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Termin
Dieser Brauch findet vom 12. bis 20. Oktober 2024 statt.Einstiegsinformation
In der oberschwäbischen Stadt Memmingen in Bayern findet der traditionelle Jahrmarkt, der zeitlich gesehen bis in das Jahr 1541 zurückreicht, jedes Jahr von Samstag in der Woche vor Galli (16. Oktober) bis Sonntag nach Galli statt. Dieser stellt den größten seiner Art in ganz Süddeutschland dar. In der Memminger Innenstadt laden zahlreiche Fahrgeschäfte, Marktbuden und kulinarische Stände zum Verweilen ein. Ein zentrales Element des Jahrmarktes ist der dreitägige Krämermarkt von Dienstag bis Donnerstag der Jahrmarktswoche.Ablauf
Traditionell wird der Memminger Jahrmarkt, auch als „fünfte Jahreszeit“ bekannt, mit einem Trompetenständchen durch den Marktreferenten eröffnet. Der jeweilige Oberbürgermeister spricht einleitend ein Grußwort und lässt es sich in der Regel nicht nehmen, daraufhin einige Fahrgeräte zu Beginn selbst auszuprobieren. Im Anschluss daran spielt üblicherweise eine Musikkapelle. Geöffnet hat der Jahrmarkt Samstag und Sonntag von 11 bis 22 Uhr, Montag und Freitag von 12.00 bis 22.00 Uhr und an den übrigen Markttagen von 09.00 bis 22.00 Uhr; der Krämermarkt von Dienstag bis Donnerstag täglich von 09.00 bis 20.00 Uhr. Am Sonntag des ersten Jahrmarktwochenendes sind die Einzelhandelsgeschäfte von 13.00 bis 18.00 Uhr geöffnet. Außerdem findet am Freitag ein Familientag statt, bei dem es unter anderem für Familien reduzierte Preise bei den Fahrgeschäften gibt. Auch wenn sich die Zeiten zu früher geändert haben, ist die Popularität und die Bedeutung des Memminger Jahrmarktes geblieben. Jedes Jahr findet der Jahrmarkt in Memmingen bei den Besuchern enormen Zuspruch. Der Jahrmarkt wird auch zahlreich von Menschen aus den umliegenden Gemeinden besucht, die so ihre Verbundenheit zur Stadt Memmingen zum Ausdruck bringen. Nur so lässt es sich erklären, dass in einer Stadt wie Memmingen mit ca. 40000 Einwohnern, jährlich mehr als 150000 Menschen den Jahrmarkt besuchen. Da der Jahrmarkt nicht nur bei den Besuchern sehr beliebt ist, sondern auch bei den Schaustellern und Fieranten, bewerben sich jährlich immer mehr als letztendlich berücksichtigt werden können. Beispielsweise bewarben sich im Jahr 2010 über 500 Betriebe um einen Standplatz auf dem Jahrmarkt, von denen insgesamt 220 eine Zulassung erhielten. Auf dem Memminger Jahrmarkt, vom St.-Josefs-Kirchplatz, Königsgraben, Kaisergraben, Schweizerberg bis hin zum Westertorplatz, waren die Neuheiten der Fahrgschäfte im Jahr 2010 Techno Power, Alpenrausch und Comic-Trip. Doch auch altbewährte Karuselle wie das Riesenrad und der Music-Express waren zu finden. Außerdem erfreute eine Vielzahl von Schießbuden, Spiel- und Wurfbuden die Besucher. 20 Imbissbetriebe boten kulinarische Genüsse, und auch verschiedene Süßwarenbetriebe waren mit ihren Leckereien vertreten. Auf dem Krämermarkt, der sich vom Rossmarkt über den Weinmarkt, die Maximilianstraße (bis Kreuzung Salzstraße und Waldhornstraße) und den Hallhof erstreckt, war allgemein ein buntes Warenangebot - von Spielwaren über Haushaltsartikel, Strümpfe und Hosenträger - zu finden.Hintergrund-Infos
Überblick über die Geschichte der Memminger Märkte ab 1286
Die einst „freie Reichsstadt“ Memmingen weist eine lange Tradition des Marktwesens auf. Die Basis für städtisches Handeln stellt die günstige Verkehrslage an der Kreuzung zweier wichtiger Handelsstränge, nämlich von Norden Deutschlands nach Italien und von Böhmen und Bayern nach Frankreich dar. Im Allgemeinen kann das Markttreiben in Memmingen bis in das Jahr 1286 zurückverfolgt werden, da aus dieser Zeit eine Urkunde vorhanden ist, in der König Rudolf von Habsburg den Stadtvätern das Marktrecht zusichert. Es wird ihnen genehmigt, weiterhin das vorhandene Wappen verwenden zu dürfen und auch den Wochenmarkt am Dienstag einer jeden Woche abzuhalten. Ab dem 16. Jahrhundert ist auch der Samstag als Markttag belegt. Weitere Märkte, beispielsweise für Holz und Wein, Fische, Kraut, Wolle, Pferde, Vieh, Geflügel und Getreide prägten über die Jahrhunderte das Bild der Stadt.Der Jahrmarkt
Erstmals urkundlich erwähnt wurde der Jahrmarkt im Jahre 1541: Am 14. Juli erteilte Kaiser Karl V. der Stadt Memmingen die Erlaubnis, den Jahrmarkt, der bisher am St. Ulrichstag, also dem 4. Juli, war, auf eine für sie frei wählbare Zeit zu verlegen, „weil da viele Leut´ noch bei der Feldarbeit seien“. Dies zeigt deutlich, dass der Jahrmarkt schon in früheren Zeiten stattgefunden haben muss. Im Mittelalter wurde den Reichsstädten, unter anderem Memmingen, durch kaiserliche Privilegien genehmigt, Jahrmärkte abzuhalten. Wie eine Quelle aus der Döderlein-Chronik belegt, betrug die Dauer des Jahrmarktes bis in das Jahr 1730 hinein drei Tage, ehe er auf vier Tage verlängert wurde. Auch wurde in dieser Zeit der Beginn des Jahrmarktes auf den Dienstag vor Galli (16.Oktober), dem Todestag des Heiligen Gallus, festgelegt. Aus einer Veröffentlichung aus dem Jahre 1797 in den „Memminger Neuigkeiten“ geht dies eindeutig hervor. Der Ort des Jahrmarktes im 15. und 16. Jahrhundert war der „Große Markt“, der dem heutigen Marktplatz entspricht. Bereits im Jahre 1806 wurde der Jahrmarkt auf den Weinmarkt verlegt und dehnte sich schließlich auf den Rossmarkt, den Schweizerberg bis hin zum Westertorplatz aus, auch nach Osten hin die ganze Maximilianstraße entlang. Allerdings konnte der Westertorplatz erst 1901 integriert werden, da zunächst ein Haus am Schweizerberg und ein Teil der alten Stadtmauer abgebrochen werden musste, um so einen Zugang zur Bismarckschule zu schaffen. Erst um die Wende des 19. zum 20. Jahrhundert erhielt der Jahrmarkt neben dem Marktgeschehen auch den Charakter eines Rummels, der seit jeher die Besucher mit seinen Buden und Fahrgeschäften erfreut. Das erste Mal in der Geschichte gab es in den Kriegsjahren 1917 und 1918 keinen Jahrmarkt. Bis 1938 wurde der Jahrmarkt wieder in der dargestellten Version abgehalten. Im Jahre des Kriegsausbruches 1939 wurde dann erneut der Jahrmarkt abgesagt auf Grund der Befürchtung, dass Einzelhandelsgeschäfte durch zu hohe Zahlen an Besuchern regelrecht „ausgebeutet“ werden. In heutiger Zeit kann dies mit so genannten „Hamsterkäufen“ verglichen werden. In den darauf folgenden Jahren 1940 bis 1943 wurde der Markt wieder durchgeführt, wobei sich sowohl die Zahl der Vergnügungsgeschäfte als auch die Anzahl der Marktreferenten enorm reduzierte. Schließlich fand auch 1944 und 1945 kein Jahrmarkt statt, da sich das Kriegsgeschehen immer mehr zuspitzte.Neuanfang 1946
Seit dem Jahre 1946 wird der Jahrmarkt in Memmingen bis heute ununterbrochen praktiziert. Kurzzeitig hatte der Stadtrat beschlossen, den Krämermarkt in den Jahren 1950 bis 1952 aus der Altstadt zu verbannen, allerdings wurde dies bereits 1953 wieder rückgängig gemacht. Demzufolge kehrte der Krämermarkt, der bis heute einen festen Bestandteil des Jahrmarktes darstellt, an die vorherigen Straßen und Plätze zurück: Rossmarkt, Weinmarkt, Maximilianstraße und teilweise Hallhof. Da 1975 in Memmingen am Königsgraben das Kaufhaus Karstadt erbaut wurde und folglich der Westertorplatz teilweise abgesenkt werden musste, dehnte sich der Jahrmarkt auf den St.-Josefs-Kirchplatz und den Königs- und Kaisergraben aus. Das Besondere des Jahrmarktes ist seine zeitliche Zweiteilung: Zum einen der „Vergnügungspark“ von Samstag vor Galli bis Sonntag nach Galli (neun Tage) und zum anderen der eigentliche „Krämermarkt“ in der Jahrmarktswoche von Dienstag bis Donnerstag, also insgesamt drei Tage.Exkurs: Fahnenweihe
Nahe zu jede Außenstelle des Bayerischen Landesverbandes der Marktkaufleute und Schausteller besitzt eine eigene Fahne. Memmingen war eine der wenigen Ausnahmen, bei der der Besitz einer Fahne noch nicht allzu lange wieder zum festen Bestandteil des Verbandes zählt. Die erste Fahne, die „Standarte“ genannt wurde, ist bereits im Jahre 1921 geweiht worden, unter anderem durch die Mitwirkung des „Geheimen Kämmerers“ Rippler in der St. Johann Kirche. Die Fahnen der Außenstellen Memmingen, Illertissen und Mindelheim wurden zunächst während des Zweiten Weltkrieges in der Frundsbergstadt aufbewahrt. In den Wirren des Krieges sind diese aber plötzlich verschwunden. Es wird vermutet, dass amerikanische Besatzungssoldaten die Fahnen als Souvenir mitnahmen. In den Folgejahren setzte sich vor allem Karl Petraka für eine neue Fahne ein. Als Vorlage für die Fahne galt das Rathaus der Stadt, der „Memminger Mau“ und die „Sieben Schwaben“. Im Jahre 1992 wurde schließlich die Fahne in Auftrag gegeben. Die Fahnenweihe wurde dann am 5.3.1993 in einem ökumenischen Gottesdienst durch Pater Schönig und Dekan Dr. Münderlein in der St.-Josefs-Kirche in Memmingen durchgeführt, in der die Fahne als „Zeichen der Gemeinschaft und Verbundenheit untereinander“ im Mittelpunkt steht. Im Anschluss an den Gottesdienst folgte ein festlicher Fahnenumzug durch die Straßen bis hin zum Rathaus, wo sich ein Empfang durch den Oberbürgermeister Dr. Ivo Holzinger anschloss. Nach gemeinsamen Mittagessen und Kaffee und Kuchen wurde der Tag mit einem Festball in der Stadthalle abgerundet.Weblinks
- http://www.memmingen.de/370.html?&cHash=68bab10ff4f7984f35845232d803764f&tx_ttnews%5Btt_news%5D=2282
Literatur
- Heinz Beyer: Memminger Jahrmarkt. ... das Auf und Ab in der Zeit von 1910 bis 1995, Memmingen, 1996.