Maibaum in Anhausen

Termin

Vorbereitung zum Maibaumaufstellen.
Dieser Brauch findet alljährlich am 30. April statt.

Einstiegsinformation

Den Maibaum in Anhausen stellt die Freiwillige Feuerwehr jedes Jahr am 30. April auf. Anschließend wird im Festzelt gefeiert.

Ablauf

Fällen des Baumes

In aller Frühe am 30.April wird der Baum, der im gemeindlichen Wald steht, ausgesucht und geschlagen. Er wird anschließend zum Gemeindeplatz (sog. Teerplatte) gebracht und dort vor Ort bearbeitet.

Bearbeitung

Schmücken des Maibaums.
Ungefähr 15 Männer aus dem Ort beginnen am Vormittag damit säuberlich den Stammzu entästen. Der untere Teil des Baumstammes wird nach dem Entfernen der Rinde im Anschluss glatt gehobelt. In der Mitte werden in die Rinde Rauten eingeritzt und oben an der Krone des Baumes werden weiss-blaue Bänder, Kränze und Girlanden angebracht. Die Girlanden werden fest um den oberen Teil des Baumstammes geschlungen. Die Girlanden und Kränze, die aus Tannenreisig geflochten sind, wurden von 16 Frauen des Turnvereins frisch gefertigt. Auf diese traditionelle Handarbeit ist man in Anhausen sehr stolz.

Die Holztafeln

Holztafel am Maibaum.
Neben diesem Schmuck werden auch Tafeln aus Holz links und rechts am Baumstamm angebracht. Danach wird alles nochmal begutachtet und die Gemeinschaftsarbeit mit einer gemeinsamen Brotzeit beendet. Im Jahr 2007 hat man die alten Tafeln ausgewechselt, die nach Entwürfen des ortsansässigen Kunstprofessors Herrn Schmidt in der Dorfschreinerei hergestellt worden waren. Von ihm stammen auch die Fresken des Weberhauses in Augsburg, sowie das Mosaik im Anhausener Schuleingang. Die
Holztafel am Maibaum.
heutigen Tafeln sind Entwürfe der Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr. Die Tafeln zeigen einen Wandel des Ortsbildes an. Früher waren noch vermehrt Handwerksattribute zu sehen, z.B. die Schere vom Schneider, der Hammer vom Schmied. Weiterhin gab es in Anhausen einen Steinmetz, einen Schlosser und einen Bäcker. Diese Handwerksbetriebe sind heute verschwunden und mit ihnen die entsprechenden Tafeln. Man sieht hauptsächlich die Embleme der einzelnen Sportabteilungen des Sportvereins Anhausen ( Ski,-Turn,-Tennis, und Fußballabteilungen ). Aber auch für die Kirche, die Landwirte und der Seniorenverein gibt es eigene Tafeln.

Aufstellen des Baumes

Seit sechs Jahren wird der Maibaum mit einem Kran langsam in die richtige Position gebracht und in ein spezielles Fundament gehoben. Die erfolgreiche Aufstellung wird mit Applaus vom zuschauenden Publikum beendet. Mit dieser neuen Aufstelltechnik umgeht man viele Schwierigkeiten und ein Misslingen des Aufstellens. So kann man auch sehr hohe Bäume nehmen. Durch das Fundament steht der Baum trotzdem sicher. 2008 war der Maibaum in Anhausen 34 Meter hoch.
Das Maibaumaufstellen.
Früher wurde der Baum mit der Hilfe von langen Stangen und kräftigen Burschen langsam aufgestellt. Die Stangen bildeten eine Schere und auf Kommando des Hauruckschreiers, der in Anhausen der Bürgermeister war, wurde der Baum von Hand aufgestellt. Aber bei dieser Technik kam es immer wieder zu Unfällen.

Feier mit Versteigerung

Die Dorfbevölkerung kommt nach dem Maibaum-Aufstellen zusammen und feiert mit Musik, Essen und Trinken bis in die Nacht hinein. Die Kinder und Jugendlichen machen sich am Abend mit Toilettenpapier, Senf, Rasierschaum usw. auf um an der Freinacht teilzunehmen. Im Bierzelt wird der Maibaum unter großer Beteiligung der Besucher amerikanisch versteigert. Im Herbst wird er dann zersägt und dient im Winter als Feuerholz.

Varianten

Eine Besonderheit ist der Kindermaibaum in Anhausen.

Zur Geschichte des Maibaums allgemein

Tradition

Maibäume waren und sind keine spezifisch bayerische Eigenheit. Zu den Maibräuchen gehören von gesteckten Maien bis zum Maitanz um eine geschmückte Stange oder eben einen Baum, der auf dem Dorfplatz aufgestellt wird, verschiedenste Traditionen. Das Aufstellen von Bäumen als Zeichen der Tanzfreiheit ist schon aus dem Spätmittelalter bekannt. Den von Junggesellen ("Burschenschaften") aufgerichteten Maibaum beschreibt bereits Sebastian Franck in seinem "Weltbuch - spiegel vn[d] bildtniß des gantzen erdbodens ... in vier bücher, nemlich in Asiam, Aphricam, Europam, vnd Americam", gedruckt von Ulrich Morhart in Tübingen 1534 (siehe Döring, S. 217 ff.).

Gestaltung

Das Maibaumaufstellen.
Der Maibaum wird von Ort zu Ort eigenständig und sehr vielfältig gestaltet. Das Aufstellen eines entästeten, entrindeten und manchmal weiß-blau bemalten Orts-Maibaumes bürgerte sich im 16. Jahrhundert ein. Die Bilder und "Taferl" mit den Zunftzeichen der verschiedenen ortsansässigen Handwerker kamen mancherorts im 18. Jahrhundert hinzu. Eine der ältesten Darstellungen, die vermutlich einen Maibaum zeigt, ist auf einem Fresko aus der Zeit um 1590 von Hans Donauer im Antiquarium der Münchener Residenz zu finden. Auf dem Fresko "Starnberg mit der Burg" sieht man rechts vom Schloss deutlich einen Maibaum mit Sprossen, an denen Figuren befestigt sind (man kann sie nicht genauer erkennen auf der Abbildung bei Schuberth). Bei historischen Abbildungen bleibt allerdings oft fraglich, ob man da einen Maibaum, Kirchweihbaum, Wirtsbaum, Rechtsbaum oder vielleicht Ehrenbaum vor sich hat.

Literatur

  • Adelmann, Irene: Maibaum. München 1987.
  • Döring, Alois: Rheinische Bräuche durch das Jahr. Köln 2007.
  • Meinl, Hans/Schweiggert Alfons: Der Maibaum, Geschichte und Geschichten um ein beliebtes Bauchtum. Dachau 1991.
  • Moser, Hans: Volksbrauch im Jahresablauf. München 1964.
  • Moser, Hans: Volksbräuche im geschichtlichen Wandel. München 1985.
  • Ritter, Michael: Braucht's des? #7 Maibaumaufstellen. Aus MUH 48, 2023.
  • Schuberth, Ottmar: Maibäume. Tradition und Brauchtum. Peißenberg 1995.
  • Wolf, Helga Maria: Das neue Brauchbuch. Wien 2000.
 

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