Termin
Dieser Brauch findet vom 17. bis 21. April 2025 statt.
Einleitung
Das griechische Osterfest gehört zu den christlich-orthodoxen Feiertagen, die sich vom katholischen Osterfest unterscheiden und jedes Jahr bis zu fast fünf Wochen auseinander liegen können. Ostern zählt zu den wichtigsten Traditionen in Griechenland und wird auch als Heiliges Ostern (griechisch = Ágio Pás-cha) bezeichnet. An Ostern werden die Leiden von Jesus Christus auf eine ganz besondere Art und Weise dargestellt und gefeiert.
In verschiedenen Regionen Griechenlands können zwar die Osterbräuche und –essen unterschiedlich ausfallen, aber im Grunde genommen verändert sich die typische Tradition nicht. Zum griechischen Osterfest dürfen das traditionelle Osterbrot (griechisch = Tsuréki) sowie die roten Eier und natürlich das griechische Ostergebäck (Kulurákia) nicht fehlen.
Ablauf
Die Fastenzeit
Die griechische Osterzeit beginnt bereits 40 Tage vor dem Osterfest mit der Fastenzeit. Dabei verzichten die Christen auf Fleisch und ernähren sich grundsätzlich von Meeresfrüchten, die kein Blut enthalten (z. B. Tintenfisch), Reis und Gemüse. Zusätzlich werden in der griechisch-orthodoxen Kirche jeden Freitag fünf Hymnen über die Heilige Mutter Gottes vorgesungen. Nach dieser Zeit folgt die Große Woche (griechisch = Megáli Ebdomáda) oder die Woche der Leiden von Jesus, in der neben Fleisch, auch kein Öl und Milchprodukte verspeist werden dürfen. In dieser Woche hat sich Jesus für die Menschheit geopfert, indem er sein Blut vergossen hat. Aus diesem Grund dürfen die Christen nicht mit Blut in Berührung kommen oder Nahrung zu sich nehmen, die vom Tier stammt.
Die Große Woche
Die Große Woche beginnt vom Großen Montag und endet am Großen Samstag um Mitternacht mit der Auferstehung von Jesus Christus. Jeden Abend erfolgt der Gottesdienst, an dem sich zahlreiche Christen in die Kirche begeben und die Psalmen über das Leben Gottes aufmerksam verfolgen. Am Großen Dienstag trägt der Pfarrer ein Stück vor (griechisch = Tropário tis Kassianís) über eine hübsche Frau, die sich verliebt, gleichzeitig ihren Körper an Männer verkauft und schließlich zu einer Nonne wird, die ihr Leben ausschließlich im Kloster verbringt und sich Gott widmet, um sich von ihren Sünden zu befreien. Am nächsten Tag bekommen die Christen nach dem Gottesdienst ein Stück Watte, das sie in Öl eintauchen und anschließend ihre Stirn bekreuzigen, damit ihnen ihre Sünden vergeben werden und sie nach ihrer Beichte bereit sind am Morgen des Großen Donnerstag (bekannt als Gründonnerstag) den Segen des Pfarrers zu bekommen.
Gründonnerstag
Der Gründonnerstag ist einer der bedeutendsten Tage der griechischen Osterwoche, da an diesem Tag die zwölf Evangelien, die die Leiden Gottes beschreiben, vorgelesen werden. Nach dem sechsten Evangelium gehen alle Lichter der Kirche aus und die Gläubigen verfolgen mit angezündeten Kerzen und glasigen Augen die Nachstellung der Kreuzigung von Jesus und singen dabei die altgriechische Psalme Símeron kremáte epi ksílou….. (Heute wird er an das Holz gehängt…..). In diesem Augenblick hört man das Hämmern der Nägel womit Jesus an Händen und Füßen an das Kreuz genagelt wurde. Es ist ein sehr emotionaler Moment und die meisten Gläubigen fragen sich mit Tränen in den Augen, warum sich Jesus für die Menschheit opfern und soviel erleiden musste. Im Anschluss darauf wird das Kreuz mit dem Leichnam von Jesus Christus in die Mitte der Kirche gestellt und die Menschen legen Blumen und Kränze davor, um ihre Trauer über seinen Tod auszudrücken. Nach diesem Vorgehen werden die letzten sechs Evangelien vorgetragen und nach dem Gottesdienst übernachten sehr viele Christen dort, um vor der Beerdigung von Jesus noch die letzten Stunden mit ihm zu verbringen, um ihm ihre Liebe zu zeigen und ihm die letzte Ehre zu erweisen. Junge Frauen und Männer schmücken die ganze Nacht mit zahlreichen, weißen und roten Blumen der Saison seinen hölzernen Sarg, worauf am Morgen des Karfreitag der Körper von Jesus Christus darauf gelegt wird. Im Griechischen nennt es sich Epitáfios. Es handelt sich dabei um ein goldbesticktes Tuch, das den Leichnam von Jesus mit der Heiligen Mutter Maria und den Engeln darstellt.
Karfreitag
Am Karfreitag erfolgt durch den Pfarrer das Abnehmen von Jesus Körper vom Kreuz (griechisch = Apokathílosi). Hierbei wird Jesus Körper auf einem Stück Holz abgebildet und symbolisch dargestellt. Danach wird der Leichnam in ein weißes Laken gehüllt und hinter dem Heiligen Tisch (Agía Trápeza) platziert. Im selben Moment wird der Epitáfios, also das goldbestickte Tuch mit dem Leichnam von Jesus auf den hölzernen Sarg gelegt und viele Frauen laufen mehrmals um den Sarg herum, streuen Blütenblätter auf ihn und besprühen ihn mit Myrrhe. Am Abend des Karfreitag trägt der Pfarrer mit seinem Gefolge während des Gottesdienstes den blumenbeschmückten Sarg aus der Kirche und läuft mit ihm und den Gläubigen einmal um die Kirche. Dieser Vorgang symbolisiert die Anzahl der Tage bis zur Auferstehung von Jesus Christus. Nach diesem Rundgang (Periforá) heben vier Männer den Epitáfio vor dem Eingang der Kirche hoch und die Christen laufen unter ihm durch und nehmen sich einige Blumen mit, die für das Gute und die Gesundheit stehen. Außerdem erhalten sie durch das symbolische Verbeugen vor dem Herren den Heiligen Segen.
Großer Samstag
Am Großen Samstag in der Früh gehen die meisten Christen nochmal zur Kirche und nehmen das Brot (symbolisiert den Körper von Jesus) und den Wein (symbolisiert das Blut von Jesus) zu sich, damit sie gesegnet sind und wünschen sich gegenseitig eine Gute Auferstehung (Kalí Anástasi). Am Samstagabend versammeln sich alle Menschen nochmal in der Kirche, feierlich gekleidet mit der traditionell, geschmückten Kerze (griechisch = Lampáda) in der Hand und warten auf den großen Moment. Während der ganzen Zeremonie singt der Pfarrer verschiedene Psalmen, die vom Gesang des Volkes begleitet werden. Sobald der altgriechische Vers Défte lávete fós (Kommt und nehmt Licht) ertönt, wird das Heilige Licht vom Pfarrer an jeden Gläubigen weitergegeben bis alle Kerzen brennen. Um Mitternacht erklingt dann endlich der Psalm (Tropárion), der die Auferstehung von Jesus Christus ankündigt: Christós anésti ek nekrón (Christus ist auferstanden von den Toten, thanáto thánaton patísas mit Seinem Tod hat Er den Tod besiegt, kai tis en tis mnímasi und denen, die in den Gräbern waren, zoín charisámenos. das Leben geschenkt.)
Während der Pfarrer und die Menschenmenge diesen drei Mal zusammen singen, läuten gleichzeitig die Glocken, Feuerwerke erhellen den Himmel, die Kerzen brennen, alle umarmen und küssen sich. Natürlich beten die Gläubigen, indem sie sich gegenseitig die Worte Christós Anésti (Jesus ist auferstanden) und Alithós Anésti (Er ist wahrhaftig auferstanden) zusprechen. Schließlich wünschen sie sich gemeinsam noch Chrónia pollá (Alles Gute).
Nach den Glückwünschen fahren die meisten nach Hause, um das erste Fleischgericht nach einer langen Fastenzeit endlich genießen zu können. Die traditionelle Suppe, bekannt im Griechischen als Majirítsa, besteht aus Innereien vom Lamm, aus Leber, Lunge, Gedärmen, Herz und verschiedenen, aromatischen Kräutern sowie einer Zitronensoße. Außerdem werden die rotgefärbten Eier (symbolisieren das Blut von Jesus) gegeneinander geschlagen und derjenige, dessen Ei ganz bleibt und nicht beschädigt wird, ist der Glückliche für das ganze Jahr. Manche erlauben sich dabei einen Osterscherz, indem sie Eier aus Holz kaufen, sie rot färben und somit jedes Jahr das Eier-Schlagen gewinnen. Beim mitternächtlichen Essen dürfen natürlich das traditionelle Osterbrot (Tsuréki) und das griechische Ostergebäck (Kulurákia) nicht fehlen.
Hintergrund-Infos
Bedeutung und Herkunft
Das griechische Osterfest (Ágio Pás-cha) ist das bedeutsamste Fest der Orthodoxen Kirche (bei den Katholiken ist es die Geburt von Jesus = Weihnachten) und erinnert an die Auferstehung von Jesus Christus. Das Wort Pás-cha bedeutet Übergang und symbolisiert den Übergang der Menschheit in ein vollkommenes Leben. Mit dem Tod von Jesus Christus, der sich für die Menschheit geopfert hat, wurden unsere Sünden beglichen und verziehen. Die Bezeichnung Pás-cha stammt vom hebräischen Wort Pesach und erklärt den Übergang des Hebräischen Volkes aus deren 400-jährigen, ägyptischen Gefangenschaft in die Freiheit. Die Hebräer genießen diesen ganz besonderen Tag, indem sie ein ganzes Lamm verspeisen und gemeinsam zelebrieren. Die ersten Christen haben damals zusammen mit dem Hebräischen Volk das Osterfest gefeiert, bis 51 n. Chr. festgelegt wurde, dass das christliche Ostern nach dem Julianischen Kalender erfolgen soll. (Informationen aus diesem Abschnitt gehen aus dem Interview mit Anna D. hervor)
Der Julianische Kalender
Das Gregorianische und das Julianische Jahr unterscheidet sich nicht allzu sehr voneinander. Das Julianische Jahr ist im Vergleich zum Sonnenjahr / Gregorianisches Jahr (365 Tage) länger und beträgt 11 Minuten und 14 Sekunden mehr. Die Orthodoxe Kirche verwendet den Julianischen Kalender, um Feiertage zu berechnen. Als im Jahre 1924 die griechische Kirche den Kalender um 13 Tage ausbesserte, wurde aus Rücksicht auf die restlichen orthodoxen Kirchen beschlossen, nur den Termin für das griechische Osterfest danach zu bestimmen. Aufgrund dieser fehlerhaften Ausgangslage, dass der Frühlingsanfang 13 Tage später festgelegt ist, kann das orthodoxe Osterfest vom katholischen Osterfest jedes Jahr bis zu fast fünf Wochen auseinanderliegen.
Besonderheiten
In ganz Griechenland werden am Gründonnerstag ausschließlich rote Eier gefärbt, die das Blut von Jesus Christus symbolisieren. In Makedonien, einem Teil Griechenlands, hängen die Hausfrauen ein rotes Tuch auf, das ebenfalls das Blut und die Leiden Jesus darstellt.
Am Karfreitag läuten alle 5 Minuten die Kirchglocken, um die Trauer über den Tod Christus auszudrücken. Meistens regnet es an diesem Tag und die Stimmung der Menschen ist bedrückt. In Kreta (griechische Insel) wird an diesem Tag der Schüler Judas, der Jesus verraten hat, in Form eines Heuhaufens verbrannt.
Am Großen Samstag nach der Auferstehung begeben sich die Gläubigen nach Hause, um nach einer langen Fastenzeit die traditionelle Suppe (Majirítsa), das leckere Osterbrot (Tsuréki) und das griechische Ostergebäck (Kulurákia) zu genießen. Die rotgefärbten Eier und das dazugehörige Eier-Schlagen dürfen natürlich nicht fehlen.
Am Ostersonntag wird im engen Familienkreis Lamm gegrillt (sog. Ovelías), gesungen, getanzt und lange gefeiert. Eine Tradition, die uns das Hebräische Volk weitergegeben hat. Die Hebräer haben zum Osterfest immer Lamm gegessen, das sie aufgespießt (der Spieß wurde als Oveló bezeichnet) über der heißen Kohle grillten und gemeinsam verspeisten. (Informationen aus diesem Abschnitt gehen aus dem Interview mit Anna D. hervor)
Gewährspersonen
Meine persönliche Erfahrung hat mir über die Jahre gezeigt, dass das griechische Osterfest für Senioren, Erwachsene sowie Jugendliche und Kinder die gleiche, wichtige Bedeutung hat. Jugendliche werden schon im Kindesalter religiös erzogen und wachsen mit dem orthodoxen Glauben auf. Man kann wirklich überrascht darüber sein, wie jeder Einzelne die Fastenzeit durchlebt (Jugendliche fasten meistens in der Großen Woche), die Traditionen kennt und sich ungezwungen an den Brauch anpasst. Es ist ein Gefühl der Zugehörigkeit, weil man die Leiden von Jesus die ganze Woche über bis zu seiner Auferstehung miterleben möchte, die Kirche besucht, fastet und gemeinsam das freudige Ereignis am Großen Samstag zelebriert.
Ein herzliches Dankeschön an meine Interviewpartnerinnen für die ausführlichen und interessanten Informationen:
Despina K. aus Griechenland ist in Deutschland geboren, aber mit orthodoxem Glauben aufgewachsen.
Anna D. aus Griechenland ist in Kavala (Gr) geboren und ebenfalls orthodox erzogen worden.
Rezept für das Osterbrot (Tsuréki)
Zutaten
1 Tasse geschmolzene Butter
1 Tasse Zucker
1 1/2 Tassen warme Milch
1/3 Tasse lauwarmes Wasser
10 Tassen Mehl
5 Eier
25 gr. Hefe
Ein bisschen Salz
Mahlepi (Gewürz)
Kardamom (Gewürz)
Orangenabrieb und Orangensaft
Zubereitung
– Zunächst werden Butter, Zucker, Milch, Eier, ein bisschen Salz, Mahlepi, Kardamom, Orangenabrieb und Orangensaft miteinander vermischt. – Danach wird die Hefe in Wasser aufgelöst und hinzugegeben. Schritt für Schritt wird das Mehl ergänzt bis ein fester Teig entsteht.
– Anschließend wird dieser auf einer mit Mehl beschichteten Oberfläche mehrmals geknetet, in eine mit Butter bestrichene Schüssel gelegt und für circa zwei Stunden an einem warmen Ort (Heizofen) platziert.
– Wenn der Teig bereits aufgegangen ist (Volumen), wird er aus der Schüssel genommen, noch einmal geknetet, anschließend in vier Stücke geteilt und zu Bällen geformt.
– Diese Bälle müssen wieder 15 Minuten an einer warmen Stelle ruhen bis sie zu Zöpfchen geflochten werden können. Die Anzahl der Zöpfe kann natürlich je nach Teigmenge unterschiedlich ausfallen.
– Die Osterzöpfe werden in Backformen gelegt und mit einer Decke umhüllt, da sie zum letzten Mal vor dem warmen Ofen ruhen und aufgehen müssen.
– Wenn sie das gewünschte Volumen erreicht haben, werden sie mit Eigelb beschmiert und schließlich bei 180 Grad für 35-40 Minuten goldbraun gebacken.
Weblinks
- http://dreamguides.edreams.de/ostern-griechenland-agio-pas-cha http://dreamguides.edreams.de/ostern-griechenland-agio-pas-cha
- http://www.freizeitfreunde.de/de/editorial/kultur_und_unterhaltung/kultur/kultur_artikel_58881.html
- http://www.ellasnet.de/warum-feiern-alle-christen-ostern-nicht-gemeinsam/
- http://de.wikipedia.org/wiki/Julianischer_Kalender
- http://www.orthpedia.de/index.php/Ostern
- http://www.kathpedia.com/index.php?title=Pascha/Osternacht
- http://www.russische-kirche-l.de/kalender/erklaerung.htm
Literatur
- Tsikopoulos, Kostas: Griechische Enzyklopädie. 1965, Band 4, Seite 416-417.
- Tsikopoulos, Kostas: Griechische Enzyklopädie. 1965, Band 5, Seite 68-70.
Bei den Katholiken ist auch Ostern das größte Fest. Zumindest im Kirchenjahr, vielleicht nicht in der Familie. Bitte schauen Sie nach.
Viele Grüße,
Sehr schön!
Das Datum der Osterwoche ist aber das westliche nicht das orthodoxe.
Wie überall ist ein guter Teil nur an den Feiern interessiert, aber so wie Sie es schreiben klingt es natürlich besser.
Osterbrot und Kardamom ist Geschmackssache, Alternativen sind Anis oder Masticha.
Auf einer Griechenlandseite hat eine Griechin geschrieben „es gibt kein Osterbrot ohne Mahlepi“, darauf habe ich einen
Freund aus einer Bäckerfamilie befragt. Er hat gegrinst und gemeint, daß sie Recht hat.
Mahlepi und etwas Masticha ist für mich das Optimum.
Liebe Grüße
Gerd Schilling