählt wurde, ist nicht geklärt. In Ägypten wurden regelrechte Paläste noch zu Lebzeiten der Herrscher erbaut. Diesen war es wichtig, möglichst pompös beigesetzt zu werden. Geld spielte dabei keine Rolle. Die Massenbestattung tauchte das erste Mal in Form von Hünengräbern auf. Hüne bedeutet großes Wesen ([http://de.wikipedia.org/wiki/H%C3%BCne]). Die Gräber wurden deshalb so genannt, da sie durch einen großen Stein, welchen nur große und starke Männer bewegen konnten, verschlossen wurden. Soweit die Geschichte zurückreicht, gibt es auch die Beisetzung in einem Sarg. Sarg stammt von dem griechischen Wort Sarkophag ab, was Fleischfresser bedeutet. Der Sarg wurde aus Kalkstein gefertigt, der das Zersetzen des Leichnams unterstützte.

Die Luftbestattung

Sie war bei den Indern, Indianern und nordischen Wikingern zu finden. Der Leichnam wurde Vögeln an einen ausgesetzten Ort, wie auf einem Turm, zum Fraß überlassen. Heutzutage ist die Luftbestattung nach wie vor verbreitet. In Europa wird die Asche des Leichnams von einem Flugzeug, einem Heißluftballon oder einem Hubschrauber aus verstreut. Diese Art von Bestattung ist in Deutschland jedoch nicht erlaubt, da in Deutschland Friedhofszwang herrscht. Eine Ausnahme stellt jedoch die Bestattung über der Nord- und Ostsee dar.

Die Feuerbestattung

1500 v. Chr. tauchte sie bei den Germanen das erste Mal auf. Die Durchführung ähnelte bereits der heute im Christentum üblichen Feuerbestattung. Dabei wurde der Leichnam verbrannt und die Asche zusammen mit Schmuck und persönlichen Gegenständen in einer Urne verschlossen. Ob die Urne beigesetzt wurde, ist nicht bekannt. Auch im Römischen Reich war die Feuerbestattung bekannt. Sie war die vornehmste Art der Bestattung, bei welcher der Leichnam vom Feuer gereinigt wurde. In Indien wird heute wie damals hauptsächlich diese Art der Bestattung durchgeführt. Der hinduistische Glaube besagt, das Feuer setze die Seele aus dem Körper frei.

Neben der heute im Christentum in Deutschland meist praktizierten Beisetzung in einem klassischem Grab oder einem Urnengrab auf einem traditionellen Friedhof, werden mittlerweile vermehrt Naturbestattungen durchgeführt. Dazu zählen unter Anderem die Seebestattung, Asche-Streufelder, die Luftbestattung, die Bestattung zu Füßen eines Felsens. Da in Deutschland Friedhofszwang herrscht, können Naturbestattungen nur bedingt durchgeführt werden. Eine Möglichkeit ist die Bestattung am Fuße eines Baumes. Dabei wird der Verstorbene in einem als Friedhof ausgewiesenen Wald beigesetzt. Dies erfolgt durch das Beisetzen der Asche des Verstorbenen in einer Urne am Fuße eines Baumes. Da dazu eine Einäscherung des Leichnams vorgeschrieben ist, möchte ich nun an die im oberen Abschnitt beschriebene Feuerbestattung mit ihrer Geschichte anknüpfen.

Die Geschichte der Feuerbestattung

Sowohl im Christentum als auch im Islam wurde die Feuerbestattung verboten. Der Islam lehnt diese heute noch mit folgender Begründung ab: „Da sandte Allah einen Raben, der auf dem Boden scharrt, dass er ihm zeige, wie er den Leichnam seines Bruders verbergen könne.“ (Koran, Vers 5,31). Dieser Vers deutet auf die Art und Weise hin, wie ein Leichnam bestattet werden solle. Mit den Glauben an die leibliche Auferstehung war die Feuerbestattung nicht mit dem Christentum vereinbar. Außerdem war die Erdbestattung Jesu stets ein Vorbild. Sünder und Menschen anderen Glaubens wurden jedoch verbrannt. Durch die Verbrennung glaubte man, diese Menschen von ihren Sünden zu befreien. Offiziell erlaubte die evangelische Kirche die Feuerbestattung wieder ab den 20iger Jahren des 20. Jahrhunderts, die katholische Kirche 1963. Dennoch wurden auch vorher Feuerbestattungen durchgeführt. Zunächst blieb sie vornehmenden Leuten vorbehalten. Aus dem Grund der Hygiene setzen sich die Mediziner Heinrich Wilhelm Reclam und Gottlob Friedrich Küchenmeister für die Feuerbestattung ein. Sie gründeten Feuerbestattungsvereine, durch deren finanzielle Unterstützung 1878 das erste Krematorium Deutschlands gebaut werden konnte. Trotz Eröffnung weiterer Krematorien blieb die Feuerbestattung den vornehmenden Bürgern vorbehalten. Arbeiterverbände und die Politik sah die Feuerbestattung als eine Möglichkeit der günstigen und hygienischen Bestattung. Die Freidenker, ein areligiöser Verein, machte die Feuerbestattung schließlich populär. Sie gründeten 1905 den Verband „Freidenker für Feuerbestattung“, wodurch die Feuerbestattung von der Bevölkerung angenommen wurde. 1934 wurden die Erd- und Feuerbestattung gleichgestellt. 2009 wurden 46 Prozent der Verstorbenen eingeäschert.

Die Geschichte des FriedWaldes

Die Idee des FriedWaldes stammt von Ueli Sauter und von einem seiner Freunde. Dieser Freund hatte die Verfügung, seine Asche in den Schweizer Bergen bestatten zu lassen. Ueli Sauter hatte den Wunsch, am Ort der Beisetzung seines Freundes einen Baum zu pflanzen. Diese Art der Beisetzung wollte Sauter anderen Menschen ermöglichen, weshalb er den ersten FriedWald in der Schweiz gründete. Die erste Bestattung fand 1998 statt. Die Gründung des Friedwaldes verlief nicht ohne Schwierigkeiten, da es Befürworter und Gegner dafür gab. Wenige Jahre später wurden die ersten FriedWälder in Deutschland eröffnet. Mittlerweile existieren auch FriedWälder in den USA und Korea.

Der FriedWald in Deutschland

Axel Baudach und Petra Bach brachten den FriedWald nach Deutschland. Allerdings gestaltete sich auch hier der Aufbau des FriedWaldes nicht einfach. Neben vielen Gegnern verzögerte das deutsche Bestattungsgesetz den Aufbau des FriedWaldes. Da in Deutschland Friedhofszwang herrscht, mussten die für den FriedWald vorgesehenen Waldstücke zunächst als Friedhof ausgewiesen werden. 2001 wurde schließlich der erste FriedWald, FriedWald Reinhardswald, eröffnet.

Der FriedWald und die Kirche

Sowohl die evangelische als auch katholische Kirche stand dem FriedWald zunächst skeptisch gegenüber. Die katholische Kirche begründete dies mit dem Fehlen zentraler Elemente einer humanen und christlichen Bestattungskultur, wie zum Beispiel die Unsichtbarkeit des Urnenfeldes oder die Anonymität. Ebenso seien weder ein christliches Totengedenken noch ein christlich-religiöses Brauchtum am Grab möglich. Dazu zählen unter Anderem ein Kreuz oder eine Weihwasserschale. Mittlerweile erfolgte eine Annäherung zwischen Kirche und FriedWald. Seit 2007 gibt es sogar einen FriedWald in kirchlicher Trägerschaft, welcher von den Schwestern einer Ordensgemeinschaft unterstützt wird.

FriedWald – eine Bestattungsalternative

Der FriedWald ist eine Alternative zum klassischen Friedhof. Vielen Menschen ist es ein Bedürfnis, nach ihrem Tod anders bestattet zu werden als es Brauch ist. Sie setzen sich schon zu Lebzeiten mit dem Thema Tod auseinander. Sie wollen ihre Angehörigen nach ihrem Tod nicht mit den organisatorischen Angelegenheiten einer Beerdigung und vor allem mit der Frage belasten, wie der Verstorbene sich seine Beerdigung wünscht. Der FriedWald gibt Menschen die Möglichkeit, sich schon zu Lebzeiten einen Baum, an welchem sie bestattet werden möchten, auszusuchen und zu kaufen. Die Menschen können sich bei der Auswahl ihres Baumes viel Zeit lassen. Sie können, immer wenn es ihnen danach ist, in den FriedWald kommen, um sich umzusehen, um den Wald ein bisschen näher kennenzulernen. Es gibt regelmäßig Führungen durch den Wald, bei den potentielle Kunden teilnehmen können. Oft kommen deren Angehörige mit, damit auch diese mit diesem Ort vertraut werden. Das besondere an diesen Wäldern ist, dass sie nicht den Charakter eines Friedhofes haben. Es ist ein Ort, an den Menschen gerne kommen, sei es für einen Spaziergang in der Natur, ein Picknick oder um einen Verstorbenen zu besuchen. Vor allem Menschen, deren Tod beispielsweise aufgrund einer Krankheit in absehbarer Zeit eintreten wird, können sich mit dem Thema Tod auseinandersetzen und die Angst vor dem Tod verlieren, indem sie an dem Ort, an dem sie beerdigt werden, Zeit verbringen. Man hat die Möglichkeit, sich langsam vom Diesseits zu verabschieden und sich mit dem Gedanken des Jenseits auseinanderzusetzen. Aber nicht nur für den Menschen, der dort beerdigt wird, ist es ein guter Ort sich mit dem genannten Thema zu beschäftigen. Es ist auch für Angehörige ein Ort des Trauerns, der Erinnerung. Nach der Beisetzung des Angehörigen können sie an diesem Ort die Erinnerung über gemeinsame Ausflüge in den FriedWald wieder aufkommen lassen, Zeit dort verbringen und in Ruhe an seinen Angehörigen denken. Angehörige dürfen und sollen Zeit im FriedWald verbringen. Viele klassische Friedhöfe bieten diese Möglichkeit kaum. Der FriedWald unterscheidet sich von einem klassischen Friedhof auch in der Grabgestaltung. Heutzutage haben Angehörige oftmals keine Zeit, ein Grab regelmäßig zu bepflanzen, zu gießen und frische Blumen auf das Grab zu stellen. Viele Angehörige wohnen mehrere Autostunden von dem Ort des Begräbnisses entfernt. In diesem Fall ist der FriedWald eine gute Alternative – vorausgesetzt man ist bereit, auf eine klassische Grabgestaltung zu verzichten. Biologisch abbaubarer Schmuck ist teilweise erlaubt, es ist aber eher gedacht, die Grabstelle eins mit der Natur zu lassen. Nach der Beisetzung einer Urne ist das Loch, in das die Urne hinabgelassen wurde, schon bald nicht mehr erkennbar. Es ist der Baum mit einem Namenschild, die auf den Verstorbenen hinweisen und an ihn erinnern. Der Ort der Beisetzung ist für die Angehörigen dafür da, an ihn zurückzukommen, wenn ihnen danach ist. Es sollte keine Verpflichtung sein, an die Grabstelle zu kommen, um Blumen zu gießen oder verwelckte Blumen vom Grab zu nehmen.

Interviews

Interview mit einer aus Bamberg stammenden Frau, 09.03.14

Ich habe mich mit einer jungen Frau, deren Mutter vor etwa zwei Jahren auf dem FriedWald beerdigt wurde, über diesen unterhalten. Über die Beerdigung und den FriedWald erzählt sie Folgendes:

Die Beerdigung war sehr schön. Nach der Verabschiedung meiner Mutter im Rahmen eines Gottesdienstes, an welchem Freunde und Bekannte teilnahmen, fand die Beerdigung im familiären Kreis statt. Die Grabstelle war mit Zweigen und Moos geschmückt, das Loch war mit einer Baumscheibe, auf der die Urne stand, abgedeckt. Die Atmosphäre war eine ganz andere als auf einem klassischen Friedhof. Wir trugen beispielsweise keine Trauerkleidung, sondern sogar Bergschuhe, da wir auf dem Weg zur Grabstelle auch über unbefestigten Waldboden gingen. Gerne komme ich von Zeit zu Zeit in den FriedWald zurück. Man ist draußen in der Natur, nicht auf einem typischen Friedhof. Leider ist Grabschmuck auf dem FriedWald nur eingeschränkt gestattet, Blumenköpfe oder Steine zum Beispiel sind erlaubt. Grabpflege im herkömmlichen Sinn ist also nicht möglich, was Vor- und Nachteile hat. Der FriedWald soll in seiner Natur nicht verändert werden. Ich sehe das so, dass der Verstorbene wieder in den Kreislauf der Natur zurückkehrt. Der Baum, an welchem der Verstorbene beigesetzt wird, wächst weiter; er symbolisiert etwas Lebendiges. Die Grabstelle meiner Mutter ist ein Platz, an den ich gerne komme. Ich bin in der Natur, genieße die Ruhe und fühle mich mit meiner Mutter, die sich selbst immer sehr gerne in der Natur aufgehalten hat, verbunden.“

Interview mit einer aus Nürnberg stammenden Frau, 20.04.14

Eine ältere Dame, die sich vor einiger Zeit einen Baum auf dem FrieWald ausgesucht hat, erzählte mir Folgendes:

Ich habe bereits vor einigen Jahren damit angefangen, mich mit dem Thema Tod auseinanderzusetzen. Zwar bin ich fit und gesund und habe hoffentlich noch einige Jahre vor mir, aber man weiß nie, wann auch meine Zeit abgelaufen ist. Ich möchte nicht völlig unvorbereitet aus dem Leben scheiden. Ich habe mich sowohl damit beschäftigt, was mit meinen Körper auf der Erde nach meinem Tod geschieht, als auch wie das Leben nach dem Tod weitergehen mag. Ich habe mir intensiv darüber Gedanken gemacht, wie eine Beisetzung meines Körpers sowohl für mich als auch für meine Familie am Annehmbaresten ist. Ich habe einen Ort gesucht, an dem ich mich wohlfühle, aber auch meine Familie gerne hinkommt. Denn dieser Ort ist meiner Meinung zum größten Teil für die Hinterbliebenen bestimmt. Aus diesem Grund habe ich meinen Mann und meine Kinder mit auf den FriedWald genommen und wir haben diesen gemeinsam angeschaut. Wir haben gemeinsam die Vor- und Nachteile verschiedener Begräbnisstätten abgewägt. Ein gewichtiger Punkt, der zunächst gegen den FriedWald sprach, ist die Entfernung von unserem Wohnort zum FriedWald. Oft lässt der der Terminkalender nicht zu, mal schnell zum FriedWald zu fahren, wenn man gerade das Bedürfnis hat, den Angehörigen dort zu besuchen. Andererseits kann man sich am Wochenende auch einmal Zeit nehmen und im Rahmen eines Ausfluges den FriedWald besuchen und ein Picknick dort machen. Letztendlich haben wir uns einen Familienbaum, eine schöne Buche, ausgesucht. Meine Familie und ich möchte eine gemeinsame Ruhestätte. Zwar sind meine Kinder erst Anfang 30, sie finden es jedoch gut, jetzt schon zu wissen, wo der Ort der ihrer Beisetzung sein wird, sowohl für sie selbst, auch für ihre Angehörigen. Ich bin sehr gerne in der Natur und fühle mich mit ihr verbunden. Aus diesem Grund gefällt mir der Gedanke, dass nach meinem Tod die Asche meines Körpers an einem Baum beigesetzt wird und in Baum übergeht und so weiterwächst. Das symbolisiert für mich das Leben nach dem Tod. Der Tod symbolisiert den Kreislauf der Natur, in dem man sich befindet. Er ist der Übergang in ein neues Leben, sei es, dass ich in einem Baum weiterlebe, vielleicht aber auch in Form eines anderen Lebewesens wiedergeboren werde.

 Literatur

  • Frevert, Sylvia; FriedWald – Die Bestattungsalternative; München; 2010
  • Interview mit einer aus Bamberg stammenden Frau, 20.04.14
  • Interview mit einer aus Nürnberg stammenden Frau, 09.03.14

Weblinks