Termin
Der Brauch findet immer kurz vor dem 01.Mai statt. Ein genaues Datum gibt es hierbei nicht, da der Baum immer geklaut werden kann. Einen Maibaum verziehen kann man an sich jedes Jahr, da man ja viele Gemeinden um die eigene herum beklauen kann. Einen Maibaum aufstellen hingehen, machen die meisten Gemeinden nicht jährlich.
Einstiegsinformation
Das Maibaumaufstellen ist ein in weiten Teilen Europas stark verbreiteter Brauch. Hierbei wird ein bis zu 40 Meter hoher verzierter Baum meist in der Ortsmitte aufgestellt. In Bayern wird meistens ein hoher Nadelbaum genommen. Hierbei werden die Äste abgesägt und der Baum verziert. Bei der Verzierung kann der Kreativität freier Lauf gelassen werden, denn es gibt sowohl, die blau-weiß-bemalte Variante, als auch die Variante, bei der in die Rinde geschnitzt wird. Dennoch hat jede Gemeinde bzw. Gegend ihr eigenes Verfahren, wie sie das Muster auf den Baum bringt und dieses gestaltet.Der Maibaum bekommt außerdem eine „Krone“ aufgesetzt, wobei es sich um einen Kranz um die Maibaumspitze handelt. Seitlich wird der Maibaum meist mit Blechschildern versehen, die verschiedene Handwerksberufe zeigen. Am 30.April oder 1.Mai wird er in einer Stahl-Beton-Konstruktion aufgestellt. Dies geschieht in wenigen Orten noch mit der Kraft der Burschen aus dem Burschenverein der jeweiligen Gegend, doch in den meisten Regionen wird dies mit Maschinen erledigt, da die Verletzungsgefahr sonst enorm groß ist. Der Baum kann entweder jedes Jahr neu geschlagen werden, oder es wird dem alten Stamm lediglich jährlich eine neue Krone aufgesetzt.Vorwiegend in den ländlichen Regionen versuchen die Nachbardörfer sich gegenseitig die Maibäume, vor diese aufgestellt werden, zu klauen. Damit einher geht, dass die Bestohlenen den Dieben eine Auslöse bieten müssen. Diese beinhaltet meist eine große Menge Bier oder ein gemeinsames Fest. Damit der eigene Maibaum nicht gestohlen wird, versuchen die Burschen oder Bewohner des Dorfes, diesen zu verstecken. Am Versteck werden dann „Wachleute“ positioniert, die die Nachbarvereine vom Diebstahl abhalten sollen. Ein Maibaum gilt dann als gestohlen, wenn er aus dem jeweiligen Ort herausgebracht wurde. Legt jedoch ein Bewohner vor Verlassen des Ortes seine Hand auf den Baum, muss der Maibaum unverzüglich zurück gebracht werden.
Empirische Dokumentation
Datum der Beobachtung
Meine Arbeit bezieht sich auf das Jahr 2014. Um genau zu sein den 23.April.2014, als mitten in der Nacht die Merchinger Burschen den Meringer Maibaum geklaut haben.
Ablauf
Die Burschen vom katholischen Burschenverein Merching haben es geschafft, den Maibaum des Meringer Trachtenvereins zu stehlen. Wie üblich brauchte es eine wochenlange Vorbereitung, um den Diebstahl perfekt zu machen. Nachdem das Versteck – das Meringer Schloss – ausfindig gemacht wurde, konnte der Plan starten. Täglich gegen elf Uhr nachts, ging ein Bursche zum Meringer Schloss, um die Scharniere des großen Eisentors zu ölen, damit dieses in der Nacht der Nächte nicht quietschen konnte. Nachdem man die Nachbarn ordentlich ausgespäht hatte und wusste, dass der Baum noch nicht bewacht wurde, konnte man sich einen guten Zeitpunkt aussuchen, um zuzuschlagen. Der Tag war gekommen und ungefähr 12 Burschen machten sich mitsamt Traktor und Baumwagen auf den Weg zum Meringer Schloss. Gesagt, getan, schon war das große Eisentor aus den Scharnieren gehoben und zur Seite gelegt worden. Den Baumwagen schoben sie in die Einfahrt und hieften den Meringer Maibaum hinauf. Danach wurde dieser mit Spanngurten befestigt und aus dem Hof geschoben. Dabei stolperte unglücklicherweise einer der Männer über das Eisentor, das an einer Mauer lehnte. Mit einem großen Knall ging es zu Boden. Doch zur Begeisterung der Merchinger rührte sich im Schloss nichts. So wurde der Wagen schnell an den Traktor gekoppelt und das Tor wieder eingehängt. Die Heimfahrt konnte beginnen. Da es in Mering jedoch viele Hügel und Unterführung gibt, die mit einem solch langen Baum nicht zu befahren sind, musste man schnell einen Umweg planen. Doch kurze Zeit später war es endlich geschafft; der Baum war außerhalb des Ortsschilds. Am nächsten Tag wurden sofort die Verhandlungen mit den Meringern über eine würdige Auslöse in Angriff genommen. Es wurde ein Fest mit jeder Menge Bier und Essen zur Auslöse gestellt. Dort wurde dann, nachdem die Merchinger den Baum zurück an Ort und Stelle gebracht haben, zusammen bis in die frühen Morgenstunden gefeiert.
Akteure
Die Akteure in meiner Arbeit sind die Burschen des Burschenvereins Merching e. V., die zwischen 15 und ca. 50 Jahre alt sind und eine gesellige Gruppe von Männern darstellen, die zusammen viel unternehmen und in der Gemeinde helfen. Sie organisieren immer wieder Feste, bzw. vertreten die Gemeinde Merching bei anderen Burschenfesten. Publikum gab es bei dieser Aktion nicht, sonst wäre das ganze wohl nicht geglückt. Die Requisiten der Burschen lassen sich auf den Traktor, den Baumwagen und einen Werkzeugkasten reduzieren.
Ort
Der Aktionsort bzw. die Kulisse war das Meringer Schloss,in dem der Maibaum versteckt war. Allgemeine Requisiten gibt es auch nicht wirklich, da die „Diebe“ ihre Werkzeuge etc. selbst mitbrachten.
Bedeutung
Für die „Maibaumdiebe“ ist die Bedeutung des Maibaumverziehens relativ einfach. Den meisten geht es darum, eine gute Auslöse für den Baum zu bekommen. Mitunter ist natürlich auch wichtig, dass man die Bewunderung bekommt, dass man es als Verein geschafft hat, einen Maibaum zu klauen. Diese Bedeutung ist eigentlich in allen Regionen, in denen es diesen Brauch gibt, gleich.
Veranstalter
Einen offiziellen Veranstalter oder Sponsor gibt es hierbei nicht.
Historische Genese, Verbreitung und Forschungsstand
Woher die Tradition des Maibaumaufstellens kommt ist umstritten, da es viele Theorien dazu gibt. Zum Brauch des Maibaumaufstellens gehört auch der Brauch des Maibaumstehlens. Ein Ansatz besagt, dass es diesen Brauch schon bei den Germanen gab. Die Germanen stellten Bäume auf, um die Waldgottheiten zu ehren. Zu dieser Zeit war das ein Ritual. Ein anderer Ansatz besagt, dass es Maibäume auch schon in Rom gab, da es ein Gemälde mit einem Maibaum auf dem Kapitolsplatz gibt. Zusätzlich ist auch noch unklar, ob der Brauch zuerst in der Stadt oder auf dem Land verbreitet war. Man kann also sehen, dass es sehr schwierig ist, herauszufinden, wo dieser Brauch seinen Ursprung hat. Das einzige wobei man sich relativ sicher sein kann, ist, dass es sich um einen allgemeinen Volksbrauch handelt.
Das Maibaumverziehen wurde immer mehr gerade von den jüngeren Dorfmitgliedern umgesetzt, um anschließend ein gemeinsames Fest zu feiern. Früher durfte der Maibaum nur in der Nacht vor dem Aufstellen gestohlen werden. Mittlerweile wird der Maibaum aber schon Wochen vor dem Aufstellen geschlagen und kann deshalb auch schon früher gestohlen werden. Wer wegen eines Maibaumdiebsstahls die Polizei ruft, setzt seine und die Ehre seines Dorfes aufs Spiel. Das besagen die Sitten die zu diesem Brauch gehören.
Alle Angaben sind von den Mitgliedern des katholischen Burschenvereins Merching.
Weblinks
- http://www.augsburger-allgemeine.de/friedberg/Maibaum-aus-Schlosshof-geklaut-So-gelang-das-Meisterstueck-id29605976.htmll
- http://www.bayern.by/rund-um-den-maibaum
- http://www.br.de/themen/bayern/inhalt/kult-und-brauch/maibaum-inhalt100.html
- http://www.bayernservice.de/Maibaum.htm