Maibaumstellen in Maria Steinbach

Termin

Dieser Brauch findet alljährlich am 01. Mai statt.

Einstiegsinformation

Der Maibaum in Maria Steinbach.
Maria Steinbach ist ein Ortsteil des Marktes Legau im schönen Unterallgäu. Zugehörig zur Verwaltungsgemeinschaft Illerwinkel liegt der Wallfahrtsort in der Nähe von Memmingen. Hier findet das Maibaumstellen seit einigen Jahren nur noch alle zwei Jahre statt. Am 01. Mai lädt die Freiwillige Feuerwehr Maria Steinbach und der Obst- und Gartenbauverein zum Maibaumstellen auf dem Parkplatz der Wallfahrtskirche Zur schmerzhaften Muttergottes und St. Ulrich ein. Das Fest beginnt meist gegen 11.00 Uhr und endet am Spätnachmittag etwa um 17.00 Uhr. In einem kleinen Festzelt und Bestuhlung auf dem Parkplatz wird der 01. Mai und das Maibaumstellen gefeiert. Für musikalische Unterhaltung sorgt dabei die dorfeigene Musikkapelle Maria Steinbach e.V.. Die Bewirtung wird von den Vereinen übernommen.

Ablauf

Die Vorbereitungen

Am 30.04. machen sich einige fleißige Männer der freiwilligen Feuerwehr Maria Steinbach und des Obst-und Gartenbauvereins früh morgens auf den Weg in den Wald, um einen vorher ausgewählten Baum, eine Fichte, als Maibaum zu schlagen. Diese sollte besonders hoch und gerade gewachsen sein. Da in Maria Steinbach ein Großteil des Waldes in kirchlichem Besitz ist, wird der Maibaum immer von der Kirchenstiftung gespendet. Die geschlagene Fichte wird noch im Wald entastet, bevor sie anschließend ins Dorf an den Aufstellort, den Parkplatz bei der Wallfahrtskirche „Zur Schmerzhaften Muttergottes und St. Ulrich“ gebracht wird. Dort wird der Baum unter Tags hergerichtet.

Das Herrichten des Maibaumes und des Festplatzes

Zum Herrichten des Baumes treffen sich einige Männer und Frauen des Obst- und Gartenbauvereins, sowie von der Feuerwehr, tagsüber auf dem Aufstellplatz. Ein großer Teil des Stammes wird geschält, von unten her wird die Rinde in Rautenform geschnitzt. Als Spitze des Maibaums wird eine besonders schöne Weißtanne angebracht. Zum sogenannten „Kranzen“ wird das Daas einer Weißtanne verwendet. Der Maibaum ist geschmückt mit drei, von oben her immer größer werdenden Kränze, gebunden aus Weißtannendaas und verziert mit weiß-blauen Bändern. Die Farben weiß-blau stehen für Bayern. Im mittleren Abschnitt des Baumes werden gemalte Tafeln, die die Vereine und das Handwerk des Dorfes abbilden, angebracht. Diese Tafeln werden alle Jahre wieder verwendet. Parallel zum Herrichten und Schmücken des Maibaumes wird das Zelt für das Fest am nächsten Tag aufgebaut und bestuhlt. Sind alle Vorbereitungen getan, muss der Maibaum, der nun geschmückt auf dem Festplatz liegen bleibt, über Nacht bewacht werden. Diese wichtige Aufgabe übernehmen meist einige junge Burschen der freiwilligen Feuerwehr. In einer gemütlichen Runde am Lagerfeuer, bei einer guten Brotzeit und einem herrlichen frischen Bier, wird der Maibaum die ganze Nacht über im Blick behalten, damit er nicht gestohlen werden kann.

Das Maibaumstehlen

Das Maibaumstehlen in Maria Steinbach ist über die Jahre immer schwieriger geworden. Früher wurde der Baum schon einige Tage vor dem 01. Mai geschlagen, damit für die Vorbereitungen mehr Zeit blieb. Der Baum wurde dann immer in einem Stadel eingelagert und nach und nach hergerichtet. Auch hier musste man den Baum natürlich vor Dieben schützen. Vor ein paar Jahren dann, wurde der Baum, um über Nach unbeaufsichtigt gelassen zu werden, unter einen Traktor gelegt und mit großen Ketten angekettet. Die Schaufel des Traktors wurde von oben auf den Baum aufgesetzt, sodass man den Maibaum sicher „eingesperrt“ dachte. Leider schafften es aber doch einige Maibaumdiebe, den Baum unter diesem klug ausgedachten Konstrukt herauszuholen und zu stehlen. Daraufhin beschloss man in Maria Steinbach, den Maibaum erst am 30.04. zu schlagen, sodass die Gefahr des Stehlens geringer wurde.

Das Maibaumstellen und das Fest am 01. Mai

Teilnehmer beim Maibaumfest.
Die Freiwillige Feuerwehr und ihre Helfer treffen sich morgens für die letzten Vorbereitungen. Sie sind verantwortlich für die Bewirtung, für Getränke, Mittagessen und Kaffee und Kuchen. Das Fest des 1. Mais beginnt dann mit einem gemütlichen Frühschoppen. Auf dem Aufstellplatz findet sich auch die Musikkapelle Maria Steinbach ein und unterhält den ganzen Tag über mit traditioneller Blasmusik. Das Aufstellen des Maibaumes beginnt etwa gegen 14.00 Uhr. In drei Etappen wird der schön geschmückte Baum mit Hilfe eines Krans nach und nach aufgestellt. Während der Baum das erste Stück nach oben gezogen wird, spielt die Musikkapelle. Danach bleibt der Baum in seiner schiefen Lage hängen und der Bürgermeister, sowie der Vorstand der freiwilligen Feuerwehr, halten eine kurze Rede. Nachdem der Maibaum ein weiteres Stück nach oben aufgestellt wird, zeigen einige Kinder des Dorfes ihren eingeübten Maitanz, wobei sie von der Blaskapelle begleitet werden. Ihren Tanz haben sie mit ein paar freiwilligen Frauen des Dorfes eingeübt. Alle Kinder sind einheitlich und sehr festlich gekleidet. Nun wird der Baum ganz aufgestellt. Dabei und auch danach noch spielt die Musik einige fröhliche Lieder. Den weiteren Tag lässt man gemütlich mit Kaffee und Kuchen und in gesellschaftlicher Runde ausklingen. Die Veranstalter, die Freiwillige Feuerwehr und der Obst- und Gartenbauverein, bauen noch am selben Tag die Bestuhlung und das Zelt ab, sodass der Platz sauber, ordentlich und geschmückt mit einem schönen Maibaum verlassen wird. Der Maibaum bleibt nun solange stehen, bis sein Daas dürr und wüst geworden ist. Dann wird er von der Feuerwehr umgelegt. Auch kann es sein der Baum bricht bei einem Gewitter ab, sodass er schon recht früh wieder umgetan werden muss.

Hintergrund-Infos

Der 01. Mai hat als Frühlingsfest eine lange Tradition. Vielgestaltige Bräuche wie Maibaum, Maitanz und Maifeuer kennzeichnen den Aufbruch in die warme Jahreszeit. Heute wichtigstes Symbol für den 01. Mai ist der figurengeschmückte Ortsmaibaum. Sehr viel älter sind jedoch die Ehrenmaien und die Schandmaien für beliebte oder missliebige Mädchen (man nennt sie unser Orts auch Maibäumle, Maiale). Das Gleiche gilt für die Ehrenmaibaume, gewidmet verdienten Personen, die zu den Vorläufern der allgemeinen Ortsmaibäume gehören. Die Nationalsozialisten „politisierten“ Maibaum und Maibrauchtum in ihrem Sinn. Als Kampfansage gegen das internationale „rote“ Arbeiterfest erklärte Adolf Hitler 1933 den 01. Mai zum „Feiertag der nationalen Arbeit“ und zum gesetzlich, bezahlten Feiertag. Der 01. Mai als Weltfeiertag der Arbeiterklasse wurde 1890 erstmals begangen, verbunden mit sozialen Forderungen und politischen Zunftsperspektiven. Heute tritt der 01. Mai als arbeitsfreier staatlicher Feiertag in den Vordergrund. 1955 erhob Papst Pius XII den 01. Mai zum liturgischen Fest „Josef der Arbeiter“. Mit der Feier des hl. Josef als Handwerker wurde dem außerkirchlichen „Tag der Arbeit“ eine christliche Sinngebung verliehen.

Der Maibaum - Allgemeines

Seit vielen hundert Jahren werden im Süden Deutschlands und in vielen anderen europäischen Ländern Maibäume gestellt. Ursprünglich waren diese jedoch nur kleinere Bäumchen mit frischem grünem Laub. Heute sehen unsere Maibäume teilweise sehr prunkvoll aus. Der Maibaum ist ein geschälter Baum mit einem oder mehreren naturgebundenen Kränzen, die unter dem grünen Wipfel befestigt werden. Er wird, je nach Gemeinde, jährlich am 01. Mai meist auf dem Dorfplatz oder auf anderen zentralen Plätzen einer Gemeinde oder Stadt zum Zeichen von Verbindung und Zusammenhalt aufgestellt.

Der Ursprung des Maibaums

Bis heute ist der Ursprung des Maibaumbrauchtums immer noch umstritten. Wohl sind uns einige Bräuche von geschmückten Pfählen oder Bäumen aus früheren Zeiten, Kulturen und Völkergruppen bekannt, eine durchgängige Tradition zu unseren heutigen Maibäumen lässt sich jedoch nicht herstellen. Eine der ersten Abbildungen eines Maibaums lässt sich wohl bis zum Jahre 1550 zurückführen. So, wie wir den Maibaum heute kennen, in seiner hohen Form mit grüner Spitze, geschmückt mit Kränzen und bunten Bändern, so ist er seit dem 16. Jahrhundert publik. Damals hatte der Baum jedoch andere Funktionen. Er diente zum Beispiel als Kirchweihbaum, Ehrenmaibaum oder Pfingstbaum. Seit dem 19. Jahrhundert ist er vor allem in Bayern als Ortsmaibaum für die nun selbstständigen Gemeinden als Zeichen ihres Selbstbewusstseins bekannt. Nach dem zweiten Weltkrieg wurde der Maibaum zu einem festen Bestandteil insbesondere in südbayerischen Städten, Gemeinden und Dörfern. Zudem entwickelte sich im Laufe der Jahre rund um den Maibaum viel lokales Brauchtum, was aber teilweise von Dorf zu Dorf schon große Unterschiede aufzeigt. Weiter bleibt auch die Frage, wo der Maibaum zuerst auftauchte – auf dem Dorf oder in der Stadt? – unklar. Einig ist sich die Forschung lediglich darüber, dass es sich beim Maibaum nicht um ein rein dörfliches, bäuerliches Brauchtum, sondern um ein allgemeines Volksbrauchtum handelt.

Der Maibaum als Symbol

Über viele Jahre hinweg entwickelte sich der Maibaum zu einem Symbol des bayerischen Staatsbewusstseins. Durch ihn kommt der Zusammenhalt, aber auch der Wohlstand eines Dorfes zum Ausdruck. Der Maibaum steht meist im Mittelpunkt eines Dorfes oder einer Stadt – auf einem Platz, auf dem viele Menschen zusammenkommen. Somit kann man sagen, er dient vor allem als Zeichen der Verbindung.

Ein Baum fürs ganze Dorf

Die Tradition des Maibaums geht bis ins 16. Jahrhundert zurück. Damals war der Maibaum eine schöne Fichte, deren langer Stamm bis auf den Wipfel entastet wurde. Der grüne Wipfel diente als oberste Zier der Baumes, die ihn zu einem lebendigen Baum macht. Heute wird der Baum meist schon im Wald entastet, entrindet, sauber gehobelt und abgewaschen. Der Stamm bleibt entweder naturbelassen oder wird weiß-blau, meist geringelt, angestrichen. In manchen Ortschaften ist es auch üblich Rauten oder Karos in die Rinde zu schnitzen. Weiter werden an den Baum meist mehrere Kränze aus frischen Fichtenzweigen, ebenfalls mit bunten Bändern geschmückt, angehängt. Grüne Girlanden werden häufig spiralig um die letzten Meter des Baumes bis zum Wipfel gebunden. Der größte, bislang noch freie, Teil des Baumes trägt die Hauptzier. Hier werden bunt bemalten, manchmal auch handgeschnitzte, Täfelchen mit Szenen aus dem Dorfleben, mit dem Gewerbe und Handwerk, links und rechts vom Stamm auf Sprossen angebracht. Sie zeigen zum Beispiel: Schreiner und Schlosser, Schmied und Maurer, Bäcker und Metzger, Pfarrer und Lehrer, Arzt und Wirt. Meist wird unterhalb dieser Bildtäfelchen noch eine Tafel mit dem bayerischen Wappen, dem des Ortes oder mit einem kleinen Text auf den Stamm genagelt. Darauf kann man beispielsweise die Jahreszahl, einen kleinen Vers oder einen frommen Spruch, wie „Getreu dem alten Brauch“, „Gott die Ehre, Freiheit dem Volke, Friede dem Lande“, ablesen.

Das Maibaumstehlen

Das Maibaumstehlen entwickelte sich über die Jahre hinweg als zum 01. Mai zugehörige Tradition. Burschen der Nachbardörfer versuchen den Maibaum eines anderen Dorfes zu stehlen. Deshalb ist es wichtig, dass der eigene Maibaum rund um die Uhr bewacht wird. Gelingt den „Dieben“ jedoch die Entführung, so müssen die Bestohlenen ihren Baum auslösen. Die Auslöse ist meist eine ordentliche Brotzeit mit ausreichend Bier. Bleibt der Baum aber verschwunden, muss zügig ein Ersatz gefunden werden.

Das Aufstellen des Maibaums

In den meisten Ortschaften gibt es am 01. Mai ein kleines Volksfest, bei dem der Maibaum in fröhlicher Runde aufgestellt wird. Vor dem Aufstellen wird der Baum aber vom Dorfpfarrer gesegnet. Nach altem Brauch wird der Maibaum lediglich durch die Muskelkraft einiger starker Männer des Dorfes gestellt. Heutzutage benutzen jedoch immer mehr Gemeinden einen Baukran dazu (bzw. zumindest als Hilfestellung). Wird der Baum traditionell per Hand aufgestellt, dienen den Männern dazu die sogenannten „Schwaibeln“. Das sind an den Enden zusammengebundene Stangen, die als Art Gabeln zur Aufstellhilfe herangezogen werden. Während die Männer den Baum mit all ihrer Kraft aufrichten, werden sie von den Gästen ordentlich angefeuert. Nachdem der Maibaum dann in der Senkrechten verankert ist, beginnt das gemütliche Beisammensein. Unterhalten wird die Festgesellschaft hierbei meist von der Musikkapelle.

Literatur

Karte