Die italienische Gemeinde von Ulm und Neu-Ulm stellt jedes Jahr am Karfreitag den Lebendigen Kreuzweg in Ulm dar. An fünf Stationen wird der Leidensweg Jesu durch die Straßen von Ulm und Neu-Ulm aufgezeigt.
Ablauf
Seit 10 Jahren stellt die italienische Gemeinde Ulm/Neu-Ulm den lebendigen Kreuzweg in Ulm dar. An fünf Stationen wird der Leidensweg Jesu, durch die Straßen von Ulm und Neu-Ulm, den Gläubigen veranschaulicht und näher gebracht.
Der lebendige Kreuzweg beginnt mit der 1. Station (Fußwaschung) in der Augsburger Straße in Neu-Ulm und führt, vorbei am Neu-Ulmer Rathaus zur 2. Station (Gefangennahme), vor die Petruskirche. Über die Herdbrücke, welche die beiden Donaustädte Ulm und Neu-Ulm verbindet, führt der Kreuzweg weiter durch die Ulmer Altstadt. Die dritte Station (Verhör durch Kajaphas) befindet sich auf dem Marktplatz, vor dem Ulmer Rathaus. Am Ende der Kronengasse befindet sich dann Station 4 (Prozess). Über den Weinhofberg, die Schwilmengasse, die Glöcklerstraße und die große Einkaufsstraße in Ulm, die Hirschstraße, endet der lebendige Kreuzweg schließlich vor dem Wahrzeichen Ulms. Die 5. Station (Kreuzigung) befindet sich direkt auf dem Münsterplatz vor dem Ulmer Münster, der Kirche mit dem höchsten Kirchturm der Welt.
Die dargestellten Personen
Die Personen, die beim lebendigen Kreuzweg in Ulm dargestellt werden, sind mit extrem aufwendigen und realitätsnahen Kostümen und Requisiten (Kreuz, Peitschen, etc.) ausgestattet.
Folgende Personen werden beim lebendigen Kreuzweg dargestellt:
Insgesamt wurden beim lebendigen Kreuzweg in Ulm 2012 69 Personen dargestellt.
Varianten
Der lebendige Kreuzweg existiert in vielen Variationen auf der ganzen Welt. In Turin beispielsweise, wurde der Kreuzweg in Via Lucis-Weg des Lichts umbenannt, da er für die Gläubigen zum Lichtweg werden soll. In Monte Sacro (Varallo/Italien) existiert ein Kreuzweg mit 45 Stationen. Es kann, also vom Namen des Kreuzwegs bis hin zur Anzahl der Stationen, alles variieren.
Hintergrund-Infos
Im 14. Jahrhundert entstand der Brauch des Kreuzweg-gehens in Jerusalem. Damals wurde der Kreuzweg von den Pilgern begangen, um das Leiden Jesu realitätsnaher und intensiver zu erfahren. Dabei gingen die Pilger die heutige Via Dolorosa (lat.: schmerzhafte Straße) entlang, welche wahrscheinlich auch von Jesus, nach seiner Verurteilung, begangen worden war. Bis ins 17. Jahrhundert beinhaltete der Brauch des Kreuzwegs zunächst jedoch nur sieben Stationen:
1. Die Kreuztragung
2. Der erste Fall Jesu unter dem Kreuz
3. Der zweite Fall Jesu unter dem Kreuz
4. Der dritte Fall Jesu unter dem Kreuz
5. Die Begegnung Jesu mit seiner Mutter.
6. Veronika reicht Jesus das Schweißtuch
7. Das Begräbnis
Weitere fünf kamen, aus unbestimmten Quellen, hinzu. Die letzten beiden Stationen wurden 1625 vom spanischen Franziskaner Antonius Daza hinzugefügt.
Die nun vierzehn Stationen des lebendigen Kreuzwegs, sind auch heutzutage die weitverbreiteste und allgemeingültigste Grundform des Kreuzwegs:
1. Jesus wird zum Tode verurteilt
2. Jesus nimm das Kreuz auf seine Schultern
3. Jesus fällt zum ersten mal unter dem Kreuz
4. Jesus begegnet seiner Mutter
5. Simon von Zyrene hilft Jesus das Kreuz tragen
6. Veronika reicht Jesus das Schweißtuch
7. Jesus fällt zum zweiten Mal unter dem Kreuz
8. Jesus begegnet den weinenden Frauen
9. Jesus fällt zum dritten Mal unter dem Kreuz
10. Jesus wird seiner Kleider beraubt
11. Jesus wird an das Kreuz genagelt
12. Jesus stirbt am Kreuz
13. Jesus wird vom Kreuz abgenommen und in den Schoß seiner Mutter gelegt
14. Der Leichnam Jesu wird ins Grab gelegt
Da es nicht allen Christen möglich war in das Heilige Land zu reisen, verbreitete sich der lebendige Kreuzweg an allen möglichen Orten der Welt ziemlich rasch.
Der Kreuzweg wird heutzutage als eine besondere Art der Gottesdienstform verstanden. Er wird als Weg der Erlösung bezeichnet und fordert die Menschen auf mitzugehen. Dabei sollen die Gläubigen auch eine Verbindung zwischen dem Leidensweg Jesu und ihrem eigenen Leben finden. Des öfteren existiert deshalb auch eine 15. Station beim Kreuzweg. Die 15. Station stellt die Auferstehung Jesu dar. Diese Station soll den Gläubigen verdeutlichen, dass der Leidensweg im Licht endet. Diese Station spiegelt sich auch im heutigen Glauben an die Auferstehung wieder.
Das Begehen des Kreuzwegs in Ulm und Neu-Ulm wird dem italienischen Initiator Nico Albarino verdankt. In dessen Heimatstadt Venosa, Lukanien, existierte die Tradition des lebendigen Kreuzweg schon lange. Nico Albarino, der 1977 nach Deutschland kam, wollte diesen Brauch auch in seiner neuen Heimatstadt Ulm nicht missen. Es dauerte eine längere Zeit, bis ihm und der italienischen Gemeinde Ulm/Neu-Ulm die ersehnte Genemigung erteilt wurde und der erste lebendige Kreuzweg am 9. April 2004 starten konnte.
Gewährspersonen
Die zur Verfügung und Freigabe gestellten Informationen, habe ich von der italienischen Gemeinde Ulm/Neu-Ulm, den Organisatoren und Ausführenden des lebendigen Kreuzwegs in Ulm, erhalten. Dankend wurde es mir ebenfalls von Max Beck gestattet seine eindrucksvollen Bilder, vom lebendigen Kreuzweg 2009, zu verwenden.
Hallo Frau Kunert, fragen Sie am besten bei dem lokalen Veranstalter nach, da sich aufgrund der Corona-Situation die Regularien oftmals wöchentlich ändern können.
Ich finde es toll, wieviele Menschen sich hier so engagieren, um so etwas Besonderes auf die Beine zu stellen. Danke. Menschen, die Tradition und Geschichte(n) in unserer heutigen Welt zeigen.
Umso mehr in unserer derzeit kriegerischen Welt zeigen Sie, dass wir aus der Geschichte lernen können – und müssen.
Guten Tag
Findet der Kreuzweg dieses Jahr statt?
Wenn ja um wie viel Uhr?
Hallo Frau Kunert, fragen Sie am besten bei dem lokalen Veranstalter nach, da sich aufgrund der Corona-Situation die Regularien oftmals wöchentlich ändern können.
Hallo Frau Kunert,
Ja der Kreuzweg findet in diesem Jahr statt.
Ich finde es toll, wieviele Menschen sich hier so engagieren, um so etwas Besonderes auf die Beine zu stellen. Danke. Menschen, die Tradition und Geschichte(n) in unserer heutigen Welt zeigen.
Umso mehr in unserer derzeit kriegerischen Welt zeigen Sie, dass wir aus der Geschichte lernen können – und müssen.