Maien

Termin

Dieser Brauch findet alljährlich am 01. Mai statt.

Einstiegsinformation

Unter Maien oder Mayen versteht/verstand man einen belaubten Zweig, wenn er im Frühjahr sein erstes frisches Grün zeigt. Maien heißen auch außerhalb des Monats Mai als festlicher Schmuck oder Auzeichnung verwendete Zweige.

Ablauf

Maien

Im Landkreis Augsburg ist es heute noch üblich, dass sich so manches Mädchen am Morgen des 1. Mai über eine mit bunten Bändern geschmückte Birke – ein „Moiala“ oder „Maiele“ – freuen darf. Für das Setzen dieser Auszeichnung ist ihr Verehrer verantwortlich, der das Ganze eher heimlich arrangiert.

Die Bezeichnung Maien ist kaum noch bekannt. Bei den zu Festen wie z.B. Hochzeit, Weißer Sonntag, Kirchweih u.a. am Eingang der Kirchen und Wirtschaften oder am Haus der feiernden Familie aufgestellten Birkenzweigen haben wir Maien aber auch heute nicht selten vor Augen.

Hat man nicht nur grünende Zweige oder junge Bäume vor sich, sondern hoch aufragende, solitär stehende Bäume so sind das ausgewachsene Maibäume, Kirchweih-, Hochzeits- oder z.B. Geburtstags-Jubiläums-Bäume, deren Aufstellen und Umlegen ganz anderen Bedingungen unterliegt und in einem Zusammenhang mit einer größeren Gemeinschaft steht (Gemeinde, Verein, Freundeskreis).

Schandmaien

Das Gegenstück zu einem ehrenden Maien, wie es das „Maiele“ ist, ist der Schandmaien: ein verdörrter Zweig oder Besen, der statt eines schönen grünen Maien in den Vorgarten gesetzt wird. Heute kann es ein enttäuscht wütender abgelehnter Liebhaber sein, der so ein Zeichen aufstellt, was aber absolut selten ist. Betroffene empfinden das logischerweise als eine Zumutung. Es besteht in der heutigen Gesellschaft Einigkeit darüber, dass es ungehörig ist, einer Frau, die einen Mann ablehnt (oder einem Mann, der eine Frau ablehnt), weiter nachzustellen und dies auch noch durch ein Zeichen in einem öffentlich einsehbaren, aber als Privatsphäre empfundenen Raum zu bekunden. Zu sehen war so ein Schandmaien – ein in der Nacht vom 30. April zum 1. Mai aufgestellter, verdörrter Baum mit entsprechendem Spruch – vor wenigen Jahren in einer schwäbischen Kleinstadt.

Hintergrund-Info

Historisches zum Begriff „Maien“

Der Name „Maien“ wird vom Monat Mai abgeleitet. In Luthers Übersetzung der Bibel lautet der 118. Psalm, Vers 27: „Schmücket das Fest mit Maien bis an die Hörner des Altars“. Der Begriff „Maien“ taucht auch schon 1491 in Rechnungen der herzoglichen Rentmeisterei in München auf. „Maien“ war ein gängiger Begriff für Zweige oder (kleine) Bäume, die zum Schmuck bei weltlichen oder kirchlichen Festen (Pfingsten, Fronleichnam, Weihnachten) verwendet wurden, egal ob diese Feste im Mai gefeiert wurden oder nicht.

Maibuschen hießen gemalte oder auf andere Weise künstlich erzeugte Blumenarrangements in Vasen, wie sie als Altarschmuck in Kirchen (z.B. aus Perlen, Draht, Pappe, Stoff) verbreitet oder als Möbeldekor auf Truhen, Betten und Schränken beliebt waren und z.B. auf den sogenannten „Bauernmöbeln“ noch sind.

Es gab auch “’Weihnachtsmaien“‘, d.h. immergrüne oder blühende Zweige, die zur Weihnachtszeit als Schmuck im Haus dienten. Bekannt sind in unseren Breiten bis heute die Barbarazweige. Dokumente aus dem kirchlichen Umfeld belegen z.B., dass im Mittelalter winterlicher Grünschmuck in deutschen Gebieten ebenso wie im Elsass alljährlich Verwendung fand. Immergrüne Weihnachtsmaien kamen von Eibe, Stechpalme, Mistel, Wacholder, Tanne oder Fichte und wurden in Haus und Hof aufgehängt. Zu Weinhachten blühende Maien wurden z.B. aus rechtzeitig geschnittenen und warm gestellten Apfel- oder Kirschbaumzweigen.

In Schwaben um 1900

Eine 1908/09 durchgeführte Umfrage nach Sitten und Bräuchen in Schwaben belegt den Brauch des Maien- und Spottbaum-Setzen lange nicht für jeden Ort, aber z.B. für Aichach und das Rothtal (Neuulm). Dabei taucht der Maien, den „verdiente“ Mädchen erhielten, neben dem Maibaum für „verdiente“ Männer oder für den Wirt auf. Die Burschen, die das Ehrenzeichen aufgestellt hatten, erwarteten von den Geehrten eine Gegenleistung, z.B. etwas zu Essen und/oder Trinken. Im Kapitel über Obenhausen ist nur ein Maibaum für den Wirt erwähnt.

Das Setzen eines Schandmaien gilt als Rügebrauch früherer Zeit, der anzeigte, dass ein Mädchen die Grenzen dessen überschritten hatte, „was sich gehörte“, z.B. ein von den Eltern nicht erlaubtes Liebesverhältnis eingegangen war.

Literatur

  • Moser, Hans: Volksbräuche im geschichtlichen Wandel. München 1985.
  • Moser, Hans: Volksbrauch im Jahresablauf. München 1964.
  • Pötzl, Walter: Brauchtum. Von der Martinsgans zum Leonhardiritt, von der Wiege bis zur Bahre. Augsburg 1999.
  • Schuberth, Ottmar: Maibäume. Tradition und Brauchtum. Peißenberg 1995.
  • Werner, Richilde und Paul: Weihnachtsbräuche in Bayern. Berchtesgaden 1999.
  • Willi, Gerhard: Alltag und Brauch in Bayerisch-Schwaben. Die schwäbischen Antworten auf die Umfrage des bayerischen Vereins für Volkskunst und Volkskunde in München von 1908/09. Augsburg 1999.