Mealti Natsnet (Das Unabhängigkeitsfest Eritreas in Augsburg)

Termin

Dieser Brauch findet immer um den 24. Mai, dem Unabhängigkeitstag Eritreas, statt.

Einstiegsinformation

Mealti (= Der Tag, das Datum) Natsnet (= Freiheit, Unabhängigkeit) – Nicht nur in Eritrea selbst erinnern die Einheimischen jährlich mit einem großen Fest an ihre Unabhängigkeit von Äthiopien, sondern auch die Menschen eritreischer Abstammung in Augsburg und anderen deutschen Großstädten begehen jährlich den Independence Day Eritreas. Das offizielle Datum des Jubiläums ist der 24. Mai, aber gefeiert wird an jenem darauffolgenden Samstag, an dem die meisten Teilnehmer/innen Zeit haben.

Empirische Dokumentation

Auf die freundliche Einladung meiner Gewährsperson hin und durch die Herzlichkeit und Offenheit der Mitglieder des Eritrea Vereins Augsburg konnte die im folgenden beschriebene teilnehmende Beobachtung sowie einige Interviews durchgeführt werden.

Rahmenbedingungen

Schriftzug zum Fest.

Folgende Ausführungen beziehen sich in erster Linie auf Beobachtungen und Gespräche vom 1. Juni 2013. Der 1. Juni war ein Samstag, der ein sehr verregneter, kühler Tag in einer ebenfalls außergewöhnlich verregneten Woche war. Die Wetterlage war für die Jahreszeit insgesamt bereits seit mehreren Wochen untypisch kalt und verregnet.

Die Organisation der Brauchveranstaltung

Der Vorsitzende des Eritrea Vereins Augsburg organisiert in jedem Jahr einen Raum, in dem gemeinsam mit allen Mitgliedern des Vereins sowie allen anderen interessierten Augsburger/innen das Unabhängigkeitsjubiläum gefeiert werden kann. Der Raum wird für diesen Anlass meist entweder von der evangelischen oder von der katholischen Gemeinde kostenlos zur Verfügung gestellt, da der Verein auch sonst in gutem Kontakt zu den Gemeinden steht. In diesem Jahr fand die Feier in einem ca. 40m2 großen Raum mit gefliestem Fußboden, Holzdecke, mehreren Fenstern, einer Eckbank, einigen Tischen und Stühlen, einer Schrankwand und einem Kicker im ersten Stock des Pfarrgebäudes der katholischen Pfarrei Zum Guten Hirten im Univiertel der Stadt Augsburg statt.

Interessierte Gäste seien generell stets herzlich willkommen und die Feier stünde jedem Interessierten offen; er oder sie wird unkompliziert, offen und herzlichst in die Gruppe eingeführt und integriert. Bestimmte Werbeunternehmungen werden jedoch nicht getätigt, sondern Gäste werden gewöhnlich eher von Mitgliedern selbst mitgebracht.

Der Ablauf

Nach dem kurzen Einblick in die Organisation im Vorfeld folgt nun die Beschreibung der Geschehnisse am Festtag selbst.

Die Vorbereitung

Die Flagge Eritreas.

Am Tag der Feier trafen sich die meisten Teilnehmer/innen bereits gegen späten Vormittag in der Küche neben dem vereinbarten Raum und trugen ihre vorbereiteten Speisen zusammen. Im Vorfeld wird telefonisch besprochen, wer welche Gegenstände oder Speisen vorbereitet, sodass jede/r Teilnehmer/in einen Beitrag leistet. In der Küche wurden folglich die mitgebrachten Speisen erhitzt und für die spätere Feier warm gehalten. Gleichzeitig wurde damit begonnen den eigentlichen Raum zu dekorieren. Drei Tische wurden mit weißen Papiertischdecken bezogen, Servietten mit Blumenmotiven aufgefaltet und zusammen mit einzelnen Teelichtern dekorativ darauf platziert. Des Weiteren wurden Plastikbecher auf den Tischen verteilt und in Abständen Wasser- und Apfelsaftflaschen aufgestellt.

Zwei der Tische wurden in L-Form auf der linken Seite des Raumes zusammengeschoben und der einzelne Tisch auf die rechte Seite gerückt. Darüber hing eine ca. 1m x 75cm große Flagge Eritreas, die mit einer Girlande, bestehend aus mehreren kleinen Flaggen des Landes verziert war. Ebenfalls eine kleine Flagge hing an dem einzeln stehenden Tisch, welcher später als Buffettisch diente. Auf der Fensterbank stand ein CD-Player, durch den die gesamte Feier von Beginn bis Ende mit eritreischer Musik begleitet wurde.

Die Feier

Meistens beginnt die Feier am frühen Nachmittag und endet am späteren Abend. Bis dahin wird gemeinsam gebetet, sich ausgetauscht, traditionelle Tänze aufgeführt, musiziert, gegessen und getrunken.

Buffet zum Unabhängigkeitsfest.

Sobald die Vorbereitungen erledigt waren, zu denen jeder Teilnehmer gleichermaßen beitrug, nahmen die Frauen auf der rechten Tischhälfte – immer von den Männern aus gesehen links – und die Männer gemeinsam auf der linken Tischhälfte platz. Nach eritreischer Tradition essen Männer und Frauen, zumindest bei Feierlichkeiten, stets an zwei getrennten Tischen – der Frauentisch immer zu linker Seite des Männertisches. Dies wird jedoch in moderneren Familien und Gesellschaften immer weniger aufrecht erhalten.

Gegen 15 Uhr erhob sich eine Frau und verteilte ein Glas Aperol, welchen sie in diesem Jahr als Aperitif mitgebracht hatte, an jede/n Anwesende/n und setzte sich wieder. Dies leitete den Beginn der Zeremonie ein, woraufhin sich der Vorstand des Vereins erhob und die Musik etwas gedämpft wurde. Er hielt eine kurze Ansprache in der Stammessprache Tigrinya. In dieser Eröffnungsrede wird an alle verstorbenen Schwestern und Brüder gedacht, besonders an diejenigen, die ihr Leben während des Befreiungskrieges verloren. Auch auf die aktuelle politische Lage in Eritrea sowie auf die derzeitige Situation der Eritreer in anderern Ländern der Erde wird eingegangen. Die Ansprache dient zur Erinnerung daran, warum das Fest gefeiert wird und unterstreicht die bewegte historische Vergangenheit des Landes.

Während die Gruppe applaudierte und dem Vorstand dankte, erhob dieser das Glas um die Zeremonie offiziell zu eröffnen. Mit dem Hinweis darauf, dass bereits zum 22. Mal das Fest der Unabhängigkeit gefeiert werde stieß der Sprecher mit seinen Landesgenossen an.

Er lies sich wieder nieder und drei Frauen holten die Speisen und einen Stapel Teller aus der Küche und richteten sie auf dem Buffettisch an. Sie setzten sich wieder und erklärten das Buffet als eröffnet. Serviert wird traditionell die einheimische Brotsorte, welche aus einer Linsenart zubereitet wird und mit sehr luftigen, etwas dickeren, leicht säuerlich schmeckenden Pfannkuchen verglichen werden könnte. Dazu gibt es dreierlei Fleischsorten: Rindfleisch in Tomatensoße, gebratene Hähnchenteile und Hähnchenstücke in gewürztem Reis. Ebenfalls wird Grünkohl, gewürzt mit Chili und Knoblauch, Salat mit Gurken, Tomaten und Blattsalat und ein extra Teller mit Paprika angeboten.

Die Männer gingen zum Buffet und bedienten sich an den heimischen Speisen. Direkt im Anschluss erhoben sich die Frauen und reihten sich hinter den Männern ein. Am Buffet wird traditioneller Weise zuerst ein Fladen auf den Teller aufgebreitet. Darauf werden die verschiedenen Fleisch- und Gemüsegerichte geladen und ein zusammengerolltes Brot noch an die Seite dazugelegt. Sobald alle mit ihren Tellern zu ihren Plätzen zurückgekehrt waren, begann das gemeinsame Essen. Wie in Eritrea selbst, wird auch bei dieser Zeremonie ohne Besteck gegessen. Mit gekonnter Technik werden die Beilagen mit den Fingern in mundgerechte Brotstücke eingewickelt und verspeist. Zwar wurden Messer und Gabeln in einem Glas bereitgestellt aber dies könnte auch mit Rücksicht auf mögliche Gäste geschehen sein – zumindest wurden sie und werden sie traditionell nicht gebraucht.

Während des Essens wurde weiterhin in der Landessprache kommuniziert, über unterschiedliche Themen diskutiert, Gedanken und Erinnerungen geteilt und Musik gehört. Nach etwas mehr als einer Stunde wurden die Speisen allmählich wieder in die Küche zurückgeräumt.

Die Kaffeezeremonie

Kaffeezeremonie.

Während sich zwei Frauen um die Reinigung des Geschirrs kümmerten, bereitete eine dritte alle Utensilien für die sogenannte Kaffeezeremonie vor. Als Sitz diente ihr ein niedriger Kasten, vor dem sie eine Box errichtete. Diese schmückte sie mit einer grünen Tischdecke, deren weiß-grüne Fransen den Rand der Box verdeckten. Es wurde ein kleines Tablett auf die Tischdecke gelegt, worauf eine Kerze in einem Glas, eine Schale Zucker, ein mit der eritreischen Flagge verziertes Weihrauchdöschen mit Brennbehälter, kleine edle Untertassen und die dazugehörigen traditionellen kleinen Kaffeeschälchen (Größe in etwa wie Espressotassen) angerichtet wurden. Neben der Box wurde ein Gasbrenner entzündet, über dessen Flamme die Dame in einem Stiel-Töpfchen, mit einem Durchmesser von etwa 15cm, grüne Kaffeebohnen, die aus Eritrea mitgebracht wurden röstete. Eine weiter Frau holte die gerösteten Bohnen ab, mahlte sie in der Küche nebenan in einer mobilen elektrischen Hand-Kaffeemühle und bringt sie wieder zurück. Dann wurde das Pulver in einen bauchigen, mit Mustern verzierten Tonkrug gefüllt und ein zusammengeknülltes Büschel Pferdeschwanzhaare als Filter in die Schenköffnung des Kruges gedrückt. Es wurde Wasser hineingegossen und der Krug darauffolgend ebenfalls auf der Flamme des Gasbrenners erhitzt. Mit etwas Zucker vermischt wurde der Kaffee in jedes der Tässchen eingeschenkt und an die Anwesenden verteilt.

Dazu wurde ein weiterer kleiner Tisch in das Zimmer getragen, auf dem zwei selbstgebackene Kuchen und eine Schüssel mit gesüßtem Popcorn (auch salzig möglich) angerichtet wurde. Die Kuchen hatten die auch in Deutschland bekannten Gugenhupf- und Kranzkuchenformen, die als solche auch in Eritrea gängig seien und wurden als Bananenkuchen und Schokoladenstreusel-Kuchen bezeichnet. Die Kuchen wurden beide von dem Vereinsvorstand angeschnitten und von einer der Frauen an jede/n Einzelne/n verteilt und gemeinsam verzehrt. Insgesamt dauerte diese Zeremonie in etwa eineinhalb Stunden, da die Kaffeezeremonie drei Mal wiederholt wurde und die Tässchen zwischendrin immer in der Küche nebenan ausgespült werden konnten.

Der Tanz

Auf den Wunsch einer Teilnehmerin wurde noch zum gemeinsamen Tanz aufgefordert, die Musik wieder etwas lauter gestellt und zwei Frauen und zwei Männer zeigten den traditionellen Tanz des Stammes Tigrinya. Sie ordneten sich kreisähnlich an, und es ließen sich kleine, rhythmische Schritte zueinander und im Kreis und dem Tanzpartner zugewandte, elegante Bewegungen mit dem ganzen Körper beobachten. Die anderen Anwesenden klatschten hierzu im Takt oder sangen auch passagenweise mit.

Der Abschluss

Tee z um Abschluss des Festes.

Im Anschluss an den Tanz kam noch ein jüngerer Teilnehmer nach. Daraufhin wurden zum gemeinsamen Abschluss alle Speisen noch einmal erwärmt und auf den Buffettisch angerichtet und es war jedem freigestellt, ob man noch etwas essen möchte, während anstehende Termine und Veranstaltungen formlos besprochen wurden.

Parallel dazu wurden noch zwei Kannen mit schwarzem, eritreischem Tee gekocht, welcher in Gläsern serviert und gesüßt oder ungesüßt getrunken wurde. Direkt aus Eritrea brachte ein Teilnehmer, welcher erst vor kurzem in der Heimat war, der Gruppe einen Beutel voll Gahba mit, einer eritreischen Obstsorte, die zum Tee ergänzend angeboten wurde. Gahba ähneln getrockneten Beeren, ca. 1cm Durchmesser (im getrockneten Zustand), mit einem kirschkerngroßen Kern in der Mitte und fruchtig/nussig-süßem Geschmack.

Dies stellte den Abschluss der gemeinsamen Feier dar und die Gruppe begann gegen 19 Uhr langsam den Raum zu räumen und zu reinigen. Wie auch schon beim Aufbau halfen auch hier wiederum alle Teilnehmer/innen gleichermaßen zusammen und es wurde alles wieder weggeräumt, entsorgt, verteilt und gesäubert.

Die Akteure

Immer wieder wurde in diesem Jahr häufig auf die außergewöhnlich wenigen Teilnehmer/innen hingewiesen. Die Gruppe zählte folglich insgesamt acht Teilnehmer/innen, was in anderen Jahren bis auf 50 Teilnehmer/innen ansteigen kann. Die jüngere Generation fehlte fast ausschließlich, so ließ sich der Altersdurchschnitt auf ca. 50 Jahre schätzen.

Die einzelnen Personen

Der Hauptverantwortliche, welcher aber immer wieder anmerkte, dass alle die gleiche Stellung in der Vereinshierarchie hätten, ist der Vereinsvorstand. Er ist ein ruhiger, sehr höflicher Mann, welcher geschätzt zwischen 50 und 60 Jahre alt ist und seit mehreren Jahrzehnten in Deutschland, bzw. in Augsburg lebt. Vor ungefähr zwei Jahren wurde er von der Gemeinde zum Vorstand gewählt. Auch anwesend war der ehemalige Vorstand, welcher etwas jünger und noch zurückhaltender wirkte aber ebenfalls sehr freundlich. Noch zwei weitere Männer nahmen an dem Fest teil. Zum einen ein ca. 50 jähriger Mann, welcher sich eher als Gast in Deutschland sieht, da er die meiste Zeit des Jahres in Eritrea lebt. Immer seltener käme er nach Deutschland, wo er früher arbeitete und wo auch seine Kinder studieren. Zum anderen stelte die unten beschriebene Gewährsperson den vermutlich jüngsten Teilnehmer der Runde dar.

Die vier anwesenden Damen könnten bezüglich Alter auf den Bereich zwischen 40 und 60 Jahren angesiedelt werden. Drei der Männer und drei der Damen wurden als Ehepaare vorgestellt, was allerdings an deren Verhalten von einem Außenstehenden höchstens beim Tanz erkannt werden hätte können.

Die Kleidung

Die Damen tragen anlässlich dieses Festtags eine spezielle, traditionelle Festkleidung, welche in dieser ethnischen Gruppe aus weißen Schleiern, Röcken, Schals und Tüchern besteht. Die Männer kamen zu der Feier in Augsburg – im Gegensatz zu der Feier in Asmara – in keiner bestimmten, traditionellen Kleidung sondern tragen unauffällige, dunkle Stoffhosen und Pullover.

Varianten

Laut Aussagen der Ansprechperson sollte die Feier in Augsburg eher als Erinnerung an den Tag gesehen werden, da sie bezüglich Größe und Ablauf erheblich von der ursprünglichen Feier in Eritrea abweicht. Größere Ausführungen des Mealti Natsnet finden in den deutschen Großstädten wie Frankfurt, München, Stuttgart, Hamburg, Köln etc. statt.

Auch in Augsburg hätte die Feier in den letzten Jahren eine deutlich höhere Besucherzahl aufgewiesen, aber wegen der schlechten Wetterlage, vielen anderweitigen Verpflichtungen der Mitglieder sowie anderen Interessen der heranwachsenden Generation fiel die Gruppe im beschriebenen Jahr etwas kleiner aus.

Bzgl. des Programms gäbe es auch von Jahr zu Jahr kleinere Variationen. In manchen Jahren brächten Kinder oder Jugendliche kleine musikalische oder künstlerische Beiträge ein oder würden dazu angehalten, beispielsweise eritreische Gedichte vor der Versammlung vorzutragen. Je älter die nachfolgende Generation jedoch wird, desto unbeliebter schien dieser Teil aus Sicht der Jugendlichen geworden zu sein.

Die Gemeinde, insbesondere die jüngere Generation, die jetzt im Studentenalter ist, fühlt sich dennoch auch heute noch wie eine große Familie aus Brüdern und Schwestern. Laut eines jüngeren Vereinsmitglieds wird die Chance an diesem Tag auch (je nach terminlichen Verpflichtungen) genutzt, sich gegenseitig auf den neuesten Stand zu bringen und zu erfahren, wie es dem Rest der Familie geht. Aus deutscher Sicht kann man diese Fest eventuell mit einem Familientreffen vergleichen, auf dem man sich mit Cousins und Cousinen unterhält, mit denen man sonst weniger häufig in Kotakt ist.

Mealti Natsnett in Eritrea

Trotz der andauernden Unruhen wird in jedem Jahr am 24. Mai die Unabhängigkeit des Landes mit einem großen Fest im Stadion von Asmara sowie auf der kilometerlangen Hauptstraße der eritreischen Hauptstadt gefeiert. Neben traditionellen Tänzen, Gesängen, Theateraufführungen, Paraden und Vorführungen unterschiedlicher Gruppen/Institutionen hält auch der Staatschef Isaias Afewerki eine Ansprache und mischt sich im Anschluss daran unter das feiernde Volk.

In Erinnerung an diesen großen Tag ihrer Heimat feiern auch die rund 30.000 in Deutschland lebenden Eritreer/innen den Unabhängigkeitstag ihres Heimatlandes in den jeweiligen Gemeinden und Vereinen, wenn auch selbstverständlich auf eine weitaus eingeschränktere, ruhigere Art als vor Ort in Eritrea.

Hintergrundinformationen

Landschaftsaufnahme Eritreas.

Einige Fakten und Einblicke in das Land und die Geschichte Eritreas sind essentiell um dich Entstehung des beschriebenen Brauches umfassender zu verstehen. Ein Überblick wird im folgenden Kapitel gegeben.

Die Geographie Eritreas

Eritrea befindet sich im Nordosten Afrikas, direkt am Roten Meer und ist bezüglich der Landesgröße in etwa vergleichbar mit der Fläche Österreichs. Die Bevölkerungszahl wird auf rund 5 Millionen geschätzt, während weitere ca. 800.000 Eritreer/innen in Staaten außerhalb Eritreas leben. Grund für das Verlassen Ihres Heimatlandes war überwiegend der Bürgerkrieg und auchheute noch ist die Angst vor potentiellen Unruhen so groß, dass eine Rückkehr als unrealistisch gilt.

Auf Grund unterschiedlicher Höhenlagen innerhalb des Landes ist Eritrea gegliedert in vier verschiedene Klimazonen und kann somit eine besondere Landschaftsdiversität aufweisen.

Als Nationaltier/-symbol ist in Eritrea das Dromedar auf vielen öffenlichen Wappen, der Währung (Nakfa), etc. zu finden. Grund hierfür ist die enge Beziehung und gegenseitige Abhängigkeit von Mensch und Tier, die sich über die Jahre des Bürgerkriegs entwickelt hat.

Sprachen und ethnische Gruppierungen

Die Amtssprachen des Landes sind Englisch, Arabisch und Tigrinya, während jede der 9 ethnischen Gruppen ihre eigene weitere Sprache und Kultur besitzt. Tigrinya ist zugleich auch der Name der größten ethnischen Gruppe, welcher rund die Hälfte der Bevölkerung angehört.

Religion

Bezüglich Religionen herrscht in Eritrea die Besonderheit, dass ca. 50% Zugehörige christlicher Konfessionen und 50% sunnitische Muslime in friedlich-freundlicher Atmosphäre zusammenleben und die religiösen Feste gegenseitig respektieren und zum Teil auch gemeinsam feiern. Des Weiteren sind auch sehr vereinzelt Anhänger naturreligiöser Gruppen in Eritrea vertreten.

Geschichte

Um nun aber die Bedeutung der Unabhängigkeit Eritreas ein wenig besser verständlich zu machen, folgt hier ein kurzer Überblick über die Geschichte des Landes:

Nach jahrzehntelanger Vergangenheit als italienische Kolonie wurde Eritrea 1941 zunächst englische Kolonie, bevor es 1952 durch eine Zwangsföderation an Äthiopien angegliedert wurde. Im Anschluss daran folgten unzählige Auseinandersetzungen, Unruhen, Besatzungen und gewalttätige Ausschreitungen zwischen den Eritrea und Äthiopien. Dieser Befreiungskrieg Eritreas wird datiert auf die Jahre 1958 bis 1990, da sich erst um 1989 beide Seiten langsam als gesprächsbereit zeigten. Nach zwei Jahren Verhandlungen wurde im Jahre 1991 Eritrea als eigenständiger Staat anerkannt. Daraufhin folgte ein Unabhängigkeitsreferendum, welches mit knapp 100 prozentiger Zustimmung der eritreischen Bevölkerung den Wunsch nach der Unabhängigkeit Eritreas unterstützte. Schließlich wurde am 24. Mai 1993 die Unabhängigkeit Eritreas verkündet und international anerkannt. Für die Einheimischen gilt jedoch das Jahr 1991 als das wichtigere, da aus ihrer Sicht zu diesem Zeitpunkt die tatsächliche Unabhängigkeit bereits erreicht war und die Erklärung 1993 nur noch den bürokratischen Regelungen diente. Daher wurde bereits 2011 das Jubiläumsfest der 20-jährigen Freiheit gefeiert.

Auch noch in den Folgejahren kam es immer wieder zu Ausschreitungen und Bürgerkriegen zwischen den beiden, noch immer diktatorisch geführten, Ländern Eritrea und Äthiopien.

Die Gewährsperson

Neben Erkenntnissen aus der teilnehmenden Beobachtung und der Literaturrecherche stammen die hier beschriebenen Informationen hauptsächlich aus diversen Interviews mit einem Eritreer, der seit ca. 6 Jahren in Deutschland lebt, ca. 30 Jahre alt ist und in der Tourismusbranche arbeitet bzw. als Gaststudent verschiedene Veranstaltungen der Universität Augsburg besucht. Er ist maßgeblich an den Aktivitäten des Eritrea Vereins Augsburg beteiligt.

Des Weiteren wurden auch Erzählungen, Meinungen und Schilderungen weiterer Vereinsmitglieder in die Ausführungen aufgenommen.

Weblinks

Literatur

  • Furrer-Kreski, Elisabeth: Handbuch Eritrea: Geschichte und Gegenwart eines Konfliktes. Rio 1990.