Einstiegsinformation
Einen Maialtar oder besser ein Maialtärchen errichten manche Katholiken zuhause für die private Andacht im Mai, den die katholische Kirche als Marienmonat feiert.
Ablauf
In katholischen Familien war es lange Zeit üblich, einen Maialter aufzustellen. In Dörfern des Landkreises Schweinfurt (Unterfranken) war das in den 1970er Jahren z.B. noch stark verbreitet. Für das „Maialtärle“ richtete die Hausfrau an prominenter Stelle in der Wohnung einen Platz her und stellte dort eine Marienfigur, frische Blumen und mindestens eine Kerze hin. Die Blumen stammten aus dem Garten oder von einer Wiese. Dass immer ein frischer schöner Strauß da stand, war auch das Verdienst von den Kindern, die Wiesenblumen dafür sammelten.
Ob vor diesem Maialtar zusammen gebetet wurde, hängt von den jeweiligen Gepflogenheiten der Familie ab. War der Mai vorbei, wurde alles wieder weggeräumt.
Hintergrund-Infos
Maiandachten erfreuen sich im katholischen Bayern großer Beliebtheit. Viele katholische Kirchen und Kapellen werden im Mai festlich mit Hortensien und anderen Frühlingsblumen geschmückt und je nach Pfarrei finden ein bis drei Mal wöchentlich Maiandachten statt. Sie entstanden als barocke Frömmigkeitsform. Dokumente belegen, dass die erste Maiandacht 1784 in Ferrara stattfand. Im 19. Jh. setzte sich diese Andachtsform weltweit in der katholischen Kirche durch.
In Deutschland gab es die erste Maiandacht 1841 im Kloster der Guten Hirtinnen in München-Haidhausen.
Gewährsperson
Sie ist Aufgewachsen in Hörweite dörflicher Kirchenglocken in den 1970er Jahren in Unterfranken. Auf einem der beiden Seitenaltäre der Kirche (Maria-Schmerz-Kirche) war im Mai ebenfalls eine Marienfigur aufgestellt und mit besonders aufwändigem Blumenschmuck ausgestattet. Es gab zwei Marienfiguren im Haushalt, eine silberne aus Blech und eine bunte aus Gips. Für den Maialtar bevorzugte die Mutter die Silberne. Gebetet wurde in der Familie vor dem „Altärle“ nicht zusammen. Aber es lud dazu ein, andächtig davor zu stehen, weil es schön anzuschauen war.
Literatur
- Becker-Huberti, Manfred: Lexikon der Bräuche und Feste. Freiburg 2000.