Grüntentag

Termin

Dieser Brauch findet am 09.09. und 10.09.2023 statt.

Einstiegsinformation

Teilnehmer beim Grüntentag.
Der Grüntentag ist ein jährlicher Gedenktag für gefallene deutsche Soldaten aus den beiden Weltkriegen, für deren ehemalige Gegner, sowie für die im Dienste der Bundeswehr verstorbenen Gebirgssoldaten und für alle durch Gewalttaten in Kriegen ums Leben gekommene Menschen. Abgehalten wird der Grüntentag auf dem Grünten (1738m) im Oberallgäu.

Ablauf

Das Denkmal am Grünten.
Jedes Jahr am zweiten Septemberwochenende lädt die „Truppen- und Gebirgsjägerkameradschaft Grünten des Gebirgslogistikbataillons 8“ aus Füssen zum Grüntentag ein, der bei jeder Witterung statt findet. Hierbei gedenkt man den Gebirgssoldaten aller Nationen, die in den beiden Weltkriegen und in Kriegsgefangenschaft ums Leben gekommen sind, der aktuell in Auslandseinsätzen oder im Einsatz für Frieden und Freiheit gefallenen Bundeswehrsoldaten und der im Krieg umgekommenen Menschen. Somit soll an die furchtbaren Folgen von Krieg, Gewalt und Terror erinnert und ein Zeichen gegen das Vergessen, aber für den Frieden gesetzt werden. Teilnehmer sind dabei noch lebende ehemalige Gebirgssoldaten, aktive Gebirgssoldaten der Bundeswehr und Reservisten, Soldaten der Garnison Sonthofen, Angehörige der Truppen- und Gebirgsjägerkameradschaft Grünten, teilweise Bundes- und Landtagsabgeordnete, Kommunalpolitiker, interessierte Bergsteiger und seit geraumer Zeit ehemalige Gebirgssoldaten der früheren Gegner (Soldatenverbände, v.a. italienische Alpini) als Zeichen praktizierter Versöhnung. Samstags findet man sich zu eine Gedenkfeier am Gemeinschaftskreuz auf dem Sonthofer Friedhof ein. Dort hält ein Pfarrer eine kurze Ansprache, welche musikalische von einer Bläsergruppe der städtischen Blaskapelle mitgestaltet wird.
Übersicht über Grüntenabzeichen.
Ein weiterer zentraler Veranstaltungspunkt war früher der Kameradschaftsabend im Haus Oberallgäu/Sonthofen am Samstag. Dies war eine Gelegenheit für ehemalige Gebirgsjäger aus ganz Deutschland sich untereinander auszutauschen. Jedes Jahr konnten sich alle noch lebenden ehemaligen 3er-Jäger in ein Buch eintragen. Die Teilnehmerzahl reduzierte sich jedoch biologisch, weshalb dieses Treffen mittlerweile nicht mehr statt findet. Anstelle des Kameradschaftsabends findet nun ein Kameradschaftsnachmittag am Sonntag im Haus Oberallgäu/Sonthofen statt. Hierbei marschieren die verschiedenen Kameradschaften mit ihren Fahnen ein. Am Sonntag wird durch einen Militärpfarrer ein Gedenkgottesdienst am Jägerdenkmal auf dem Grünten abgehalten. Die Musikkapelle Rettenberg und die Alphornbläser aus Burgberg sorgen für die musikalische Umrahmung. Mit dabei sind traditionell auch die Oberallgäuer Feuerschützen. Von verschiedenen Vereinigungen werden am Jägerdenkmal Kränze nieder gelegt. Das politische Zeitgeschehen kommt bei der Feier in Form der Festansprache nicht zu kurz. Die Redner – meist hochrangige Vertreter der Bundeswehr – können bei dieser Gelegenheit mahnen, den Frieden in den Mittelpunkt stellen und z.B. aktuelle Auslandseinsätze der Bundeswehr ansprechen. Die Veranstaltung wird sowohl in personeller als auch in materieller Hinsicht von der Bundeswehr unterstützt. Teilnehmende, die schlecht zu Fuß sind, können dank der Seilbahn des Bayerischen Rundfunks an der Gedenkfeier anwesend sein. Ein weiterer Programmpunkt am Sonntag ist der Gedenkgottesdienst in der Pfarrkirche St. Michael in Sonthofen mit anschließender Kranzniederlegung an der Kriegsgedächtniskapelle v.a. für jene, die aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr am Jägerdenkmal vor Ort dabei sein können. Zur Erinnerung an die Grüntentage kann ein jährlich wechselndes, ansteckbares Grüntenabzeichen erworben werden.

Hintergrund-Infos

Das Jägerregiment 3

Aus der Kriegssituatuion heraus war die Aufstellung des Königlich Bayerischen Schneeschuhbataillons Nr. 1 mit vier Kompanien am 21. Novenber 1914 notwendig geworden. Der zuständige Kommandeur war der bekannte Alpinist Alfred Steinitzer. Am 5. Dezember 1914 wurde das Königlich Preußische Schneeschuh-Bataillon Nr. 2 mit sechs Kompanien in München gegründet. Kommandeur wurde Hptm. d.R. Wilhelm Paulcke. Im März 1915 wurde das Bataillon in die Schneeschuh-Bataillone 2 und 3 aufgeteilt. Zusammen mit der Schneeschuh-Bataillon Nr.1 und Teilen der Schneeschuh-Ersatz-Abteilung bildeten sie das Jäger-Regiment 3, das erste deutsche Gebirgsjäger-Regiment. Das Regiment bestand aus dem Regimentstab und vier Jägerbataillone mit je drei Jägerkompanien. Das I. und IV. Bataillon waren bayerisch. Soldaten aus diesem Regiment galten als besonders robust und belastbar. Ihre Einsatzgebiete waren u.a. in Tirol, Serbien, vor Reims, in der Schlacht von Verdun, in den Karpaten und Dolomiten. Die 3er-Jäger fühlten sich im Oberallgäu heimisch, weshalb auch das Denkmal auf dem Grünten im Oberallgäu errichtet wurde.

Geschichtlicher Rückblick zum Grüntentag

Bau des Jägerdenkmals.
Seit 1924 wurde am sogenannten Jägertag der Dreitausend im Ersten Weltkrieg gefallenen Gebirgsjäger des Jäger-Regiments 3 gedacht. Somit war der Jägertag der Vorgänger des 1949 durch ehemalige Angehörige des III. Bataillons des Gebirgsjägerregiments 99 eingeführten Grüntentages, welcher nun ein Gedenktag für die ums Leben gekommenen Gebirgsjäger aus beiden Weltkriegen war. Heute gedenkt man zusätzlich aller in Auslandseinsätzen gefallenen Bundeswehrsoldaten und aller in Kriegen verstorbener Menschen. Veranstalter und Organisator war zwischen den Weltkriegen die Kriegskameradschaft der ehemaligen 3er-Jäger. Ab dem Jahr 1937 war hierfür das III. Bataillon des Gebirgsjägerregiments 99 und ab 1949 die Gebirgsjägerkameradschaft Sonthofen verantwortlich. Seit 2003 lädt die „Truppen- und Gebirgsjägerkameradschaft Grünten des Gebirgslogistikbataillons 8“ zum jährlichen Grüntentag ein. Auch die Gruppe der Teilnehmer wurde im Laufe der Zeit umfangreicher. Anfangs waren es nur Überlebende der 3er-Jäger aus dem Ersten Weltkrieg. 1937 nahmen nun auch die Soldaten des III. Bataillons am Gedenktag teil und nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Teilnehmerkreis auf zivile Personen erweitert. Des Weiteren zählen seit einigen Jahren auch Abordnungen von Soldatenverbänden aus dem Ausland zu den regelmäßigen Teilnehmern (z.B. seit 2002 italienische Alpini); der Bekanntheitsgrad im süddeutschen Raum ist allgemein hoch. Der Grüntentag dient nicht der Kriegsverherrlichung.

Das Jägerdenkmal

„[...]ein Mahnzeichen für die Heranwachsenden, ein Troststein für die Armen, deren Stütze, deren Stolz verblichen war.“
Tagebuch zum Bau des Grüntendenkmals.
Mit dem Ziel, der Dreitausend gefallenen Soldaten des Jäger-Regiments 3 im Ersten Weltkrieg zu gedenken, wurde in den Jahren 1923/1924 das höchstgelegene deutsche Kriegerdenkmal auf dem Grünten (1738m) von der „Kriegskameradschaft ehemaliger 3er-Jäger“ errichtet. Der Grünten – auch bekannt als Wächter des Allgäus – war allerdings nicht der ursprünglich geplante Standort für das Jägerdenkmal, sondern der Steineberg bei Immenstadt. Erst auf Anregung des 3er-Jägers Siegfried Berkmann (Sohn des Bürgermeisters von Rettenberg) entschied man sich für den Grünten. Architekt des in Form eines tibetischen Opfermals („Tschorte“) gestalteten Denkmals war Bruno Biehler (ehemaliger 3er-Jäger). Die Sockelmaße betragen 9x9 Meter und es ist ca. zwölf Meter hoch. Weitere am Bau Beteiligte waren der Baumeister Martin aus Rettenberg und der Steinmetz Herz aus Sonthofen, sowie etliche freiwillige Helfer der Kameradschaft ehemaliger 3er-Jäger. Als Stützpunkt während der Bauzeit diente das Grüntenhaus der Geschwister Ettensberg. Unterstützt wurde das Projekt von der Gemeinde Rettenberg, von dem Kemptener Gebirgsjägerbataillon (III./Geb.Jäg.) Btl. 19. (Bayer.Inf.Rgt.19) und von Privatpersonen. Die Einweihung fand anlässlich des 2. Jägertag am 31. August 1924 statt. Im Jahr 1927 wurde das Denkmal durch die Krypta erweitert. Hier befinden sich Namenstafeln der 3000 im Ersten Weltkrieg gefallenen Soldaten des Jäger-Regiments 3. Im Innenraum der Krypta findet man folgenden Spruch: „Wir waren eins in der Liebe zur Heimat und haben ihr alles gegeben - Bruder, wie klein ist Dein Streit“ Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde am 13. September 1953 eine Ehrentafel für die Gefallenen des Gebirgsjäger-Regiments 99 an der Nordseite des Denkmals eingeweiht. Die Inschrift lautet: „Die Tradition dieser ersten deutschen Gebirgstruppe übernahm 1937 das Gebirgsjäger- Regiment 99. Seinen Toten im Weltkrieg 1939-45 zur Ehr!“ Das Denkmal wurde 1975 durch eine Gedenkmauer ergänzt. Auf einer angebrachten Tafel ist zu lesen: „Grundmauer errichtet 1975, Einweihung durch den Divisions-Geistlichen der 1. Gebirgs-Division. Die Steine stammen von Kriegsschauplätzen der Gebirgsjäger. Die Mauer enthält Erde von einem Gebirgsjägergrab im Kaukasus.“ Schließlich wurde 2001 eine Gedenktafel für die ums Leben gekommenen Allgäuer Gebirgssoldaten der Bundeswehr angebracht. Eigentümer des Jägerdenkmals ist seit 1958 der Grüntendenkmal-Erhaltungsverein e.V. Bei der Pflege wird der Verein von der Kreisstadt Sonthofen zusammen mit den am Fuße des Grünten liegenden Gemeinden Rettenberg und Burgberg unterstützt. Seit dem Jahr 2000 steht das Grüntendenkmal unter Denkmalschutz.

Vergleichbare Veranstaltungen

Vergleichbare Veranstaltungen sind beispielsweise die Pordoifeier in den Dolomiten oder die Brendtenfeier in Mittenwald.

Weblinks

Literatur

  • Bischoff, Dieter; Museumsleiter des Gebirgsjägermuseums Sonthofen
  • Deutscher Soldaten- und Kriegerbund in Bayern e.V.: 30 Jahre Kreisverband Oberallgäu – Eine Festschrift von Friedhelm Störmer, Offsetdruck GmbH Sonthofen, 1980
  • Gebirgsjägermuseum Sonthofen

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