Hochzeitsnacht in Ostwestfalen

Inhalt

Einstiegsinformation

In Ostwestfalen kann die Hochzeitsnacht schon mal zum Albtraum werden. Wer gegenüber Freunden und Verwandten als Persönlichkeit mit exzentrischen Eigenschaften auffällt und vielleicht Grund zur Rache gibt, muss sich auf ungemütliche Überraschungen und manchmal weitreichende Folgen in der Nacht nach der kirchlichen Eheschließung gefasst machen. Aber mit der großen Liebe an der Seite übersteht man auch so eine Nacht in Ostwestfalen!

Ablauf

In Ostwestfalen spüren Freunde und Verwandte des Brautpaares oft den dringenden Wunsch die Hochzeitsnacht der frisch vermählten Liebenden zum Albtraum zu machen und sich so gegebenenfalls für vergangene Vorkommnisse zu rächen.Der Fantasie sind hier keine Grenzen gesetzt, aber es gibt einige bewährte Klassiker, die mit Sicherheit jede Romantik in der Hochzeitsnacht vertreiben.Die Schwierigkeit der Durchführung dieses beliebten Brauchs besteht darin, dass die Beteiligten in Besitz des Schlüssels für das Zimmer kommen müssen, in der das gerade kirchlich getraute Liebespaar die Hochzeitsnacht verbringen wird. Es muss viel Aufwand und eventuell auch handwerkliches Geschick betrieben werden, um in die Örtlichkeit eindringen zu können.

Ist diese Hürde genommen, können sich Freunde und Verwandte ganz ausleben und sich die furchtbarsten Möglichkeiten einfallen lassen, um Braut und Bräutigam keine ruhige und auf keinen Fall angenehme Minute zu gönnen.

Einige beliebte Maßnahmen sind:

  • Cornflakes im Ehebett verteilen
  • im Zimmer / in der Wohnung Wecker verstecken, die zu verschiedensten Zeiten während der Nacht und auch am nächsten Morgen klingeln
  • Brühwürfel im Duschkopf montieren
  • Frischhaltefolie unter der Klobrille befestigen
  • Zimmer / Wohnung in Strandlandschaft verwandeln (den ganzen Boden mit Sand bedecken und Utensilien wie Palmen und Sonnenschirm etc. aufstellen)
  • Behältnisse voll mit gefärbtem Wasser auf dem ganzen Boden verteilen (auch Lebensmittelfarbe hinterlässt langjährige Flecke auf Teppichen!)
  • Zimmer / Wohnung mit Strohballen vollstellen
  • überall Konfetti verstreuen
  • Matratze entfernen
  • Zimmer / Wohnung mit Luftballons ausfüllen
  • Badewanne, Dusche, Waschbecken etc. mit Blumen bepflanzen
  • im Nachbarraum die ganze Nacht Spiele spielen und das Brautpaar regelmäßig über den Punktestand informieren
  • verschiedene Käsestücke in der Wohnung verstecken (,die manchmal erst Monate später wieder aufgefunden werden)

Die Beteiligten vollführen ihr Werk meist während der Hochzeitsfeierlichkeiten, gegebenenfalls sind sie sogar in der Wohnung während der Hochzeitsnacht anwesend.

Varianten

Den Varianten sind keine Grenzen gesetzt. Je nach Persönlichkeit der Braut bzw. des Bräutigams und ihren Beziehungen zu den beteiligten Freunden und Verwandten fällt die Gestaltung des Brauchs für das Brautpaar von lustig über nervig bis hin zu traumatisch aus.

Es ist außerdem zu bemerken, dass der Brauch und der Grad der Ausführung schwerwiegende Folgen für die Freundschaften zwischen Brautpaar und Freunden haben kann. (Familienzugehörigkeit kann man nicht eliminieren.)

 Gewährspersonen

Jörg Flagmeier. 45 Jahre, auf ca. 15 Hochzeiten anwesend gewesen.

Beate Flagmeier, 56 Jahre, auf ca. 20 Hochzeiten anwesend gewesen.