Termin
Dieser Brauch findet vom 16. bis 21. August 2024 statt.
Einstiegsinformation
Das „La Fête de Mèze“ ist ein französisches Volksfest, das in der kleinen Stadt Mèze in der Region Languedoc-Roussillion in Südfrankreich jedes Jahr ausgiebig von allen Einheimischen gefeiert wird.
Ablauf
Der Ablauf des Festes ist jedes Jahr annähernd gleich und findet immer Mitte August (genauer: ab dem Wochenende um den 19.August) fünf Tage lang statt. Teilnehmer sind die Einwohner von Mèze, wobei alle Altersgruppen miteinbezogen werden. Ob jung oder alt, sport- oder musikbegeistert: bei diesem Fest ist für jeden etwas dabei. Im Laufe der Jahre fanden immer mehr Touristen ihr Reiseziel in Mèze, um am Fête de Mèze teilzunehmen.
Bevor das eigentliche Fest beginnt, gibt es bereits circa drei Tage vorher verschiedene kostenlose Veranstaltungen im Angebot. Dazu zählen Sportturniere, zum Beispiel Tennis und Pétanque (besser bekannt als Boule oder Boccia), Märkte, wie zum Beispiel Flohmärkte, Grill- oder Muschelfeste mit Musik und Tanz, Lotto- und Bingospiele und vieles mehr. Dies stimmt die Menschen auf die bevorstehenden ereignisreichen Tage ein. Die Stadt scheut bereits in diesen Tagen keine Kosten und Mühen, um den Einheimischen einen unvergesslichen Sommer zu bescheren.
Der erste Tag des eigentlichen Festes beginnt um 9.00 Uhr morgens, wie die darauf folgenden fünf Tage, mit drei ohrenbetäubenden Kanonenschüssen (= Salve d’Artillerie) und dem Glockenläuten der Kirche. Dies wiederholt sich noch einmal um 12.00 Uhr und um 19.00 Uhr. Nicht-Einheimische bekommen dabei jedes Mal einen großen Schrecken, wenn sie damit nicht gerechnet haben, was oft auch noch am letzten Tag des Festes der Fall ist.
Eine Besonderheit des ersten Tages ist außerdem „La course à la bigue“ oder von der Jugend „Lou capelet“ genannt. Hier wird ein riesiger Mast in den französischen Farben blau, weiß und rot über das Wasser im Hafen schräg aufgestellt. Am Ende des Masts befindet sich eine Fahne, die es gilt zu erreichen und auf dem Weg dorthin nicht in das Wasser zu fallen. Die Schwierigkeit dabei ist, dass der komplette Mast mit Seife eingeschmiert wird, sodass es schier unmöglich scheint, die Fahne zu erwischen. Hauptsächlich jugendliche Jungen versuchen nacheinander dabei zu beweisen, die meisten fallen jedoch nach kurzer Strecke herunter in das Wasser. Der Gewinner erhält einen Preis und verschafft sich somit ein wenig Ruhm und Ehre unter den anderen Jugendlichen. Für die Zuschauer ist es ein amüsantes Ereignis, das oft stundenlang dauern kann.
Am frühen Abend sind alle Einwohner zu einem kostenlosen Apéritif im Schloss von Mèze eingeladen, wobei auch der Bürgermeister anwesend ist. Die Menschen nehmen eine solche Gelegenheit gerne an und sind froh, dass die Stadt sich so gut um ihre Bewohner kümmert und dass man zu einem solchen Anlass gemeinsam zusammenkommt. Der Höhepunkt des Tages beziehungsweise des Abends ist jedoch erst um 22.00 Uhr, denn dann findet die offizielle Eröffnung des „Fête de Mèze“ statt. Am Rathausplatz wird ein großer Umzug gestartet: hier treffen sich alle Teilnehmer des Festzuges, sowie alle Einheimischen und viele Touristen. Angeführt wird der Umzug vom „Boeuf de Mèze“, also dem symbolischen Ochsen von Mèze (mehr dazu unter „Hintergrund-Infos“), ihm folgen der Bürgermeister, die Miss Mèze, verschiedene Musiker, Tänzer und Sportvereine (Tennis, Tambourin, Pétanque, Joute, Volleyball, ...), die Wasserwacht und Feuerwehr von Mèze, das Pferd von Mèze (= le Chevalet; s.unten) und am Ende des Zuges laufen viele jüngere Kinder mit Laternen. Hierfür werden alle großen Straßen der Stadt gesperrt, denn der Festzug zieht durch ganz Mèze. Im Vergleich zu einem Umzug in Deutschland wirkt dieser allerdings sehr chaotisch: jedes Mal, wenn der Ochse wieder verrückt spielt, müssen alle stehen bleiben und warten und da fast jede zweite Gruppe Volksmusiker sind, klingen viele verschiedene Melodien und Instrumente durcheinander. Als krönenden Abschluss der Eröffnungstages gibt es am kleinen Fischerhafen ein schönes Feuerwerk über dem Étang de Thau, der kleinen Lagune, an der Mèze liegt.
Der nächste Tag beginnt wie üblich mit den drei Kanonenschüssen und dem Glockenläuten. Mit diesem Zeichen ist auch wieder der Ochse von Mèze auf den Straßen unterwegs. Die Jugendlichen darin führen ihn von Haus zu Haus und lassen ihn an den Fenstern betteln, um etwas Brot und Wein, aber auch Geld zu bekommen. Er stoppt sogar die vorbeifahrenden Autos und lässt diese nicht vorbei, wenn sie ihm nichts geben. Außerdem tritt das Pferd von Mèze im Pavillon auf dem Stadtmarkt auf und zeigt seine Tänze. Der Tag läuft ähnlich ab, wie die darauffolgenden: es gibt verschiedene Turniere, wie zum Beispiel Volleyball, Tennis, Pétanque, Tambourin (= eine kollektive Sportart aus dem Süden, ähnlich wie Tennis, nur mit einem Tambourin als Schläger, einem größeren Feld und fünf Spielern) und Joutes (auch hierzu mehr unter „Hintergrund-Infos“). Außerdem wird auf der Straße viel Musik gespielt, wie zum Beispiel Blaskapellen, die französische Volksmusik anstimmen. Es gibt verschiedene kostenlose Apéritifs und Mahlzeiten für die Einwohner und am Abend Musik und Tanz auf den größeren Plätzen von Mèze, wo alle Menschen, ob jung oder alt, zusammenkommen und den Abend genießen.
Eine weitere Tradition dieses Volksfestes ist am vorletzten Tag das Wettrennen der Enten. Dabei werden am Hafen echte Enten von einem Boot aus in das Wasser geworfen und die teilnehmenden Kinder müssen versuchen, eine von Enten zu fangen, indem sie hinter ihnen her schwimmen. Der Sieger wird am Ende mit einem Preis geehrt. Der Hintergrund dieser Tradition ist leider nicht bekannt. An diesem Tag geht es für den Ochsen von Mèze dem Ende zu. Er hat seinen letzten Auftritt auf dem großen Marktplatz, wo er außer Kontrolle gerät. Er bewegt sich zu den Trommelschlägen außer Rand und Band wild hin und her und ist nicht mehr aufzuhalten. Er verschlingt sogar einige Kinder durch sein großes Maul. Aus diesem Grund wird er durch das Messer seines ständigen Begleiters getötet. Dieses Finale ist wirklich sehr dramatisch und alle Zuschauer leiden mit ihm. Um es möglichst realistisch wirken zu lassen, lassen die Jugendlichen Ketchup auf den Boden fließen. Am Ende sind die gefressenen Kinder gerettet und zum Abschied wird der Ochse vom einen oder anderen noch gestreichelt. Auch das Pferd tanzt an diesem Abend zum letzten Mal. Der Tag endet mit einem weiteren Turnier der Joutes und Musik und Tanz für alle Einwohner und Zuschauer.
Am letzten Tag werden wieder verschiedene Sportturniere angeboten, wie zum Beispiel Tennis, Pétanque und Rudern. Am Mittag wird für alle Einwohner ab 65 Jahre ein kostenloses 5-gänge-Menü angeboten. Das Fest endet ähnlich wie es begonnen hat: um 22:30 Uhr gibt es 20 Minuten lang ein riesiges Feuerwerk am Strand, wobei die Raketen von Booten aus auf dem Étang de Thau abgeschossen werden. Abschließend gibt es wie jeden Abend Musik und Tanz auf dem großen Platz.
Gewährspersonen
Eine Gewährsperson ist meine Großmutter, die in Mèze geboren und 24 Jahre lang aufgewachsen ist, bis sie dann nach Deutschland zu meinem Großvater kam. SIe nahm an jedem Tag des Festes teil und auch nach ihrem Wohnortswechsel besuchte sie es mit meinem Großvater jedes Jahr im Urlaub in Mèze, da sie ein eigenes Haus in Frankreich haben. Viele ihrer Freunde waren auch selbst aktiv am Fest beteiligt. Für sie war es jedes Mal ein Highlight, besonders als Kind, wenn sie am ersten Tag in der Früh auf die Kanonenschüsse wartete und dann wusste, dass das Fest nun endlich begann.
Ich selbst war auch seit meiner Geburt jedes Jahr im Sommer zu Besuch bei meinen Großeltern in Mèze und habe das Fête de Mèze mehrmals miterlebt und mitgefeiert. Meine Großmutter hat mir damals schon alles gezeigt und erzählt, was es zu wissen gab und ich war schon damals mit großer Begeisterung dabei.
Varianten
In dieser Gegend, das heißt besonders im Département Hérault, hat jedes Dorf beziehungsweise jede kleine Stadt ein eigenes Volksfest mit einem großen Rahmenprogramm mit Sport, Musik und Tanz. Dabei kommen alle Einheimischen zusammen, sowie Besucher aus den Nachbarstädten und natürlich mittlerweile auch viele Touristen. Außerdem hat jede Stadt ein eigenes Tier, ein animal totémique, das symbolisch die Stadt vertritt und meist seine eigene Legende hat, die über Jahrhunderte alt ist. Neben dem Ochsen von Mèze gibt es zum Beispiel in Loupian einen Wolf, was mit dem Namen des Dorfs zu tun haben könnte, und die Stadt Pézénas hat ein Kamel als Maskottchen.
Hintergrund-Infos
Die Stadt Mèze
Mèze liegt in Südfrankreich im Département Hérault, genauer in der Region Languedoc-Roussillon. Die Stadt liegt am Étang de Thau, einer Lagune beziehungsweise einem großen See , der mittlerweile fast komplett vom Mittelmeer abgegrenzt ist. Dort wohnen ungefähr 10.000 Einwohner, die hauptsächlich von der Fischerei leben. Besonders hervorzuheben ist die Austernzucht, da sich das Étang de Thau hervorragend für die Austernbänke eignet. Desweiteren leben die Menschen vom Weinanbau und mittlerweile auch vom Tourismus. Jeden Sonntagmorgen und Donnerstagabend findet ein großer Künstlermarkt statt, zu dem Verkäufer aus der Nähe, besonders aus Pézénas, kommen. Im Sommer allerdings findet auch außerhalb des Fête de Mèze jeden Abend eine andere Veranstaltung statt, was immer mehr Touristen in diese Gegend zieht. Die meisten Aktivitäten finden am großen Hafen von Mèze statt, an dem sich viele kleine Lokale und Bars befinden. Auch ohne Feste und Veranstaltungen ist es schön, am Abend dort zusammen zu sitzen und die warme Sommerluft zu genießen.
Die Stadt Mèze ist sehr am Wohl der Einwohner interessiert. Nicht nur im Rahmen des Festes, sondern auch das ganze Jahr über, organisiert die Stadt viele kostenlose Veranstaltungen, wie Abendessen für Senioren, (Sport-)Programme für die Jugendlichen und zahlreiche Konzerte, die keinen Eintritt kosten. Dabei legen sie Wert darauf, alle Altersgruppen zu erreichen. Am meisten werden Senioren und Kinder und Jugendliche durch die Stadt gefördert, auch wenn die Mittel dazu sehr knapp sind. Beispielsweise dürfen die Schüler während der zweimonatigen Sommerferien einen kostenlosen Kurs im Wassersport belegen, da die Stadt der Meinung ist, dies sei wichtig, wenn man am Meer lebt. Die Auswahl der Kurse ist groß: es gibt beispielsweise Segelkurse, Catamarankurse, Kitesurfen, Windsurfen, Kajak, und vieles mehr. So lernen schon die Kleinen, sich an das Wasser zu gewöhnen und eventuell die Angst davor zu überwinden.
Auch sonst ist die Stadt sehr sportbegeistert. Es gibt eine unendliche Vielzahl an Möglichkeiten, die die Stadt in diesem Bereich bietet: Tennis, Volleyball, Basketball, Rugby, Fußball, Tambourin, Tischtennis, Joute, Rollschuhfahren, Taekwondo und vieles mehr. Im Verhältnis zur Größe der Stadt ist das Angebot sehr groß und das meiste kostet im Vergleich zu den Kursen in Deutschland sehr wenig und wird von sehr vielen Einwohnern gerne angenommen.
Le Boeuf de Mèze
Die Geschichte des Boeuf de Mèze, also der Ochse von Mèze, liegt Jahrhunderte weit zurück. Damals ließ sich eine arme Familie in der bisher unbesiedelten Gegend (heute Languedoc-Roussillon) nieder und lebten dort von Ackerbau und Fischerei. Ihr ganzer Stolz waren die beiden Ochsen, die ihnen sehr viel bei der Arbeit halfen. Die Beiden waren für sie wie vollständige Familienmitglieder und sie hingen sehr an ihnen. Durch sie konnten sie letztendlich einen großen Hof aufbauen und es zogen immer mehr Menschen dazu. Letztendlich ist die Familie dadurch reich geworden und somit gründete sich die Stadt Mèze. Doch eines Tages starb einer der Ochsen und kurz darauf auch der zweite, der als sehr schön galt. In Erinnerung an die Beiden behielten sie das Fell und spannten es über ein Holzgestell. Seit ungefähr 1220 wurde das Tier bei jeder lokalen oder religiösen Festlichkeit herausgeholt und zu Ehren durch die Stadt getragen. Doch bald war das Fell kaputt und sah nicht mehr schön aus, weshalb ein größeres Metallgestell gebaut und mit einem braunen Jutestoff überzogen wurde. Außerdem gab es nun einen Kopf aus mit zwei langen Hörnern an den Seiten. In das Metallgestell passten nun 8-10 Männer, die den Ochsen durch die ganze Stadt trugen. Immer mit dabei sind ein bis zwei Trommler und ein Mann, der den Ochsen führt und dafür sorgt, dass die Menschen auf der Straße den Weg frei machen und den Männern im Ochsen verschiedene Zeichen gibt. Passend zu den Trommeln lassen sie das Maul des Ochsen immer laut zusammenklappen und die vorderen Männer heben ihn dabei hoch. Während des Fête de Mèze wird der Ochse täglich durch die Stadt getragen. Die Menschen sollen dabei etwas spenden, ob Geld, Brot oder Wein: der Ochse nimmt alles gerne an. Man kann ihm einfach etwas in sein Maul werfen, denn dahinter befindet sich ein Sack, der ab und zu geleert werden muss. Wie oben bereits beschrieben, muss der Ochse am Ende des Festes auf dem Marktplatz getötet werden, da er nicht mehr zu bändigen ist. Doch die Einwohner können sich sicher sein, dass er spätestens im nächsten Jahr wieder durch die Straßen von Mèze zieht.
An dem Brauch ansich wurde über die Jahre nichts geändert, außer dass der Ochse nur noch am 01. Mai (Tag der Arbeit), am 08. Mai (Tag des Sieges) und am Wochenende nach dem 19. August zum Fête de Mèze auf die Straße geht. Außerdem sind es heutzutage Jugendliche in Trikots, die ihn durch die Stadt tragen, die häufig auch ein wenig angetrunken sind. Das kann dann auch gefährlich werden: als Zuschauer sollte man besser etwas Abstand halten, damit man nicht vom Ochsen gerammt wird. Die Jugendlichen versuchen zwar aufzupassen, aber im Ochsen selbst sehen nur die vorderen beiden etwas, weshalb es schwierig ist niemanden zu verletzen.
Le Chevalet
Die Legende von Le Chevalet, also dem tanzenden Pferd von Mèze ist leider nicht bekannt. Da in dieser Gegend viele Wildpferde leben, wird vermutet, dass die Ansiedler damals versuchten, diese Pferde zum Arbeitstier zu zähmen, was wohl ein schwieriges Unterfangen war. Ein wildes Pferd zu zähmen, besonders für die schwere Feldarbeit, ist keine leichte Aufgabe. Dies spiegelt sich auch sehr deutlich beim Tanz des Chevalet wider. Dabei sind drei Personen aktiv beteiligt. Ein Mann steckt im Kostüm des schwarzen Pferdes, das vorne einen langen dünnen Hals und Kopf aus Holz hat, einen langen schweif und ein weiß-rotes Tuch über dem Körper. Vor dem Pferd versucht eine junge Frau mit einem Schellenkranz, das Pferd zu beruhigen und ihm näher zu kommen. Hinter dem Pferd ist ein weiterer Mann, der die Hufe des Pferdes beschlagen möchte. Doch es dreht sich wild im Kreis herum und sträubt sich deutlich dagegen. Der Tanz besteht hauptsächlich aus vielen Drehungen in beide Richtungen und Schritte nach vorne und zurück. Für die Musik sorgen vier Musiker: zwei von ihnen mit einer Art Flöte mit dem Klang einer Flöte eines Schlangenbeschwörer und die anderen beiden spielen auf Trommeln. Sie alle tragen weiße Hemden mit einer roten Weste darüber, einem roten Band um den Kopf, weiße knielange Hosen und als Gürtel ein Band mit den französischen Farben blau, weiß und rot.
Das Pferd von Mèze ist nicht so alt wie die Tradition des Ochsen. Wann und weshalb es dazu kam, ist leider auch nicht bekannt. Doch die Einwohner der Stadt erfreuen sich jedes Jahr erneut über sein zweites Maskottchen und seinen wilden, ungezähmten Tanz.
Joute
Joute ist eine Sportart, die wir vielleicht so ähnlich noch von den Ritterspielen kennen. Der Unterschied ist allerdings, dass der Wettkampf nicht auf Pferden ausgetragen wird, sondern im Hafen auf Booten. Die Boote (eines weiß-rot namens Mathilde und das andere weiß-blau namens Véronique) haben eine besondere Bauart: am Bug des Bootes befindet sich eine lange Planke mit einer kleinen Plattform am Ende. Darauf platziert sich der Jouteur mit einem Schild und einer 2,5m langen Lanze mit einer Eisenspitze. Er trägt ein weißes Hemd, darunter ein blau-weiß gestreiftes T-Shirt, eine weiße Hose und weiße Socken. Außerdem sitzen auf der Planke weitere Jouteurs, die darauf warten, dass sie an der Reihe sind. Sie müssen sich so platzieren, dass sich die beiden kämpfenden Jouteurs auf der Plattform auf der selben Höhe befinden. Außerdem ist es wichtig, dass die ganz oben sitzenden ihren Kopf schützen, damit sie keine Lanze und kein Schild am Kopf trifft.
Im Boot selbst befinden sich acht bist zehn Ruderer und ein Mann vorne am Ruder, der das Boot lenkt. Bei einem kleineren Turnier können auch Boote mit Motoren verwendet werden. Die zwei Boote fahren aufeinander zu, deshalb ist es wichtig, dass ein gewisser Abstand zwischen ihnen eingehalten wird. Desweiteren gibt es noch zwei Musiker mit einer Art Flöte und einer Trommel, die hinten sitzen und ein Lied spielen, während die Boote aufeinander zu fahren. Die Jouteurs oben auf der Plattform müssen zunächst einander grüßen, indem sie ihre Lanze und ihr Schild in die Luft heben, und sich danach in einen standfesten Ausfallschritt stellen, wobei sie das Schild schützend vor ihren Oberkörper halten und die Lanze auf den Gegner richten. Ziel ist es, den Anderen so am Schild zu treffen, dass dieser in das Wasser fällt. Derjenige, der sich nicht oben halten kann, ist sofort aus dem Wettbewerb ausgeschieden. Er und seine Lanze und sein Schild werden mit einem kleinen Motorboot aus dem Wasser gefischt. Nicht selten kommt es vor, dass der Jouteur nicht schwimmen kann.
Man kann außerdem aus unterschiedlichen Gründen disqualifiziert werden: beispielsweise gibt es nur einen bestimmten Bereich an der Lanze, den man festhalten darf. Verlässt man mit seiner Hand diesen Bereich, ist dies ein Verstoß, da man womöglich versucht hat, den Gegner durch fehlende Stoßkraft nach vorne fallen zu lassen. Außerdem ist es verboten, während der Ausführung seine Füße zu bewegen. Man muss versuchen, im selben Stand stehen zu bleiben. Um eine Runde weiter zu kommen, muss man drei andere Jouteurs besiegt haben. Wenn dies der Fall ist, wird laute Musik gespielt und das Publikum jubelt lautstark, besonders wenn es ein Jouteur aus Mèze ist. Der Sieger des ganzen Wettbewerbs bekommt nach dem Finale einen Pokal und wird von der Stadt besonders geehrt.
Diese Sportart ist in dieser Gegend eine sehr alte Tradition. In der Region Languedoc-Roussillon gibt es Joute in ungefähr acht Städten rund um das Étang de Thau: Béziers, Agde, Marseillan, Balaruc, Frontignan, Sète, Palavas und Mèze. Voraussetzung ist es, dass diese Stadt einen Hafen hat, denn das Wasser muss ruhig sein. Auf dem offenen Meer wäre diese Sportart nicht möglich, da das Wasser zu unruhig ist und zu viele Wellen. Es ist ein Sport, der hauptsächlich von Männern ausgeübt wird, nur sehr selten sieht man eine Frau auf der Planke. Bereits kleine Jungen im Alter von drei bis vier Jahren beginnen schon am Boden auf einem Wagen mit Rollen zu trainieren und mit acht Jahren bereits auf richtigen Booten. Die Gruppen, die gegeneinander kämpfen, werden in Gewichtsklassen eingeteilt, wie zum Beispiel leicht, mittelschwer und schwer.
Der Ursprung dieses Sports liegt im Jahr 1270: Soldaten der französischen Marine, die in Südfrankreich stationiert waren, hatten vermutlich Langeweile während sie auf etwas warten mussten und erfanden zur Beschäftigung dieses Spiel. In Mèze gibt es Joute seit circa 1700 und es fand zum ersten Mal im Rahmen des Fête de Mèze statt. Jouteurs werden in dieser Gegend sehr geschätzt und anerkannt, deshalb eifern ihnen heutzutage viele Kinder und Jugendliche nach.
(Video: s. Weblinks)
Weblinks
[http://www.ville-meze.fr/fete-meze-2014-demandez-programme/]
[https://www.youtube.com/watch?v=N5z-w3si3To]
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