Martini-Markt in Sulzbach-Rosenberg

Termin

Martini-Markt am Stadtplatz.
Dieser Brauch findet am 12.11.2023 statt.

Einstiegsinformation

Der Martini-Markt in Sulzbach-Rosenberg findet jährlich in der Innenstadt am Sonntag nach dem Martinstag statt. Sulzbach-Rosenberg liegt im Landkreis Amberg-Sulzbach, in der nördlichen Oberpfalz und zieht jedes Jahr mit dem Martini-Markt viele hundert Besucher in die Stadt. Der Markt bietet neben Lebensmittel, Dekoartikeln und Spielwaren auch Kleidung, Haushaltsgeräte und Kosmetika an, die besonders für den bevorstehenden Winter von Nutzen sind. Während des Marktsonntags haben auch die Geschäfte in der Innenstadt sowie ausgewählte Läden im Stadtgebiet geöffnet, sodass die Besucher aus einem zusätzlichen Angebot an Waren wählen können.

Empirische Dokumentation

Der Markt zieht sich vom Luitpoltplatz über die Rosenbergerstraße durch die Altstadt und die Neustadt. Darin eingeschlossen ist auch die Neutorgasse, allerdings ist diese am 18.11.2012, also am Tag der Erhebung gesperrt. Am Marktsonntag ist es sehr kalt und bewölkt, sodass sich die Besucher und die Verkäufer warm anziehen mussten. Es liegt bereits eine weihnachtliche Atmosphäre in der Luft, da die Stadt schon ihre alljährliche Weihnachtsdekoration an den Häusern angebracht hat und die Marktbeschicker also die Verkäufer ihre Waren an die Adventszeit ausgerichtet haben.

Ablauf

Teilnehmer beim Markt.
Ab 06.00 Uhr dürfen die Marktbeschicker ihre Stände genau an dem Ort aufbauen, der ihnen der Marktmeister vorher zugewiesen hat. Die Stände stehen entlang der Rosenbergerstraße, der Neustadt und auf dem Luitpoltplatz, die dann ab 08.30 Uhr ihre Waren anbieten, denn ab da beginnt der offizielle Marktverkehr. Am Anfang ist der Markt weniger gut besucht, jedoch kommen Stunde für Stunde immer mehr Besucher. Beginnend in der Rosenbergerstraße stadteinwärts vom Stadtturm aus, stehen die Stände rechts entlang der Straße. Gleich beim ersten Stand kann man Apfelchips und Apfelbrot probieren, die den vorbeigehenden Marktbenützern, also den Besuchern angeboten werden. Andere Verkäufer sitzen oder stehen still hinter ihren Warentischen und warten bis interessierte Käufer kommen. Obwohl es an diesem Tag sehr kalt ist, sind im Laufe der Erhebung doch viele Leute unterwegs - Familien, einzelne Männer und Frauen, Freunde, Junge und Ältere. Das Warenangebot ist breit gefächert und erreicht somit jede Generation und alle sozialen Gruppen.
Händler beim Martini-Markt.
Da der Markt Ende November, also inmitten der stillen Feiertage und vor der Adventszeit stattfindet, sind die angebotenen Produkte sehr darauf spezialisiert. So gibt es mehrere Stände die Grabgestecke, Tannenzweige und Duftöle verkaufen aber auch viele, die Mützen, Handschuhe, Felle und Winterjacken offerieren. Insgesamt herrscht eine weihnachtliche, ruhige Stimmung, in der es nach Tannenzweigen und Ölen duftet und kein hektisches Markttreiben.
Händler beim Martini-Markt.
Gegenstände des Jahrmarktverkehrs sind im Jahr 2012 Textilien, Bekleidung und Mode, Lebens- und Nahrungsmittel, Haushaltswaren und Kleingeräte, Dekoratives und Pflanzen, Lederwaren, Winteraccessoires, Korbwaren und Wolle, sowie Spielwaren und Bücher. Gegenüber des Rathauses werden außerdem noch Autos ausgestellt. Die Marktbeschicker haben entweder eine Einzelzulassung, die nur für den Martini-Markt gilt oder eine Jahreszulassung, die sie berechtigt auf allen Märkten in Sulzbach-Rosenberg innerhalb eines Jahres ihre Waren zu verkaufen. Beide Zulassungen können sie durch eine Bewerbung beim Ordnungsamt erwerben. Nicht zum Jahrmarktverkehr zugelassene Gegenstände sind zum Beispiel lebende Tiere, frisches Fleisch, Kriegsspielzeug, Alkohol zum Verzehr an Ort und Stelle und explosive Gegenstände. Das ist jeweils nachzulesen in der Marktsatzung für Jahrmärkte in Sulzbach-Rosenberg unter www.sulzbach-rosenberg.de. Die Marktbeschicker locken potentielle Käufer mit Sonderaktionen und Mengenrabatten. Je lauter der Verkäufer dies verkündet, desto mehr Besucher versammeln sich vor seinem Stand. Haushaltsgeräte werden oft vor den Augen den Besuchern ausprobiert, um so die Funktionen besser erklären zu können und um das Kaufinteresse der Kunden zu gewinnen. Dabei ist es wiederum verboten die Waren zu versteigern oder mit technischen Hilfsmitteln schreiend auszurufen, was wieder in der Jahrmarktsatzung zu lesen ist.
Besucher beim Markt.
Während der Marktzeit sind die Straßen für den allgemeinen Fahrzeugverkehr gesperrt. Die Anwohner wurden schon im Voraus gebeten, ihre parkenden Fahrzeuge rechtzeitig zu entfernen es herrscht nämlich ein Parkverbot in der Innenstadt ab dem 17.11.2012 um 18.00 Uhr. Die Stadtlinien verkehren über einen Umweg über die Walter-Höllerer Realschule. Eine weitere Besonderheit am Markttag jedes Jahres ist, dass die Geschäfte der Innenstadt verkaufsoffenen Sonntag haben. Am 18.11.2012 öffnen sie um 13.00 Uhr und schließen um 18.00 Uhr. Aber nicht nur die Läden im Stadtkern, sondern auch ein paar wenige im gesamten Stadtgebiet haben in diesem Zeitraum geöffnet. Bei diesen Geschäften handelt es sich um sogenannte Einkaufsketten, einen Baumarkt und ein Sonderpostengeschäft, die es in vielen anderen Orten auch gibt.

Akteure

Die Akteure des Martini-Marktes sind zum einen die Besucher, also die Marktbenützer und zum anderen die Verkäufer, also die Marktbeschicker. Es besuchen sowohl Familien, Alleinstehende und Freunde als auch Kinder, Jugendliche, Erwachsene und Senioren den Markt. Dabei kann man beobachten, dass beide Geschlechter zu gleichen Teilen anwesend sind. Da das Warenangebot jede Alters- und soziale Gruppe anspricht, sind die verschiedensten Zielgruppen anzutreffen. Unterschiede kann man aber dennoch erkennen - interessieren sich die Männer eher für die Autoausstellung und die Kleingeräte, sind es die Frauen die Neugierde für Dekorationsartikel, Duftöle und und Haushaltswaren zeigen. Bei den Lebensmitteln, die direkt am Markt verzehrt werden können, wie zum Beispiel heiße Waffel und Bratwurstsemmeln aber auch beim Pferdemetzger und dem Antipastihändler halten sich Männer und Frauen die Waage und sind gleichermaßen vertreten. Über die Herkunft der Besucher ist nichts Genaueres bekannt, sicher ist, dass es sich überwiegend um Sulzbach-Rosenberger handelt. Da für den Martini-Markt aber in der örtlichen Tageszeitung geworben wird, die den ganzen Landkreis Amberg-Sulzbach und den Landkreis Auerbach erreicht, wird daher auch mit überregionalen Besuchern gerechnet. Bei den Marktbeschickern sind es ebenfalls gleichermaßen Frauen und Männer, die ihre Waren anbieten. Oft handelt es sich bei einem Stand um einen Familienbetrieb, sodass Ehepaare zusammen verkaufen. Dennoch kann man auch hier Interessantes feststellen - Dekorative Artikel, Kosmetika und Korbwaren werden eher von Frauen verkauft und ebenso sind die Stände von gemeinnützigen Organisationen, wie die Missionsgemeinschaft Offene Tür und der Förderverein der Krötenseeschule, mehr vor Frauen besetzt.

Raum

Übersicht über den Markt.
Der Martini-Markt findet wie schon öfter erwähnt, in der Innenstadt von Sulzbach-Rosenberg statt. Aktionsraum dabei ist der gesamte Luitpoltplatz, die Rosenbergerstraße auf der rechten Seite von Rosenberg aus kommend und die ganze Neustadt ohne Neutorgasse, da diese heuer gesperrt ist. Am 18.11.2012 herrschen eisige Temperaturen, weswegen alle Akteure dick in Winterkleidung eingepackt sind. Die sitzenden Marktbeschicker sind auch oft in Decken gehüllt. Die Stände sind entweder Themen entsprechend, weihnachtlich, herbstlich oder gar nicht dekoriert, je nachdem welche Waren angeboten werden. Die Stadt selbst hat bereits die Häuser mit den alljährlichen Lichterketten und den Tannengirlanden behängt, was eine erste weihnachtliche Stimmung erzeugt. Auch die Geschäfte, die ab 13.00 Uhr öffnen, sind teilweise schon für die Adventszeit ausgestattet und bilden so mit der Stadtdekoration ein weihnachtliches Gesamtbild, das die nächsten Wochen bis zum Heilig drei Königstag bestehen bleibt.

Brauchverständnis und Besucherstimmen

Bei der Braucherhebung wurden mehrere Besucher und auch Verkäufer zum Martini-Markt befragt. Dabei sind sich alle Interviewten einig, dass die Leute auf den Markt kommen hauptsächlich um zu bummeln, wegen einer festen Kaufabsicht und um Leute zu treffen. Überraschend ist es, dass jeder Interviewte genau weiß, wann der Markt stattfindet ohne dabei auf Werbung oder die Zeitung angewiesen zu sein. Man weiß einfach, wann der Martini-Markt ist, hieß die einstimmige Antwort. Das Besondere am Martini-Markt ist,laut einer Frau, die schöne Atmosphäre. Eine Besucherin Mitte 20 findet gut, dass mal was los ist in Sulzbach-Rosenberg. Als Positiv wurde auch oft der Bezug zu Weihnachten und die Vielfalt der Waren genannt. Ein weiterer wichtiger Punkt, der die Leute auf den Markt bringt, ist, das Zusammenkommen der Menschen in der Stadt. Wenn man durch die Straßen bummelt, sieht man immer wieder Personen, die sich grüßen und zuwinken oder Besucher die stehen bleiben um ein Gespräch zu führen. Der Brauch, alle Jahre auf den Martini-Markt zu gehen, ist ein gesellschaftliches Phänomen, das die Menschen zusammenbringt. Man trifft dadurch auch die Menschen, die man länger nicht mehr gesehen hat, oder die man nur flüchtig kennt, da neben einer Kaufabsicht, auch das Aufeinandertreffen der Menschen ein Grund ist, den Markt zu besuchen. Der Martini-Markt ist einer von den drei jährlich stattfindenden Märkten in Sulzbach-Rosenberg, wobei er zum best frequentierten Markt gehört, sowohl hinsichtlich der Besucherzahl, als auch der Händlerangebots. Das breit gefächerte Warenangebot, das teilweise schon auf die Weihnachtszeit einstimmt, wird von den Besuchern genutzt, um sich für die kalte Jahreszeit einzudecken. Bei den Bürgern von Sulzbach-Rosenberg ist der Martini-Markt schon fest im kulturellen Gedächtnis verankert, da er zu den festgesetzten Veranstaltungen im Jahresablauf gehört. Dadurch wird auch die Stadtidentität geprägt, denn dieser Termin ist bei allen befragten Besuchern allgegenwärtig. Nicht nur die Bewohner der Stadt sondern auch die Menschen, die nicht aus Sulzbach-Rosenberg kommen wissen über den Martini-Markt Bescheid, was wiederum die Stadtidentität prägt. Das Zusammenspiel der materiellen Motivation, also der Kaufabsicht und der gesellschaftlichen Motivation, also dem Treffen von Menschen, sind die zwei Hauptkriterien, die den Martini-Markt als Brauch kennzeichnen.

Organisation

Der Markt wird von der Stadt Sulzbach-Rosenberg veranstaltet und vom Marktamt, Luitpoltplatz 5, 92237 Sulzbach-Rosenberg, organisiert. Verantwortlich dafür ist Norbert Schejstal, der freundlicherweise viele Informationen bereitgestellt hat. Um eine Marktzulassung zu bekommen, muss man sich schriftlich beim Marktamt bewerben, die einem dann einen Verkaufsstand gegen Gebühren zuteilen. Die Jahrmarktgebühren richten sich nach der Größe der Standes. Obwohl die Meisten im Stadt- und Landkreisgebiet den Markt kennen, wird dennoch dafür Printwerbung betrieben. In den lokalen Tageszeitungen, der Sulzbach-Rosenberger Zeitung, der Amberger Zeitung und dem Neuen Tag, wurden im Voraus mehrere Artikel dazu veröffentlicht. Zum einen ein Großer über zwei halbe Seiten am 14.11.2012, der über den Markt allgemeine Daten, Fakten und Informationen zu den Waren und zur Geschichte enthielt, zum anderen eine Notiz im Veranstaltungskalender für das Wochenende um den 18.11.2012 und eine Randnotiz im Lokalteil Sulzbach-Rosenberg. Des weiteren warben der Bergstadtbote, die Rundschau und die Oberpfälzer Wochenzeitung mit Artikeln für den Markt.

Historische Genese und Forschungsstand

Geschichte des Martini-Marktes in Sulzbach-Rosenberg

Im Stadtarchiv der Stadt Sulzbach-Rosenberg lässt sich anhand von Urkunden die Abhaltung von Märkten seit 1498 nachweisen. Dazu gehörten die Wochenmärkte, die Feiertagsmärkte und die Ferkelmärkte, die jeden zweiten und vierten Mittwoch jeden Monats stattfanden. Nach Aufzeichnungen der Stadtkammer über die Abrechnung von Jahrmarktgebühren wurden bereits 1640 fünf Märkte in Sulzbach-Rosenberg abgehalten. Die fünf Märkte waren der Lichtmess-Markt, am 1. Sonntag nach Lichtmess, der Weißer-Sonntag-Markt, am Sonntag nach Ostern, der Johanni-Markt, am Sonntag nach Johanni, der Woiz-Kirwa-Markt, am vorletzten Sonntag im August und ab 1861 der Martini-Markt, am Sonntag nach Martini. Denn bis 1861 hieß der Markt Allerseelen-Markt und fand am Sonntag nach Allerheiligen statt. Auf Veranlassung des protestantischen Pfarramtes auf Weisung des Consistoriums, erfolgte dann eine Verlegung auf den Sonntag nach Martini. In den siebenseitigen Auszügen des Stadtarchivs über Märkte in Sulzbach-Rosenberg stehen viele kleine Absätze, alle jeweils genau terminiert, über die Verlegung von einzelnen Märkten wegen den Wetterverhältnissen, Beschwerden von Anwohnern und Pfarrämter über die Aufstellung der Buden, das Einsammeln der Gebühren und Änderungen der Jahrmarktordnung. Daraus erfährt man, dass das Markttreiben eine große Rolle in Sulzbach-Rosenberg spielte. Viele Bewohner waren besonders an die Wochenmärkte angewiesen um ihren täglichen Bedarf zu decken. Speziell über die Geschichte des Martini-Marktes lässt sich nur der Eintrag über die Verlegung des Allerseelenmarktes auf den Sonntag nach Martini finden. Eine Anfrage des Bezirks über bewilligte Märkte beantwortete man am 10. August 1865 mit der Aussage, dass die Zeit der Bewilligung bezüglich der Jahrmärkte längst nicht mehr bekannt sei. Jeder Markt hat auch 4 Tage gedauert, tatsächlich aber währt längst schon keiner mehr über einen Tage. 1961 wurde durch eine Kreisverordnung festgelegt, dass an den Märkten die Ladengeschäfte geöffnet sein dürfen. Die Märkte finden in der Neustadt und auf dem Luitpoltplatz statt. Ab Mitte der 90er Jahre wird auch die Rosenbergerstraße einseitig als Marktbereich genutzt, und zwar vom Rathaus bis zum Stadtturm. Seit dieser Erweiterung wird auch die Innenstadt für den allgemeinen Fahrzeugverkehr gesperrt und es herrscht Parkverbot, das schon am Vorabend des Marktes verhängt wird. Auch die Busse verkehren am Markttag über einen Umweg. Am 22. Februar 2000 hat schließlich der Stadtrat von Sulzbach-Rosenberg beim Beschluss der damaligen Marktsatzung festgesetzt, die Sommermärkte an Johanni und an der Woizkirwa ab dem Jahr 2001 nicht mehr durchzuführen. Ebenso wurden die Jahrmarktgebühren angehoben. Seit diesem Datum also, wird der Martini-Markt so durchgeführt, wie er am 18.November 2012 erforscht wurde.

Martin von Tours und der Martinsfesttag

Der hl. Martin von Tours.
Leben und Wirkungsgeschichte des Bischofs von Tours Die Bräuche um den Martinstag gehen zurück auf Martin, den Bischof von Tours. Bei der nun folgenden Schilderung seiner Lebensgeschichte handelt es sich um keinen sicheren Tatsachenbericht, obwohl man über relativ zeitnahe Biographien verfügt. Der heilige Martin ist eine Symbolfigur mit Vorbildcharakter, er zählt zu den populärsten Heiligen des Christentums und gilt als Legende. Man kann deswegen keine vollständige Rekonstruktion herstellen und man muss die Aussagen und Quellen kritisch betrachten. Martin wurde also um 316/317 als Sohn eines römischen Offiziers, in Sabaria, Hauptstadt der römischen Provinz Pannonien, dem heutigen Szombathely in Ungarn, geboren. Mit 15 trat er selbst in die römische Armee ein und diente in einer Eliteeinheit, der berittenen kaiserlichen Leibgarde, den scholares alae, zunächst unter Konstantin und später unter Julian3 . Während seiner Dienstzeit hätte er sich durch gute Taten ausgezeichnet - er half den Kranken, Notleidenden und Hungernden und behielt nur so viel von seinem Lohn zurück, was für das tägliche Leben unverzichtbar war. Neben den vielen, weiteren Erzählungen um Martin, gilt die Mantelepisode als das Ereignis, das bis heute das Andenken an Martin prägt. Um 334, also mit 18 Jahren, sei der junge Gardeoffizier in Amiens stationiert gewesen. Eines Tages, an einem bitterkalten Wintertag, ritt er nach Amiens ein, als ihn ein Bettler um Almosen anflehte. Da er selbst nichts anderes als seinen Militärmantel, den er am Leib trug, bei sich hatte, beschloss er kurzerhand diesen mit dem Schwert zu teilen, um den Bettler eine Hälfte davon zu geben. In der darauffolgenden Nacht (...) sei ihm in der Gestalt dieses Bettler der Heiland erschienen und habe ihm für seine Wohltat gedankt. Unmittelbar danach erfolgte seine Taufe. Um 356 drohten die Germanen in Gallien einzufallen, weswegen ein Teil der Armee unter Kaiser Julian an die Ostfront zusammengezogen wurde. Eine wichtige Schlacht hätte also bevorgestanden, aus diesem Grund wurden hohe Geldsummen (Donativa) an die Offiziere verteilt. Im Heerlager bei Worms sei es schließlich zur entscheidenden Begegnung zwischen Martin, dem christlichen Gardeoffizier und Kaiser Julian, der das Christentum ablehnte gekommen. Martin erbat die Entlassung aus dem Militär, weil er sich als Christ nicht berechtigt sah, mit der Waffe zu kämpfen und Blut zu vergießen, wollte er folgerichtig auch keine Prämie annehmen. Mit 40 Jahren verlässt Martin die Armee und begibt sich nach Poitiers, um Schüler des Bischofs Hilarius zu werden. Nach fünf Jahren als Einsiedler gründete er das Kloster von Ligugé, wobei er viele Anhänger seiner Lebensform fand. Nach weiteren zehn Jahren als Mönch wird er 371, durch seine große Popularität, als Bischof von Tours geweiht. Martin erlangt Berühmtheit als Heidenmissionar und Wundertäter. Am 8. November 397 stirbt Martin im Alter von 81 Jahren während einer seiner Seelsorgerreisen. Am 11 November wurde er in Tours, unter großer Anteilnahme, beerdigt. Martinsfesttag
Laternen zum Martinstag.
Am 11. November, am Tag der Beisetzung des heiligen Martin, finden viele verschieden Feste und Bräuche statt. Das liegt zum einen an der großen Bekanntheit von Martin, durch die vielen über ihn verfassten Schriften und zum anderen an dem Termin seines Festes. An diesem Datum beginnt nämlich die 40-tägige Fastenzeit, die Quadragesima Sancti Martini, oder das Epiphaniasfasten, die bis zum 6. Januar anhält. Am Vorabend des Martinstages, wird ähnlich wie vorm Aschermittwoch, getrunken gefeiert und gegessen und der Martinstag selbst hatte, wie der Aschermittwoch, einen Schwellenfest-Charakter. Der Tag war außerdem Winteranfang, Rechts- und Zinstermin und Beginn des neuen Wirtschaftsjahres (Gesindewechsel, Markttag, Almabtrieb). So feierte man die glückliche Ernte und den wohltätigen Sankt Martin, der bereits im 5. Jahrhundert nachweislich als Heiliger angerufen wurde. Als Schutzpatron tritt er bei Ländern und Armeen, Rittern, Soldaten, Reisenden, Flüchtlingen, Huf- und Waffenschmieden, Alpenhirten, Bettlern, Tuch-, Kappen- und Handschuhmachern, Webern, Gerbern, Schneidern, Bauern, Hirten, Winzern, Gastwirten, Hoteliers, Müller und Zechern auf. Die Löhnung der Knechte und Mägde, die an Martini ihre Arbeit beendeten, bestand früher aus Kleidung, Naturalien und freien Wiesen, Feldern und Wald. Daneben fand an diesem Datum auch die Vergabe der Winterwohnungen an Landarbeiterfamilien und Tagelöhner statt und mit der einhergehenden Fastenzeit mussten die Lebensmittel verbraucht werden, die nicht fastenzeittauglich waren. Das geschah eben durch die zahlreichen Bauernfeste. An Martini finden bis heute zahlreiche Bräuche statt. Es gibt die Martinsgans, Martinsumzüge, Laternenzüge, Martinsgebäcke, die Martinigerte und den Martinssegen, Martinsspiele, der Fastnachtsbeginn und Martiniritte, um nur einige Beispiele zu nennen. Da der Fokus dieses Artikels aber auf dem Martini-Markt in Sulzbach-Rosenberg liegt, wird auf die Details der anderen Bräuche nicht weiter eingegangen. Martinimärkte oder Martinikirchweihen, wie es ihn in Sulzbach-Rosenberg gibt, wurden vor allem abgehalten um sich Waren für Haus und Hof für den bevorstehenden Winter zu kaufen. Sie fanden meistens auf dem Land statt. Auf den Märkten boten auch das landwirschaftliche Gesinde seine Arbeitskraft neuen potentiellen Arbeitgebern an. In der heutigen Zeit findet auch der Martini-Markt in Sulzbach-Rosenberg noch statt, um sich für den kommenden Winter einzudecken. Daran orientiert sich eben auch das Warenangebot, das maßgeblich entscheidend für den andauernden Erfolg des Marktes ist.

Forschungsstand

Die Forschung zu Martin von Tours ist sehr weit fortgeschritten und man findet viele gute Werke zu seinem Leben, seinen Taten und seiner Wirkung bis in die Gegenwart. Auch zu den Martinsbräuchen gibt es zahlreiche Literatur, allerdings werden dort, außer in den Lexikas, die Martinsbräuche nur ortspezifisch beschrieben. Zum Martini-Markt speziell in Sulzbach-Rosenberg gibt es noch kein wissenschaftliches Werk, weswegen sich die empirische Dokumentation ganz allein auf die Braucherhebung am 18.11.2012 stützt.

Literatur

  • Becker-Huberti, Manfred: Lexikon der Bräuche und Feste, Herder Verlag, Freiburg, 2007.
  • Becker-Huberti, Manfred: Der heilige Martin, Leben, Legenden und Bräuche, Greven Verlag, Köln, 2004.
  • Eichenseer Adolf J./Eichenseer Erika: Oberpfälzer Leben, Ein Hausbuch von Fronleichnam bis Martini, Morsak Verlag, Grafenau, 2009
  • Happ, Martin: Alte und neue Bilder vom heiligen Martin, Brauchtum und Gebrauch seit dem 19 Jahrhundert, Böhlau Verlag, Köln, 2006.
  • Moser, Dietz-Rüdiger: Bräuche und Feste im christlichen Jahreslauf, Styria Verlag, Graz, Wien, Köln, 1993.

Weitere Quellen

  • Auszüge aus dem Stadtarchiv von Sulzbach-Rosenberg.
  • Zeitungsartikel vom 3. Oktober 2000 in der Sulzbach-Rosenberger Zeitung.
  • Jahrmarktsatzung der Stadt Sulzbach-Rosenberg.
  • Listen der Einzel- und Jahreszulassungen der Händler des Martini-Marktes.
  • Ständepläne.
  • Öffentliche Bekanntmachungen über die Verkehrsregelung anlässlich des Martini-Marktes und über die Offenhaltung von Verkaufsstellen anlässlich des Martini-Marktes.

Karte