Marien-Wallfahrtsort Fatima

Einstiegsinformation

Der zentrale Platz in Fatima.
In Portugal liegt zirka 50 Kilometer vom Atlantischen Ozean entfernt die Stadt Fatima. Sie befindet sich außerdem 130 Kilometer nördlich von der Hauptstadt Lissabon und zählt zirka 11 500 Einwohner. Jährlich zieht es tausende Gläubige nach Fatima, denn dort befindet sich einer der größten Marien-Wallfahrtsorte der Welt. „Als Wallfahrten bezeichnet man religiös motivierte Wanderungen und Fahren zu heiligen Orten, Gnadenbildern, Wirkungsstätten, Gräbern und Reliquien von Heiligen. Sie existieren in verschiedenen Religionen […].“ Fatima ist ein christlich-katholischer Wallfahrtsort.

Vorgeschichte

Während der Zeit des Ersten Weltkrieges befanden sich die mächtigsten Nationen im Kampf gegeneinander. Tod, Armut und Zerstörung waren das bestimmende Bild der Jahre 1914-1918. Die im Jahr 1917 stattfindende Revolution in Russland war Grund für die Verfolgung der Religionen und der Verbreitung des Atheismus. Kirchen wurden verbrannt, Geistliche verfolgt und die Auslebung der eigenen Religion verboten. In dem kleinen Dorf Aljustrel bei Fatima in Portugal lebten drei Kinder. Ihre Namen waren Lucia dos Santos (10 Jahre), ihr Cousin Francisco Marto (9 Jahre) und seine Schwester Jacinta (7 Jahre). Diese Kinder waren damals für die Schafherde der Familie verantwortlich. Sie mussten mit den Schafen auf die Felder ziehen, diese Hüten und abends wieder nach Hause führen. Zu dieser Zeit waren die Menschen in den Dörfern trotz der politischen Umstände sehr gläubig. Die Kinder beteten regelmäßig, auch wenn sie gemeinsam die Schafe hüteten. Im Jahr 1916 sahen die Kinder dreimal eine Engelsgestalt, die die Erscheinung der Hl. Jungfrau ankündigte. Jedes Mal beteten die Kinder mit dem Engel um die Bekehrung der Sünder. Bei der letzten Erscheinung des Engels hielt der Engel einen Kelch in der Hand. Er erteilte den Kindern die heilige Kommunion (Ausgabe der Hostie; Leib Christi).

Nossa senhora do Rosário

Die Basilika in Fatima.
Nossa senhora do Rosário heißt wörtlich übersetzt "Unsere liebe Frau vom Rosenkranz".

Die Erscheinungen der Heiligen Jungfrau Maria

Die sechs Erscheinung der Heiligen Jungfrau Maria ereigneten sich vom 13. Mai bis zum 13. Oktober 1917. Die Hirtenkinder weideten ihre Schafe als sie die erste Erscheinung sahen. Die erste Erscheinung Am 13. Mai 1917 wurde in Cova da Iria (Friedensmulde) die erste Erscheinung gemeldet. Während dieser Erscheinung hat die Heilige Jungfrau Maria die Kinder aufgefordert, jeden Tag den Rosenkranz zu beten. Außerdem sollten sie sechs Monate lang jeden 13. im Monat an der Stelle auf die Erscheinung der Heiligen Jungfrau Maria zu warten. Die letzte Erscheinung beeinhalte ein Wunder, welches die Kinder dann bezeugen konnten. Die Kinder wollten das was sie erlebt hatten für sich behalten und niemanden davon erzählen. Jacinta konnte aber das Geheimnis nicht für sich behalten. Die Menschen im Dorf verspotteten die Kinder und deren Familie, weil sie ihren Geschichten keinen Glauben schenkten. Die zweite Erscheinung Am 13. Juni 1917 fand in Cova da Iria die zweite Erscheinung statt. Trotz der Ungläubigkeit vieler Menschen sind an diesem Tag etwa 40 Menschen mit zur Cova da Iria gegangen um die Erscheinung selbst mitzuerleben. Bei dieser Erscheinung versprach die Heilige Jungfrau Maria Francisco und Jacinta bald mit in den Himmel zu nehmen. Lucia müsse aber auf der Erde bleiben um den Glauben an die Heilige Jungfrau Maria weiter zu verbreiten. Außerdem beteten die Kinder wieder den Rosenkranz mit der Heiligen Jungfrau Maria. Die dritte Erscheinung Am 13. Juli 1917 fand in Cova da Iria die dritte Erscheinung statt. Die Heilige Jungfrau Maria zeigte den Kindern ein Bild der Hölle. Es war ein schreckliches Bild und die Kinder waren sehr erschrocken, dass das der Ort sei an den die Seelen der Ungläubigen kommen.Die Heilige Jungfrau Maria verkündete, dass durch regelmäßiges Beten Frieden in Russland einkehren würde. „Wenn man tut, was ich euch sage, werden viele Seelen gerettet werden, wird Rußland sich bekehren und der Welt eine Zeit des Friedens geschenkt werden. Wenn nicht, werden verschiedene Nationen vernichtet werden. Am Ende aber wird mein Unbeflecktes Herz triumphieren.“ Die Höllenvision und die Prophezeihung für Russland bilden die ersten beiden Teile des "Geheimnisses von Fatima". Die vierte Erscheinung Die vierte Erscheinung fand am 19. August 1917 in Valinhos statt. Die eigentliche Erscheinung der Hl. Jungfrau wäre am 13. August gewesen. Die Kinder waren zu dieser Zeit jedoch eingesperrt. Der Präsident des Kreistages hatte die Kinder drei Tage eingesperrt. Am 19. August aber erschien die Hl. Jungfrau den Kindern, als sie an einer anderen Stelle ihre Schafe weideten. Sie versprach den Kindern wieder ein Wunderzeichen, welches sie im Oktober zeigen würde. Die Heilige Jungfrau befahl den Kindern viel zu beten und auch Opfer für die Sünder zu bringen um deren Seelenheil zu gewährleisten. So verzichteten die Kinder auf Wasser und Brot und banden sich einen Strick um den Leib um mehr Leid zu spüren. Die fünfte Erscheinung Die fünfte Erscheinung fand am 13. September 1917 in Cova da Iria statt. Auch wenn viele Menschen die Erzählungen der Kinder und der Zeugen nicht ernst nahmen versammelten sich mehr als 20.000 Menschen um der Erscheinung der Heiligen Jungfrau Maria beizuwohnen.Die Menschen sahen eine Lichtkugel heran fliegen, diese streute weiße Flocken wie Blütenblätter vom Himmel. Die Kinder sollten weiterhin den Rosenkranz beten. Außerdem kündigte sie für die letzte Erscheinung ein großes Wunder an, welches auch den Ungläubigen den Glauben näher bringen soll. Die sechste Erscheinung Die sechste Erscheinung fand am 13. Oktober 1917 in Cova da Iria statt. An diesem Tag versammelten sich 70000 Menschen in der Cova da Iria. Die Botschaft dieser Erscheinung war: „Ich bin Unsere Liebe Frau vom Rosenkranz. Man bete weiterhin den Rosenkranz. Ich will, daß man hier eine Kapelle errichte. Man beleidige den Herrn nicht mehr, der bereits so sehr beleidigt worden ist.“ Nach dieser Aussage geschah das sogenannte Sonnenwunder. Angeblich drehte sich die Sonne dreimal um sich selbst und Strahlen in Regenbogenfarben fielen auf die Zuschauer. Dann verfärbte sich die Sonne blutrot. In drei Bewegungen schien die rote Sonne vom Himmel zu fallen. Die Zuschauer hatten Angst und fielen auf die Knie. Obwohl es an dem Tag sehr regnerisch war, waren binnen Sekunden die Klamotten der Zuschauer wieder komplett trocken.
Grabstätte von Francisco.

Tod und Seligsprechung der Hirtenkinder

Francesco starb im Jahr 1919 und Jacinta 1920 an der Spanischen Grippe. Beide wurden am 13. Mai 2000 von Papst Johannes Paul II. selig gesprochen. Dies war ein großes Fest in Fatima. Und jahrelang war die Basilika mit zwei Fotos der Kinder geschmückt. Lucia ist im Jahre 1925 noch einmal die Hl. Jungfrau erschienen. Dann zog sie in ein Kloster in Portugal, in dem sie bis zu ihrem Lebensende lebte. Lucia starb 2005 im Alter von 97 Jahren. Sie wurde nach ihrem Tod ebenfalls selig gesprochen.

Die Entwicklung zur Großwallfahrt

Grabstätte von Jacinta und Lucia.
1919 entstand an der Cova da Iria (Friedensmulde) eine kleine Kapelle. Sie wurde jedoch wenig später von Glaubensgegner zerstört. Kurze Zeit später haben die Menschen die Kapelle jedoch wieder errichtet. Diese Kapelle ist die sogenannte Erscheinungskapelle. Gleich neben der Kapelle befindet sich der Baum der Erscheinung. An diesem Baum fanden die Erscheinungen der Hl. Jungfrau Maria statt. Im Jahr 1928 war die Grundsteinlegung der Basilika (Bild zu Beginn des Artikels), die heute den Mittelpunkt des Platzes darstellt. Sie ist sehr groß und imposant. In dieser Basilika befinden sich auch die Grabstätten der drei Seherkinder Lucia, Jacinta und Francisco.
Der Baum der Erscheinung.
Die recht ländliche Gegend entwickelte sich erst durch die Ereignisse zu einer richtigen Stadt (Fatima wurde 1997 zur Stadt ernannt). Um den Ort der Erscheinung wurden Pilgerherbergen und Klosterhospizen errichtet. Immer mehr pilgerten zu der Kapelle und der Stelle um zu beten und Buße zu tun. Die vielen Besucher des Wallfahrtsortes kurbelten auch den Tourismus an. Um den Platz herum stehen heute viele Stände, an denen Rosenkränze, Marienstatuen oder Ähnliches verkauft werden. Im Jahr 2007 wurde eine neue, sehr moderne Kirche gegenüber der Basilika errichtet. Sie wir die Dreifaltigkeitskirche genannt. Sie besitzt 13 Türen, die dient der Symbolik dieser Kapelle. Zwölf Türen stehen für die zwölf Apostel. Die Haupttüre symbolisiert Jesus Christus.

Religiöse Bräuche im Wallfahrtsort

Neben den regelmäßig stattfindenden Messen in den Kirchen finden auch besondere Bräuche in Fatima statt.

Kerzen verbrennen

Kerzen in Fatima.
Kerzenverkauf.
Neben der Erscheinungskapelle kann man Kerzen anzünden und für Kranke, Sterbenden, Tote oder auch geliebte Menschen beten. Außerdem kann man ganze Körper oder auch Körperteile aus Wachs kaufen und diese dort verbrennen. Dafür vorgesehen sind große schwarze Wände mit Auffangbecken. Dort kann man die Körperteile reinlegen oder die Kerzen in die Vorrichtungen stecken. Meistens stehen die ganzen Körper für Kinder. Durch die Verbrennung der Wachsfigur besiegelt man sein Gebet in der Hoffnung, dass es in Erfüllung geht. Die Körperteile stehen immer für das Körperteil für das man betet. Ein Gläubiger mit einem Tumor im Arm, würde beten und dann einen Wachsarm verbrennen. Gegen eine kleine Gebühr, kann man die Kerzen vor Ort kaufen. Seit Jahren ist das Anzünden der Kerzen sehr wichtig für Gläubige. Jedesmal wenn diese in Deutschland lebende Portugiesin ihr Heimatland besucht, fährt sie extra nach Fatima um dort zu beten

Den Leidensweg kniend begehen

Aufstellen der Kerzen.
Gläubige, die ihrem Gebet besonderen Nachdruck verleihen wollen gehen oft den sogenannten Leidensweg. Das ist ein vorgepflasterter Weg, auf dem die Betenden auf den Knien entlangrutschen und dabei den Rosenkranz beten. Dabei beginnen sie am Anfang des Platzes und rutschen vor bis zur Erscheinungskapelle um diese dann zu umkreisen. Nach dem Leidensweg gehen viele noch in die Kapelle um ihr Abschlussgebet zu beten. Das Klima in Portugal ist ziemlich warm und oftmals sind Familienangehörige dabei und laufen neben den Betenden her um sie moralisch zu unterstützen und auch mit Wasser zu versorgen. Dieses traditionelle Knien ist sehr kräftezehrend und anstrengend.

Verschiedene Generationen in Fatima

Der Knieweg in Fatima.
Frau Irene Neves (1. Generation): "Ich war früher als Kind mit meiner Mutter jedes Jahr dort. Wir haben immer gemeinsam gebetet. In Portugal ist die Geschichte der Hirtenkinder stets präsent und man wird oft damit konfrontiert. Deswegen zweifle ich auch keine Sekunde an den Erscheinungen und den Erzählungen der Kinder. In Portugal waren die Menschen sehr traurig als Lucia gestorben ist. Sie war der letzte Anker für alle Ungläubigen. Während den Jahren hat sich das Bild in Fatima sehr verändert. Alles ist größer und voller geworden. Manchmal habe ich Zweifel, ob die Besucher noch wegen den richtigen Beweggründen diesen Ort aufsuchen." Frau Ana Paula Haisch (2. Generation): "Ich lebe in Deutschland seit ich 15 Jahre alt bin. Trotzdem habe ich meine Wurzeln nicht vergessen. Ich habe meinen Kindern oft die Geschichte von den drei Hirtenkindern erzählt. Sie waren sehr wissbegierig und begeistert. Der Glaube spielt in unserer Familie eine wichtige Rolle. Deswegen sind wir jedesmal wenn wir in Portugal im Urlaub waren nach Fatima gefahren und das wird auch Familientradition bleiben. Sowie das Anzünden der Kerzen. Wir zünden immer für unsere verstorbenen Famillienangehörige eine Kerze an und bitten darum, sie eines Tages wieder zu sehen. Mich beruhigt dieser Ort sehr und ich fühle mich stets geborgen und richtig aufgehoben. Dieses Gefühl möchte ich meinen Kindern weiter geben, sodass sie es hoffentlich mal an ihre Kinder weitergeben." Frau Franziska Haisch (3. Generation): "Ich bin in Deutschland geboren und nur zur Hälfte Portugiesin. Ich bin nicht so gläubig wie meine Mutter und meine Oma. Trotzdem finde ich diesen Ort sehr beeindruckend. Auf dem Platz muss man sich an bestimmte Regeln halten: Frauen dürfen nicht zu freizügig angezogen sein und Männer müssen ihre Mützen abnehmen. Da ich schon seit ich denken kann einmal im Jahr an diesem Ort bin habe ich schon viel gesehen. Von Müttern, die ihre kranken Kinder im Arm halten und weinend den Leidensweg auf den Knien gehen oder ältere Menschen, die sogar eine Stütze brauchen um auf dem Leidensweg nicht umzufallen. Diese Hingabe ist sehr beeindruckend und hinterlässt bleibende Eindrücke bei den Zuschauern. Das Anzünden der Kerzen ist für mich persönlich das Wichtigste. Wir gedenken somit den verstorbenen Familienangehörigen und Freunden. In solchen Momenten fühlt man sich ihnen sehr nahe. Auch wenn der Tourismus dort stetig zunimmt und die Souvenir-Läden immer mehr Geld machen glaube ich fest daran, dass die Besucher den religiösen Hintergrund dieses Ortes achten."

Gewährspersonen

  • Familie Neves: Gläubige Christen und in Portugal geboren. Seit 35 Jahren leben sie nun in Deutschland. Sehr viele Informationen sind deswegen aus erster Hand, da sie selbst jedes Jahr wenn sie im Urlaub sind diesen Ort besuchen.Oma: Irene dos Reís Neves. Mutter: Ana Paula Haisch, geb. Neves. Tochter: Franziska Haisch.

Weblinks

Literatur

  • Brems, Franz Josef: Marienwallfahrtsorte in Europa: ein kulturgeschichtlicher Führer, München, 1994, S. 82 - 86
  • Rossi, Severo: Fatima. Ort der Hoffnung und des Friedens, Portugal. Jahr unbekannt, Broschüre für Gläubige die auf Wallfahrt gehen.

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