Martinimarkt in Roßtal

Termin

Dieser Brauch findet vom 11. bis 12. November 2024 statt.

Einstiegsinformation

Stände beim Martinimarkt.
Der Roßtaler Martinimarkt findet alljährlich am Wochenende vor dem Volkstrauertag statt, also in der Regel vor dem Martinstag. Im Mittelpunkt dieses Herbstmarktes steht der Auftritt des Pulzermärtel. Roßtal liegt im mittelfränkischen Landkreis Fürth.

Ablauf

Feste Elemente des Roßtaler Martinimarktes

Hier sind die wichtigsten Elemente zusammengestellt, die heute den Martinimarkt in Roßtal prägen. Kunstausstellung und Sozialmesse Am Samstag und Sonntag finden im Rathaus eine Bilder- und Gemäldeausstellung einheimischer Künstler sowie die Sozialmesse statt. Aspekte der Wirtschaft, der Kultur und des Sozialwesens sollen sich hier nutzbringend verbinden. Gewerbeschau Die Gewerbeschau findet am Samstag und Sonntag in der Turnhalle und Aula der Grundschule statt. Sie ist das heimische Standbein im Marktkonzept und zeigt, was Gewerbetreibende und Selbständige zur Lebensqualität in Roßtal beitragen können und wollen. Martinsgansessen Die Tradition des Martinsgansessens wurde vor allem in der Gastwirtschaft Kapellenhof aufgegriffen, wird heute aber auch in anderen Gasthäusern am Martinimarktsamstag angeboten. Marktbetrieb Der Marktbetrieb geht am Samstag von 12.00 Uhr bis 19.30 Uhr und am Sonntag von 10.00 Uhr bis 18.00 Uhr. Von Beginn an setzte man bei der Budenbeschaffung auf die Eigeninitiative der Gewerbetreibenden und der Vereine. Eine gemeinsame Budenbeschaffung mit einheitlichen Buden wurde zwar angedacht, wurde aber nie verwirklicht. Konzert Das Konzert findet am Samstag als Kirchenkonzert um 19.30 Uhr in der St. Laurentiuskirche statt. Illuminieren der Häuserfenster Die Kulisse des Marktplatzes wird durch Illuminationen in den Fenstern rund um den Marktplatz romantisch betont. Begründet wird dieses Element des Marktes damit, dass Lichter und Laternen zum Martinsfest und zu den Bräuchen an diesen Tagen gehören. Auftritt des Pulzermärtel Am Sonntagnachmittag um 14.00 Uhr kommt der Pulzermärtel auf den Roßtaler Marktplatz zu den Kindern, um ihnen das beliebte Roßtaler Schmalzgebäck, die Martinerla, zu bringen. Im Teilen und Schenken des Gebäcks steht der Martinimarkt auch in der Tradition des heiligen Martin von Tours, dessen Gedenktag der 11. November ist. Der Pulzermärtel fährt mit einem Ponygespann am Marktplatz vor. Anfangs wollte man den Pulzermärtel-Einzug unter Mitwirkung des Kindergartens stattfinden lassen. Inzwischen finden die Laternenumzüge der Kindergärten aber bereits am Donnerstag und Freitag vor dem Martinimarkt statt oder am Martinstag selbst. Am Martinimarktsamstag findet der Lampionumzug der Grundschule mit dem Martinsspiel statt. Seit 1975 wird ein von Valentin Fürstenhöfer gedichteter Prolog vom Pulzermärtel vorgetragen:
Von weit, vom Walde komm ich her, Ich muss euch sagen, dort weihnachts schon sehr. In meinem Reich ists schon sehr kalt. Doch auch bei euch hier wird nun bald anheben winterliche Zeit. Die Besinnung schenkt und stille Freud. Wieder ist geschafft ein Jahr, Mit Gottes Hilfe wunderbar! Reich war die Ernte, groß der Segen, Dankbarkeit muß euch bewegen. In der Stadt und auf dem Land, Reicht zur Freundschaft euch die Hand! Verscheucht die Sorgen, verdängt die Plag, Heut an diesem Martinstag! Als St. Martin bin ich hier. Nun sagt, ihr Leute: wisset ihr Was alles man erzählt von mir? Vor langer Zeit, vor über tausend Jahren, Ich Bischof war, Schutzpatron der Franken. Hab für das Christentum gestritten, Hab viel erduldet und erlitten. Nach meinem Tod sprach heilig mich. Als Pulzermärtel geistre ich Durch alle Lande auf und ab. Das Volk rief mich in Nöten an, Ob ich das Vieh nicht schützen kann Vor dem Verheren, dem Verenden. Doch dann tat sich das Blättlein wenden. Die Zeit des Aberglaubens ist vorbei, Ich sorg für Kurzweil allerlei. Ich leg euch Leute, klein und groß, manch schönes Brauchtum in den Schoß. Die Martinsgans wird aufgetischt, Die Weiher werden abgefischt, Ein Schweinchen wird geschlachtet gar, Das wiederholt sich Jahr für Jahr. Das ist doch eine schöne Zeit. Fast hätt das Backwerk ich vergessen, Daran kann man je erst ermessen, Daß es der Weihnacht geht entgegen: Lebkuchen, Stollen allerwegen. Und erst die Martinerlein, Ach, wie schmecken die so fein! Liebe Leut, ihr Kinder all, Schluß mit meinem Redeschwall! Ich grüße euch, die ihr gekommen, Die ihr des Marktes Ruf vernommen. Nun will euch Kinder ich beschenken. Bei manchem auch die Rute schwenken, Wenn er sehr böse war und faul. Ich muß nun eilends wieder fort, Durch das ganze Land, von Ort zu Ort. Ich wünsch euch eine schöne Zeit, Voll Frohsinn und voll Festesfreud, So wie es all die Jahre war. Auf Wiedersehn im nächsten Jahr.
Martinerla - ein Schmalzgebäck
Verkaufsstand von Martinerla.
Die Martinerla entstanden auf einen Vorschlag von Valentin Fürstenhöfer hin. Von den Roßtaler Bäckern erklärte sich nur Bäcker Heckel bereit, an der Entwicklung des Martinerla mitzuwirken. Das Gebäck stellt einen St. Martin mit Mitra und Mantel dar. Nachdem die Bäckerei Heckel nicht mehr existiert, und Roßtal selbst keinen Nachfolger für die Martinerla-Erzeugung fand, wird dieses Schmalzgebäck nun von der Bäckerei Held in Dietenhofen hergestellt. Festgottesdienste An Martini ist der arbeitsreichere Teil des bäuerlichen Jahres vorbei. Es beginnt eine stillere Zeit zum Feiern, Nachdenken und Auftanken. Mit Festgottesdiensten feiern die beiden Kirchen in Roßtal das Namensfest des Martin, Bischof von Tours, der auch der Namenspatron des großen Reformators Martin Luther war, der ebenfalls entsprechend gewürdigt wird. Der Festgottesdienst beginnt jedes Jahr am Martinstag um 9.00 Uhr in der katholischen St. Laurentiuskirche und um 10.00 Uhr in der evangelischen Pfarrkirche Christkönig.

Hintergrund-Infos

Martini als Veranstaltungstermin

Der heilige Martin ist der Patron vieler Kirchen. Deswegen gab es gegen Ende des Jahres, am Martinstag, in den entsprechenden Orten Martini-Kirchweih, meist verbunden mit einem Martinimarkt. Martinimärkte auf dem Land boten Waren, die in Haus und Hof für die beginnende Winterzeit vorsorgten. Das Gesinde bot seine Arbeitskraft bei dieser Gelegenheit neuen potentiellen Arbeitgebern an. Mägde und Knechte wechselten den Dienstherrn. Sie erhielten ihren Lohn und kleideten sich auf dem Markt neu ein. Zum Verschwinden der meisten Martinimärkte im Laufe der Zeit hat nicht zuletzt mit der Steigerung der Mobilität der ländlichen Bevölkerung zu tun.

Geschichte des Martinimarktes in Roßtal

Der im Januar 1328 gekrönte Kaiser und deutsche König Ludwig der Bayer erteilte im April desselben Jahres seinem Burggraf Friedrich von Nürnberg, in Roßtal die Befugnis, einen Wochenmarkt öffentlich auszuschreiben und ebenso festlich begehen zu lassen. Roßtal war damit bereits im Mittelalter mit Stadtrechten ausgestattet. Im Jahr 1978 erlosch durch die Gemeindegebietsreform das gesamte Ortsrecht. Das gleiche geschah in den Gemeinden Großweismannsdorf, Buchschwabach, Weitersdorf und Weinzierlein. Am 1. Mai 1978 entstand aus 17 Orten eine neue Gemeinde mit dem Ortsnamen Roßtal. Diese neu geschaffene Gemeinde erhob der Bayrische Innenminister im selben Jahr zum Markt. Der Martinimarkt in Roßtal beruft sich inzwischen auf eine 680-jährige Tradition. Dabei sah es im letzten Drittel des vorigen Jahrhunderts fast so aus, als wäre die Markttradition zu Ende. Die Besucher blieben weg. Waren die Jahrmärkte im letzten Jahrhundert noch gut besuchte Jahresfeste, so wurde ihre Bedeutung durch die Ausbreitung des Einzelhandels auf dem Lande stark beeinträchtigt. So büßten sie nach und nach ihren ursprünglichen Charakter und Zweck ein. In den 1970er Jahren kam es zu einer Nostalgiewelle, in Folge der man sich wieder alter Bräuche und Traditionen erinnerte. Es ist dem damaligen Marktrat Hans Schrodberger zu verdanken, dass es zu einer Neugestaltung und Wiederbelebung des Herbstmarktes in Roßtal kam. Valentin Fürstenhöfer, der damalige Kreisheimatpfleger, erarbeitete das Grundkonzept des neuen Martinimarktes, bei dem Bräuche zum Martinstag in den Mittelpunkt gestellt sind. Das Konzept von damals gilt nun schon seit mehr als 30 Jahren. Man hält in Roßtal aber auch strikt am Verkaufscharakter des Marktes fest.

Werbung

Zunächst wurde nur an einen einfachen Werbeprospekt gedacht. Inzwischen erscheint eine stattliche Festschrift von bis zu 100 Seiten. Sie enthält Grußworte, ein Programm, Anzeigen der Aussteller und Interessantes rund um das Martinsfest.

Weblinks

Literatur

  • Becker-Huberti, Manfred: Der Heilige Martin. Leben, Legenden und Bräuche. Köln 2003.
  • Becker-Huberti, Manfred: Feiern, Feste, Jahreszeiten. Lebendige Bräuche im ganzen Jahr. Geschichte und Geschichten, Bilder und Legenden. Freiburg 2001.
  • Becker-Huberti, Manfred: Lexikon der Bräuche und Feste. Freiburg 2000.
  • Groß, Werner: Martin von Tours - Ein Heiliger Europas. Ostfildern 1997.
  • Kirchhoff, Hermann: Von Christi Himmelfahrt bis Sankt Martin im christlichen Brauchtum. München 1986.
  • Nigg, Walter/Sulpicius, Severus/Loose, Helmut Nils: Martin von Tours. Leben und Bedeutung des großen Heiligen, des Ritters Christi, wundertätigen Bischofs und mutigen Bekenners. Freiburg 1977.
  • Informationen der Gemeinde Markt Roßtal (Ansprechpartner: Herr Reeh)

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