Dieser Brauch findet im Turnus von allen drei Jahren statt. Der nächste Termin ist um den 01. Mai 2024.
Einstiegsinformation
In Antdorf, Landkreis Weilheim-Schongau, findet alle drei Jahre am Sonntag nach dem 1. Mai das Mailaufen der ledigen Mädchen statt. In diesen Jahren wird jeweils auch der neue Maibaum aufgestellt. Das Mailaufen ist in Bayern einmalig. 2009 war es wieder so weit.
Ablauf
Am Mailaufen dürfen nur ledige Burschen und Mädchen ab 18 Jahren teilnehmen, die ihren ersten Wohnsitz im Dorf haben. Der Teilnehmerzahl ist nach oben keine Grenze gesetzt, allerdings müssen es immer drei Burschen mehr sein als Mädchen, damit am Schluss drei übrig bleiben.
Aus der Burschenschaft werden Zusammentreiber (meistens die älteren Jahrgänge) festgelegt, die ab dem späten Vormittag die teilnehmenden Mädchen zusammentreiben, d. h. von zuhause abholen. Mit dabei sind außerdem meistens die Verantwortlichen vom Maibaumaufstellen mit Goaseln (Peitschen). Zwei Burschen tragen einen mit frischen Brezen behängten Besenstiel über den Schultern, andere haben gefüllte Maßkrüge dabei und begleitet werden sie dabei von einem Akkordeonspieler. Es versteht sich dabei von selbst, dass es bei dieser Aktion laut und lustig zugeht.
In den Häusern werden die Zammtreiber schon erwartet und entsprechend bewirtet. Nach einem kurzen Aufenthalt bei jeder Familie ziehen sie mit der Tochter des Hauses weiter zum Haus des nächsten Maimadl. Ist ungefähr die Hälfte abgeholt, werden sie gemeinsam zum Gasthof Orterer gebracht. Dort ist der Treffpunkt für alle Mädchen. In der Zwischenzeit treffen die Burschen im Klasenbauer-Anger ein und setzen sich Schulter an Schulter auf eine lange Bretterbank am Ende der frisch gemähten Wiese. Obligatorisch für die Teilnehmer ist die einheitliche Bekleidung: Alle tragen kurze Lederhosen mit grünen oder bestickten, gekreuzten Hosenträgern, weiße Hemden und einen grünen Hut, und sind von hinten für die Läuferinnen nicht zu unterscheiden.
Gegen 15.00 Uhr nachmittags ziehen die Mädchen, angeführt von der Antdorfer Blaskapelle und vom Vorsitzenden des Trachtenvereins, in den Anger ein. Die Spannung steigt, und schnell werden noch die Pumps gegen die lauffreundlicheren Turnschuhe eingetauscht, die Mütter oder Freundinnen schon bereithalten, um dann die Position für das spannende Finale einzunehmen. Alternativ wird von den Teilnehmerinnen auch vorgezogen, barfuß zu laufen. Jene Mädchen, die im Vorfeld für das Mailaufen Spenden gesammelt haben, bekommen ein paar Schritte Vorsprung, und auf ein Trompetensignal hin beginnt der Sprint.
Die Mädchen laufen so schnell sie können zu ihren Maiburschen, die sie nun bis zum Abend zechfrei halten müssen. Haben sich die Paare gefunden, ziehen sie gemeinsam mit der Blasmusik aus dem Anger heraus zum Platz vor dem Gasthaus Petermichl. Nach einem Walzer und einem Schuhplattler begeben sich die Paare als geschlossene Gesellschaft ins Schützenheim. Die leer ausgegangenen Burschen müssen am Nachmittag die Tanzpartnerin durch einen Reisigbesen ersetzen oder sich mit der Stalllaterne weiter auf die Suche nach einem Mädchen begeben. Erst am Abend ist im Schützenheim öffentlicher Maitanz.
Ein gemeinsamer Wochenendausflug aller Teilnehmer und Teilnehmerinnen ein paar Wochen später ist dann sozusagen der krönende Abschluss, bis es drei Jahre später wieder heißt: Auf gehts zum Mailaufen!
Hintergrund-Infos
Wann und wie das Mailaufen nach Antdorf kam, ist ungeklärt. Im Gemeindearchiv existiert eine Urkunde, die belegt, dass bereits seit 1792 in Antdorf ein Maibaum aufgestellt wird. Das Mailaufen ist darin nicht erwähnt.
Das Antdorfer Mailaufen gilt als singulär in Bayern. Es ist ein gesellschaftliches Ereignis des Dorfes, das viele Zuschauer aus den umliegenden Gemeinden anzieht und es kommt nur selten vor, dass es jemand aus dem Kreis der teilnahmeberechtigten Burschen und Mädchen ablehnt, bei dem Spektakel mitzumachen. Von den zurückliegenden Mailäufen gibt es viele Anekdoten und Geschichten und gerade ältere Leute berichten gerne von ihren Erlebnissen bei diversen Mailäufen.
Ein anderes Fest mit Wettrennen ist der Schäferlauf, wie er im Rahmen von Heimatfesten in Markronigen, Heidenheim an der Brenz, Bad Urach und Wildberg stattfindet, also in Baden-Württemberg. Dabei gehts allerdings barfuß über Stoppelfelder und auch sonst gibt es eingie Unterschiede zum Mailaufen in Antdorf.
Literatur
Rattelmüller, Paul Ernst: Bewahrtes Brauchtum. München 1989.
Schuberth, Ottmar: Maibäume. Tradition und Brauchtum. Peißenberg 1995.
Kapfhammer, Günther: Brauchtum in den Alpenländern. München 1977.
Karte
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Ws wird erzählt, dass der Pfarrer von Antdorf das Mailaufen „erfunden“ hat, da es zu der Zeit zu wenig Hochzeiten, Kinder und Taufen gegeben hat. Könnt gut sein!
Ws wird erzählt, dass der Pfarrer von Antdorf das Mailaufen „erfunden“ hat, da es zu der Zeit zu wenig Hochzeiten, Kinder und Taufen gegeben hat. Könnt gut sein!