Hochzeit in Griechenland

Einstiegsinformation

Der Artikel Hochzeit in Griechenland behandelt die Gepflogenheiten und Bräuche griechischer Hochzeiten und beleuchtet nicht nur die Hochzeitsfeierlichkeit an sich, sondern auch die umfangreichen Vorbereitungen hierzu.

Griechische Hochzeit

Die Woche vor der Hochzeit

Das Brautpaar.

Griechische Hochzeiten finden in der Regel eher im Sommer statt, da für die vollständigen Festlichkeiten, die sich über mehrere Tage ziehen, gutes Wetter gewünscht wird. Nicht nur der eigentliche Hochzeitstag selbst, der meist auf einen Samstag fällt, ist wichtig, sondern auch die Hochzeitsvorbereitungen, die sich meist über nahezu eine ganze Woche erstrecken. Der Anfang der Hochzeits-Woche wird für allgemeine Vorbereitungen im Haus der Brauteltern genutzt. Es wird geputzt, gebacken, gewaschen und für Verpflegung in den kommenden Tagen gesorgt. Nachdem die „Prika“, die Aussteuer der Braut – diese besteht vorwiegend aus selbst gehäkelten und gestickten Tischdecken, Handtüchern, Bettwäsche und Bettdecken – durch das Kollektiv der engsten weiblichen Verwandten der Braut gewaschen und gebügelt wurde, wird sie ab der Mitte der Hochzeits-Woche zur Schau gestellt. Geladene Gäste der Braut sind ab diesem Zeitpunkt nun den ganzen Tag willkommen, um die Prika zu betrachten. Dabei werfen sie Geld auf die ausgestellten Gegenstände. Für das körperliche und geistige Wohl der Gäste ist dabei auf das Beste gesorgt, da das Zurschaustellen der „Prika“ von Tänzen, Musik und vor allem Verköstigung begleitet wird. Erst zwei Tage vor der Hochzeit dürfen auch die Verwandten des Bräutigams, jedoch ohne den Bräutigam selbst, in das Haus der Brauteltern zu Besuch kommen. Wie am Tag zuvor wird viel gegessen, getanzt und gefeiert. Nach einer meist finanziellen Auslöse wird die Prika von den Verwandten mitgenommen und ins neue Haus des Brautpaares gebracht. Einen Scherz machen sich viele Verwandten daraus, nicht zur „Prika“ gehörende Gegenstände unbemerkt mitzunehmen, was oft erst nach der Hochzeit aufkommt. Den Tag vor der Hochzeit verbringt die Braut ausschließlich mit von ihr geladenen Gästen, der Bräutigam tut dies ebenso. Es wird entweder wieder im Haus der jeweiligen Eltern gefeiert oder in einem Restaurant. Essen, Musik und Tanz spielen bei den Feierlichkeiten wiederum eine sehr große Rolle. Allgemein gilt: Wer ein Hochzeitsgeschenk für das Brautpaar hat, bringt dies vor der eigentlichen Hochzeit ins Haus der Eltern. Am Hochzeitstag werden keine Geschenke mehr überreicht.

Die Kleidung

Das Brautkleid zur Hochzeit.
Schnüren des Brautkleids.

Die Braut kleidet sich in ein weißes Brautkleid, das jedoch nicht gekauft, sondern in einem Geschäft für Brautmoden „ausgeliehen“

wird. Dennoch ist das Ausleihen in etwa so teuer wie ein Kauf in Deutschland. Das Brautkleid darf vor der Hochzeit nicht vom Bräutigam gesehen werden, wird aber von dessen Eltern bezahlt. Daher geht die Braut mit ihrer zukünftigen Schwiegermutter das Kleid aussuchen. Des Weiteren werden auch der Brautschleier, Handschuhe, Schuhe und Unterwäsche von der Schwiegermutter gekauft. Ähnliches gilt für den Bräutigam. Auch er geht mit seiner zukünftigen Schwiegermutter den Anzug aussuchen, den diese bezahlt. Anders als beim Kleid handelt es sich dabei aber um einen Kauf, so dass er den Anzug nach der Hochzeit behalten darf. Sowohl das Brautkleid als auch der Anzug des Bräutigams werden nach dem Kauf/dem Ausleihen von der jeweiligen Schwiegermutter mitgenommen und am Tag vor der Hochzeit von ledigen Geschwistern und/oder Freunden der Braut / des Bräutigams ins jeweils andere Elternhaus gebracht. Vor der Übergabe der Kleidung werden vor dem Haus traditionelle griechische Tänze aufgeführt und die Kleidung selbst muss auch noch einmal mit Geld ausgelöst werden. Anschließend werden die Überbringer zum Essen eingeladen.

Die Gäste

Gäste werden regulär von der Braut und dem Bräutigam geladen, die Eltern des Brautpaares laden jedoch auch eigene Gäste ein. Um niemanden auszuschließen und damit sich niemand ausgegrenzt fühlt, werden auch Verwandte der ursprünglich geladenen Gäste eingeladen. Oft sind die Eltern des Brautpaares so stolz, dass sie auch flüchtige Bekannte einladen, wenn sie diese zufällig treffen. Daher kann es vorkommen, dass mehrere hundert Gäste eingeladen werden, die meist auch kommen, damit das Brautpaar nicht beleidigt ist.

Der Morgen des Hochzeitstags

Am Tag der Hochzeit steht die Braut früh am Morgen auf und geht zum Friseur und zum Kosmetiker. In der Zeit, in der sie abwesend ist, finden sich bereits Freunde und Verwandte der Braut in deren Elternhaus ein und beginnen mit den Feierlichkeiten.

Es wird bereits getanzt und gegessen, wenn die Braut nach einigen Stunden zurückkommt.

Das Ankleiden der Braut

Das Ankleiden der Braut.
Das Schmücken der Braut.

Nachdem die Braut mit ihren Gästen im Elternhaus getanzt hat, wird das Hochzeitskleid angezogen. Dazu begibt sich die Braut mit ihren ledigen Freundinnen und weiblichen Verwandten in ein Zimmer, in dem ihr von allen geholfen wird, das Kleid anzuziehen. Auch die Handschuhe werden ihr bereits angezogen. Anschließend wird die Tür für alle geöffnet und die Schuhe sind an der Reihe. Auf die Schuhsohlen werden die Namen aller unverheirateten, anwesenden Mädchen notiert. Das Mädchen, dessen Name, nach der Hochzeit immer noch auf der Schuhsohle zu erkennen ist, wird dann – nach der Überlieferung – diejenige sein, die als Nächste heiraten wird. Nachdem die Namen aufgelistet wurden, ist es die Aufgabe des Vaters der Braut, ihr die Schuhe anzuziehen. Dies geschieht in einer Art Spiel. Die Braut erklärt ihrem Vater, dass ihr der Schuh zu groß sei, woraufhin dieser Geldscheine in den Schuh stopft. Sagt die Braut daraufhin nichts mehr, ist das Anziehen beendet, hat die Braut weitere Einwände, werden weitere Geldscheine in den Schuh getan. Am Ende wird das Geld unter den Mädchen, die der Braut beim Ankleiden behilflich waren, verteilt.

Das Ankleiden des Bräutigams

Der Bräutigam wird ähnlich wie die Braut, von seinen Freunden und Verwandten eingekleidet, allerdings müssen diese nicht unbedingt unverheiratet sein. Anschließend wird er von seinem besten Freund rasiert, wobei ihm die anderen Freunde zusehen. Die Rasur ist eine Art Spiel, bei dem der rasierende Freund während des Rasierens innehält und meint, dass das Messer nicht schneidet, er könne nicht weiter rasieren. Daraufhin wird von den Zuschauern Geld in einem Korb geworfen, woraufhin weiter rasiert werden kann. Das Geld darf der Freund, der den Bräutigam rasiert, behalten.

Der Weg zur Kirche

Das Brautauto.

Bevor sich die Braut mit ihren Gästen, die sich in ihrem Elternhaus eingefunden haben, auf den Weg zur Kirche macht, werden – vorwiegend auf der Straße – griechische Volkstänze, die im Kreis angelegt sind, getanzt. Anschließend begibt sich die Hochzeitsgesellschaft zu Fuß auf den Weg zur Kirche. Dies geschieht in folgender Reihenfolge: vorne gehen Musiker, unmittelbar gefolgt von der Braut und deren Trauzeugen. Dahinter folgen die Gäste, die direkt hinter der Braut tanzen. Wer nicht tanzen möchte, bildet das Schlusslicht des Hochzeitzuges. Kommt die Gesellschaft an einer Kreuzung vorbei, wird darauf gehalten, um dort zu tanzen. So kann es einige Zeit dauern, bis die Kirche erreicht wird. Der Bräutigam und dessen Gäste haben sich dort bereits eingefunden und warten auf die Braut.

Die Trauung

Gäste bei der Trauung.

Wenn die Braut die Kirche erreicht hat begeben sich die Hochzeitsgäste in die Kirche. Die Braut und der Bräutigam warten währenddessen, bis auch sie vom Pfarrer in die Kirche geholt werden. Nachdem sie sich stehend vor dem Altar platziert haben, beginnt der Pfarrer mit der Predigt. Es wird gesungen und gebetet, bis es schließlich zur direkten Trauungszeremonie kommt. Der Pfarrer stellt als erstes beiden Brautleuten die Frage, ob diese aus freiem Willen anwesend seien und den jeweils anderen zum Ehemann / zur Ehefrau nehmen wollen. Wird die Frage von beiden mit „Ja“ beantwortet, segnet der Pfarrer die „Stefana“, zwei weiße Kränze, die mit einem weißen Band verbunden sind. Nachdem deren Segnung, ist es die Aufgabe des Trauzeugen, die Stefana dreimal über den Köpfen des Brautpaares zu überkreuzen und ihnen schließlich die Kränze auf den Kopf zu legen. Dies soll ein Symbol für gegenseitigen Ehrung und Verbundenheit des Paares sein. Nach weiterer Lesung und Gebeten werden schließlich auch die Ringe übergeben. Auch diese werden vom Pfarrer gesegnet, indem er mit den Ringen in der Hand dreimal ein Kreuzzeichen auf der Stirn von Braut und Bräutigam macht und dabei den Segen ausspricht. Die Ringe

Hochzeitswein.

werden dann an den Trauzeugen übergeben, der diese wiederum dreimal über den Händen der Brautleute überkreuzt und ihnen die Ringe dann an den Finger steckt. Die Abläufe erfolgen jeweils dreimal, da dies die Dreifaltigkeit der Kirche darstellt: den Vater, den Sohn und den Heiligen Geist. Schließlich ist die Trauung vollzogen. Der Pfarrer nimmt die Braut an der Hand, die wiederum ihrem Ehemann die Hand gibt. Gemeinsam mit dem Pfarrer macht das Paar die ersten gemeinsamen Schritte als Eheleute, indem sie dreimal um den Altar schreiten. Währenddessen dürfen die Hochzeitsgäste das Paar mit Reiskörnern bewerfen, was Fruchtbarkeit symbolisiert und viele Kinder bringen soll. Abschließend wird der Wein im Weinkelch, der das Blut Christi darstellt, gesegnet. Von diesem trinken der Pfarrer, der Bräutigam, die Braut und der Trauzeuge jeweils einen Schluck. Wieder werden Gebete gesprochen und gesungen, bevor der Pfarrer das Brautpaar entlässt. Das Brautpaar bleibt nun mit Eltern und Geschwistern an der Seite des Altars stehen, um die Glückwünsche der Gäste entgegen zu nehmen. Wenn die Gäste die Kirche verlassen, werden am Ausgang die „Koufeta“, bzw. „Bomboniera“, gezuckerte Mandeln, die in einem kleinem Säckchen übergeben werden, verteilt. Diese Mandeln haben einen süßen und zugleich bitteren Geschmack und symbolisieren daher das reale Leben, das oftmals süß, jedoch auch bitter sein kann.

Die Feier

Hochzeitsgäste beim Tanz.

Nach der kirchlichen Trauung fahren die Gäste zur Lokalität, in der gefeiert wird und warten auf das Brautpaar, das sich beim Fotografen befindet. Wenn das Paar eintrifft, wird die Feier mit einem traditionellen Walzer des Brautpaares eröffnet, in den später auch Eltern und schließlich Trauzeugen und Geschwister mit einsteigen. Im Anschluss beginnt das Paar, griechische Volkstänze zu tanzen, die in Kreisform angelegt sind. Dabei sind alle Gäste eingeladen, mitzutanzen. Auf der Feier wird – oftmals bis in die Morgenstunden – viel getanzt, gegessen und getrunken. Braut und Bräutigam dürfen die Feier erst dann verlassen, wenn der letzte Gast gegangen ist.

Literatur

  • Avagianou, Aphrodite: Sacred marriage in the rituals of Greek religion, Bern u.a. 1991