Musikzechen im Schrobenhausener Land

Einstiegsinformation

Zur Tanzmusiktradition im Schrobenhausener Land gehörten Zechen. Das waren sozusagen Gruppen, die sich ihr Tanzvergnügen (je drei Stücke) gemeinsam finanzierten, um das dann auch alleine genießen zu können.

Ablauf

Bei Tanzveranstaltungen war es bis in die Zeit vor dem Ausbruch des 2. Weltkrieges üblich, dass die Tanzmusik zwar vom Veranstalter der Tanzlustbarkeit/Gastwirt verpflichtet/engagiert, aber nicht bezahlt wurde. Die Bezahlung erfolgte durch „Zechen“. Bei einer festgesetzten Tanzveranstaltung gingen die Burschen der umliegenden Ortschaften mit ihren Begleiterinnen geschlossen zum Tanzen. Sie bildeten so im Tanzsaal für jeden Ort eine „Zeche“. Die hatte dann manchmal ein kleines Fässchen Bier für sich auf dem Tisch oder versorgte sich an der Gasthausschenke. Der Zechenführer, zum Beispiel der „Zeche“ von Berg im Gau, bestellte dann bei der Musikkapelle die Musik für die nächste Tanztour (jeweils drei Musikstücke) und bezahlte dafür die Musikkapelle. Es durften dann in dieser Tour aber auch nur die Burschen dieser „Zeche“, also die Burschen aus Berg im Gau, mit ihren Auserwählten tanzen. Und so ging es abwechselnd den ganzen Abend. Die anwesenden und gebildeten Zechen bestellten und zahlten die Tanzmusik und durften tanzen. Einzelne Besucher oder Besucher aus kleineren Orten, die keine eigene „Zeche“ bilden konnten, oder es sich nicht leisten konnten, mussten sich einer befreundeten Ortschaft und somit dieser „Zeche“ anschließen. Das ging alles gut, solange alles gut ging. Der Teufel war los:
  • wenn zum Beispiel einer von der „Sandizeller Zeche“ in eine von der „Langenmosener Zeche“ angeschaffte und bezahlte Tour hineingetanzt hat
  • oder wenn zum Beispiel die „Berg im Gauer Zeche“ eine Tour nach der anderen angeschafft und bezahlt hat (und dazu vielleicht die Musikanten mit ein paar Maß Bier bestochen hat) und somit die anderen „Zechen“ nicht zum Tanzen kamen
Dann konnte leicht eine uralte Dorffehde wieder ausbrechen und die schönste Rauferei war im Gange. Aber bis der einzelne Dorfgendarm (Polizist), wenn er überhaupt alarmiert wurde, angerückt ist, war meist wieder alles durch den kräftigen Gastwirt geschlichtet und wieder in Ordnung. Und die Musik spielte wieder zum Tanz auf.

Gewährsperson

Über diese Gebräuche wurde mir von meinem Vater Wilhelm Hammer, geboren am 15.11.1911 in Schrobenhausen, verstorben am 03.05.2000 in Schrobenhausen, aus seinem eigenen Erleben berichtet. Wilhelm Hammer war seit 1925 Mitglied der Stadtkapelle Schrobenhausen und spielte Klarinette. Die Stadtkapelle spielte bei den verschiedensten Anlässen: offiziellen Ereignissen, Hochzeiten, Trauerfeiern und öffentlichen Tanzveranstaltungen im Umkreis von Schrobenhausen. Der Bereich war nicht allzu groß, denn die Anfahrt erfolgt in der damaligen Zeit mit dem Fahrrad!

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