Klopferstag

Termin

Dieser Brauch findet vom 05. bis zum 19. Dezember 2024 statt.

Einstiegsinformation

Der Klopferstag ist ein süddeutscher Brauch und findet meist an den drei Donnerstagen zwischen dem ersten und vierten Advent statt. Dabei gehen Kinder von Haus zu Haus und sammeln Süßigkeiten.

Ablauf

Das Klopfern ist vor allem in Altbayern verbreitet. Üblicherweise nehmen Kinder bis zum vierzehnten Lebensjahr daran teil. In kleinen Gruppen gehen sie an den drei Donnerstagen zwischen den Adventssonntagen bei Anbruch der Dunkelheit von Haus zu Haus, sagen je nach Region einen Spruch auf oder singen ein Lied und bekommen dafür Süßigkeiten. Häufig wird der Erlös auch einem wohltätigen Zweck gespendet. Am gebräuchlichsten sind folgende Sprüche:

Es kommen die Klopfer und sagen euch an,
dass Christus der Herr bald kommen kann.
Und wenn er kommt, ist Heil im Haus,
holla, holla Klopfer raus.
Äpfele, Bira, Nuss, dr Klopfer statt scho duss.

Holla, holla, Klopferstag,
schüttl Äpfel und Biara ra,
lange Leiter übers Haus,
keiat Äpfel und Biara raus.

Holla, holla Klopfa raus,
oder i schlag dir a Loch ins Haus.

Varianten

Im Chiemgau ist beim Klopfern folgender Vers üblich:

Holla, Klopfa san da!
Wir ziehen daher so spät in der Nacht,
denn heut ist eine heilige Klopfernacht.
Wir ziehen daher über Wiesen und Klee
und hüten dem Bauern sein Korn und sein Feld,
seine Rinder und Roß, seine Schaf und Schwein
Und kehrn a amoi wieder a anders Jahr ein.
Wir wünschen am Bauern an Kastn voll Korn,
daß er alle Woch ko in d´Schranna neifahrn.
Wir wünschen der Bäuerin an goldenen Ring,
in der Mitt a kloans Sterndl und ´s Christkindl drin.
Wir wünschen an Roßknecht an Söchta voll Flöh,
in da Fruah, wenn er aufsteht, na hebt´sn in d´Höh.
Wir wünschen der Dirn vui tausadmoi Glück,
daß ihr im Milchsöchta d´Milli net grinnt.
Mir grüaß´n dö Bäuerin, mir grüaß´n dö Dirn,
mir grüaß´n ´s kloa Kindl in da Wiagn drinn.
Mir kennan net allerweil dableibn,
mir müassn wieda geh,
für des, was man kriagt ham,
bedank ma uns schö.

In Oberammergau findet der Klopferstag nur am letzten Donnerstag vor Heilig Abend statt, im Lechrain hingegen dauert er bis zu Hl. Dreikönig an. (vgl. Rattelmüller, Bairisches Brauchtum im Jahreslauf)

Im Bayerischen Wald ziehen meist nur junge Buben durch das Dorf. Mit einer Heugabel klopfen sie an die Türen und sagen folgenden Spruch auf:

Klöpfe, klöpfe, klöpfe o, der Bauer is a braver Mo.
D´Schlüssel hör i klinga, d´Krapfa hör i springa,
Krapfa raus, Krapfa raus, oda i stich enk a Loch ins Haus.

Früher bekamen die Kinder daraufhin meist ein Stück Fleisch auf ihre Heugabel gesteckt.

In Berchtesgaden war das Klopfern als Glöckisingen oder – beten bekannt. Hier waren die Kinder untertags und die Erwachsenen nachts unterwegs. Gesungen wurden Krippen- und Bergmannslieder, die Glück und Segen bringen sollten. Konnte man nicht singen, wurde auch das Vaterunser dreimal hintereinander gebetet. Der dritte Donnerstag des Klopferns wurde dort oft als Hexennacht bezeichnet, da man glaubte, der Teufel könne einen an diesem Tag begleiten. (vgl. Rattelmüller, Bairisches Brauchtum im Jahreslauf)

In einigen schwäbischen Dörfern, wie auch in Unterknöringen oder Deffingen im Landkreis Günzburg, treffen sich die Kinder am ersten Samstag im Dezember zum Klopfern. Dabei gehen sie in ihren Dörfern zu den Häusern, welche durch ein rotes Band am Zaun oder der Haustüre gekennzeichnet sind und sammeln Süßigkeiten.
Der Spruch in Schwaben unterscheidet sich nur wenig von den anderen Regionen:

„I klopf, i klopf ans Lädale no, was i krieg des nehm i o,
Äpfale, Birele, Nuss – d´Klopfer standat duss.“

Verwandte Bräuche:

Beim „Anrollen“ im Salzburger Land wird zusammen mit den Hausbewohnern gereimt und gerätselt.
In Südtirol kommen die Klöckler mit Glocken und Schellen und bringen mit ihren Reimen und Liedern Glück für die Familien.
Auch das sogenannte „Berchtln“ im Werdenfelser Land hat seinen Ursprung im Klopfern. Dabei zieht man mit Kette, Besen und Einkenter, sowie vermummt und meist in Dreiergruppen umher. (vgl. Rattelmüller, Bairisches Brauchtum im Jahreslauf)

Hintergrund-Infos

Der Klopferstag hat seinen Ursprung in den Roraten, die früher während der Adventszeit meist um sechs Uhr morgens stattfanden. Zur Erinnerung wurden die Dorfbewohner meist von Nachbarn durch das Klopfen an die Fensterläden geweckt. Der Begriff „Klopfern“ kommt daher vom Anklopfen an Türen oder Läden, meist mit kleinen Hämmern, Stöcken oder Heugabeln. Die Anfänge des Klopfertages lassen sich schon um 1454 in Oettingen im Ries erkennen. Vergleichbar ist der Brauch auch mit dem „Göllen“ aus dem 16. Jahrhundert, bei welchem im Auftrag der Kirche gesammelt wurde. (vgl. Rattelmüller, Bairisches Brauchtum im Jahreslauf)

Die Klopfer sollten nach altem Volksglauben Geister und Dämonen vertreiben und eine gute Ernte bringen. Die Kinder sangen Lieder mit bis zu acht Strophen und wurden gelegentlich sogar von Geigen begleitet. Sie stammten oft aus ärmeren Familien und waren vermummt, um nicht erkannt zu werden. Für ihre Glückwünsche bekamen sie meist Nüsse, Äpfel oder Früchtebrot, aber auch Fleisch oder Mehl. Nicht selten kam es auch zu Konkurrenzkämpfen und Raufereien, vor allem zwischen den Buben. Später galt das Klopfern als Belästigung, da der Brauch zur allgemeinen Bettelei wurde. Daher wurde er in einigen Regionen verboten, wie z. B. schon 1616 in Nürnberg oder 1937 in Berchtesgaden. In München dagegen wurde das Klopfern 1803 als unverzichtbar und zum Recht der Bettler und Lehrbuben erklärt. Trotzdem geriet der Klopferstag langsam in Vergessenheit, bis er in einigen Dörfern als Kinderbrauch wieder neu eingeführt wurde. (vgl. Rattelmüller, Bairisches Brauchtum im Jahreslauf)

Weblinks

Literatur

  • Bichler, Albert: Wie‘s in Bayern der Brauch ist. Feste und Bräuche durchs Jahr und durch das Leben in Altbayern, Franken und Schwaben, München 2003.
  • Rattelmüller, Paul Ernst: Bairisches Brauchtum im Jahreslauf. Vom Nikolo bis Kathrein, München 1985.