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Termin

Einstiegsinformation
Der Martini-Markt in Sulzbach-Rosenberg findet jährlich in der Innenstadt am Sonntag nach dem Martinstag statt. Sulzbach-Rosenberg liegt im Landkreis Amberg-Sulzbach, in der nördlichen Oberpfalz und zieht jedes Jahr mit dem Martini-Markt viele hundert Besucher in die Stadt. Der Markt bietet neben Lebensmittel, Dekoartikeln und Spielwaren auch Kleidung, Haushaltsgeräte und Kosmetika an, die besonders für den bevorstehenden Winter von Nutzen sind. Während des Marktsonntags haben auch die Geschäfte in der Innenstadt sowie ausgewählte Läden im Stadtgebiet geöffnet, sodass die Besucher aus einem zusätzlichen Angebot an Waren wählen können.Empirische Dokumentation
Der Markt zieht sich vom Luitpoltplatz über die Rosenbergerstraße durch die Altstadt und die Neustadt. Darin eingeschlossen ist auch die Neutorgasse, allerdings ist diese am 18.11.2012, also am Tag der Erhebung gesperrt. Am Marktsonntag ist es sehr kalt und bewölkt, sodass sich die Besucher und die Verkäufer warm anziehen mussten. Es liegt bereits eine weihnachtliche Atmosphäre in der Luft, da die Stadt schon ihre alljährliche Weihnachtsdekoration an den Häusern angebracht hat und die Marktbeschicker also die Verkäufer ihre Waren an die Adventszeit ausgerichtet haben.Ablauf




Akteure
Die Akteure des Martini-Marktes sind zum einen die Besucher, also die Marktbenützer und zum anderen die Verkäufer, also die Marktbeschicker. Es besuchen sowohl Familien, Alleinstehende und Freunde als auch Kinder, Jugendliche, Erwachsene und Senioren den Markt. Dabei kann man beobachten, dass beide Geschlechter zu gleichen Teilen anwesend sind. Da das Warenangebot jede Alters- und soziale Gruppe anspricht, sind die verschiedensten Zielgruppen anzutreffen. Unterschiede kann man aber dennoch erkennen - interessieren sich die Männer eher für die Autoausstellung und die Kleingeräte, sind es die Frauen die Neugierde für Dekorationsartikel, Duftöle und und Haushaltswaren zeigen. Bei den Lebensmitteln, die direkt am Markt verzehrt werden können, wie zum Beispiel heiße Waffel und Bratwurstsemmeln aber auch beim Pferdemetzger und dem Antipastihändler halten sich Männer und Frauen die Waage und sind gleichermaßen vertreten. Über die Herkunft der Besucher ist nichts Genaueres bekannt, sicher ist, dass es sich überwiegend um Sulzbach-Rosenberger handelt. Da für den Martini-Markt aber in der örtlichen Tageszeitung geworben wird, die den ganzen Landkreis Amberg-Sulzbach und den Landkreis Auerbach erreicht, wird daher auch mit überregionalen Besuchern gerechnet. Bei den Marktbeschickern sind es ebenfalls gleichermaßen Frauen und Männer, die ihre Waren anbieten. Oft handelt es sich bei einem Stand um einen Familienbetrieb, sodass Ehepaare zusammen verkaufen. Dennoch kann man auch hier Interessantes feststellen - Dekorative Artikel, Kosmetika und Korbwaren werden eher von Frauen verkauft und ebenso sind die Stände von gemeinnützigen Organisationen, wie die Missionsgemeinschaft Offene Tür und der Förderverein der Krötenseeschule, mehr vor Frauen besetzt.Raum

Brauchverständnis und Besucherstimmen
Bei der Braucherhebung wurden mehrere Besucher und auch Verkäufer zum Martini-Markt befragt. Dabei sind sich alle Interviewten einig, dass die Leute auf den Markt kommen hauptsächlich um zu bummeln, wegen einer festen Kaufabsicht und um Leute zu treffen. Überraschend ist es, dass jeder Interviewte genau weiß, wann der Markt stattfindet ohne dabei auf Werbung oder die Zeitung angewiesen zu sein. Man weiß einfach, wann der Martini-Markt ist, hieß die einstimmige Antwort. Das Besondere am Martini-Markt ist,laut einer Frau, die schöne Atmosphäre. Eine Besucherin Mitte 20 findet gut, dass mal was los ist in Sulzbach-Rosenberg. Als Positiv wurde auch oft der Bezug zu Weihnachten und die Vielfalt der Waren genannt. Ein weiterer wichtiger Punkt, der die Leute auf den Markt bringt, ist, das Zusammenkommen der Menschen in der Stadt. Wenn man durch die Straßen bummelt, sieht man immer wieder Personen, die sich grüßen und zuwinken oder Besucher die stehen bleiben um ein Gespräch zu führen. Der Brauch, alle Jahre auf den Martini-Markt zu gehen, ist ein gesellschaftliches Phänomen, das die Menschen zusammenbringt. Man trifft dadurch auch die Menschen, die man länger nicht mehr gesehen hat, oder die man nur flüchtig kennt, da neben einer Kaufabsicht, auch das Aufeinandertreffen der Menschen ein Grund ist, den Markt zu besuchen. Der Martini-Markt ist einer von den drei jährlich stattfindenden Märkten in Sulzbach-Rosenberg, wobei er zum best frequentierten Markt gehört, sowohl hinsichtlich der Besucherzahl, als auch der Händlerangebots. Das breit gefächerte Warenangebot, das teilweise schon auf die Weihnachtszeit einstimmt, wird von den Besuchern genutzt, um sich für die kalte Jahreszeit einzudecken. Bei den Bürgern von Sulzbach-Rosenberg ist der Martini-Markt schon fest im kulturellen Gedächtnis verankert, da er zu den festgesetzten Veranstaltungen im Jahresablauf gehört. Dadurch wird auch die Stadtidentität geprägt, denn dieser Termin ist bei allen befragten Besuchern allgegenwärtig. Nicht nur die Bewohner der Stadt sondern auch die Menschen, die nicht aus Sulzbach-Rosenberg kommen wissen über den Martini-Markt Bescheid, was wiederum die Stadtidentität prägt. Das Zusammenspiel der materiellen Motivation, also der Kaufabsicht und der gesellschaftlichen Motivation, also dem Treffen von Menschen, sind die zwei Hauptkriterien, die den Martini-Markt als Brauch kennzeichnen.Organisation
Der Markt wird von der Stadt Sulzbach-Rosenberg veranstaltet und vom Marktamt, Luitpoltplatz 5, 92237 Sulzbach-Rosenberg, organisiert. Verantwortlich dafür ist Norbert Schejstal, der freundlicherweise viele Informationen bereitgestellt hat. Um eine Marktzulassung zu bekommen, muss man sich schriftlich beim Marktamt bewerben, die einem dann einen Verkaufsstand gegen Gebühren zuteilen. Die Jahrmarktgebühren richten sich nach der Größe der Standes. Obwohl die Meisten im Stadt- und Landkreisgebiet den Markt kennen, wird dennoch dafür Printwerbung betrieben. In den lokalen Tageszeitungen, der Sulzbach-Rosenberger Zeitung, der Amberger Zeitung und dem Neuen Tag, wurden im Voraus mehrere Artikel dazu veröffentlicht. Zum einen ein Großer über zwei halbe Seiten am 14.11.2012, der über den Markt allgemeine Daten, Fakten und Informationen zu den Waren und zur Geschichte enthielt, zum anderen eine Notiz im Veranstaltungskalender für das Wochenende um den 18.11.2012 und eine Randnotiz im Lokalteil Sulzbach-Rosenberg. Des weiteren warben der Bergstadtbote, die Rundschau und die Oberpfälzer Wochenzeitung mit Artikeln für den Markt.Historische Genese und Forschungsstand
Geschichte des Martini-Marktes in Sulzbach-Rosenberg
Im Stadtarchiv der Stadt Sulzbach-Rosenberg lässt sich anhand von Urkunden die Abhaltung von Märkten seit 1498 nachweisen. Dazu gehörten die Wochenmärkte, die Feiertagsmärkte und die Ferkelmärkte, die jeden zweiten und vierten Mittwoch jeden Monats stattfanden. Nach Aufzeichnungen der Stadtkammer über die Abrechnung von Jahrmarktgebühren wurden bereits 1640 fünf Märkte in Sulzbach-Rosenberg abgehalten. Die fünf Märkte waren der Lichtmess-Markt, am 1. Sonntag nach Lichtmess, der Weißer-Sonntag-Markt, am Sonntag nach Ostern, der Johanni-Markt, am Sonntag nach Johanni, der Woiz-Kirwa-Markt, am vorletzten Sonntag im August und ab 1861 der Martini-Markt, am Sonntag nach Martini. Denn bis 1861 hieß der Markt Allerseelen-Markt und fand am Sonntag nach Allerheiligen statt. Auf Veranlassung des protestantischen Pfarramtes auf Weisung des Consistoriums, erfolgte dann eine Verlegung auf den Sonntag nach Martini. In den siebenseitigen Auszügen des Stadtarchivs über Märkte in Sulzbach-Rosenberg stehen viele kleine Absätze, alle jeweils genau terminiert, über die Verlegung von einzelnen Märkten wegen den Wetterverhältnissen, Beschwerden von Anwohnern und Pfarrämter über die Aufstellung der Buden, das Einsammeln der Gebühren und Änderungen der Jahrmarktordnung. Daraus erfährt man, dass das Markttreiben eine große Rolle in Sulzbach-Rosenberg spielte. Viele Bewohner waren besonders an die Wochenmärkte angewiesen um ihren täglichen Bedarf zu decken. Speziell über die Geschichte des Martini-Marktes lässt sich nur der Eintrag über die Verlegung des Allerseelenmarktes auf den Sonntag nach Martini finden. Eine Anfrage des Bezirks über bewilligte Märkte beantwortete man am 10. August 1865 mit der Aussage, dass die Zeit der Bewilligung bezüglich der Jahrmärkte längst nicht mehr bekannt sei. Jeder Markt hat auch 4 Tage gedauert, tatsächlich aber währt längst schon keiner mehr über einen Tage. 1961 wurde durch eine Kreisverordnung festgelegt, dass an den Märkten die Ladengeschäfte geöffnet sein dürfen. Die Märkte finden in der Neustadt und auf dem Luitpoltplatz statt. Ab Mitte der 90er Jahre wird auch die Rosenbergerstraße einseitig als Marktbereich genutzt, und zwar vom Rathaus bis zum Stadtturm. Seit dieser Erweiterung wird auch die Innenstadt für den allgemeinen Fahrzeugverkehr gesperrt und es herrscht Parkverbot, das schon am Vorabend des Marktes verhängt wird. Auch die Busse verkehren am Markttag über einen Umweg. Am 22. Februar 2000 hat schließlich der Stadtrat von Sulzbach-Rosenberg beim Beschluss der damaligen Marktsatzung festgesetzt, die Sommermärkte an Johanni und an der Woizkirwa ab dem Jahr 2001 nicht mehr durchzuführen. Ebenso wurden die Jahrmarktgebühren angehoben. Seit diesem Datum also, wird der Martini-Markt so durchgeführt, wie er am 18.November 2012 erforscht wurde.Martin von Tours und der Martinsfesttag


Forschungsstand
Die Forschung zu Martin von Tours ist sehr weit fortgeschritten und man findet viele gute Werke zu seinem Leben, seinen Taten und seiner Wirkung bis in die Gegenwart. Auch zu den Martinsbräuchen gibt es zahlreiche Literatur, allerdings werden dort, außer in den Lexikas, die Martinsbräuche nur ortspezifisch beschrieben. Zum Martini-Markt speziell in Sulzbach-Rosenberg gibt es noch kein wissenschaftliches Werk, weswegen sich die empirische Dokumentation ganz allein auf die Braucherhebung am 18.11.2012 stützt.Literatur
- Becker-Huberti, Manfred: Lexikon der Bräuche und Feste, Herder Verlag, Freiburg, 2007.
- Becker-Huberti, Manfred: Der heilige Martin, Leben, Legenden und Bräuche, Greven Verlag, Köln, 2004.
- Eichenseer Adolf J./Eichenseer Erika: Oberpfälzer Leben, Ein Hausbuch von Fronleichnam bis Martini, Morsak Verlag, Grafenau, 2009
- Happ, Martin: Alte und neue Bilder vom heiligen Martin, Brauchtum und Gebrauch seit dem 19 Jahrhundert, Böhlau Verlag, Köln, 2006.
- Moser, Dietz-Rüdiger: Bräuche und Feste im christlichen Jahreslauf, Styria Verlag, Graz, Wien, Köln, 1993.
Weitere Quellen
- Auszüge aus dem Stadtarchiv von Sulzbach-Rosenberg.
- Zeitungsartikel vom 3. Oktober 2000 in der Sulzbach-Rosenberger Zeitung.
- Jahrmarktsatzung der Stadt Sulzbach-Rosenberg.
- Listen der Einzel- und Jahreszulassungen der Händler des Martini-Marktes.
- Ständepläne.
- Öffentliche Bekanntmachungen über die Verkehrsregelung anlässlich des Martini-Marktes und über die Offenhaltung von Verkaufsstellen anlässlich des Martini-Marktes.