Lindenkirchweih in Limmersdorf

Termin

Durchgeführt wird die Limmersdorfer Lindenkirchweih alljährlich an den Tagen um Bartholomä (24. August) – falls dies ein Sonntag ist – oder dem Sonntag danach.

Im Jahr 2023 findet die Lindenkirchweih in Limmersdorf vom 26. bis zum 29. August statt.

Einstiegsinformationen

Die Plootzborschen und Plootzmadla beim Tanz um die Linde.

Im Zentrum des Limmersdorfer Kirchweihfests steht die 300 Jahre alte Linde. Tanzpaare in typisch fränkischer Tracht, die sogenannten „Plootzer“, tanzen auf dem vier Meter hohen, hölzernen Tanzboden („Bruck“) um die 16 Meter hohe Linde, die vermutlich schon im 17. Jahrhundert gepflanzt wurde.

Eine Kapelle begleitet die Tänzer. Dazu gibt es ein buntes Rahmenprogramm mit Sandkegelbahn, Blasmusik und dem traditionellen Montags-Frühschoppen. Die Limmersdorfer Tanzlinde gilt übrigens als die älteste Deutschlands.

Ablauf

Ort des Geschehens ist der Platz um die Tanzlinde und den zwei weiteren , mächtigen Linden, die als Windschutz für die Tanzlinde gepflanzt wurden (“ der Plootz”). Ein einmalig schönes, von Sandsteinmauern eingesäumtes Areal in der Dorfmitte, abseits der Durchgangsstraße, unmittelbar neben der Kirche, das wohl, typisch fränkisch, schon immer, auch vor der Existenz der Tanzlinde, für das Kirchweihfest und sonstige wichtige Anlässe im Dorf genutzt wurde.

Verantwortlich sind vier ortsansässige ledige Burschen (“ Plootzborschen, Plootzbum”), die sich alljährlich neu zusammenfinden, um die Kirchweih am “Plootz” zu organisieren (“ den Plootz aufführen“). Dazu suchen sie sich vier ledige Mädchen aus dem Dorf (“ die Plootzmadla “), die sie dabei unterstützen.

Nach der “ Wirtshauskerwa “, die, wie überall zur Kirchweih in Franken, am Donnerstag und Freitag schlachtfrische Spezialitäten (“ Schüpf, Krenfleisch, Siedwörscht “) bietet, findet zum Auftakt der Lindenkirchweih am Samstag nach dem “ Gebet – und Feierabendläuten “ ( abends um sechs Uhr ) regelmässig ein Kirchenkonzert in der direkt neben den “ Plootz “ stehenden, 500 Jahre alten “Johanneskirche”, deren besonderes Merkmal ein sogenannter “Baum-Christus” im Altar ist, statt. Daran anschließend erfolgt der Anstich des ersten Fasses Festbier am “Plootz”, durchgeführt vom ersten Bürgermeister des Marktes Thurnau zu dem Limmersdorf seit der Eingemeindung 1978 gehört.

Am Sonntag Morgen wird ein Festgottesdienst abgehalten, an dem die “Platzpaare” in schmucker Festtagstracht gemeinsam teilnehmen.

Diese vier Platzpaare holen sich dann am Sonntag und Montag im Rahmen des Festzuges gegenseitig  von zu Hause ab (“ Rumspielen”). Dabei wird “zum Tanz aufgespielt”, früher im “Ern”, dem Hausflur, heute vor den Häusern, und der bzw. die Abzuholende erhält ein Blumensträußchen angeheftet, womit die festliche Tracht vollständig ist. Anschließend wird den Gästen eine kleine Erfrischung gereicht. Bei diesem Marsch durch das ganze Dorf sind neben vielen Gästen und der Musik der blumengeschmückte Hammel (“ Plootzhem`l “) und eine mit Bier gefüllte Gießkanne (“ Bierspreger “) zum Nachfüllen der handbemalten Bierkrüge der Plootzborsch`n dabei.

Nach Ankunft des Festzuges an der “Tanzlinde” führen die vier Platzpaare unter der Linde einen Tanz auf. Danach sucht sich jeder der acht “Plootzer” aus dem Publikum einen neuen Tanzpartner, der dafür das mitgeführte Blumensträußchen erhält (“ Sträußlesbum”, Sträußlesmadla”). Die acht Damen dieses Puplikumstanzes erhalten von ihrem Tanzpartner nach der Aufführung ein kleines Geschenk (“ a Kerwa kaafn”).

Teilnehmer beim Tanz um die Linde.

Nach diesem “Kerwa aufspielen” geht es über die Treppe (“ die Lizza”) zum Tanzboden (“ Bruck “) – die beide nur zur Lindenkirchweih an und in das ganzjährig vorhandene, vor allem von acht Sandsteinsäulen getragene Gerüst gebaut werden – in die Krone der alten, ehrwürdigen Tanzlinde. Ein weiterer Tanz der Platzpaare eröffnet dann den “Tanz auf der Linde” zu dem auch die Musik in einem eigenen Häuschen oben neben der Bruck platz nimmt, und das bunte Treiben auf dem “Plootz” beginnt.

Zur allgemeinen Unterhaltung gibt es eine Sandkegelbahn, auf der im Laufe des Sonntags und Montags jeweils ermittelt wird, wer mit drei Wurf in die Vollen (mit “Vorschreiben”, ein kaum erklärbares Verfahren) die meisten “Holz” erzielt. Der Tagessieger erhält bei Einbruch der Dunkelheit einen Bierkrug mit graviertem Zinndeckel (“des Krügla”) zur Erinnerung.

Am Sonntag Nachmittag finden neben dem allgemeinen Kirchweihtreiben eine Kirchenführung und die Besteigung des Kirchturms statt. Am Abend “Tanz auf der Linde” und Kirchweihtreiben.

Früher fand am Montag Morgen in einem Dorfwirtshaus (beim “Schreiner”) der Frühschoppen statt, bei dem es nur Bier und “Blaug`sud`na” ( in Essig-Zwiebel-Sud erhitzte fränkische Bratwürste ) gibt. Als der “Schreiner” geschlossen hat, wurde der Frühschoppen an den “Plootz” verlegt und ist inzwischen ein unverzichtbarer Teil der Lindenkirchweih geworden.

Nach dem Rumspielen wird am Montag Abend wieder auf der Linde getanzt. Im Laufe des Abends wird der nicht mehr benötigte “Plootzhem`l” verlost und mit Marschmusik zum neuen Besitzer begleitet, wenn`s nicht zu weit ist.

Am Dienstag Abend endet die “Limmersdorfer Lindenkirchweih”, nachdem der “Biersprenger” mit Füllung versteigert wurde, mit einer humorvollen “Predigt” des “Kerwa-Pfarrers” über den Ablauf und die Vorkommnisse der Kirchweihtage und dem Einholen der “Lizza”.

Hintergrund-Infos

Seit mindestens 1729 gibt es in Limmersdorf, das im Jahr 2005 das 750-jährige Jubiläum der ersten urkundlichen Erwähnung 1255 feierte – aber vermutlich weit über 1000 Jahre alt ist – ein urfränkisches, ja vielleicht sogar das typischste (Ober) fränkische Kirchweihfest, in dessen Mittelpunkt die Tanzlinde steht. Ein uralter knorriger Baum in dessen Krone jedes Jahr zur Kirchweih getanzt wird. Er ist ungefähr 16 Meter hoch, der Stammumfang beträgt 5 Meter, die Tanzfläche befindet sich in rund 4 Meter Höhe.

Gepflanzt wurde die Linde irgendwann im 17. Jahrhundert; die Überlieferung nennt einerseits 1648 aus Anlaß des Endes des Dreißigjährigen Krieges, andererseits die Jahre 1680 oder 1686 als Andenken eines jungen Bauern, dass er erstmals “Platzbursch“ war – ein deutlicher Hinweis darauf, dass es eine Kirchweih am “Lindenplatz” auch schon vor der Tanzlinde gab. Die Jahreszahl 1729 im Kapitell des östlichen Pfeilers lässt beide Vermutungen zu, wobei die zweite die Wahrscheinlichere und in Limmersdorf Gültige ist, da sie auch in Notizen des Gräflich Giech’schen Konsistorialrats-Assesors H.Wolf (1881), die im Nachlaß der Gräfin Caroline Wilhelmine von Giech (1766 – 1836) gefunden wurden, dokumentiert ist.

Die “Limmersdorfer Tanzlinde” ist neben der neugepflanzten Linde im Nachbarort Peesten und den Linden in den thüringischen Dörfern Effelder und Sachsenbrunn mittlerweile die letzte und wohl Älteste ihrer Art in Deutschland und die “Limmersdorfer Lindenkirchweih” das letzte in dieser alten Tradition durchgeführte Kirchweihfest. Es richtig zu erleben heisst, von Anfang bis zum Ende dabei zu sein, mitzumachen, mitzutanzen, mitzufeiern, auch wenn dann wie Einheimische glaubhaft berichten einige Tage zur Erholung durchaus eingeplant werden sollten.