Neuseeländischer Haka

Einstiegsinformation

Neuseeländer bei Ausübung des Haka.
Der Haka ist der traditionelle Ritualtanz der neuseeländischen Maori. Er dient mithilfe eines dramatisch vorgebrachten Sprechgesangs der Einschüchterung des Gegners. Der Haka wird noch heute traditionellerweise bei Willkommens- und Unterhaltungszeremonien von Gästen, aber beispielsweise auch von der Rugbymannschaft Neuseelands (den All Blacks) vor allen Länderspielen vorgebracht.

Ablauf

Haka ist Maori und bedeutet eigentlich nichts Anderes als Tanz oder Lied mit Tanz und ist somit genau genommen ein Überbegriff für alle Maori-Tänze – das heißt der Begriff bezeichnet jegliche Form rhythmischer Tänze, welche von Gesängen und Sprechchören begleitet werden. Tänze waren ein wichtiger Bestandteil im Leben der Maori, denn sie ermöglichten es ihnen, ihren Emotionen freien Lauf zu lassen.
Maori Tänzerin in traditioneller Kleidung.
Mit der Zeit wurde der Haka aber immer mehr mit dem Gesang (haka taparahi), der traditionell einer Schlacht vorausging oder feindliche Stämme abschrecken sollte, assoziiert: Der Haka ist also eine Art Kriegstanz oder ein traditioneller Ritualtanz. Sein Zweck dient der Einschüchterung des Gegners und wird von einem als entmutigend empfundenen „Sprechgesang“ begleitet. Merkmale des (Kriegs-)Hakas sind für unsere Ohren „schrecklich“ klingende Schreie und Rufe, an Faustschläge erinnernde Armbewegungen und donnerndes Fußstapfen, mit dem alles zermalmt werden soll, was sich in den Weg stellt – ein durchaus Angst einflößender Anblick. Zudem kommt die Mimik und Gestik der Tänzer: Augenrollen, Zunge aus dem Mund strecken und bedrohliche Gesten gehören bei einem guten Haka einfach dazu. Die Texte der Sprechchöre waren meist eine Beschreibung der Grausamkeiten, die die Maori-Krieger ihren Feinden während einer Schlacht zufügen wollten. Man betrachtet den Haka als eine Art Zusammenspiel der verschiedenen Körperteile, welche wiederum auch als Instrumente fungieren: Augen, Arme, Hände, Beine, Füße, Stimme, Zunge und der Körper als Ganzes schließen ihre individuellen Ausdrucksmöglichkeiten zu einer einzigen gemeinsamen Aussage zusammen. Glück, Freude, Mut oder Aggression werden mithilfe der Bewegungen und Worte Eins - Das Äußere drückt das Innere aus. Frauen spielen in den Traditionen der Maori stets eine wichtige Rolle. Entgegen der Annahme, Hakas würden ausschließlich von Männern getanzt, treten Frauen ebenso mit auf - es gibt sogar Hakas, die nur von Frauen aufgeführt werden; lediglich der Kriegs-Haka wurde ausschließlich von Männern aufgeführt. Die Tänze spielen eine große Rolle im Stammesalltag und bei Begrüßungs- und Willkommenszeremonien, außerdem hängt die Reputation eines Stammes von der Aufführung des Hakas ab. Im Normalfall besteht die Beteiligung der Frauen beim Haka aus unterstützendem und begleitendem Hintergrundgesang, wobei sich aber auch die Frauen die Darstellung von bedrohlichen Gesten nicht nehmen lassen.

Der Haka des Te Rauparaha

Jeder Stamm hat eine eigene Form des Hakas. Der bekannteste jedoch stammt von Te Rauparaha (1768-1849), dem Häuptling des Ngati-Toa-Stammes, der einer der letzten großen Kriegshäuptlinge der Maori war. Von Kapiti nahe Wellington auf der Nordinsel Neuseelands schlug er
Maori Tänzer in traditioneller Kleidung.
eine blutige Schneise hinunter bis zur Südinsel, wo er einige üble Massaker anrichtete. Es heißt, Te Rauparahas Haka sei entstanden, als er vor seinen Feinden auf der Flucht war. Er versteckte sich in einem kumara-Lager, wo Te Rauparaha in der Dunkelheit nur noch darauf wartete, von seinen Feinden entdeckt zu werden. Doch als sich sein Versteck öffnete, standen nicht seine Feinde, sondern ein befreundeter Häuptling vor ihm, der verkündete, dass der feindliche Stamm abgezogen sei. Te Rauparaha kletterte voller Freude hinaus und vollführte seinen Sieges-Haka. Dieser Haka wird oftmals als eine Art Triumphfeier über des Lebens über den Tod interpretiert und ist ein Tanz ohne Waffen. Er wird vorzugsweise aufgeführt, um privaten oder öffentlichen Meinungen Ausdruck zu verleihen. Heutzutage beginnt dieser Haka üblicherweise mit fünf vorbereitenden Anweisungen eines einzelnen, für diesen Zweck ausgewählten Anführers, danach stimmen dann die restlichen Männer des Stammes in die von Te Rauparaha überlieferten Worte mit ein.

Anführer: Ringa pakia! (Schlagt die Hände auf die Schenkel!) Uma tiraha! (Drückt die Brust nach vorne!) Turi whatia! (Beugt die Knie!) Hope whai ake! (Und die Hüften!) Waewae takahia kia kino! (Stampft mit den Füßen, so fest ihr könnt!) Ka mate, ka mate (Es ist der Tod, es ist der Tod) Alle: Ka ora, ka ora (Es ist das Leben, es ist das Leben) Anführer: Ka mate, ka mate (Es ist der Tod, es ist der Tod) Alle: Ka ora, ka ora (Es ist das Leben, es ist das Leben)

Tēnei te tangata pūhuruhuru (Siehe diesen haarigen Mann - Te Rauparaha meinte den befreundeten Häuptling) Nāna nei i tiki mai whakawhiti te rā (der die Sonne zum Scheinen brachte) Upane, aupane (Seite an Seite, bleibt Seite an Seite) Upane, ka aupane (Haltet die Stellung) Whiti te rā! (Dem Sonnenlicht entgegen)

Hintergrund Infos: Die Geschichte der Maori

Die erste Besiedlung Neuseelands

Karte Neuseelands.
Die polynesischen Maori (Māori) sind die indigene Urbevölkerung Neuseelands. Diese waren die ersten Siedler der neuseeländischen Inseln und landeten dort vermutlich ab dem 13. Jahrhundert in mehreren Bevölkerungswellen. Somit war Neuseeland eine der letzten Gegenden der Erde, die überhaupt von Menschen besiedelt wurde. Die Maori kamen mithilfe von großen, seetüchtigen Kanus zunächst aus Gegenden Ost-Polynesiens - in der Mythologie der Maori wird die Herkunftsinsel Hawaiki genannt, deren Existenz bis heute allerdings nicht eindeutig geklärt ist. In ihrer Stammesgeschichte beziehen sich die Maori nicht nur auf den Namen und die Herkunft des Stammes, sondern auch stets auf die verschiedenen Kanus, mit denen ihre Ahnen auf den Inseln Neuseelands landeten. Die ersten Siedlungen der Maori an der Küste wurden in warmen „Gärten“ angelegt, in denen die mitgebrachten polynesischen Pflanzen (beispielsweise kumara – Süßkartoffeln) angebaut werden konnten. Innerhalb von nur 100 Jahren verteilten sich die neuen Siedler dann aufgrund einer guten Lebensqualität und eines breiten Nahrungsspektrums von der Spitze der Nordinsel bis zum Ende der Südinsel Neuseelands. Im Norden der Inseln entsteht nun zum ersten Mal Siedlungsdruck: Vor allem um Küstenstreifen mit fruchtbarem Boden entstehen Kämpfe. In diesen ersten dauerhaften Siedlungen werden auch die Häuser und Hütten anspruchsvoller und auch immer mehr mit kunstvollen Schnitzereien verziert; es entsteht die „klassische Periode“ der Maori. Wesentlicher Bestandteil jeder Kultur sind bestimmte Traditionen, Sitten und Bräuche, die sich im Laufe der Jahrhunderte in einer Gesellschaft herauskristallisiert haben, auch die Maori, als ursprünglich nicht okzidental geprägte Kultur, lebten eins nach ihren eigenen Sitten und Bräuchen, welche fester Bestandteil ihres alltäglichen Lebens waren.

Die Europäer

Die Besiedlung Neuseelands durch die Europäer begann schließlich ebenfalls vergleichsweise spät: Erste europäische Forscher (Abel Tasman - 1642, James Cook - 1769) berichteten von Begegnungen mit Maori als ein grimmiges und kämpferisches Kriegervolk und verließen die Inseln recht schnell wieder. Ab 1830 schließlich begann dann die erste Besiedlung Neuseelands durch Europäer, 1840 wurde Neuseeland offiziell zur britischen Kolonie: Der „Vertrag von Waitangi machte Neuseeland zum Besitztum der britischen Krone und regelte die Rechte und Ansprüche der Maori - auf den Vertrag kann sich bis heute noch bezogen werden und der Inhalt hat vor Gericht Bestand. Zunächst auf eine Zahl von ca. 2000 geschätzt (bis 1850 dann ca. 22.000), kamen immer mehr Abenteurer, aber auch Angehörige anderer europäischer Bevölkerungsschichten, wie Beamte und Handwerker, oder auch geflohene Gefangene der benachbarten britischen Gefängnisinsel Australien, nach Neuseeland. Da die Europäer den Schutz der Maori, ihre Nahrung und Arbeitskraft benötigten, blieben blutige Auseinandersetzungen überschaubar. Die Maori ihrerseits wollten Waren von den Europäern und schätzten deren Profit und Prestige - der Frieden wurde durch Verträge und Eheschließungen von Europäern mit Maori gesichert. Die Abgeschiedenheit Neuseelands fungierte als eine Art natürlich Quarantäne: Mit Krankheiten infizierte Europäer erholten sich entweder auf der langen Reise in den Südpazifik oder starben unterwegs - Krankheiten, die beispielsweise unter den amerikanischen Ureinwohnern wüteten, gelangten gar nicht erst bis nach Neuseeland, weshalb sich die Zahl Maori auch nach dem Eintreffen der Europäer relativ konstant halten konnte. Die schlimmste eingeschleppte Krankheit war somit eher materieller Natur: Die Einführung von Schusswaffen. Kriegerische Handlungen zwischen den Stämmen nahmen nun eine ganz neue Dimension an und läuteten den Beginn eines stetigen Verfalls der Maorikultur ein. Die Besiedlung durch die Europäer schwächte nicht nur die Lebensstruktur der Maoristämme, sie musste auch ihre Traditionen verwerfen und unter dem Missionsdruck der Briten das Christentum annehmen. Trotz der größtenteils friedlich ablaufenden Besiedlung durch die Europäer gab es fünf separate Großkonflikte zwischen den Maori und den Europäern (allesamt zwischen 1844 bis 1872), in denen es meist um den Besitz von Land ging. Dies ist leider bis heute immer wieder eine Quelle für Konflikte und Auseinandersetzungen, wobei die neuseeländische Regierung allerdings versucht, damaliges Unrecht mit Geld wieder gutzumachen.

Die modernen Maori

Porträt eines Maori-Häuptlings in westlicher Kleidung um 1890.
Durch die gewollte Integration bzw. Assimilation seitens des Staates hatten viele Maorifamilien ihre alten Traditionen und Bräuche aufgegeben. Vor allem die jüngere Generation, die aufgrund der Urbanisierung sehr westlich-orientier aufgewachsen war, hatte keinen besonderen Bezug mehr zu alten Maori-Traditionen. Aus dieser Generation, die in einem kulturellen Vakuum aufgewachsen war und die sich vielmehr dafür schämte, Maori zu sein, kamen viele, die sozial und wirtschaftlich zum unteren Viertel der Gesellschaft gehörten und dementsprechend anfällig waren für Arbeitslosigkeit und Kriminalität. Die Maori und ihre Kultur waren sozusagen kurz davor, in einem „multikulturellen Durcheinander“ unterzugehen. Ab den 1970er Jahren erlebten die Traditionen der Maori schließlich doch noch einen Aufschwung: Die Regierung erkannte die politischen Ansprüche der Maori an und richtete das Waitangi Tribunal ein (beruhend auf dem Vertrag von Waitangi können hier Rechtsansprüche der Maori geltend gemacht werden). Seither wird auch an Schulen die Kultur und die Sprache der Maori gelehrt, da diese mit der fortschreitenden Besiedlung Neuseelands ab dem ersten Weltkrieg immer mehr verloren gingen. Maori ist - unabhängig von Maori-Vorfahren - jeder, der sich mit der Kultur der Maori identifiziert. Deren Zahl steigt aufgrund einer breiten gesellschaftlichen Anerkennung der Maori auch immer weiter an (momentan ca. 15% der Bevölkerung Neuseelands). Dennoch ist die Situation der Maori mit der restlichen Bevölkerung Neuseelands noch immer nicht gleichgesetzt: Das durchschnittliche Pro-Kopf-Einkommen der Maori liegt deutlich unter dem gesamt­neuseeländischen; Maori sind in der sozialen Unterschicht überproportional häufig vertreten. 49 % aller Maori über 15 Jahren haben keinen Schulabschluss - im Vergleich zu 25 % der neuseeländischen Gesamtbevölkerung. Die Maori sind ein zentrales Element in der Gesellschaft von Aotearoa; sie sind Teil der Wirtschaft, des sportlichen und vor allem des kulturellen Lebens. Es ist das Ziel der neuseeländischen Ureinwohner, ein bikulturelle Gesellschaft zu schaffen, in der Maori und europäischstämmige Neuseeländer gleichgestellt sind – sowohl unter politischen und ökonomischen Gesichtspunkten, als auch unter kulturellen.

Die Traditionen der Maori

Schnitzerei Maori an einem Kanu Bug.
Die Kultur der Maori ist von unzähligen Traditionen, Sitten und Bräuchen geprägt. Die Hauptsprache der Maori nennt sich Te Reo Māori und wird noch immer von einem Teil der indigenen Bevölkerung gesprochen und verstanden - Sie ist außerdem neben Englisch die offizielle Amtssprache Neuseelands. Die Maori waren und sind bekannt für ihre kunsthandwerklichen Begabungen: Versammlungs–häuser wurden mit geschnitzten Figuren von wichtigen Göttern und Ahnen verziert. Bildschön gefertigte Kriegskanus garantierten dem Stamm ein großes mana (Ansehen). Auch die Knochen- und Jade- (pounamu) Schnitzerei ist eine weitere wichtige Kunstform der Maori: Die Kunstvoll geschwungenen Anhänger werden mit traditionellen Motiven oder modernen Mustern verziert, eine andere sehr verbreitete Form sind außerdem auch stilisierte menschliche Figuren. Paua Shells (Seeohren Muscheln) werden gerne zu wunderschönen Ornamenten und
Maori mit Tattoos.
Schmuckstücken verarbeitet, werden aber auch oft für die Intarsien der Holzschnitzereien verwendet. Außerdem bestehen große Kunstfertigkeiten auf dem Gebiet der Tätowierungen: Die sogenannten mokos wurden mit Beinmeißeln, einem Holzhammer und blauen Farbpigmenten per Hand aufgebracht. Traditionellerweise wurden Angehörige der höheren Gesellschaftsschichten mit komplizierten Tatoos geschmückt. Frauen trugen diese nur an Kinn und Lippen, während bei Männern dagegen nicht nur das ganze Gesicht, sondern auch andere Körperteile - insbesondere das Gesäß - mit Tätowierungen bedeckt waren. Heutzutage ist es unter den Neuseeländern wieder schick sich mit den alten Maorimustern verzieren zu lassen, was sich aber auch einige Touristen nicht entgehen lassen. Da die Maori über keine Schrift verfügten, verewigten sie ihre Geschichte in langen, stilisierten Liedern und Gesängen. Wie in vielen anderen Winkeln der Welt, wo mündliche Traditionen üblich sind, haben sich Lieder und Gesänge zu einer hohen Kunstform entwickelt. Die Lied- und Tanzkunst der Maori weist einige Besonderheiten auf: Sehr beliebt ist das waiata kori (Bewegungslied). Normalerweise führen die Männer sehr kraftvolle und heftige Bewegungen aus, während die Frauen sich wie bei einigen asiatischen Tanzformen eher anmutig und fließend bewegen. Einzigartig ist auch der poi-Tanz: Die Akteure schwingen Dabei poi (an einer Schnur hängende Bälle) im Rythmus der Musik.

Varianten: Der Haka der All Blacks

All Blacks bei Ausübung des Hakas.
Die Traditionen der Maori sind im Alltagsleben Neuseelands allgegenwärtig. So führt auch die Rugby Nationalmannschaft (Das Interesse für Rugby ist in Neuseeland vergleichbar mit Fußball in Deutschland) - die All Blacks - vor jedem Länderspiel einen Haka auf. Zum ersten Mal geschah dies im Jahr 1884 bei einem Rugbyspiel der Neuseeländer gegen New South Wales. Die neuseeländische Mannschaft wird hierbei immer lautstark von ihren Fans auf der Tribüne unterstützt, während die Gegner verschiedene Strategien verfolgen, um den psychologischen Vorteil, den die All Blacks angeblich aus dem Haka ziehen, zunichte zu machen. Vom Singen der eigenen Nationalhymne, Ignorieren des Hakas bis zu aggressiven Gesten sind hier der Fantasie der Gegner keine Grenzen gesetzt. Bis 2005 wurde stets der traditionelle Ka Mate- Haka des Häuptlings Te Rauparahas (siehe oben) benutzt, dann wurde allerdings ein speziell für diese Gelegenheit konzipierter Haka übernommen - der sogenannte Kapa O Pango. Der neue Haka wurde über mehr als ein Jahr in Zusammenarbeit mit vielen Experten für die Kultur der Maori entwickelt und hat einen Text, der sich speziell auf die All Blacks bezieht. Der Haka beinhaltet eine längere und aggressivere Einleitung durch den Kapitän der Mannschaft und findet seinen Höhepunkt in einer umstrittenen, an das gegnerische Team gerichteten Geste des Hals-Durchschneidens. Der Kapa O Pango wird nur bei speziellen Gelegenheiten aufgeführt (beispielsweise der Tri-Nations-Cup), ansonsten wird noch immer der traditionelle Ka Mate- Haka verwendet.

Der Text des neuen Kapa O Pango

Kapa O Pango Kapa O Pango kia whakawhenua au i ahau! Hī aue, hī! Ko Aotearoa e ngunguru nei! Au, au, aue hā! Ko Kapa O Pango e ngunguru nei! Au, au, aue hā! I āhahā! Ka tū te ihiihi Ka tū te wanawana Ki runga ki te rangi e tū iho nei, tū iho nei, hī! Ponga rā! Kapa O Pango, aue hī! Ponga rā! Kapa O Pango, aue hī, hā!

Übersetzung:

All Blacks, lasst mich eins mit dem Land werden! Das ist unser Land, das poltert! Das ist meine Zeit, mein Augenblick! Das macht uns aus als die All Blacks! Das ist meine Zeit, mein Augenblick! Unsere Dominanz Unsere Überlegenheit wird triumphieren Und hoch angesehen werden! Silberfarn All Blacks! Silberfarn All Blacks!

Interviews

Pascal, 24, Student aus Deutschland. 8-monatiger Neuseelandaufenthalt mit „work and travel“ im Jahr 2009/10. Ähnlich wie in Australien oder den USA ist die gesellschaftliche Situation der Ureinwohner, den Maori auch in Neuseeland nach wie vor kompliziert. Wie schätzt du selbst die Situation nach deiner Reise ein? Soweit ich das sehe, kommen die Maori in der deutschen medialen Wahrnehmung als immer ähnliches Bild vor – im Bastrock, tätowiert und bei irgendeiner Art Ritualtanz. Irgendwie nervt mich das, aber irgendwie entspricht das natürlich auch dem tatsächlichen Bild. Obwohl, wie ich finde, da noch viel mehr hinter der Kultur steckt; aber man nimmt in den Medien halt immer das wirksamste und Aufmerksamkeit bringende Bild. Ich finde das schwierig – einerseits ist es schön, wie selbstbewusst die Maori in den letzten Jahren ihre eigene Kultur wiederentdeckt haben und vertreten, und wie offen die europäischstämmigen Neuseeländer diese Kultur aufnehmen und versuchen zu würdigen (all die neuen Ortsnamen, die vielen tollen Museen, die Lehrpfade im Wald, die öffentliche Kunst … beeindruckend). Der „Haka“, ein sehr beeindruckender Kriegstanz, ist ja inzwischen zum Kulturgut aller Neuseeländer geworden, den habe ich sogar schon bei der Fußball-WM der Frauen gesehen Andererseits glaube ich nicht, dass es der Lebenswirklichkeit der Mehrheit der Maori in Neuseeland entspricht. In der Wahrnehmung der Touristen sind die Maori aber immer die „edlen Wilden“, denen wir Europäer Unrecht getan haben, also die moralisch höher stehenden Ureinwohner. So wie ich die Maori in Neuseeland kennengelernt haben, fand ich es eigentlich am besten: als Bootskapitäne, als Nature Guides, als Fish-and-Chips-Verkäufer, als Zeltplatznachbarn … als ganz normale Menschen und Mitglieder der Gesellschaft, nicht als bloße Stellvertreter einer Gruppe in einem kulturellen Zoo. Riki, 28, aus Te Anau in Neuseeland. Maori-stämmiger Neuseeländer, lebt in Queenstown (NZ). Gibt es bestimmte Aspekte der Maori-Kultur, die Einfluss auf deine Erziehung und Identität haben? Für die meisten Maori-stämmigen Menschen ist „Kultur“ ein sehr weit gesteckter Begriff, der das tägliche Leben, Glauben, Einstellungen, Ziele und Werte beinhaltet. Zwei fundamentale Teile der Maori Kultur sind definitiv whakapapa und whenua, also der Stammbaum oder die Abstammung und das Land. Gemeint ist damit die Thematik der Abstammung, wie eine Person mit anderen verwandt ist und inwiefern sie einer bestimmten Umgebung angehört, oder eben ursprünglich aus einer bestimmten Gegend stammt. Das bedeutet für mich persönlich allerdings weniger, dass mein Leben von der Maori Kultur beeinflusst wird – ich bezeichne mich in erster Linie als Neuseeländer und bin auch „ganz normal“ aufgewachsen, zur Schule gegangen und arbeite jetzt als DJ und Musikproduzent. Das sind wohl keine typischen „Maori Jobs“; dennoch ist es mir schon sehr wichtig meine Kultur aufrechtzuerhalten. Und ja, ich bin stolz darauf, Maori zu sein. Wie denkst du, wird sich eure Kultur in Zukunft entwickeln? Nun, Kultur ist ja kein greifbares oder unveränderliches System – das ist ja eigentlich etwas, das sich immer weiterentwickelt und wandelt und sich auch den äußerlichen Gegebenheiten anpasst. Ich finde es wichtig, die Traditionen meiner Herkunft zu kennen (und auszuüben) und möchte diese auch eines Tages an meine Kinder weitergeben. Dennoch darf man natürlich nicht vergessen, dass wir mittlerweile im Jahr 2014 leben und sich einige Dinge – auf ganz natürliche Weise – ändern und weiterentwickeln werden. Ich würde mir aber wünschen, dass einige Menschen die Welt manchmal aus Sicht von anderen Kulturen und Lebensformen, speziell der von Naturvölkern aus, betrachten würden. Dann hätten wir wohl bei weitem nicht so massive Probleme mit Dingen wie Erderwärmung und Umweltverschmutzung, denn dann hätten wir gelernt die Natur zu lieben und zu ehren. Im Speziellen wünsche ich mir für uns Maori, dass sich die Situation langfristig bessert. Es gibt bei uns leider noch immer viele Probleme mit Kriminalität, Armut, schlechter Schulbildung und sozialem Abstieg, da es einigen wohl einfach schwer fällt, sich in ein „westliches System“ einzugliedern; auch das gehört aber wohl zum langfristigen Wandel unserer Gesellschaft und unserer Kultur...

Literatur

  • Armstrong, Alan: Maori Games & Haka. Instructions, Words & Aactions. Auckland 2005.
  • Bain, Carolyn und Dunford, George: Lonely Planet. Neuseeland. Ostfildern 2007.
  • Belich, James: Geschichte. In: Bain, Carolyn und Dunford, George (Hg.): Lonely Planet. Neuseeland. Ostfildern 2007. S. 31 – 39.
  • Frank, Thomas Sebastian; Dr. Prinz, Jörg: Neuseeland (Polylgott Apa Guide). Berlin und München 2005.
  • Reed, Alexander Wyclif: Taonga Tuku Iho. Auckland 2002.
  • Schmalz, Katharina: Marae, Moko und Haka. Passau 2009.
  • Schwimmer, Erik G.: The World of the Maori. Auckland 1966.

Beispielvideo der All Blacks beim World Cup 2011 gegen Japan